Probefahrt mit dem PANDUR Evolution 6x6 im Zuge der Vertragsunterzeichnung © BKA/A. Wenzel

Vertrag für 225 PANDUR Evolution unterzeichnet

by Doppeladler

Es ist das größte Rüstungsprojekt der Republik Österreich und stellt auch den Ankauf der Eurofighter Typhoon in den Schatten. Für etwa 1,8 Mrd. EUR werden 225 Radpanzer PANDUR Evolution 6×6 in insgesamt 12 Versionen beschafft. Die feierliche Vertragsunterfertigung fand am 19. Februar 2024 in der Endmontagehalle des Herstellers GDELS Steyr in Wien-Simmering statt (General Dynamics European Land Systems – Steyr).

Für die Republik unterfertigten Bundeskanzler Karl Nehammer, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) sowie Generalstabschef Rudolf Striedinger. Für GDELS Steyr Geschäftsführer Martin Reischer und für den wichtigen Zulieferer ESL Advanced Information Technology GmbH (ESLAIT) dessen Geschäftsführer Karl Hufnagl.

Vertragsunterzeichnung am 19.02.2024 bei GDELS Steyr © BKA/A. Wenzel

Vertragsunterzeichnung am 19.02.2024 bei GDELS Steyr © BKA/A. Wenzel

Vom PANDUR Evolution wurden bisher bereits insgesamt 100 Fahrzeuge in drei Tranchen bestellt, deren Auslieferung bis 2025 geplant ist. Der nun abgeschlossene Vertrag hat eine Laufzeit bis 2032 und erhöht die Gesamtzahl auf 325 PANDUR Evolution 6×6. Darüber hinaus werden im Vertrag Optionen für mehr als 150 zusätzliche Fahrzeuge eingeräumt. „Die Beschaffung erfolgt im Rahmen des “Aufbauplans 2032+“, mit dem die österreichischen Streitkräfte umfassend modernisiert werden sollen.

Mit den Fahrzeugen wird vorwiegend die 3. Jägerbrigade ausgestattet: Das Jägerbataillon 17, das Jägerbataillon 19, das Jägerbataillon 33 und das Pionierbataillon 3. Außerdem – und das ist bemerkenswert – das Miliz-Jägerbataillon Burgenland.

Das Vertragsvolumen beträgt etwa 1,8 Mrd. EUR und inkludiert neben den Fahrzeugen auch Logistik, Ersatzteil- und Werkzeugpakete. Kosten für die Infrastruktur (Garagen, Werkstätten usw.) sind nicht enthalten. Der rechnerisch hohe Systempreis von 8 Mio. EUR pro Fahrzeug kann durch die Zusatzleistungen sowie durch die Ausstattung einiger Varianten erklärt werden, welche teilweise den Wert des Basisahrzeugs übersteigt (siehe unten).

Made in Austria

Im Zuge der Vertragsunterfertigung wurde auf die partnerschaftliche Entwicklung des Panzerfahrzeugs zwischen der Industrie und dem Österreichischen Bundesheer hingewiesen. Laut Ministerin Tanner sind 220 heimische Unternehmen an der PANDUR Produktion beteiligt. Die Wertschöpfung im Inland liegt bei über 70%. Bundeskanzler Nehammer verweist auf die Steuereinnahmen, die damit verbundenen Arbeitsplätze, das gesicherte Know-How als Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich. Alleine bei GDELS Steyr sollen zwischen 80 und 100 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt werden.

Mannschaftstransporter PANDUR Evolution 6x6 aus dem 3. Baulos © GDELS

Mannschaftstransportpanzer PANDUR Evolution 6×6 aus dem 3. Baulos © GDELS

Etwa 850 PANDUR in den Konfigurationen 6×6 und 8×8 sind heute weltweit im Einsatz. Aktuell werden die Fahrzeuge in Österreich und Tschechien produziert. Zu den Nutzern zählen unter anderem Belgien, Kuwait, Portugal, Slowenien, Tschechien und die USA.

12 Varianten wurden bestellt

12 Varianten wurden bestellt
  • Mannschaftstransportpanzer MTPz – Basisversion zum geschützten Transport einer 8 Personen Jägergruppe. Bewaffnet mit Waffenstation WS4 Panther von ESLAIT mit 12,7 mm üsMG oder H&K 40 mm GMG. Der Innenraum ist variabel und kann für den Verwundetentransport umgerüstet werden (CASEVAC).
  • MTPz PAL – Umrüstsatz für den Transport und Einsatz der künftigen Panzerabwehrlenkwaffe (Nachfolge PAL 2000).
  • MTPz Fü – Umrüstsatz Führung: Kommando-Fahrzeug mit entsprechenden Führungs- und Kommunikationssystemen.
  • MTPz SAN – Umrüstsatz Sanitätspanzer mit Tragbahren; jedoch nicht nur zum Transport von Verwundeten (das wäre CASEVAC – siehe oben) – sondern dank medizinischer Ausstattung – auch zur Behandlung der Patienten (MEDEVAC).
  • MTPz FlA – Fliegerabwehr mit System Skyranger 30 light. 30 mm Kanone mit Airburst-Munition, Fliegerabwehrlenkwaffe Mistral 3, integriertes Radar und IR-Sensoren. Eingebettet in das Goldhaube System. 36 Stück [zum Beitrag].
  • MTPz SGrW – Schwerer Granatwerfer 120 mm mit Crossbow-Turm (Mörser in UT-120m Turm integriert); vollautomatischer Lader; vollstabilisiert für Feuer in Bewegung; MRSI-Fähigkeit (Multiple Round Simultaneous Impact); Direktfeuer-Fähigkeit. Gerücht: 16 Stück.
  • MTPz JFS – Joint Fire Support: Koordination taktische Feuerunterstützung durch boden- und luftgestützte Waffensysteme (Artillerie, Granatwerfer, Flugzeuge, Drohnen).
  • MTPz Aufkl – Aufklärung mit Sensormast.
  • MTPz FüU – Führungsunterstützung mit Kommunikationssystemen und mechanischer Mastplattform GEROH KV.
  • MTPz Pi – Unterstützungsfahrzeug Pioniere mit Räumschild.
  • MTPz ERFOS – mit dem Erfassungs- und Ortungssystem ERFOS 2 zur Aufklärung im elektromagnetischen Spektrum als Element der elektronischen Kampfführung (EloKa). Das System beinhaltet einen Teleskopmast (mechanische Mastplattform GEROH KV), unterschiedliche Antennen von Rohde & Schwarz.
  • MTPz STÖRSYS – Funk-Störsystem mit mechanischer Mastplattform GEROH KV als Element der elektronischen Kampfführung (EloKa).

Die Stückzahlen pro Variante sind noch nicht bekannt.

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Titelbild: Probefahrt mit dem PANDUR Evolution 6×6 im Zuge der Vertragsunterzeichnung © BKA/A. Wenzel

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