Prototyp AW-169 MA mit Seriennummer s/n 72001 und der Kennung CSX 82014 © Simone Previdi

Kaufvertrag über 18 AW169M Hubschrauber abgeschlossen

by Doppeladler
Italiens Verteidigungsminister Lorenzo Guerini und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bei der Vertragsunterzeichnung © difesa.it

Am 02. Dezember 2021 wurde die Government-2-Government Vereinbarung zwischen Italien und Österreich „für den leichten Mehrzweckhubschrauber AW-169 (LUH)“ unterfertigt. Italiens Verteidigungsminister Lorenzo Guerini und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hatten sich hierfür im Palazzo Esercito in Rom eingefunden (Bild). Die Unterzeichnung des kaufmännischen Kaufvertrags am 20. Dezember 2021 war dann etwas weniger glamourös.

Mit der Unterfertigung beider Verträge steigt Österreich nun offiziell in das AW-169 Light Utility Helicopter (LUH) Programm Italiens ein.

Die Einigung umfasst die Lieferung von 12 AW-169 M.A. (Multiruolo Avanzato – „fortschrittliche Mehrzweckvariante“) mit Kufen und 6 AW-169 B (Addestratore Basico – „Basistrainer“) mit Räderfahrwerk von Leonardo Helicopters. Die Hubschrauber weisen eine ähnlichen Basiskonfiguration wie die Maschinen für das italienische Heer auf, allerdings mit von Österreich gewünschten Änderungen. Der erste Hubschrauber soll schon Anfang Dezember 2022 an Österreich ausgeliefert werden. Das wird voraussichtlich ein AW-169 B sein, dessen Entwicklung weiter ist und von dem auch bereits Maschinen an Italien ausgeliefert wurden. Die Auslieferungen der Maschinen für Österreich erstrecken sich bis 2025.

Darüber hinaus ist im Regierungsübereinkommen enthalten:

  • Missionseinrüstungspakete zur missionsspezifischen Ausrüstung der Hubschrauber (Role Equipment). Im Zuge der Bekanntgabe der Typenentscheidung war von Paketen für Such- und Rettungsaufgaben sowie den Patiententransport, für die Unterstützung von Spezialeinsatzkräften, für die Luftaufklärung sowie zur Bewaffnung die Rede.
  • Wetterradargeräte, Hindernis-Warnsysteme, Elektronische Selbstschutzausrüstung
  • Bodenausrüstung / AGE (Aircraft Ground Equipment)
  • Logistikpaket inkl. Ersatzteile
  • Technische Dokumentation
  • Technische Unterstützungsleitungen
  • Grund- und Fortbildungskurse zur Ausbildung von 26 Piloten und 50 Technikern
  • 2 Flugsimulatoren und 1 Wartungssimulator
Konzeptgrafik Leonardo AW169M / AW169 LUH © Leonardo
Konzeptgrafik Leonardo AW169M / AW169 LUH © Leonardo

Der vertragliche Warenwert umfasst ein Volumen von ca. 346 Mio. Euro. Erwartet wurden ursprünglich rund 300 Mio. Euro. Dieser Preis konnte aufgrund der Simulatoren und teurer Zusatzausstattung nicht gehalten werden. Durch das G2G Geschäft soll der Preis in etwa jenem entsprechen, den Großkunde Italien für die Leistungen an Leonardo Helicopter bezahlt.
Zu diesem Vertragswert hinzu kommen noch Kosten für die Hangarerrichtung bzw. -sanierung, ein Simulatorgebäude sowie weitere bauliche Maßnahmen. Das sind allerdings Kosten, die unabhängig von der Typenwahl für die notwendige Modernisierung der Infrastruktur in Aigen und Langenlebarn aufgewendet werden müssen.

Über den aktuellen Vertragsumfang hinaus wurden Österreich Kaufoptionen auf weitere 12 AW-169 M.A. Hubschrauber und 6 AW-169 B eingeräumt. Würden diese Optionen in vollem Umfang gezogen werden, entspräche dies einer Verdoppelung der Flotte. Diese Optionen stehen vermutlich im Zusammenhang mit einer späteren OH-58B Kiowa Ablöse. Wie die Kleine Zeitung berichtet, wäre ein solcher Wechsel im Jahr 2030 möglich.

Nach wie vor präferiert Österreich ein Kufengestell, welches aber erst im Sommer 2022 zertifiziert wird. Bisherige AW-169 wurden mit einem Räderfahrwerk ausgeliefert. Zur Erprobung wurden zwischen Anfang 2021 und heute Kufen bisher an zwei Testmaschinen montiert (Seriennummer s/n 72001 mit der Kennung CSX 82014 sowie s/n 69005 mit der Kennung I-AWCM).

Prototyp AW-169 MA mit Seriennummer s/n 72001 und der Kennung CSX 82014 © Simone Previdi
Prototyp AW-169 MA mit Seriennummer s/n 72001 und der Kennung CSX 82014 © Simone Previdi

Wenn in voraussichtlich zwei Jahren die letzte ALOUETTE III am Boden bleiben muss, werden erst sechs neue AW-169 ausgeliefert sein. Das Bundesheer gibt zu, dass es dadurch zu einer eine deutlichen Fähigkeitslücke kommt und schiebt das am Rande der Vertragsunterzeichnung auf „Lieferengpässe bei Hochtechnologie-Bauteilen“. Doch der Chip-Mangel ist nur die halbe Wahrheit: Viel mehr ist wieder einmal die Nachfolgeregelung für ein Muster des Bundesheeres von der Politik fahrlässig hinausgezögert worden. Die Lücke wäre bei rechtzeitiger Regelung vermeidbar gewesen.

Updates: 25.12.2021: Details zum Kaufvertrag und die Bilder von Prototyp CSX 82014.

Weiterführende Links:

Titelbild: Prototyp AW-169 MA mit der Kennung CSX 82014 © Simone Previdi

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