AIRPOWER22 - Die Airshow in Zeltweg © Doppeladler.com

Die AIRPOWER22 – Über den Wolken

by Doppeladler

Vor 25 Jahren fand die erste internationale Airshow am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg (Steiermark) statt. Die diesjährige Auflage der AIRPOWER war schon die zehnte Veranstaltung dieser Art (die neunte unter dem Namen AIRPOWER).

Die Jubiläums-Ausgabe ging am 02. und 03. September 2022 über die Bühne. „Über den Wolken“ war das heurige Motto, doch glücklicherweise waren die fliegenden Teilnehmer bei zumeist wolkenlosem Himmel – manchmal auch unter den Wolken – unterwegs und damit gut sichtbar. In der Luft und am Boden waren rund 200 Luftfahrzeuge aus 20 Ländern zu bestaunen. Geboten wurde eine eindrucksvolle Show und das bei freiem Eintritt. Insgesamt fanden sich an beiden Veranstaltungstagen etwa 275.000 Zuschauerinnen und Zuschauer am Flugfeld ein. Rund 25.000 weitere Luftfahrtbegeisterte suchten sich Plätze rund um das Veranstaltungsgelände.

Diese Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die AIRPOWER – gemessen am Publikumserfolg – auch heuer wieder die größte Airshow Europas war (zum Vergleich das berühmte Royal International Air Tattoo / RIAT 2022 in England: 200.000+ Besucher:innen; aber 266 Flugzeuge). Die Bedeutung der Großveranstaltung geht angesichts der vielen Gäste und Teilnehmer:innen aus dem Ausland weit über die Landesgrenzen hinaus.

Eurofighter Typhoon 7L-WI und Alpha Jet der Flying Bulls © Doppeladler.com
Eurofighter Typhoon und Alpha Jet der Flying Bulls © Doppeladler.com

Ko-Organisator Red Bull mobilisierte nahezu die gesamte Flotte der Flying Bulls. Die Oldtimer-Sammlung des Getränke-Herstellers samt erfahrener Crew von Flugzeugenthusiasten könnte im Alleingang eine großartige Airshow abliefern. Die Truppe stellte gleich 22 Flugzeug- und Hubschraubertypen vor und sorgte mit dem „Red Bull Aerobatic Triple“ für das erstmalige gemeinsame Display von Hubschraubern, Flugzeugen und Fallschirmspringern in Wingsuits. Wir sind allerdings eher im Team „Warbirds“ und auch Fans der Hubschrauber-Kunstflieger der fliegenden Stiere.

Wie bisher wurde auch die AIRPOWER22 vom Österreichischen Bundesheer, Red Bull und dem Land Steiermark gemeinsam organisiert. Für das Bundesheer war es die größte Übung des heurigen Jahres. Die Luftstreitkräfte stellten dem Publikum etwa 50 Flugzeuge und Hubschrauber vor. Trotz der Sparmaßnahmen der letzten Jahrzehnte konnten Österreichs Pilotinnen und Piloten mit ihrem hohen Ausbildungsstand voll und ganz überzeugen. Dem internationalen Vergleich kann man sich erhobenen Hauptes stellen. Übrigens ist das auch amtlich: Die gezeigte Abfang-Vorführung von zwei Eurofighter Typhoon und einer C-130 Hercules wurde bei der RIAT 2022 in England als beste Flugvorführung aus Übersee ausgezeichnet!

Die gelungene Eröffnung der AIRPOWER erfolgte in Form der Weltpremiere von “Vibes in the Sky”. Zur eigens komponierten Musik des Österreichers Tristan Schulze präsentierten sich 9 Alouette III mit den Bundesländer-Flaggen, 3 Pilatus PC-6, ein AW169M (Nachfolger der Alouette) und ein Eurofighter Typhoon im Takt. Die Musik wurden von 100 Militärmusikerinnen und Musikern eingespielt.

Die AIRPOWER ist eine Airshow mit Herz © Doppeladler.com
Die AIRPOWER ist eine Airshow mit Herz © Doppeladler.com

KRAFTAKT FÜR DAS BUNDESHEER

Von den 6.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Boden, die zum Erfolg der Airshow beitrugen, waren 4.500 Angehörige der Streitkräfte. So war die AIRPOWER auch eine Großübung für die zivil-militärische Zusammenarbeit. Diesen Aspekt hebt auch Airchief Brigadier Gerfried Promberger, Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte hervor:

„Die AIRPOWER22 ist ja keineswegs eine Veranstaltung der österreichischen Luftstreitkräfte alleine, sondern nahezu aller Bereiche des Österreichischen Bundesheeres und der Zentralstelle. Alle beteiligten Verbände und Kräfte der Land- und Luftstreitkräfte schaffen mit ihrer profunden Vorbereitung und Umsetzung die Voraussetzungen für eine beispiellose Großveranstaltung, nämlich Europas größter Airshow, mit 275.000 Besucherinnen und Besucher an beiden Veranstaltungstage. Nur ein Vergleich dazu: Wir schaffen gemeinsam die logistische Basis des mengenmäßigen Einfließens der Bevölkerung von ganz Salzburg in eine Stadt mit knapp 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern – und dies auch in wichtigen Teilbereichen wie etwa der Verpflegung, der Abfallwirtschaft oder auch der Sanitätsversorgung. Für die eingesetzte Miliz, die Sanität und die Logistik des Bundesheeres stellt die AIRPOWER22 einen hohen Ausbildungswert dar!“

PREMIEREN AUS USA UND CHINA

Auch die beiden Großmächte USA und China ließen die Gelegenheit nicht aus, auf der AIRPOWER22 ein Zeichen zu setzen. China schickte erstmalig ein Transportflugzeug vom Typ Xian Y-20 Kunpeng zu einer Airshow in Europa. Es war erst der zweite Besuch einer Y-20 in Europa überhaupt! Das Flugzeug kann 66 Tonnen Nutzlast transportieren und liegt damit deutlich über der Airbus A400M Atlas jedoch unterhalb der Boeing C-17 Globemaster.


Die US Air Force – leider ein seltener Gast bei einer AIRPOWER – sendete einen Bomber vom Typ Boeing B-52H Stratofortress für einen Überflug. Auch das war eine Premiere. Die Maschine stammte von der 23rd Bomb Squadron, derzeit stationiert in Fairford in Großbritannien.

AIRSHOW ALS SCHAUFENSTER

Auch wenn die Airshow nicht als Verkaufsmesse gedacht war, spielt dieser Aspekt immer auch eine gewissen Rolle. Leonardo nutze die AIRPOWER zur Präsentation des AW169M, jener Hubschrauber-Typ, der ab Ende 2022 langsam die ALOUETTE III beim Bundesheer ablösen wird. Aber auch die M-346 Master, die die Italiener gerne als SAAB 105 Nachfolger sehen würden, wurde im Static Bereich ausgestellt. Aero Vodochody zeigte aus dem gleichen Grund die L-39NG mit einem Aufklärungspod der österreichischen Firma Airborne Technologies. Und auch Saab rührte eifrig die Werbetrommel für den JAS-39C Gripen (weiterhin nicht für die neue JAS-39E) – man kann ja nie wissen, ob man nicht von einer Kurzschlusshandlung der Bundesregierung profitieren kann. In der Luft waren Gripen aus Schweden und Ungarn zu sehen. Am Boden stand ein Modell, welches zu 100% mit Biofuel betrieben werden kann. Und da das Bundesheer einen Hercules-Nachfolger sucht, schickte Brasilien eine Embraer C-390 Millennium und Spanien eine AIRBUS C-295. Eine AIRBUS A-400M Atlas wurde von der Deutschen Luftwaffe präsentiert. Als mögliche PC-7 Nachfolger in der Pilotenausbildung präsentierten sich die neue CAE Design P01 mit 750 PS und Zero-Zero Schleudersitzen und die Diamond DART-750. Beide sind „Made in Austria“. Beide decken nur einen Teil der heutigen Aufgaben der PC-7 ab.

Leonardo AW169M © Doppeladler.com
Leonardo AW169M © Doppeladler.com

WERTSCHÖPFUNG IN DER REGION

Nach offiziellen Angaben der steiermärkischen Landesregierung bringt das AIRPOWER-Wochenende aufgrund der zusätzlichen Nachfrage in den Bereichen Tourismus, Freizeitwirtschaft und Handel sowie Gastronomie eine Wertschöpfung von rund 9 Millionen Euro in der Region Murtal. „Das Murtal war de facto ausgebucht, alle Gastronomiebetriebe in der Region verzeichneten erhöhte Frequenz und Umsätze – und das schon Tage zuvor!“, sagt dazu Oberstleutnant Michael Hendel, Leiter des Projektbüros der AIRPOWER22. Ähnliches schafft nur das Formel 1 Rennen am benachbarten Red Bull Ring in Spielberg.

ALLES SUPER?

Nicht ganz. Verbesserungspotential gibt es: Insbesondere das Verkehrskonzept funktionierte heuer nicht richtig. Ein neues Konzept sollte dazu beitragen, die CO2 Bilanz der Großveranstaltung zu verbessern, sorgte aber vor allem für Frust und Ärger. Auf Sonderzüge und Busse zu setzen ist zwar richtig und wichtig, aber so große Menschenmassen, die gleichzeitig kommen und gehen, benötigen erheblich mehr Kapazitäten. Laut den Veranstaltern konnte man nicht alles wie geplant umsetzen. Der kurze Bahnsteig am Bahnhof Zeltweg entwickelte sich zu einem Nadelöhr. Laut ÖBB hat man mit einem derartigen Ansturm nicht gerechnet. Und bei der Lenkung der PKW hatte man manchmal den Eindruck, die Polizei lenkte die Fahrzeuge nicht zu ihren reservierten Parkplätzen, sondern einfach „weg“. Das geht besser und die Organisatoren sammelten Erfahrungen und Feedback für die Zukunft.
Merkwürdig auch die Liste der verbotenen Gegenstände (Sonnenschirme böse – Regenschirme gut; keine Bollerwagen usw.) – aber die Ordner des Bundesheeres regelten das im Sinne der vielen Familien. Auffallend war auch, dass es so gut wie keine Shops mit Modellbausätzen, T-Shirts, Kappen, usw. gab. Nur AIRPOWER-eigene Merchandising-Stände.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass bei einer AIRPOWER sämtliches fliegendes Gerät des Bundesheeres auch fliegend zu sehen sein sollte. Der Sikorsky S-70A-42 Black Hawk, die Agusta Bell AB-212 waren nur kurz und außerhalb des eigentlichen Flugprogramms zu erspähen. Die Bell OH-58B Kiowa stand überhaupt nur im Static Display.

Abgefangen! QRA-Vorführung der Luftstreitkräfte © Doppeladler.com
Abgefangen! QRA-Vorführung der Luftstreitkräfte © Doppeladler.com

25 JAHRE UND KEIN BISSCHEN LEISER

Das Jubiläum ist Anlass genug für einen kurzen historischen Abriss: In der Donaumonarchie war man von Beginn an an der neu entstandenen Luftfahrt interessiert. Es gab etliche Flugrekorde, erstaunliche Pionierleistungen und öffentlichkeitswirksame Auftritte von „tollkühnen Männer auf ihren ratternden Kisten“.

Die ersten großen Airshows in Österreich waren die Flugmessen in Wiener Neustadt in den Jahren 1993, 1994 und 1995. Am 20. und 21. Juni 1997 fand der erste „internationale Flugtag“ am Fliegerhorst Hinterstoisser des Österreichischen Bundesheeres in Zeltweg statt. Er jährt sich heuer zum 25. Mal.

Die erste AIRPOWER war die AIRPOWER 2000 und begeisterte am 30.06. und 01.07.2000 das Publikum. Mit Teilnehmern aus 21 Staaten und etwa 200.000 Besucher:innen war die Airshow von Beginn an ein großer Erfolg. Es folgten die AIRPOWER03, AIRPOWER05, AIRPOWER09, AIRPOWER11, AIRPOWER13, AIRPOWER16 und die AIRPOWER19. Im Jahr 2003 kam es in Zeltweg zur Weltpremiere des Red Bull Air Race, welches in der Folge eine eigene Rennserie werden sollte. 2005 feierte man das 50-jährige Bestehen des Österreichischen Bundesheers mit vielen historischen Flugzeugen der Luftstreitkräfte im Programm und es erfolgte die Verabschiedung des Saab J-35 Draken mit einem letzten Verbandsflug. 2013 wurde erstmals die 300.000 Besucher-Marke geknackt. 2016 waren 240 Luftfahrzeuge im Programm – bis dato der Rekordwert. Die AIRPOWER19 wurde stark vom schlechten Wetter beeinträchtigt, konnte aber dennoch durchgeführt werden.

Von Seiten der Organisatoren würde man gerne einen 3-jährigen Rhythmus einhalten. Daher wäre die nächste Airshow am Fliegerhorst die AIRPOWER25 im September 2025.

IMPRESSIONEN

Wir haben auch heuer wieder die Speicherkarten zum Glühen gebracht. Unsere Bilder werden nur „tropferlweise“ fertig, daher zahlt es sich aus, regelmäßig reinzuschauen. Alle Bilder © Doppeladler.com

Dritter Veranstalter war das Land Steiermark - repräsentiert durch das langsamste Luftfahrzeug der Show © Doppeladler.comN6123C | North American B-25J Mitchell der Flying Bulls © Doppeladler.com7L-WC | Eurofighter Typhoon im Tiger-Look © Doppeladler.comH46 | Agusta A-108BAi "Razzle Blade" © Doppeladler.com534 | Lockheed Martin F-16C Fighting Falcon des Zeus Demo Teams aus Griechenland © Doppeladler.comDie AIRPOWER22 am Ärmel: Der offizielle Patch © Doppeladler.comFrecce Tricolori © Doppeladler.comAirbus A400M Atlas der Deutschen Luftwaffe © Doppeladler.comCessna CE 208 Amphibian Caravan der Flying Bulls © Doppeladler.com

Weiterführende Links:

Unsere Reportagen aus vergangenen Jahren
Wir waren bei sieben früheren AIRPOWER Shows vor Ort und haben fleißig berichtet:

Titelbild: Viel umjubelter Eurofighter Typhoon. Große Teile der Bevölkerung haben trotz schlechter Presse offensichtlich kein Problem mit dem Jet und seinen Piloten © Doppeladler.com

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