Leichter Kampfpanzer SABRAH auf ASCOD oder PANDUR © ELBIT

Leichter Panzer SABRAH auf Kette oder Rad

by Doppeladler

Der leichte Kampfpanzer SABRAH (Light Tank – LT) wurde von ELBIT Systems Land entwickelt und baut entweder auf dem ASCOD (Kette) oder dem PANDUR II 8×8 (Rad) auf. Die beiden bewährten Panzerfahrzeuge stammen von General Dynamics European Land Systems (GDELS) und sind auf österreichische Entwicklungen zurückzuführen. Mangels aktiver Produktionsstätten im Inland wird jedoch nicht bei GDELS Steyr produziert. Der Turm mit 105 mm Panzerkanone sowie wesentliche Bordsysteme stammen von ELBIT Land Systems, die auch als Systemlieferant das Fahrzeug vertreiben. Erstkunde sind die Philippinen.

DAS SABRAH KONZEPT

Der SABRAH ist ein leichter bis mittlerer Kampfpanzer bzw. ein Panzerfahrzeug zur direkten Feuerunterstützung in der 30 Tonnen-Klasse. Turm und Bordsysteme können je nach Kundenwunsch entweder in den ASCOD oder in den PANDUR II 8×8 integriert werden. Die Kooperation mit GDELS soll laut ELBIT dafür sorgen, dass der SABRAH ein leistungsfähiges, verlässliches und kosteneffizientes Fahrzeug auf bewährten Plattformen ist.

SABRAH TURM

SABRAH auf PANDUR II 8x8 © ELBIT

Der 2-Mann-Turm ist eine israelische Entwicklung und profitiert von den Erfahrungen der ELBIT Turmsysteme und dem für den israelischen Kampfpanzer MERKAVA zuständigen Armee-Direktorat MANTAK. Die 105 mm Panzerkanone Kaliber 52 mit Mündungsbremse stammt von ELBIT. Die effektive Reichweite beträgt 3.600 m, die Feuergeschwindigkeit 6 Schuss pro Minute. 12 Schuss sind im Autolader, weitere 24 Schuss in der Fahrzeugwanne untergebracht. Die Kanone kann neben 105 mm NATO-Munition auch die HE-MP-T M110 Air Burst Granate von ELBIT verschießen. Ein koaxiales 7,62 mm Maschinengewehr und eine Nebelwerferanlage (8x 76 mm) sind eingerüstet. Zusätzlich besteht die Option auf ein Panzerabwehr-Lenkwaffensystem mit 2 startbereiten Lenkwaffen. Eine 2-Achsen-Stabilisierung ermöglicht die Bekämpfung von Zielen während der Fahrt. Dabei unterstützt auch die automatisches Zielverfolgung.

SABRAH Turm © ELBIT

Die elektro-optischen Systeme ermöglichen eine Tag/Nacht-Detektion von Zielen auf 12 km, eine Zielerkennung auf 8 km und eine Identifikation auf 4 km. Ein Battle Management System, Navigations- und Kommunikationssysteme sind Teil des Gesamtpakets. Der SABRAH Turm ist auf Level 4 nach STANAG 4569 geschützt.

Wie die folgende Grafik zeigt, ist das SABRAH Gesamtpaket sehr umfangreich und kann bei Bedarf auch mit dem abstandsaktiven Hardkill-Schutzsystem Iron-Fist oder gar dem Iron-Vision Helmdisplay-System (damit kann man „durch die Fahrzeugwand“ sehen) ausgestattet werden.

SABRAH AUF ASCOD

Der ASCOD ist in Österreich als ULAN, in Spanien als PIZARRO und in Großbritannien als AJAX eingeführt oder in Einführung. Der ASCOD (für Austrian-Spanish Co-operative Development) wurde von der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG und der spanischen General Dynamics / Santa Barbara Sistemas (GDSBS) entwickelt – seit Oktober 2003 sind beide Unternehmen Teil von GDELS.

SABRAH auf ASCOD © ELBIT

Für ELBIT bietet die laufend weiterentwickelte ASCOD Plattform guten Schutz, hohe Mobilität, ein großes Innenraumvolumen bei kompakten Abmaßen und eine hohe Nutzlast im Verhältnis zum Gesamtgewicht. Die Basispanzerung aus Stahl kann mit einem modulares Schutzsystem erweitert werden. Das Fahrzeug kann mit Stahl- oder Gummiketten ausgeliefert werden.
Die ASCOD Plattformen stammen von GDELS Santa Bárbara aus Spanien, wo es eine aktive Produktionslinie für den ASCOD gibt.

SABRAH AUF PANDUR

Der PANDUR II 8×8 wurde von der Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG (heute GDELS Steyr) entwickelt. Er ist in Tschechien, Portugal und Indonesien eingeführt. In Österreich hat man sich für den PANDUR EVOLUTION 6×6 entschieden.

Für ELBIT bietet der PANDUR ein einzigartiges Paket aus robustem Chassis, voll geschütztem Antriebsstrang, hohem Fahrkomfort und niedrige Wartungserfordernisse. Besonders hervorgehoben wird das Automatic Drivetrain Management (ADM): Mit Sensoren, die den Antriebsstrang automatisch überprüfen, passt die Einheit die Leistung für jede Achse und jedes Rad je nach den Straßen-/Geländebedingungen an, so dass sich der Fahrer voll auf den taktischen Einsatz konzentrieren kann.

SABRAH auf PANDUR II 8x8 © ELBIT

Die PANDUR Plattformen stammen von Excalibur Army aus Tschechien. Eigentlich liegt die Lizenzfertigung der PANDUR II 8×8 für Tschechien und Indonesien heute beim Schwesterunternehmen Tatra Defence Vehicle (beide Teil der Czechoslovak Group).

ERSTKUNDE SIND DIE PHILIPPINEN

Die Philippinen sind der Erstkunde für den SABRAH. Die Vertragsunterfertigung erfolgte am 26. Jänner 2021. Es handelt sich um ein Regierungsgeschäft mit Israel für 18 SABRAH ASCOD, 10 SABRAH PANDUR, 1 Bergefahrzeug ASCOD und 1 Kommandofahrzeug ASCOD. Der Kaufpreis beträgt 172 Mio. USD.

Die Philippinen haben bei der Auswahl des Kettenpanzers den SABRAH ASCOD, den K21-105 von Hanwha Defense aus Südkorea (Turm: CMI Defence Cockerill CT-CV 105HP oder 3105) und den türkisch-indonesischen FNSS / PT Pindad HARIMAU (KAPLAN; Turm: Cockerill 3105) betrachtet.

Beim Radpanzer wurden neben dem SABRAH PANDUR auch der italienische IVECO Centauro 2 (Turm: Leonardo / Oto Melara Hitfact) und der türkische OTOKAR Arma 8×8 (Cockerill 3105) betrachtet. ASCOD und PANDUR wurden zunächst mit dem Leonardo / Oto Melara Hitfact Turm angeboten. Der neu entwickelte ELBIT Turm soll aber besser auf die Anforderungen passen und Vorteile beim Autolader sowie den besseren Richtbereich in der Höhe bei niedrigeren Kosten bringen.

Eine nicht unwesentliche Rolle beim Zuschlag für den SABRAH dürfte auch gespielt haben, dass bei einem Turm aus Belgien (CMI Defence Cockerill) politische Hürden befürchtet wurden. Zudem sind zahlreiche ELBIT Systeme im Inselstaat bereits im Einsatz.

Die Fahrzeuge für die Philippinen sind mit dem TORCH-XTM Battle management System und dem E-LynXTM Software Defined Radio System ausgestattet. Bezhalel Machlis, Elbit Systems Präsident & CEO: „Dieser Auftrag für einen leichten Panzer spiegelt die für beide Seiten vorteilhafte strategische Zusammenarbeit zwischen Elbit Systems und GDELS wider, die auf der gemeinsamen Entwicklung und Fertigung von Fahrzeug-Turm-Lösungen basiert. Unser umfassendes Portfolio an Subsystemen verschafft uns eine starke Position auf dem Markt für gepanzerte Fahrzeuge, insbesondere da die Missionsanforderungen immer vielfältiger und zunehmend vernetzt werden. Wir sind davon überzeugt, dass die leichte Panzerlösung SABRAH einen hohen operativen Wert für zusätzliche Streitkräfte bieten kann.“

Ursprünglich lautete die Anfrage der philippinischen Streitkräfte auf 144 leichte Panzer, daher sind Nachfolgebestellungen möglich.

Nachbar Indonesien hatte ähnliche Anforderungen und den PT Pindad HARIMAU sowie den PANDUR II (als PT Pindad COBRA) – beide mit 105 mm Kanone in CMI-3105HP Turm – gewählt.

Den ASCOD Medium Main Battle Tank mit 120 mm HITFACT-Turm (oben rechts) durften wir live in Großmittel bewundern. Die Größe ist eindrucksvoll und die Silhouette im Vergleich zum Kampfpanzer Leopard 2 A4 mächtig.

ZUM ABSCHLUSS

Für viele Experten ist die Klasse der leichten bis mittleren Kampfpanzer ein wachsender Markt. Selbst die US Army möchte mit dem Programm Mobile Protected Firepower (MPF) ein solches Fahrzeug einführen. General Dynamics bewirbt sich auch in den USA mit einem Fahrzeug auf einem österreichisch-spanischen ASCOD Fahrgestell mit einem vom M1 ABRAMS inspirierten Turm und 105 mm Kanone. Als Radpanzer zur direkten Feuerunterstützung ist das M1128 STRYKER Mobile Gun System (MGS) im Einsatz.

Konzept für Mobile Protected Firepower von General Dynamics

Die Mutter aller leichten Panzer ist seit Jahrzehnten der sowjetisch/russische BMP-3 mit 100 mm Kanone. Für die russische Luftlandetruppe wurde der 2S25 Sprut-SD mit 125 mm Panzerkanone entwickelt. Mit dem Sprut-SDM1 wurde das Konzept weiterentwickelt. Auch der chinesische leichte Panzer VT5 (auch Typ 15 oder ZTQ-15) mit 105 mm Kanone und einem Gefechtsgewicht von 33-36 t passt in diese Klasse.

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