Eurofighter Typhoon 7L-WC

WIE SICHER IST DER EUROFIGHTER?

by Doppeladler

Eurofighter Typhoon 7L-WC7L-WC mit der Beschriftung 100.000 Flying Hours anlässlich des runden Jubiläums der internationalen Typhoon-Flotte © Eurofighter

Medienberichten zufolge wurde dem Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz eine Aufstellung bisheriger technischer Probleme beim Betrieb der österreichischen Eurofighter Typhoon zugespielt. Insgesamt sollen 68 Vorfälle aus den vergangenen Jahren aufgelistet sein – Hydraulikprobleme, Computerausfälle, ein sich nicht öffnender Bremsfallschirm und selbst Landungen wegen Treibstoffmangels sind enthalten. Pilz schließt daraus, dass es sich beim Eurofighter um einen Pannenflieger handelt. Abstürze wären nur noch eine Frage der Zeit.

Ein Sprecher des Verteidigungsministerium wies die Aussagen von Pilz zurück. Die Eurofighter seien sehr sicher, bei allen Flugzeugen gebe es hin und wieder technische Probleme.

Die Einschätzung, welche der aufgelisteten Vorfälle kritisch zu werten waren, kann nur von einem Typhoon-Technikexperten getroffen werden, der die Vorfälle im Detail kennt. Ein Durchstarten, weil sich ein Bremsfallschirm nicht öffnet, ist kein ernstes Problem. Der Typhoon kann danach auch ohne Schirm landen. Auch sind kritische Systeme im Eurofighter mehrfach vorhanden. Fällt z.B. eine Fly-by-Wire Flugsteuerung aus, sind noch 3 Back-Up Steuersysteme verfügbar. Es sind zwei Triebwerke vorhanden. Auch das oben erwähnte Hydraulik-System gibt es doppelt. Aus Sicherheitsgründen wird dennoch bei einem technischen Problem ein Flug sofort abgebrochen.

Eurofighter TyphoonÖsterreichischer Typhoon bei der Wartung. Die Techniker in Zeltweg können auf eine beeindruckend niedrige Unfallbilanz hinweisen. Doch dürfen die laufenden Einsparungen und die ständig herunterverhandelte Service- und Logistik-Verträge nicht unerwähnt bleiben © Eurofighter

Das System Eurofighter Typhoon ist komplex und befindet sich beim Bundesheer noch immer in der Einführungsphase. Mit technischen Problemen ist immer zu rechnen und Abstürze kann man auch nach vielen Jahren niemals ausschließen.

Doch ein großer Teil der Ausbildung von Besatzungen und Technikern befasst sich mit Notfallprozeduren. Die Techniker in Zeltweg können auf eine beeindruckend niedrige Unfallbilanz hinweisen.  „Auf Grund unserer hohen Sicherheitsstandards wird der Eurofighter bei jeder Kleinigkeit zurückgeholt. Das passiert nur alle 100 Flüge einmal – ein im internationalen Vergleich beachtlicher Wert“, so der Kommandant des Streitkräfteführungskommandos, Generalleutnant Mag. Günther Höfler.

Auch aufgrund internationaler Erfahrungen – u.a. auch Einsatzerfahrungen über Libyen – kann der Typhoon als sicheres Flugzeug mit einem hohem Klarstand angesehen werden. Bereits Anfang 2011 wurden mit den Typhoons 100.000 Flugstunden absolviert. 260 Flugzeuge aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien, Saudi Arabien und Österreich haben diese Stunden gesammelt.
Auf Basis einer Liste von 68 Mängeln zu versuchen, dem Typhoon das (ebenfalls unbegründete) Schrottflieger-Image eines Saab Draken zu verleihen, ist unseriöse Panikmache.

Eurofighter Typhoon der Italian Air Force Italienischer Typhoon im Einsatz zur Aufrechterhaltung der Flugverbotszone über Libyen. Er ist mit 4 AMRAAM Mittelstrecken- und 4 IRIS-T Kurzstrecken-Lenkwaffen bewaffnet. Großbritannien setzt den Typhoon auch zur Bekämpfung Gaddafi-treuer Bodentruppen ein. Die Einsatzerfahrungen mit dem neuen Flugzeug sind durchwegs positiv © Eurofighter

In der Reaktion des Verteidigungsministeriums sind einige interessante Fakten enthalten. Die österreichische Eurofighter-Flotte absolvierte bereits rund 3.200 Flugstunden. Das entspricht einer Dauer von 134 Tagen, an denen die Jets ununterbrochen fliegen würden. 2010 wurden 1.205 Flugstunden absolviert, 2011 bereits 600 Stunden. In den vergangenen drei Jahren – seit Mitte 2008 – wurden 194 „Priorität Alpha“-Einsätze geflogen. Das sind Einsätze, bei denen unerlaubt in den österreichischen Luftraum einfliegende Luftfahrzeuge – zumeist ohne Funkkontakt mit der Flugsicherung abgefangen und identifiziert wurden. Nicht erwähnt wurden die Patrouillenflüge im Rahmen von Luftraumsicherungsoperationen wie beim WEF in Davos und beim WEF in Wien. „Priorität Beta“-Einsätze – das sind alle Flüge, die zur Ausbildung für oder zur Übung von „Priorität Alpha“-Flügen dienen – wurden 1.236 geflogen.

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1 comment

Cyclop 23. Juni 2011 - 09:24

Hier einige der von Pilz zitierten Vorfälle. Finde ich alle nicht bedrohlich.

7.4.2009: Computer haben zu wenig Kapazität: Absturzgefahr!
8.5.2009: Mehrfachfehler, alle Lampen leuchten, Pilot weiß nicht, ob Systeme noch funktionieren
4.6.2009: Pilot kann Fahrwerk nicht einziehen
22.7.2009: Künstlicher Horizont, Geräteanzeigen weg
3.9.2009: Pilot meldet schwere Vibrationen
11.9.2009: Systemfehler – Pilot kann sich auf Anzeigen nicht mehr verlassen
3.12.2009: Maschinenprobleme zwingen zur Notlandung
16.2.2010: Alpha- Einsatz kann nicht geübt werden – stundenlanges Warten bis „startklar“
25.2.2010: Absturzgefahr wegen Fehler beim Kerosin- Umpumpen
16.4.2010: Ausfall der Spritanzeige – Notlandung
20.4.2010: Gleich drei „Emergencies“ (Notfälle) an nur einem Tag, darunter höchster Notfall wegen eines Hydraulikfehlers
17.5.2010: Reifenschaden schon auf dem Rollweg
12.8.2010: Pilot meldet schlagendes Geräusch – Notlandung
12.10.2010: Ausfall von Navigation und Funk – auch hier Notlandung
12.1.2011: Probleme mit den Landeklappen
12.4.2011: Bremsschirm nicht geöffnet, Schirm ungeöffnet herausgefallen
Kostenexplosion beim Fliegerhorst Zeltweg

Quelle: http://www.krone.at/Oesterreich/Pilz_zu_Eurofighter_Absturz_nur_eine_Frage_der_Zeit!-Gruene_Pannen-Bilanz-Story-269192

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