Zum Schutz des World Economic Forum 2024 (WEF 2024) in Davos in der Schweiz, führte das österreichische Bundesheer die Luftraumsicherungsoperation DÄDALUS 2024 durch. An der heurigen Auflage nahmen nicht nur zahlreiche völkerrechtlich geschützte Personen teil; durch die Ukraine-Gespräche in Anwesenheit von Präsident Selenskyj erhielt die Konferenz zusätzliche Brisanz.
Da der Veranstaltungsort nahe der Grenze zu Österreich liegt, reichte das Flugbeschränkungsgebiet mit einem Radius von 25 Nautischen Meilen (rund 46 Kilometer) um den Veranstaltungsort weit in den österreichischen Luftraum hinein. Teile der Länder Vorarlberg und Tirol waren vom Einsatz betroffen. Auch die Lufträume des Fürstentums Lichtenstein und Italiens wurden von der Zone berührt.
Die Flugbeschränkungen zum Schutz des WEF 2024 galten nicht nur für Flächenflugzeuge und Hubschrauber, sondern teilweise auch für Paragleiter, Gleitschirme, Modellflugzeuge, Drohnen und Fesselballone. Das Bundesheer reagiert darauf mit einem mehrstufigen Abfang-Konzept – vom bewaffneten Hubschrauber OH-58B Kiowa über die Pilatus PC-7 Turbo-Props bis zum Eurofighter Typhoon.

Flugbeschränkungsgebiet um Davos mit einem Radius von 25 Nautischen Meilen (rund 46 Kilometer) © VBS
Die Operation DÄDALUS 2024 wurde vom 12. bis 19. Jänner 2024 durchgeführt. Über 1.000 Soldatinnen und Soldaten und 24 Luftfahrzeuge – zwölf Flächenflugzeuge und zwölf Hubschrauber – waren im Einsatz. In Summe wurden 190 Einsätze geflogen und 350 Flugstunden geleistet. Am Boden wurde mit AZR FLAMINGO und SKYGUARD-Radargeräten in kaum einsehbaren Alpentälern das Luftbild der Großraum-Radarstationen der Goldhaube verdichtet. So wurde eine verdeckte Annäherung von Luftfahrzeugen an den Veranstaltungsort verhindert. Auch ELDRO-Teams zur Drohnenabwehr kamen zum Einsatz.
Wie in früheren Auflagen war DÄDALUS sowohl ein Einsatz als auch eine Übung und so wurden neben allen Tätigkeiten, die für den Einsatz unmittelbar erforderlich waren auch Einsätze trainiert, die glücklicherweise im Realeinsatz nicht benötigt wurden. Hier sind beispielsweise die ERTA Notfallteams zu nennen, die im Falle von Flugunfällen mit ihren Hubschraubern zum Einsatz kommen (ERTA – Emergency Response Team Air).
Sechs Luftraumverletzungen
Im eingeschränkten Luftraum wurden insgesamt 299 zivile Fluggenehmigungen erteilt und überwacht. Insgesamt sechsmal wurde der Luftraum von langsam fliegenden Luftfahrzeugen, wie etwa einmotorigen Propellermaschinen, verletzt. Diese werden in der Regel durch die PC-7 abgefangen. Die Piloten hatten das Flugbeschränkungsgebiet missachtet, wurden abgefangen und identifiziert. Anschließend wurden sie aus dem Flugbeschränkungsgebiet eskortiert. Die Vorfälle wurden zur weiteren Behandlung an die zivilen Behörden übergeben und die Piloten haben Anzeigen zu erwarten.

Abgefangen von einer Pilatus PC-7 des Bundesheeres © Bundesheer
Staatsvertrag erleichtert Zusammenarbeit
Im Zuge von DÄDALUS 2024 kam der bilaterale Staatsvertrag „Grenzüberschreitende Luftraumüberwachung“ mit der Schweiz zur Anwendung. Dieser gestattet und regelt die Verfolgung verdächtiger Flugzeuge auch in den jeweils anderen Luftraum. Der Einsatz von Waffengewalt über dem Nachbarstaat ist jedoch untersagt. Ein ähnlicher Staatsvertrag mit Deutschland befindet sich gerade im parlamentarischen Prozess und wurde dem Landesverteidigungsausschuss zur Behandlung zugewiesen.
Schweizer Einsatz
Auf Schweizer Hoheitsgebiet dauerte die Einschränkung des Luftraums bis 20. Jänner 2024. Neben der Luftraumsicherung durch die F/A-18 Hornet führte die Schweizer Luftwaffe Transporte von völkerrechtlich geschützten Personen und Materialtransporte durch und sicherte Davos auch mittels bodengestützter Luftverteidigung. Weitere Einheiten wie Sanitätsdienst und ABC-Abwehrtrupps befanden sich in Bereitschaft. So standen täglich rund 4.150 Angehörige der Schweizer Armee im Einsatz. Auf Schweizer Seite kam es zu einem einzelnen „geringfügigen Regelverstoß“ im eingeschränkten Luftraum.

Die Schweiz setzte Abfangjäger F/A-18C Hornet und bodengestützter Luftverteidigung ein © VBS Archivbild
Letzter Einsatz des Austrian Tigers
Die Luftraumsicherungsoperation war der letzte Einsatz des Eurofighter Typhoon 7L-WC in der schönen „Austrian Tigers“ Folierung. Dem Jet steht nun ein größeres Wartungsereignis bevor, bei dem die Folien abgezogen werden müssen. Der Erstflug des von Stabswachtmeister Chris Erhart erstellten Designs fand am 06. Juli 2022 statt.
Übrigens musste auch der deutsche Eurofighter 30+76 mit der Folierung „74 Tiger“ gerade Federn lassen. Auch dieser Jet wurde von Erhart gestaltet.

Letzter Einsatz von 7L-WC in der Austrian Tigers Folierung © M. Weinberger
Impressionen
Weiterführende Links:
- Bundesheer: Grenzüberschreitende Luftraumsicherungsoperation „DAEDALUS24“ erfolgreich beendet; bmlv.gv.at; 19.01.2024
- Armee zieht positive Bilanz zum WEF-Einsatz; vtg.admin.ch; 19.01.2024
Danksagung: An dieser Stelle herzlichen Dank an Michael Weinberger, der uns seine beeindruckenden Aufnahmen aus Zeltweg und Aigen im Ennstal zur Verfügung gestellt hat.
Titelbild: Pilatus PC-7 Turbo Trainer mit Kanonenpods © Bundesheer