Neue gepanzerte Fahrzeuge © Bundesheer

NEUE GEPANZERTE FAHRZEUGE

by Doppeladler

Vorstellung neuer gepanzerter Fahrzeuge in der Rossauer Kaserne © BundesheerVorstellung neuer gepanzerter Fahrzeuge in der Rossauer Kaserne © Bundesheer

Am 04. Juni 2018 wurde im Innenhof der Rossauer Kaserne, dem Sitz des Verteidigungsministeriums, die neue Generation an gepanzerten Fahrzeugen für das Österreichische Bundesheer vorgestellt.

Es handelte sich um den Mannschaftstransportpanzer Pandur Evo, das geschützte Universalgeländefahrzeug BvS10 AUT Hägglunds sowie um zwei neue Varianten des Dingo 2. In Summe 124 Fahrzeuge, die bereits 2016 bestellt wurden und sich in Summe mit etwa 256 Mio. EUR zu Buche schlagen. Im Zeitraum von 2017 bis 2019 werden sie an die Truppe ausgeliefert.

Alle Fahrzeuge sind mit einer elektrisch fernbedienbaren Waffenstation (efWS) vom Typ WS4 Panther des Wiener Unternehmens ESL Advanced Information Technology GmbH (ESLAIT) ausgestattet. Die „Einheits-Waffenstation“ des Bundesheeres ist bereits vom HUSAR und PANDUR bekannt und grundsätzlich mit dem 12,7 mm üsMG ausgestattet, kann aber auch mit dem 7,62 mm MG 74 oder einer (nicht eingeführten) 40 mm Granatmaschinenwaffe verwendet werden. Eine Nebelwerferanlage mit 6 Werfern ist ebenfalls im Turm integriert. Die Waffenstation ist stabilisiert und kann daher aus der Bewegung heraus zielgenau feuern.

MANNSCHAFTSTRANSPORTPANZER PANDUR EVO

Der PANDUR EVO („Evolution“) ist eine Weiterentwicklung des bewährten PANDUR 6×6. Wie berichtet, wurden 2016 34 Mannschaftstransportpanzer um 105 Mio. EUR bei GDELS Steyr bestellt (General Dynamics European Land Systems – Steyr). Es handelt sich um neue Fahrzeuge und nicht um Umbauten. Die Waffenstation liefert ESLAIT zu. Es besteht eine Option auf weitere Fahrzeuge.

Mannschaftstransportpanzer PANDUR EVO 6x6 © DoppeladlerTeam / Vojtenko
Die Evolution des Mannschaftstransportpanzers PANDUR © DoppeladlerTeam / Vojtenko

Der PANDUR EVO weist einen höheren ballistischen und Minen-Schutz auf und erhält eine integrierte ABC-Schutzanlage. Das Mehrgewicht wird durch ein stärkeres Triebwerk kompensiert. Das Leistungsgewicht steigt gar von 11,3 kW/t auf 20 kW/t. Etwa 1,2 t sind designmäßig als künftiges Aufwuchspotential für zusätzlichen Schutz oder Ausrüstung vorgesehen. Neu im PANDUR ist auch ein Anti-Blockier-System ABS. Außerdem: Eine leistungsfähige Bordelektronik, Kommunikationsausstattung inkl. Intercom sowie ein neuartiges Tag/Nacht-Rundumsichtsystem.

Die neue Zelle bietet mehr Platz – neben Fahrer, Bordschützen und Kommandanten haben 9 Personen Platz. Statt Hecktüren erfolgt der Zugang über eine Rampe. Trotz dieser vielen Verbesserungen soll eine hohe logistische Gleichheit mit der bestehenden PANDUR-Flotte bestehen, um die Versorgung und Ausbildung zu vereinfachen.

Bei dem abgebildeten Fahrzeug handelt es sich um den ersten Prototypen, der direkt aus dem Wiener GDELS Werk überstellt wurde. Es erhält noch den neuen 3-Farb-Tarnanstrich, der beim BvS10 und den Dingos zu sehen ist. Im September 2018 wird dieses Fahrzeug dem Bundesheer für Tests ausgeliefert. In Allentsteig wurden an einer Fahrzeughülle Sprengversuche zum Nachweis des geforderten Schutzniveaus durchgeführt.

Mannschaftstransportpanzer PANDUR EVO 6x6 © DoppeladlerTeam / VojtenkoMannschaftstransportpanzer PANDUR EVO 6x6 © DoppeladlerTeam / VojtenkoMannschaftstransportpanzer PANDUR EVO 6x6 © DoppeladlerTeam / VojtenkoMannschaftstransportpanzer PANDUR EVO 6x6 © DoppeladlerTeam / Vojtenko

UNIVERSALGELÄNDEFAHRZEUG HÄGGLUNDS

Das geschützte Universalgeländefahrzeug BvS10 AUT Hägglunds entspricht dem Typ BvS10 Mk IIB Viking von BAE Systems Hägglunds. Wie berichtet wurden 32 Fahrzeuge bestellt. Die Kosten werden mit 85 Mio. EUR angegeben.

Geschütztes Universalgeländefahrzeug BvS10 AUT Hägglunds © DoppeladlerTeam / Vojtenko
Geschütztes Universalgeländefahrzeug BvS10 AUT Hägglunds © DoppeladlerTeam / Vojtenko

Die zwei mit einem Gelenk verbundenen Fahrzeugteile und das breite Gummi-Raupen-Fahrwerk machen den BvS10 äußerst geländetauglich. Mit Auftriebshilfe ist das Fahrzeug schwimmfähig.

In die Version BvS10 Mk IIB sind bereits die Viking-Einsatzerfahrungen der Briten in Afghanistan oder der Niederländer im Tschad eingeflossen. Die Fahrzeuge weisen einen Ballistik- und Minenschutz sowie eine ABC Schutzanlage auf.

Im Vorderwagen finden 4 Personen, im Hinterwagen finden 6 Personen Platz. Mit den 32 Hägglunds sind 16 Anhänger sowie je zwei Rüstsätze „Gefechtsstand“ und „Sanitätstransport“ beschafft worden. Auch an Schneeräum-Schilder und Schiträger hat man gedacht. Anfang 2018 absolvierte ein Fahrzeug Tests in den österreichischen Alpen.

Die Waffenstation WS4 kann beim BvS10 gekippt werden. Wie beim PANDUR EVO ist ein neuartiges Tag/Nacht-Rundumsichtsystem vorhanden.

Die Hägglunds werden den Gebirgstruppen und dem Pionierbataillon 2 zugeteilt.

Geschütztes Universalgeländefahrzeug BvS10 AUT Hägglunds © DoppeladlerTeam / VojtenkoElektrisch fernbedienbare Waffenstation efWS WS4 Panther von ESLAIT mit 12,7 mm MG © DoppeladlerTeam / VojtenkoBedienung der Waffenstation WS4 Panther © DoppeladlerTeam / VojtenkoCockpit © DoppeladlerTeam / VojtenkoFahrer © DoppeladlerTeam / VojtenkoBordschütze © DoppeladlerTeam / VojtenkoSkandinavisches Innenraumdesign? © DoppeladlerTeam / VojtenkoVorderwagen für 4 Personen © DoppeladlerTeam / VojtenkoHinterwagen für 6 Personen © DoppeladlerTeam / Vojtenko

ALLSCHUTZFAHRZEUG DINGO 2

Von den 58 neu bestellten Allschutzfahrzeugen DINGO 2 sind 18 Stück der ersten Tranche bereits 2017 ausgeliefert worden. Für diese Beschaffung sind laut Ministerium 64 Mio. EUR vorgesehen. Die neuen Fahrzeuge ergänzen die bestehende Flotte von 20 Patrouillen- und Sicherungsfahrzeugen, 12 AC-Aufklärungs- und 9 Notfallfahrzeugen auf dann insgesamt 99 DINGO 2.

58 neue Allschutzfahrzeuge DINGO 2 wurden beschafft © DoppeladlerTeam / Vojtenko
Vorne Dingo 2 A3 PatSi , dahinter DINGO 2 A3 MatE © DoppeladlerTeam / Vojtenko

46 Fahrzeuge der Bestellung sind Patrouillen- und Sicherungsfahrzeuge (auch „Patrouillensicherungsfahrzeuge“) und wurden als Dingo 2 A3 PatSi vorgestellt. Sie entsprechen  dem Typ DINGO 2 A3.3 des Herstellers Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG (KMW). Gegenüber den vorhandenen DINGO 2 weisen die Fahrzeuge eine höhere Nutzlast auf. Sie sind an der WS4 Panther Waffenstation, dem EMPL Staukasten am Heck (anstelle einer Plane) und dem IR-Scheinwerfer am Kühlergrill zu erkennen.

Patrouillen- und Sicherungsfahrzeuge Dingo 2 A3 PatSi © DoppeladlerTeam / VojtenkoPatrouillen- und Sicherungsfahrzeuge Dingo 2 A3 PatSi © DoppeladlerTeam / VojtenkoPatrouillen- und Sicherungsfahrzeuge Dingo 2 A3 PatSi © DoppeladlerTeam / VojtenkoPatrouillen- und Sicherungsfahrzeuge Dingo 2 A3 PatSi © DoppeladlerTeam / VojtenkoPatrouillen- und Sicherungsfahrzeuge Dingo 2 A3 PatSi © DoppeladlerTeam / Vojtenko

12 Fahrzeuge sind Materialerhaltungsfahrzeuge DINGO 2 A3 MatE – vom Hersteller KMW wird die Variante als Gefechtsschadensinstandsetzungs- und Wartungstrupp (DINGO 2 GSI) bezeichnet. Das Fahrzeug soll Gefechts- und Verschleißschäden unter Einsatzbedingungen vor Ort schnellstmöglich zu beheben und die Funktionsfähigkeit der beschädigten Fahrzeuge wiederherstellen. Im Heckaufbau von EMPL mit elevierbarem Dach ist eine Werkstatt eingerichtet. Eine Abschleppstange wird am Heck mitgeführt. Das Fahrzeug hat eine 3-köpfige Besatzung.

Materialerhaltungsfahrzeug DINGO 2 A3 MatE © DoppeladlerTeam / VojtenkoDer Werkstattaufbau ist vom EMPL © DoppeladlerTeam / VojtenkoWerkstattaufbau © DoppeladlerTeam / VojtenkoWerkstattaufbau © DoppeladlerTeam / VojtenkoMaterialerhaltungsfahrzeug DINGO 2 A3 MatE © DoppeladlerTeam / VojtenkoDie neuen Fahrzeuge bedeuten geschützte Mobilität auf hohem Niveau für Österreichs Soldaten © DoppeladlerTeam/Vojtenko

Einige DINGOs dürften laut den Unterlagen mit einem Detektor zur Anzeige von AC-Bedrohungen ausgestattet sein.

ZUSAMMENFASSUNG


Verteidigungsminister Kunasek präsentiert die Ergebnisse seines Vorgängers. Alle Fahrzeuge waren bereits 2016 von Minister Doskozil bestellt wurden © DoppeladlerTeam / Vojtenko

Alle drei Fahrzeugtypen werden bereits seit vielen Jahren von der Truppe dringend erwartet. Die Plattformen weisen eine hohe Mobilität auf. Das Schutzniveau entspricht heutigen Standards für die jeweiligen Aufgaben. Auch der Ausrüstungsstand entspricht grundsätzlich dem Stand der Technik. Aber auch nach dem Zulauf dieser immerhin 124 gepanzerten Fahrzeuge ist der Bedarf an geschützter Mobilität bei weitem noch nicht abgedeckt, denn nur ein Bruchteil der Jägerbataillone lassen sich damit ausstatten. Für die Mehrheit heisst es weiterhin Carsharing – denn auch bei den ungeschützten Transportfahrzeugen besteht großer Bedarf. Budgetbedingt gehen derzeit die Planungen in Richtung weiterer Abbau der Gesamtstückzahlen.
Auch im Vergleich mit Beschaffungsprogrammen für gepanzerte Fahrzeuge anderer EU Staaten fallen die geringen Stückzahlen auf. Bei Fahrzeugen für Auslandsmissionen sind mittlerweile Störsender gegen das Auslösen ferngesteuerter Sprengfallen, Laserwarngeräte und Schuss-Detektoren verbreitet. Diese Systeme sind im Bundesheer nicht vorhanden (bis auf Testgeräte und die Laserwarngeräte der in Einführung befindlichen Aufklärungs-Husaren).

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