Bewährungsprobe für das Jägerbataillon 25 © US Army / JMTC
Wenn die US Army die Mobilisierung und den Einsatz einer schnellen Eingreiftruppe für Europa trainiert, dann ist das auch für befreundete Nationen eine viel versprechende Übungsmöglichkeit. Das Bundesheer hat diese Chance optimal genutzt und das luftbewegliche Jägerbataillon 25 sowie vier Hubschrauber nach Deutschland entsandt. Heraus kam ein intensives Training unter nicht alltäglichen Rahmenbedingungen – für manche war es gar „die beste Übung ihrer Karriere“.
Die multinationale Übung „COMBINED RESOLVE II“ („gemeinsame Entschlossenheit“) fand vom 15. Mai bis 30. Juni 2014 auf den deutschen Truppenübungsplätzen Hohenfels und Grafenwöhr statt. An der von der US Army Europe USAREUR geführten Übung nahmen etwa 4.000 Soldatinnen und Soldaten aus 15 NATO und „Partnerschaft für den Frieden“ – Staaten teil: Albanien, Belgien, Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Georgien, Ungarn, Kosovo, Litauen, Polen, Rumänien, Serbien, Slowenien, die USA und Österreich.
Es war ein Heimspiel für die US-Mannschaft, denn in Gafenwöhr befindet sich das „Joint Multinational Training Command“ (JMTC) und in Hohenfels das „Joint Multinational Readiness Center“ (JMRC).
Gruppenbild der teilnehmenden Nationen © Bundesheer
EUROPEAN ROTATIONAL FORCE
Zweck der Übung war die erstmalige Aktivierung der „European Rotational Force“ (ERF) der US Army, gebildet von einem Combined Arms Battalion des 1st Brigade Combat Team, 1st Cavalry Division (1/1 CD) aus Ft. Hood, Texas. Diese Einheit, genannt die „Iron Horse Brigade“, wird auch das US Kontingent der NATO Response Force (NRF) bilden.
Die ERF ist Teil des neuen Konzeptes der USA, trotz der Reduzierung der in Übersee stationierten Truppen seinen europäischen Verbündeten im Krisenfall beizustehen. Im Anlassfall wird diese Kampftruppe ohne schweres Gerät über den Atlantik geflogen. In Grafenwöhr wartet erstmalig das „European Activity Set“ (EAS) – top-moderne Ausrüstung für die Kampftruppe – inkl. 29 Kampfpanzer des Typs M1A2 SEPv2 Abrams und 33 Schützenpanzer M2A3 bzw. M3A3 Bradley.
Für alle an der Übung teilnehmenden Nationen ergibt sich durch die Aktivierung der ERF die Möglichkeit, von der hochgefahrenen Infrastruktur zu profitieren und den Kampf mit verbundenen Waffen zu trainieren.
Jemand hat vergessen der US Army von dem in Österreich ausgerufenen Ende der Panzerschlachten zu erzählen. Schützenpanzer der Typen M2A3 uns M3A3 Bradley © US Army – 1/1 CD
TASK FORCE TIGER
Das Bundesheer nahm vom 12. Mai bis 3. Juni 2014 an der Übung teil und entsendete rund 350 Soldaten. Kern des Kontingents bildete das luftbewegliche Jägerbataillon 25 (JgB25) – das im Zuge der Pilotversuche für ein Berufsheer neu geschaffene Kaderbataillon. Die Einheit stellt nun gemeinsam mit dem Jagdkommando die infanteristische Speerspitze der heimischen Streitkräfte dar und muss für anspruchsvolle Aufgaben entsprechend fit gemacht werden. Dem österreichischen Bataillon – bei der Übung „Task Force Tiger“ genannt – wurde eine US-amerikanische und eine bulgarische Kompanie unterstellt. Zweites wichtiges Element war das Helicopter Detachment, bestehend aus vier Agusta Bell AB-212 der 2. leichten Transporthubschrauberstaffel aus Linz-Hörsching – 5D-HZ (taktische Nummer 1), 5D-HY (2), 5D-HX (3) und 5D-HR (4).
Auch ein heimisches Einsatzkamerateam, Kampfunterstützungs- und Verbindungsoffiziere, Pioniere und Logistiker nahmen an der Übung teil. In Summe standen rund 600 Mann unter österreichischen Kommando.
Das JgB25 erhielt den Grundauftrag, die Provinzhauptstadt einer krisengebeutelten Region zu sichern und im Bedarfsfall gegen Angriffe aus einem fiktiven Nachbarland zu verteidigen. Dabei mussten sie sich auch gegen Panzerattacken zur Wehr setzen. Das Kärnter Bataillon nahm auch an Gegenschlägen teil. Daneben gab es zusätzliche Übungseinlagen – z.B. wurden auch kampfstarke Evakuierungsoperationen trainiert – statt den angekündigten acht Gegnern versuchten 40 Feinddarsteller, die Operation zu vereiteln.
Die von Österreich geführte „Task Force Tiger“ nimmt Aufstellung © Bundesheer
Besonderes Highlight und gleichzeitig eine Herausforderung war, dass die Österreicher bei ihren Einsätzen nicht nur von Artillerie unterstützt wurden, sondern auch A-10 Thunderbolt II Erdkampfflugzeuge und AH-64 Apache Kampfhubschrauber anfordern konnten.
„Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass die Kampfunterstützung im vollen Spektrum durchgeführt wird. Zum Beispiel, wenn ich einen Kampfhubschrauber anfordere, dann unterstützt eine Rotte Apache-Kampfhubschrauber ein paar Minuten später unsere Einsatzführung. Toll, was hier geboten wird“, so Hauptmann Andreas Greifeneder, der Fliegerverbindungsoffizier dieser Übung.
„Das war die beste Übung meiner Karriere“, resümierte der Kommandant des JgB25, Oberst Herbert Kraßnitzer.
Zwei Jahre lang wurde die COMBINED RESOLVE II vorbereitet, sie stand daher in keinem Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine. Als Zeichen Richtung Russland und zur Beruhigung der baltischen und Schwarzmeer-Staaten war das Manöver aus NATO-Sicht allerdings ein willkommenes Signal.
IMPRESSIONEN
Um einen Eindruck zu vermitteln, welche Rahmenbedingungen in Grafenwöhr (JMTC) und Hohenfels (JMRC) geboten wurden, haben wir einige Online-Archive durchforstet und zeigen die interessantesten Aufnahmen. Glücklicherweise war das rot-weiß-rote Kontingent ein besonders beliebtes Fotomotiv der US Fotografen. Besonders bedanken möchten wir uns bei der 2. leichten Transporthubschrauberstaffel und bei den Kollegen von Tank-Masters.de. Bitte die Copyright-Hinweise beachten.
Videos:
- Österreichische und bulgarische Soldaten bei der erfoglreichen Verteidigung der Stadt B-Roll
- Österreichische und US-amerikanische Kooperation bei taktischen Lufttransporten
- Jägerbataillon 25 im Infanteriekampf und Evakuierung per Hubschrauber
Weiterführende Links:
- Offizielle Website der Übung Combined Resolve II des JMTC
- „Tiger in the Woods“: Kärntner Soldaten üben in Deutschland, bundesheer.at
- „Combined Resolve“: Luftlande-Soldaten beenden internationales Training, bundesheer.at
- Website des Jägerbataillons 25
- Website der 2. leichten Transporthubschrauberstaffel
US Kampfhubschrauber sowie georgische und rumänische Truppen beim scharfen Schuss
© US Army JMTC