der in Österreich kurz Jagdpanzer (JaPz) "K" genannte Panzerjäger
in der Version A2.
© Doppeladler.com
ein k.k. Kürassier aus 1859. Diese Reiter wurden nach ihrem Kürass,
dem Brust- und Rückenpanzer, benannt.
Der Jagdpanzer Kürassier, auch als Jagdpanzer "K" bezeichnet,
wurde in den 1960er Jahren in Österreich entwickelt.
Lange Zeit war er für jeden Kampfpanzer der Welt eine ernste Bedrohung.
Aus dem Hinterhalt konnte er mit hoher Präzision und in hoher (Schuss-)Folge
Ziele bekämpfen und sich dann rasch absetzen - die für Jagdpanzer
typische "hit & run" Taktik.
Dank seiner kompakten Ausmaße bietet der Kürassier eine äußerst
geringe Zielfläche und ist damit schwer auszumachen und schwer zu treffen.
Auch wenn er mit seinen derzeitig verwendeten 105mm Geschossen nicht mehr jede
Panzerung durchschlägt ist er immer noch ein ernstzunehmendes und vielseitig
einsetzbares Kampffahrzeug. Dafür sorgten auch laufende Upgrades - bis
zu der heute beim Bundesheer in Verwendung stehenden Version A2.
Fast 600 Kürassiere wurden an sieben Armeen ausgeliefert - die letzten
neu gebauten Fahrzeuge erst im Jahr 2001.
Das Österreichische Bundesheer betreibt heute 152 Jagdpanzer Kürassier
A2 in den Aufklärungsbataillonen 1, 2 und 3 sowie in der Panzertruppenschule.
Weitere 133 Fahrzeuge der Version A1 wurden eingemottet. Ein kleiner Teil davon
ist bereits verkauft worden.
Dieser A2 ist mit dem modernen Duellsimulations-
system BT46 von Saab Training Systems ausge-
rüstet. Es besteht aus einem Laseremitter im Rohr, Empfänger rund
um den Turm und einem Mündungsfeuer-
simulator über der Kanone.
© Bundesheer
Jagdpanzer Kürassier A2 (JaPz K A2)
Hersteller Österreichische Saurerwerke AG /
Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG
Besatzung 3 Mann - Kommandant, Richtschütze, Fahrer
Gefechtsgewicht 18 Tonnen
Bodendruck 0.68 kg/cm2
Abmessungen Länge: 5,58m (Wanne) bzw. 7,77m (mit Rohr) / Breite: 2,5m /
Höhe: 2,5m
Motor Steyr 7FA - wassergekühlter 6-Zylinder-Diesemotor mit Direkteinspritzung
und Abgasturboaufladung. 320 PS, max. Drehmoment: 1.100 Nm
Leistungsgewicht 17,8 PS/t
Getriebe
Umlenkgetriebe: Stirnradgetriebe
Automatikgetriebe: Planetengetriebe mit Drehmomentwandler (6 Vorwärts-,
1 Rückwärtsgang; Typ ZF Ecomat 6HP500)
Lenkgetriebe: hydrostatisches Überlagerungslenkgetriebe
Seitenvorgelege: Stirnradgetriebe
Laufwerk 5 Laufrollen, 3 Stützrollen, Drehstabfederung, hydraulische Stoßsdämpfer
für 1. und 5. Laufrolle.
Scheibenbremsen (von Lenkung unabhängig)
Kette: Diehl 224A Verbinderketten (0,38m breit, Auflagelänge: 3,04m), 78
Glieder
Bauartgeschwindigkeit 68 km/h
Geländegängigkeit Steigfähigkeit: 75% / Kletterfähigkeit:
0,8m / Überschreitfähigkeit: 2,4m / Watfähigkeit: 1m / Wendekreis:
dreht auf der Stelle
Reichweite auf Straßen: 470 km / im Gelände: 360 km
Bewaffnung
105mm Panzerkanone L/44. Bezeichnung: M-57 Typ D 1504
von GIAT (Frankreich) 1963 vorgestellt. Konstanter Rechtsdrall, 32 Züge.
Gewicht: 1.210kg mit Mündungsbremse und Wiegenrohr
Einsatzschussweite: gepanzerte Ziele: 1.800m / ungepanzerte Ziele: 3.000m
Ersttreffwahrscheinlichkeit: 95% auf 1.700 m
Lebensdauer: 1.000 Schuss (Hohlladung)
Munitionsvorrat: 43-44 Schuss (12 in Ladetrommeln, 5 im Turmkorb, 26 im Fahrzeugrumpf,
bei Bedarf ein Schuss im Patronenanschlag hinter dem Verschluss)
Richtbereich: horizontal 360° / vertikal: -6° bis +13°
koaxial: 7,62mm Maschinengewehr
MG-74 Pz von Steyr
Einsatzschussweite: bis 1.000m
Munitionsvorrat: 2.000 Schuss
2x3 Nebelwerfer 70mm mit HC-Nebelwurfkörper 72 [A2 KFOR: 76mm Nebel-/Sprenggranatwerfer
Typ Wegmann]
Muntionsvorrat: 12 Schuss
Laffette für 12,7mm üsMG für die Luke des Kommandanten erhältlich.
Ziel- u. Richtmittel (A2) hydraulische Richtanlage CH6/6 von SAMM (F)
ELBIT Feuerleitanlage mit digitalen Feuerleitrechner, LANSADOT Feuerleitgerät
mit ATRIM Hochleistungs-Wärmebildkamera, Richtschützenzieleinrichtung
mit integrierten Laser, Winkelzielfernrohr oder IR-Winkelzielfernrohr (Kommandant).
Schutz Stahlpanzerung: Wanne: vorne: 20mm / seitlich: 14mm / hinten: 12mm /
Dach: 8mm
Turmpanzerung: vorne: 40mm / seitlich:
>20mm / hinten: >20mm / Dach: 10mm
Explosionsunterdrückungsanlage im Turm
Feuerlöschanlage im Motorraum
ABC-Schutzeinrichtung, an das die ABC-Schutzmasken von Kommandant und Richtschützen
angeschlossen werden.
weitere Ausrüstung
Fahrer-Nachtsichtgerät AN/VVS2(V) 504, Fernmeldemittel.
[A2 KFOR: 5 teilige Seitenschürzen]
Oben: Skizze eines Kürassiers der 1. Produktionsserie.
Rechts: Dank seiner kompakten Ausmaße und des geringen Gewichts ist der
Kürassier eines der ganz wenigen 105mm Waffen-
systeme, die mit einer C-130 Hercules transportiert werden können. Darüber
hinaus ist das Befahren aller Verkehrswege ohne Ausnahmegenehmigung und ein
besonders einfacher LKW- oder Bahntansport möglich.
Der Kürassier bietet im Vergleich zu den ähnlich bewaffneten Kampfpanzern
AMX-30 oder M60 von allen Seiten eine wesentlich geringe Zielfläche. Selbst
im Vergleich zu modernen Kampfpanzern wie dem Leopard 2A4 ist der Unterschied
noch deutlich.
Der Jagdpanzer Kürassier besteht aus zwei wesentlichen Komponenten: dem
Fahrgestell und dem Scheitelturm.
das Fahrgestell
Das Fahrgestell besteht aus
5 drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen, wobei die erste und
fünfte Laufrollen hydraulische Stoßdämpfer besitzen.
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Das Fahrgestell des Kürassiers basiert auf der von der Österreichischen
Saurerwerke AG entwickelten Schützenpanzerfamilie 4K, wurde aber für
den neuen Verwendungszweck stark modifiziert.
Die Plattform zeichnet sich durch eine hohe Geländetauglichkeit, geringe
Abmaße, durch ein niedriges Gesamtgewicht, geringe Anschaffungskosten,
einfache Wartung, geringen Treibstoffverbrauch und hohe Zuverlässigkeit
aus.
Beim Triebwerk des Kürassier A2 handelt es sich um einen Steyr 7FA
6-Zylinder Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Abgasturboaufladung. Er leistet
320 PS und ein stellt ein Drehmoment von 1.100 Nm zur Verfügung.
Mehr über das Kürassier-Fahrgestell auf der nächsten Seite.
der Scheitelturm
der Scheiteltum besteht aus einem Schwenk- und einem Kippteil. Der Schwenkteil
ist auf dem Drehkranz des Fahrgestells gelagert, der Kippteil mit Panzerkanone,
Ladeautomat, Maschinengewehr und Feuerleitgeräten sitzt auf einer Wippe
des Schwenkteils auf.
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Der Turm des Kürassier wird als FL-120 S bezeichnet und ist eine französisch-österreichische
Entwicklung. Er basiert auf dem Turm
FL-12, der von Fives-Lille-Cail (Frankreich) für den AMX-13 entwickelt
wurde.
Es handelt sich um einen sogenannten Scheitelturm, der aus einem Schwenk- und
einem Kippteil besteht. Der Schwenkteil ist für das horizontale Richten
um volle 360°, der Kippteil für das vertikale Richten von -6° bis
+13° verantwortlich. Gerichtet wird der Turm über eine hydraulische
Richtanlage, notfalls kann auf eine mechanische Richtanlage zurückgegriffen
werden.
Die Panzerkanone ist bei voller Gewährleistung des Rohrücklaufs fest
in den Kippteil eingebaut.
Der Grund für die Verwendung eines Scheitelturms ist die ebenfalls in
den Kippteil eingebaute halbautomatische Lade- und Hülsenauswurfeinrichtung,
die auf diese Weise immer mit der Panzerkanone mitschwenken kann. Damit muss
der Turm im Gegensatz zu den meisten ähnlichen Konstruktionen zu Nachladen
nicht in eine bestimmte Position gebracht werden.
Die Ladevorrichtung besteht aus zwei Ladetrommeln (Revolvermagazine), die je
6 Schuss aufnehmen können. Durch diese Vorrichtung ist es möglich
über 12 Schuss pro Minute abzugeben - auch heute noch ein Rekordwert. Nach
dem Feuern wird die Granathülse automatisch aus einer Öffnung im Turmheck
ausgeworfen.
Der Nachteil eines solchen Scheitelturms liegt im vergleichsweise geringen vertikalen
Schwenkbereich.
Der Ladeautomat des Kürassiers. Zu sehen sind die beiden Ladetrommeln,
dazwischen das Patronenlager. Zumeist werden die Magazine mit unterschiedlichen
Munitionstypen gefüllt, die dann wahlweise verwendet werden können.
Am hinteren Ende (im Bild links) ist die Hülsenauswurföffnung zu erkennen.
ein Kürassier beim scharfen Schuss. Sofort nach dem Feuern öffnet
sich die Klappe im Turmheck und die Hülse wird ausgeworfen. Siehe auch
das Video, das bei der selben Gelegenheit entstand.
© Doppeladler.com
Video: der Kürassier beim scharfen Schuss
wmv - Stream mit Ton, 340 KB
Für das Nachladen der Trommeln stehen weitere 31 Granatpatronen vom Kaliber
105mm zur Verfügung. Davon sind 5 Patronen im Turmkorb vor dem Kommandantensitz
untergebracht und 26 Granaten befinden sich in einer Munitionsluke in der Wanne
des Panzers. Eine Granate kann zusätzlich bereits im Patronenlager der
Kanone liegen. Damit stehen der Besatzung bis zu 44 Schuss zur Verfügung.
Sind die Granaten im Turm verschossen (max. 18) muss der Kürassier in Deckung
fahren und aus der Munitionsluke vorne rechts in der Wanne aufmunitionieren.
Die Ladetrommeln werden über die beiden Ladeluken am Turmdach geladen.
© Bundesheer
Das revolutionäre Konzept des Scheitelturms mit Ladevorrichtung geht auf
den Turm FL-10 zurück, der für den französischen Jagdpanzer AMX-13
entwickelt wurde. Der Prototyp des AMX-13 wurde 1948 von Atelier de Construction
d' Issy-les-Moulineaux in Saumur vorgestellt. Er war mit einer 75mm Panzerkanone
bewaffnet. Hier einer der AMX-13 Prototypen bei der Erprobung. © ECPA
der Turmschiesssimulator KA2 ist eine Eigenentwicklung des Aufklärungsbataillons
1 und wurde im Februar 2000 erstmals eingesetzt.
© AufklB 1
Munition der 105mm M57 Panzerkanone
Die beim Bundesheer verwendete Muntion für den JaPz Kürassier wurde
in Frankreich entwickelt, wird aber von der heimischen Firma Hirtenberger erzeugt.
Hohlladungsgranate OCC-105-F1: panzerbrechend. Die effektive Schussenfernung
beträgt 1.900m, die Durchschlagsleistung 360mm bis 380mm Panzerstahl bei
einem Auftreffwinkel von 90 Grad, bzw. 150mm bei 65 Grad (Beton: 70-100cm).
Mündungsgeschwindigkeit: 800 m/sec
Sprenggranate OE-105-F1: für weiche Ziele, Aufschlagszünder, die Sprengzone
hat einen Durchmesser von etwa 20m.
Pfeilgeschoss OFL-105-G1: ein unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss.
Der Wolfram Carbid Pfeil (siehe Abbildung) verlässt das Rohr mit einer
Mündungsgeschwindigkeit von 1.475 m/sec - ein Sprengkopf ist bei dieser
Geschwindigkeit nicht mehr notwendig.
Durschlagsleistung etwa 500 bis 550mm Panzerstahl bei einem Auftreffwinkel von
90 Grad.
Der A2 kann das unter-
kalibrige, panzerbrechende Wuchtgeschoss OFL-105-G1
einsetzen.
Übungsgranate: aus Kostengründen werden zu Übungszwecken umgebaute
Granaten der beim Heer ausgemusterten 10,5cm Haubitzen M2A1/A2 verschossen.
andere kompatible Granaten: die Nebelgranate OFI-105-F1 und die Übungs-Holladungs-Granate
SCC-105-F1 (OCC ohne Sprengstoff)
Mitte der 1980 wurde von den Ennstaler Metallwerken das Pfeilgeschoss NP-105
mit einem Wolfram-Nickel-Eisen Penetrator entwickelt. Die Durschlagsleistung
liegt etwa 30% über dem französischen Modell und ist auch höher
als die der M-774 Granate aus abgereichertem Uran für die M-68 Kanone (z.B.
im Kampfpanzer M60A3Ö). Das Geschoss wurde nicht eingeführt.
Im Jahr 2004 erreichte ein in Österreich entwickeltes Tandem-Hohlladungsgeschoss
Produktionsreife. Die Durchschlagskraft soll unter optimalen Bedingungen bei
1.000mm Panzerstahl liegen - also einem Meter. Mit diesem Geschoss wäre
die frontale Bekämpfung von modernen Panzern wieder möglich.
die Besatzung
Die Besatzung des Kürassiers besteht aus Kommandant, Richtschütze
und Fahrer.
Die kompakte Äußere wird durch enge Platzverhältnisse im Innenraum
erkauft.
© 1. Aufklärungsbataillon
Der Fahrer sitzt links vorne.
die Kommandantenposition. Der Kommandant sitzt links im Turm.
Unter den Winkelzielfernrohr ist der runde Bildschirm des Wärmebildgeräts
zu erkennen. Rechts davon der Kommandantenblock des ballistischen Rechners der
Feuerleitanlage.
der Richtschütze befindet sich rechts im Turm.
Die Richtschützenzielein-
richtung mit einer 8fachen Vergrößerung und einem integrierten Laser-Entfernungsmesser.
Links daneben das recht-
eckige Okular eines Winkel-
spiegels, darunter der runde Bildschrim des Wärmebild-
geräts.
Die roten Griffe steuern die hydraulische Richtanlage. Der Druckschalter des
Laser-Entfernungsmessers ist gut zu erkennen.
Einsätze
1991: Sicherungseinsatz an der jugoslawischen Grenze
Im Zuge der Intervention der Jugoslawischen Volks Armee in Slowenien wurden
im Juni und Juli 1991 bis zu 7.700 Mann mit 1.400 Radfahrzeugen, 150 Kettenfahrzeugen
und 60 Luftfahrzeugen in Alarmbereitschaft versetzt. Das Ziel war es zu verhindern,
dass sich die Kämpfe auf Österreichisches Hoheitsgebiet ausweiteten
- dies hätte etwa durch die Verfolgung oder Bekämpfung über die
Grenze fliehender bzw. ausweichender Einheiten geschehen können.
Neben dem Jagdpanzer Kürassier (damals noch in Produktionsausführung)
wurden auch Kampfpanzer M-60A3Ö und Panzerhaubitzen M-109 an die Grenze
verlegt.
beide Bilder: © Urrisk: Einsätze des Bundesheeres 1955-2001
Links: Von Ihren Stellungen aus sicherten Jagdpanzer die Panzersperren. Vereinzelt
konnten Feuergefechte in Slowenien beobachtet werden.
Rechts: "Flagge zeigen" durch Patrouillen durch grenznahe Ortschaften.
Der Bevölkerung störte der Lärm nicht.
2004: Einsatz im Kosovo.
Am 23. Oktober 2004 wurden sechs aufgerüstete Kürassiere A2 in den
Kosovo verlegt. Sie sollen dem österreichischen Kontingent der KFOR den
Rücken stärken und vor den Wahlen in der Krisenreaktion Entschlossenheit
demonstrieren. Es handelt sich um den ersten, aber sicherlich nicht letzten
Einsatz von österreichischen Panzern im Ausland.
Für mehr Informationen über den Kosovo-Einsatz siehe den Betrag:
"K" wie KFOR - sechs Kürassiere im Kosovo.
Etwa zur gleichen Zeit entwickelte man in Frankreich einen neuen 105mm Turm
für den auch beim Bundesheer seit 1957 eingesetzten Jagdpanzer AMX-13.
Bisher war dieser mit einer 75mm Panzerkanone ausgerüstet. Natürlich
wurde sofort überlegt, den neuen Turm FL-12 auf die vorhandenen AMX-13
aufzusetzen, doch das französische Fahrgestell entsprach nicht den Anforderungen.
Angeblich regten daraufhin zuerst die geschäftstüchtigen Franzosen
die Verwendung des FL-12 Turmes auf dem österreichischen Saurer-Fahrgestell
4K an. Auf dieser Plattform wurden von der Österreichischen Sauerwerke
AG seit 1961 Schützenpanzer für das Bundesheer hergestellt.
Noch im März 1965 war unter Projektleiter HptmdhmtD Dipl. Ing. F. Felberbauer
ein erster Entwurf fertig gestellt. Das Konzept stammte von MinR Dipl.Ing P.
Vock, Chefkonstrukteur war Dr. tech. Lauer.
Im Februar 1966 erhielt die Österreichische Saurerwerke AG den Auftrag
zum Bau eines Prototyps.
Der Prototyp
Aus Kostengründen wurden zunächst in Frankreich zwei alte FL-10D Türme
des AMX-13 mit der neuen 105mm Panzerkanone M-57 ausgerüstet.
Die Zielmittel wurden durch leistungsfähige Winkelzielfernrohre von Swarovski
ersetzt. Auch ein mechanisches Hilfsvisier war vorhanden. Über Nachtsicht
verfügte nur der Kommandant über ein einsetzbares Infrarot-Winkelzielfernrohr,
das ebenfalls von Swarovski stammte.
Auf das Mantelrohr wurde ein Laserentfernungsmesser (Neodymglas-Laser) vom Typ
TCV-29 der Firma CILAS montiert. Man erkannte früh, dass erst mit einem
solchen Laser-E-Messer das gesamte Potential der M-57 Kanone ausgeschöpft
werden konnte.
Die Nebelwurfanlage wurde vom AMX-13 übernommen.
Bei der Steyr Daimler Puch AG in Wien wurde im September 1967 am Schützenpanzer-Montageband
der erste Prototyp fertig gestellt.
Die Saurer 4K Plattform musste aufgrund des neuen Verwendungszwecks stark modifiziert
werden: Der Motor wurde vom Bug ins Heck versetzt (deshalb die Bezeichnung 4KH).
Damit wurde nebenbei auch eine günstigere Gewichtsverteilung erreicht.
Beim Motor handelte sich um eine stärkere Version des Saurer 6-Zylinder
Dieselmotors Typ 4FA des Schützenpanzers 4K4FA mit Abgas-Turbolader, der
nun 300 PS leistete. Er wurde als Typ 6FA bezeichnet.
Das Fahrgestell besteht aus 5 drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen,
wobei die erste und fünfte Laufrollen hydraulische Stoßdämpfer
besitzen.
Ein Einradien-Lenkgetriebe wurde eingebaut und der Abstand zwischen dem letzten
Laufrad und dem Antriebsrad erhöht.
der Kürassier-Prototyp. Beachte den langen Abstand zum Antriebsrad, den
flachen Lukendeckel auf der Kommandantenposition und den Laserentfernungsmesser
auf dem Mantelrohr.
© Quelle 1
Einschub:
Über die Entwicklung des Saurer-Fahrgestells 4K lesen Sie hier.
Vergleichstests gegen AMX-13
Den zweiten Versuchsturm setzte man auf ein vorhandenes AMX-13 Fahrgestell.
Im Oktober 1967 wurden beide Fahrzeuge in Allentsteig ausgiebig getestet. Das
Saurer-Fahrgestell war nicht nur geländegängiger sondern auch wendiger,
beschleunigte besser, erreichte eine höhere Geschwindigkeit und war besser
gefedert.
Der Turm konnte, anders als beim AMX-13, wirklich um ganze 360 Grad geschwenkt
werden.
Nach den Tests erhielt der Prototyp eine verbesserte Getriebeschaltung, eine
Ansaugkrümmerheizung als Starthilfe, eine Kraftstoffmengenregelung mit
Starthilfeeinrichtung zur Verminderung des Dieselqualms und eine verbesserte
Heizanlage. 1968 ging der Prototyp an die Panzertruppenschule zur Truppenerprobung,
wo er 7.500km zurücklegte.
der Prototyp Nr. 2
Ein zweiter Prototyp wurde mit einer kürzeren Wanne und einem neu entwickelten
hydrostatischen Lenkgetriebe ausgestattet. Er wurde im Sommer 1969 fertig gestellt.
Das Antriebsrad rückte wieder etwas näher an das letzte Stützrad
heran. Wieder wurde ein FL-10D Turm umgebaut, aber diesmal mit einem von der
Vöest-Alpine entwickelten geschweißten Turmkippteil ausgerüstet.
Im Gegensatz zum gegossenen französischen Modell bot der neue Kippteil
bei besserer Panzerung günstigere Platzverhältnisse im Innenraum.
In die spätere Produktionsserie gelang der überarbeitete Turm erst
etwa ab Fahrzeug Nr. 75.
Der Laserentfernungsmesser von CILAS wurde in ein gepanzertes Gehäuse an
das Turmende verlegt und darauf ein Zielscheinwerfer von AEG Austria montiert,
der Ziele mit Weißlicht auf 1.000m, und mit Infrarotlicht auf 800m ausleuchten
konnte. Die Nebelwurfanlage erhielt ein zusätzliches Werferpaar und zeigte,
wie die Kommandantenkuppel und der gepanzerte Antennensockel, bereits die Serienausführung.
der zweite Prototyp wurde erstmals mit dem Infrarot-/Weißlich-Zielscheinwerfer
ausgerüstet. Er wurde auf den Laser-E-Messer montiert.
Der Kürassier war der erste Panzer weltweit, der serien-
mäßig mit einem Laser-E-Messer ausgerüstet war!
© Quelle 2
Eine 0-Serie von 5 Fahrzeugen wurde im November 1971 von der Panzertruppenschule
übernommen. Schnell zeigte sich die Überlegenheit des Fahrgestells
gegenüber den US-Panzertypen M-41 und M-47. Die Fahrzeuge waren bereits
mit in Frankreich produzierten FL-12 Türmen ausgestattet.
ein Fahrzeug der 0-Serie
im schweren Gelände. Offensichtlich wurde es bereits mit der später
serienmäßigen Rohrschutzhülle ausgestattet.
© SDP
Die Produktionsserie wird als Typ 4KH6FA-SK105 bezeichnet. Sie erhielt neue
Diehl 224A Verbinderketten, die das Einsetzen von Eisdornen erlaubten. Das Rohr
wurde mit einer Rohrschutzhülle aus Aluminium versehen, die die Temperatureinflüsse
auf ein Minimum reduzieren konnte. Die Serienproduktion lief 1971 an. Das erste
Produktionslos von 120 Stück wurde von 1972 bis 1974 ausgeliefert.
ein Kürassier aus dem ersten Produktionslos. Beachte die Rohschutzhülle.
© Quelle 2
1987 übernahm die Regierung Vranitzky (SPÖ) von der Steyr Daimler
Puch AG günstig weitere 165 Kürassiere und 12 Bergepanzer Greif.
Die Panzerfahrzeuge stammten aus einem aus politischen Gründen (Regime
von Pinochet) geplatzen Exportgeschäft mit Chile, der das Unternehmen schwer
getroffen hatte. Somit erhielt das Bundesheer insgesamt 285 Jagdpanzer.
Kürassier A1
Anfang der 1990er Jahre begann die Aufrüstung der Jagdpanzer auf den Stand
A1. Da im Laufe der Zeit die Hohlladungsgranate gegen immer weniger Kampfpanzer
erfolgreich eingesetzt werden konnte, wurde der Kürassier für die
Verwendung von Pfeilmunition umgerüstet. Für das Pfeilgeschoss OFL-105-G1
mussten die Ladetrommeln modifiziert und auf die Panzerkanone eine neue, Einkammer-Mündungsbremse
aufgesetzt werden.
Der A1 erhielt einen neu entwickelten 7FA 6-Zylinder Reihenmotor mit 320 PS,
ein elektrohydraulisches Automatikgetriebe ZF Ecomat 6HP500 (6 Vorwärts-,
1 Rückwärtsgang) und ein neues Umlenkgetriebe.
Um die Wartungsarbeiten zu erleichtern wurden die Wannen geringfügig modifiziert,
eine Brandunterdrückungsanlage eingebaut und der Fahrer erhielt ein Nachtsichtgerät.
Am Turmkippteil wurden Staukörbe angebracht, an Bug und Heck Halterungen
für die Eisdornen der Panzerkette montiert. Der Zielscheinwerfer wurde
an die Turmfront versetzt und eine ABC-Schutzeinrichtung eingebaut, an die Kommandant
und Richtschütze ihre Schutzmasken anschließen konnten.
Zu guter letzt wurde ein 3färbiger Fleckentarnanstrich angebracht. Den
Fleckenplan finden Sie hier. Die verwendeten Farben: Teerschwarz RAL 9021, Lederbraun
RAL 8027, Bronzegrün RAL 6031.
Kürassier A1. Da der Zielscheinwerfer auf dem Turmdach eine ungünstige
Silhouette erzeugte, versetzte man ihn links vorne neben das Rohr. Dieser Umbau
wurde teilweise bereits vor dem A1 Upgrade durchgeführt.
© Quelle 3
Kürassier A2
Schon 1994 wurde die Entscheidung zur weiteren Kampfwert-
steigerung des Jagdpanzers Kürassier durch einen elektronischen Feuerleitrechner
und ein Wärmebildgerät getroffen. Nach umfangreicher Erprobung kam
es 1997 zur Ausschreibung, die das besonders fortschrittliche System der israelischen
Firma Elbit gewann.
Im Mai 1998 begann der Umbau von insgesamt 152 Kürassieren bei der Heereszeuganstalt
im Wiener Arsenal und am 15. Dezember 1998 fand die Übergabe des ersten
A2 an das AufklB 1 in Gratkorn statt.
Die markantesete Änderung ist das Fehlen des Zielscheinwerfers. In dessen
Halterung wurde die gepanzerte Hochleitungs-Wärmebild-
kamera ARTIM montiert, die Ziele auf bis zu 6.000m Entferung ausmachen kann.
Herz des Elbit-Systems ist der digitale Feuerleitrechner mit Kommandanten- und
Richtschützenbediengerät. Dieser berechnet ballistische Korrekturwerte
für die Höhen- und Seitenrichtung unter Beachtung aller wesentlichen
Parameter: Munitionsart, Entfernung, Abgangsfehlerwinkel, Vorhaltewinkel, Seitenwindgeschwindigkeit,
Seehöhe, Luft- und Pulvertemperatur, Parallaxausgleich und auch die Rohrabnutzung.
Kommandant und Richtschütze sehen das gleiche Bild mit allen relevanten
Daten auf ihren Monitoren. Dadurch wurde die Zielbekämpfungszeit wesentlich
reduziert.
Des weiteren besteht das System aus einer periskopischen Richtschützenzieleinrichtung
mit integrierten, augensicheren Laserentfernungsmesser und einem Winkelgeschwindigkeitssensor.
Die neue Feuerleitanlage ersetzte die alten Winkelzielfernrohre von Swarovski.
Seit 2005 werden schrittweise die Seitenschürzen des A2 KFOR auf die Kürassiere
A2 montiert.
ein Kürassier A2. Gut zu sehen sind die Komponenten der Feuerleitanlage,
die auf diesem Bild nicht hinter Panzerdeckel versteckt sind. Die Fähigkeiten
des Systems entsrechen jenen eines hochmodernen Kampfpanzers.
Vor der Luke des Kommandanten ist ein Maskottchen angebracht.
© Doppeladler.com
Die Komponenten der Elbit Feuerleitanlage vor dem Einbau. © Quelle 3
Nur die 152 jüngsten der 285 Jagdpanzer des Bundesheeres wurden auf den
Stand A2 aufgerüstet, der Rest wurde eingemottet. Damit sind heute nur
mehr Kürassiere aktiv, die erst 1987 beschafft wurden. Der Großteil
der 133 eingemotteten A1 wird vermutlich in den nächsten Jahren verkauft.
Kürassier A2 KFOR
Für den Einsatz im Kosovo wurden sechs Kürassiere A2 aufgerüstet.
Seitenschürzen: die Seitenschürzen bestehen aus jeweils fünf
einzeln aufklappbaren Panzerplatten aus Keramik-Verbundsstoff. Die Schürzen
waren eigentlich schon für den A2 gedacht, wurden aber nur beim Bergepanzer
Greif A1 eingeführt. Durch die Bauart des Kürassiers sind Seitenschürzen
besonders wirkungsvoll.
Der Nachteil: sie erhöhen das Gesamtgewicht. Damit verschlechtert sich
das Leistungs-Gewichtsverhältnis weiter (kg/PS).
Nebel-Wurfanlage: die alte Wurfanlage wurde gegen die 76mm Wurfanlage Typ Wegmann
ausgetauscht, Sie kann neben Nebelgranaten auch Sprenggranaten verschießen.
In Zukunft sollen alle Panzerfahrzeuge des Heeres mit der Wegmann-Anlage ausgerüstet
werden.
Kommunikationsanlage: Die Kommunikationsanlage wurde überarbeitet. U.a.
wurden neue Bedienungselement eingesetzt.
Markierungen: Selbstverständlich wurden die Jagdpanzer mit KFOR-Markierungen
versehen. Die Schriftzüge und Winkel reflektieren im Dunkeln.
ein A2 der KFOR auf der Verladerampe. Es geht in den Kosovo. Gut zu sehen die
neuen seitenschürzen, die neuen Nebelwerfer und die reflektierenden Markierungen.
Weitere Fotos des A2 KFOR finden Sie im Bericht über die Verlegung [hier]
© Bundesheer
Kürassier-Prototypen
In den 1980er Jahren wurden einige spektakuläre Prototypen auf Kürassier-Basis
vorgestellt. Obwohl keiner der vorgestellten Typen in Serie ging, wurden doch
Elemente bei der Aufrüstung auf die A1 und die A2 Version übernommen,
bzw. in Exportversionen eingebaut.
Versuchspanzer Kürassier A2 aus 1981. Es handelt sich um einen Kürassier
mit einem Restlichtkamerasystem (AEG PZB 200), Querwindsensor (AEG FLER H) und
Zusatzpanzerung am Turm. Ein Weißlicht-/IR-Scheinwerfer befand sich am
Turmdach hinter dem Kommandanten. Getestet wurde auch ein Winkelzielfernrohr
LV2 mit eingebautem Laserentfernungsmesser.
Der Versuchspanzer wurde im Laufe der Erprobungen des öfteren modifiziert.
Heute steht er im Panzergarten des HGM im Wiener Arsenal. Dahinter ein AMX-13.
© Doppeladler.com
JaPz Super Kürassier A2 - wurde ebenfalls 1981 vorgestellt. Entspricht
dem späteren Kürassier A2, jedoch mit hydraulischer Turmvollstablisierung
mit mechanischem Notrichtbetrieb, Wärmebildgerät und Zusatzpanzerung.
Der Super Kürassier war eine revolutionäre Entwicklung, da Hauptwaffe,
Maschinengewehr, Zieleinrichtung, Wärmebildgerät und auch die Turmbesatzung
voll stabilisiert waren. Damit war der Panzer in der Bewegung voll einsatzfähig.
JaPz Kürassier A3 - wurde 1986 vorgestellt. Der beim A3 vollstabilsierte
FL-12 Turm wurde mit der 105mm M68 Panzerkanone ausgerüstet, die auch im
Kampfpanzer M60A3Ö oder in der ersten Generation des M1 Abrams Verwendung
fand. Da der A3 zum Umkippen neigte, wenn der Turm beim Feuern um etwa 90°
eingeschwenkt war, wurde eine eigene Mündungsbremse entwickelt.
Auffällig ist auch die Zusatzpanzerung an der Turmfront.
RakJaPz Kürassier. Der Mitte der 1980er Jahre vorgestellte Raketenjagdpanzer
Kürassier übernahm die Waffenanlage für die Lenkwaffe HOT und
das Wärmebildgerät vom Jaguar 1 der deutschen Bundeswehr (- heute
ohne Wärmebildgerät auch beim Bundesheer im Einsatz). Auch das Eryx-System
wurde evaluiert.
Der Raketenjagdpanzer hatte aufrund des Spezialwaffenverbots von Beginn an nur
wenig Chancen auf Realisierung.
MunPz Kürassier. Prototyp eines Munitionspanzers auf der Kürassier
Plattform.
die Kürassier-Familie
An einen Bergepanzer auf der Basis des Kürassier-Fahrgestells 4KH7FA wurde
bereits bei der Entwicklung des JaPz gedacht. Der Prototyp des Bergepanzers
Greif wurde 1974 vorgestellt. Ab 1999 wurden die Bergepanzer analog zum JaPzK
A1 aufgerüstet.
Der Pionierpanzer 4KH7FA, der auf der gleichen Plattform basiert, folgte erst
1988. Beide Fahrzeuge zeichnen sich durch ihre Wirtschaftlichkeit und Kompaktheit
aus.
Bergepanzer Greif A1
4KH7FA-SB
Die Seitenschürzen entsprechen dem Typ Kürassier A2 KFOR.
Gefechtsgewicht: 22,4t
Besatzung: 4 Mann
Drehkran: 6,58t
Seilwinde: 20t
Anzahl: 36 Fahrzeuge (AUT)
© Doppeladler.com
Pionierpanzer PiPz
4KH7FA-Pi
Gefechtsgewicht: 22,3t
Besatzung: 4 Mann
Ausrüstung: Tieflöffelbagger, Seilwinde, Räumschaufel, Erdbohrer
Anzahl: 18 Fahrzeuge
© Bundesheer