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ein Jagdpanzer Kürassier in Produktionsausführung. | ![]() |
In den 1960er Jahren suchte das Bundesheer nach
einer Ergänzung der Panzerabwehr über eine Entfernung von mehr als 1.000
Metern hinaus. 1965 entschied man diese Ausrüstungslücke durch ein von der heimischen Industrie gebautes Panzerfahrzeug zu schließen. Folgende Hauptforderungen sollten erfüllt werden: ![]() zumindest ebenbürtig ist. Lenkwaffen kamen aufgrund des im Verfassungsrang stehenden 'Spezialwaffenverbotes' nicht in Frage ![]() ![]() Panzerung. Die damals aufkommenden Hohlladungsgranaten konnten scheinbar alle Panzerungen durchschlagen, deswegen wollte man erst gar nicht versuchen ein Kampffahrzeug zu bauen, dass ausreichend gepanzert war. Es sollte schwer bewaffnet und schwer zu treffen sein. Etwa zur gleichen Zeit entwickelte man in Frankreich einen neuen 105mm Turm für den auch beim Bundesheer seit 1957 eingesetzten Jagdpanzer AMX-13. Bisher war dieser mit einer 75mm Panzerkanone ausgerüstet. Natürlich wurde sofort überlegt, den neuen Turm FL-12 auf die vorhandenen AMX-13 aufzusetzen, doch das französische Fahrgestell entsprach nicht den Anforderungen. Angeblich regten daraufhin zuerst die geschäftstüchtigen Franzosen die Verwendung des FL-12 Turmes auf dem österreichischen Saurer-Fahrgestell 4K an. Auf dieser Plattform wurden von der Österreichischen Sauerwerke AG seit 1961 Schützenpanzer für das Bundesheer hergestellt. Noch im März 1965 war unter Projektleiter HptmdhmtD Dipl. Ing. F. Felberbauer ein erster Entwurf fertig gestellt. Das Konzept stammte von MinR Dipl.Ing P. Vock, Chefkonstrukteur war Dr. tech. Lauer. Im Februar 1966 erhielt die Österreichische Saurerwerke AG den Auftrag zum Bau eines Prototyps. |
Der Prototyp Aus Kostengründen wurden zunächst in Frankreich zwei alte FL-10D Türme des AMX-13 mit der neuen 105mm Panzerkanone M-57 ausgerüstet. Die Zielmittel wurden durch leistungsfähige Winkelzielfernrohre von Swarovski ersetzt. Auch ein mechanisches Hilfsvisier war vorhanden. Über Nachtsicht verfügte nur der Kommandant über ein einsetzbares Infrarot-Winkelzielfernrohr, das ebenfalls von Swarovski stammte. Auf das Mantelrohr wurde ein Laserentfernungsmesser (Neodymglas-Laser) vom Typ TCV-29 der Firma CILAS montiert. Man erkannte früh, dass erst mit einem solchen Laser-E-Messer das gesamte Potential der M-57 Kanone ausgeschöpft werden konnte. Die Nebelwurfanlage wurde vom AMX-13 übernommen. Bei der Steyr Daimler Puch AG in Wien wurde im September 1967 am Schützenpanzer-Montageband der erste Prototyp fertig gestellt. Die Saurer 4K Plattform musste aufgrund des neuen Verwendungszwecks stark modifiziert werden: Der Motor wurde vom Bug ins Heck versetzt (deshalb die Bezeichnung 4KH). Damit wurde nebenbei auch eine günstigere Gewichtsverteilung erreicht. Beim Motor handelte sich um eine stärkere Version des Saurer 6-Zylinder Dieselmotors Typ 4FA des Schützenpanzers 4K4FA mit Abgas-Turbolader, der nun 300 PS leistete. Er wurde als Typ 6FA bezeichnet. Das Fahrgestell besteht aus 5 drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen, wobei die erste und fünfte Laufrollen hydraulische Stoßdämpfer besitzen. Ein Einradien-Lenkgetriebe wurde eingebaut und der Abstand zwischen dem letzten Laufrad und dem Antriebsrad erhöht. |
![]() der Kürassier-Prototyp. Beachte den langen Abstand zum Antriebsrad, den flachen Lukendeckel auf der Kommandantenposition und den Laserentfernungsmesser auf dem Mantelrohr. © Quelle 1 |
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Vergleichstests gegen AMX-13 Den zweiten Versuchsturm setzte man auf ein vorhandenes AMX-13 Fahrgestell. Im Oktober 1967 wurden beide Fahrzeuge in Allentsteig ausgiebig getestet. Das Saurer-Fahrgestell war nicht nur geländegängiger sondern auch wendiger, beschleunigte besser, erreichte eine höhere Geschwindigkeit und war besser gefedert. Der Turm konnte, anders als beim AMX-13, wirklich um ganze 360 Grad geschwenkt werden. Nach den Tests erhielt der Prototyp eine verbesserte Getriebeschaltung, eine Ansaugkrümmerheizung als Starthilfe, eine Kraftstoffmengenregelung mit Starthilfeeinrichtung zur Verminderung des Dieselqualms und eine verbesserte Heizanlage. 1968 ging der Prototyp an die Panzertruppenschule zur Truppenerprobung, wo er 7.500km zurücklegte. |
der Prototyp Nr. 2 Ein zweiter Prototyp wurde mit einer kürzeren Wanne und einem neu entwickelten hydrostatischen Lenkgetriebe ausgestattet. Er wurde im Sommer 1969 fertig gestellt. Das Antriebsrad rückte wieder etwas näher an das letzte Stützrad heran. Wieder wurde ein FL-10D Turm umgebaut, aber diesmal mit einem von der Vöest-Alpine entwickelten geschweißten Turmkippteil ausgerüstet. Im Gegensatz zum gegossenen französischen Modell bot der neue Kippteil bei besserer Panzerung günstigere Platzverhältnisse im Innenraum. In die spätere Produktionsserie gelang der überarbeitete Turm erst etwa ab Fahrzeug Nr. 75. Der Laserentfernungsmesser von CILAS wurde in ein gepanzertes Gehäuse an das Turmende verlegt und darauf ein Zielscheinwerfer von AEG Austria montiert, der Ziele mit Weißlicht auf 1.000m, und mit Infrarotlicht auf 800m ausleuchten konnte. Die Nebelwurfanlage erhielt ein zusätzliches Werferpaar und zeigte, wie die Kommandantenkuppel und der gepanzerte Antennensockel, bereits die Serienausführung. |
Eine 0-Serie von 5 Fahrzeugen wurde im November 1971 von der
Panzertruppenschule übernommen. Schnell zeigte sich die Überlegenheit
des Fahrgestells gegenüber den US-Panzertypen M-41 und M-47. Die
Fahrzeuge waren bereits mit in Frankreich produzierten FL-12 Türmen
ausgestattet. |
ein Fahrzeug der 0-Serie im schweren Gelände. Offensichtlich wurde es bereits mit der später serienmäßigen Rohrschutzhülle ausgestattet. © SDP |
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Die Produktionsserie wird als Typ 4KH6FA-SK105 bezeichnet. Sie
erhielt neue Diehl 224A Verbinderketten, die das Einsetzen von Eisdornen
erlaubten. Das Rohr wurde mit einer Rohrschutzhülle aus Aluminium
versehen, die die Temperatureinflüsse auf ein Minimum reduzieren
konnte. Die Serienproduktion lief 1971 an. Das erste Produktionslos von
120 Stück wurde von 1972 bis 1974 ausgeliefert. |
![]() ein Kürassier aus dem ersten Produktionslos. Beachte die Rohschutzhülle. © Quelle 2 |
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1987 übernahm die Regierung Vranitzky (SPÖ) von der Steyr Daimler Puch AG günstig weitere 165 Kürassiere und 12 Bergepanzer Greif. Die Panzerfahrzeuge stammten aus einem aus politischen Gründen (Regime von Pinochet) geplatzen Exportgeschäft mit Chile, der das Unternehmen schwer getroffen hatte. Somit erhielt das Bundesheer insgesamt 285 Jagdpanzer. |
Kürassier A1 Anfang der 1990er Jahre begann die Aufrüstung der Jagdpanzer auf den Stand A1. Da im Laufe der Zeit die Hohlladungsgranate gegen immer weniger Kampfpanzer erfolgreich eingesetzt werden konnte, wurde der Kürassier für die Verwendung von Pfeilmunition umgerüstet. Für das Pfeilgeschoss OFL-105-G1 mussten die Ladetrommeln modifiziert und auf die Panzerkanone eine neue, Einkammer-Mündungsbremse aufgesetzt werden. Der A1 erhielt einen neu entwickelten 7FA 6-Zylinder Reihenmotor mit 320 PS, ein elektrohydraulisches Automatikgetriebe ZF Ecomat 6HP500 (6 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang) und ein neues Umlenkgetriebe. Um die Wartungsarbeiten zu erleichtern wurden die Wannen geringfügig modifiziert, eine Brandunterdrückungsanlage eingebaut und der Fahrer erhielt ein Nachtsichtgerät. Am Turmkippteil wurden Staukörbe angebracht, an Bug und Heck Halterungen für die Eisdornen der Panzerkette montiert. Der Zielscheinwerfer wurde an die Turmfront versetzt und eine ABC-Schutzeinrichtung eingebaut, an die Kommandant und Richtschütze ihre Schutzmasken anschließen konnten. Zu guter letzt wurde ein 3färbiger Fleckentarnanstrich angebracht. Den Fleckenplan finden Sie ![]() |
Kürassier A2 |
![]() Die Komponenten der Elbit Feuerleitanlage vor dem Einbau. © Quelle 3 |
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Nur die 152 jüngsten der 285 Jagdpanzer des Bundesheeres wurden auf den Stand A2 aufgerüstet, der Rest wurde eingemottet. Damit sind heute nur mehr Kürassiere aktiv, die erst 1987 beschafft wurden. Der Großteil der 133 eingemotteten A1 wird vermutlich in den nächsten Jahren verkauft. | ![]() |
Kürassier A2 KFOR Für den Einsatz im Kosovo wurden sechs Kürassiere A2 aufgerüstet. ![]() Der Nachteil: sie erhöhen das Gesamtgewicht. Damit verschlechtert sich das Leistungs-Gewichtsverhältnis weiter (kg/PS). ![]() In Zukunft sollen alle Panzerfahrzeuge des Heeres mit der Wegmann-Anlage ausgerüstet werden. ![]() ![]() |
![]() ein A2 der KFOR auf der Verladerampe. Es geht in den Kosovo. Gut zu sehen die neuen seitenschürzen, die neuen Nebelwerfer und die reflektierenden Markierungen. Weitere Fotos des A2 KFOR finden Sie im Bericht über die Verlegung [hier] © Bundesheer |
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In den 1980er Jahren wurden einige spektakuläre Prototypen auf
Kürassier-Basis vorgestellt. Obwohl keiner der vorgestellten Typen
in Serie ging, wurden doch Elemente bei der Aufrüstung auf die A1
und die A2 Version übernommen, bzw. in Exportversionen eingebaut. |
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![]() Der Versuchspanzer wurde im Laufe der Erprobungen des öfteren modifiziert. Heute steht er im Panzergarten des HGM im Wiener Arsenal. Dahinter ein AMX-13. © Doppeladler.com |
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![]() Auffällig ist auch die Zusatzpanzerung an der Turmfront. |
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Der Raketenjagdpanzer hatte aufrund des Spezialwaffenverbots von Beginn an nur wenig Chancen auf Realisierung. | ![]() |
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An einen Bergepanzer auf der Basis des Kürassier-Fahrgestells 4KH7FA
wurde bereits bei der Entwicklung des JaPz gedacht. Der Prototyp des Bergepanzers
Greif wurde 1974 vorgestellt. Ab 1999 wurden die Bergepanzer analog
zum JaPzK A1 aufgerüstet. Der Pionierpanzer 4KH7FA, der auf der gleichen Plattform basiert, folgte erst 1988. Beide Fahrzeuge zeichnen sich durch ihre Wirtschaftlichkeit und Kompaktheit aus. |
Bergepanzer Greif A1 |
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Pionierpanzer PiPz 4KH7FA-Pi Gefechtsgewicht: 22,3t Besatzung: 4 Mann Ausrüstung: Tieflöffelbagger, Seilwinde, Räumschaufel, Erdbohrer Anzahl: 18 Fahrzeuge © Bundesheer |
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Quelle 1: Kraftfahrzeuge und Panzer
des österreichischen Bundesheeres 1896 bis heute, Walter J. Spielberger,
Motor Buch Verlag, Stuttgart 1976 Quelle 2: Die Panzerfahrzeuge des österreichischen Bundesheeres 1918-1988, Rolf M. Urrisk, Weishaupt Verlag, Graz 1989 Quelle 3: Das Österreichische Bundesheer 2000, Rolf M. Urrisk, Weishaupt Verlag, Graz 2000 |
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