Der Jagdpanzer SK-105 Kürassier

der in Österreich kurz Jagdpanzer (JaPz) "K" genannte Panzerjäger in der Version A2.
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ein k.k. Kürassier aus 1859. Diese Reiter wurden nach ihrem Kürass, dem Brust- und Rückenpanzer, benannt.
Der Jagdpanzer Kürassier, auch als Jagdpanzer "K" bezeichnet, wurde in den 1960er Jahren in Österreich entwickelt.
Lange Zeit war er für jeden Kampfpanzer der Welt eine ernste Bedrohung. Aus dem Hinterhalt konnte er mit hoher Präzision und in hoher (Schuss-)Folge Ziele bekämpfen und sich dann rasch absetzen - die für Jagdpanzer typische "hit & run" Taktik.
Dank seiner kompakten Ausmaße bietet der Kürassier eine äußerst geringe Zielfläche und ist damit schwer auszumachen und schwer zu treffen.
Auch wenn er mit seinen derzeitig verwendeten 105mm Geschossen nicht mehr jede Panzerung durchschlägt ist er immer noch ein ernstzunehmendes und vielseitig einsetzbares Kampffahrzeug. Dafür sorgten auch laufende Upgrades - bis zu der heute beim Bundesheer in Verwendung stehenden Version A2.
 
Fast 600 Kürassiere wurden an sieben Armeen ausgeliefert - die letzten neu gebauten Fahrzeuge erst im Jahr 2001.

Das Österreichische Bundesheer betreibt heute 152 Jagdpanzer Kürassier A2 in den Aufklärungsbataillonen 1, 2 und 3 sowie in der Panzertruppenschule. Weitere 133 Fahrzeuge der Version A1 wurden eingemottet. Ein kleiner Teil davon ist bereits verkauft worden.
 

Dieser A2 ist mit dem modernen Duellsimulations-
system BT46 von Saab Training Systems ausge-
rüstet. Es besteht aus einem Laseremitter im Rohr, Empfänger rund um den Turm und einem Mündungsfeuer-
simulator über der Kanone.
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  Jagdpanzer Kürassier A2 (JaPz K A2)
Hersteller Österreichische Saurerwerke AG /
Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG
Besatzung 3 Mann - Kommandant, Richtschütze, Fahrer
Gefechtsgewicht 18 Tonnen
Bodendruck 0.68 kg/cm2
Abmessungen Länge: 5,58m (Wanne) bzw. 7,77m (mit Rohr) / Breite: 2,5m / Höhe: 2,5m
Motor Steyr 7FA - wassergekühlter 6-Zylinder-Diesemotor mit Direkteinspritzung und Abgasturboaufladung. 320 PS, max. Drehmoment: 1.100 Nm
Leistungsgewicht 17,8 PS/t
Getriebe

Umlenkgetriebe: Stirnradgetriebe
Automatikgetriebe: Planetengetriebe mit Drehmomentwandler (6 Vorwärts-, 1 Rückwärtsgang; Typ ZF Ecomat 6HP500)
Lenkgetriebe: hydrostatisches Überlagerungslenkgetriebe
Seitenvorgelege: Stirnradgetriebe

Laufwerk 5 Laufrollen, 3 Stützrollen, Drehstabfederung, hydraulische Stoßsdämpfer für 1. und 5. Laufrolle.
Scheibenbremsen (von Lenkung unabhängig)
Kette: Diehl 224A Verbinderketten (0,38m breit, Auflagelänge: 3,04m), 78 Glieder
Bauartgeschwindigkeit 68 km/h
Geländegängigkeit Steigfähigkeit: 75% / Kletterfähigkeit: 0,8m / Überschreitfähigkeit: 2,4m / Watfähigkeit: 1m / Wendekreis: dreht auf der Stelle
Reichweite auf Straßen: 470 km / im Gelände: 360 km
Bewaffnung

105mm Panzerkanone L/44. Bezeichnung: M-57 Typ D 1504
von GIAT (Frankreich) 1963 vorgestellt. Konstanter Rechtsdrall, 32 Züge.
Gewicht: 1.210kg mit Mündungsbremse und Wiegenrohr
Einsatzschussweite: gepanzerte Ziele: 1.800m / ungepanzerte Ziele: 3.000m
Ersttreffwahrscheinlichkeit: 95% auf 1.700 m
Lebensdauer: 1.000 Schuss (Hohlladung)
Munitionsvorrat: 43-44 Schuss (12 in Ladetrommeln, 5 im Turmkorb, 26 im Fahrzeugrumpf, bei Bedarf ein Schuss im Patronenanschlag hinter dem Verschluss)
Richtbereich: horizontal 360° / vertikal: -6° bis +13°
koaxial: 7,62mm Maschinengewehr
MG-74 Pz von Steyr
Einsatzschussweite: bis 1.000m
Munitionsvorrat: 2.000 Schuss
2x3 Nebelwerfer 70mm mit HC-Nebelwurfkörper 72 [A2 KFOR: 76mm Nebel-/Sprenggranatwerfer Typ Wegmann]
Muntionsvorrat: 12 Schuss
Laffette für 12,7mm üsMG für die Luke des Kommandanten erhältlich.

Ziel- u. Richtmittel (A2) hydraulische Richtanlage CH6/6 von SAMM (F)
ELBIT Feuerleitanlage mit digitalen Feuerleitrechner, LANSADOT Feuerleitgerät mit ATRIM Hochleistungs-Wärmebildkamera, Richtschützenzieleinrichtung mit integrierten Laser, Winkelzielfernrohr oder IR-Winkelzielfernrohr (Kommandant).
Schutz Stahlpanzerung: Wanne: vorne: 20mm / seitlich: 14mm / hinten: 12mm / Dach: 8mm
Turmpanzerung: vorne: 40mm / seitlich:
>20mm / hinten: >20mm / Dach: 10mm
Explosionsunterdrückungsanlage im Turm
Feuerlöschanlage im Motorraum
ABC-Schutzeinrichtung, an das die ABC-Schutzmasken von Kommandant und Richtschützen angeschlossen werden.
weitere Ausrüstung

Fahrer-Nachtsichtgerät AN/VVS2(V) 504, Fernmeldemittel.
[A2 KFOR: 5 teilige Seitenschürzen]

Oben: Skizze eines Kürassiers der 1. Produktionsserie.
Rechts: Dank seiner kompakten Ausmaße und des geringen Gewichts ist der Kürassier eines der ganz wenigen 105mm Waffen-
systeme, die mit einer C-130 Hercules transportiert werden können. Darüber hinaus ist das Befahren aller Verkehrswege ohne Ausnahmegenehmigung und ein besonders einfacher LKW- oder Bahntansport möglich.
Der Kürassier bietet im Vergleich zu den ähnlich bewaffneten Kampfpanzern AMX-30 oder M60 von allen Seiten eine wesentlich geringe Zielfläche. Selbst im Vergleich zu modernen Kampfpanzern wie dem Leopard 2A4 ist der Unterschied noch deutlich.
 
 
Der Jagdpanzer Kürassier besteht aus zwei wesentlichen Komponenten: dem Fahrgestell und dem Scheitelturm.
 
  das Fahrgestell

Das Fahrgestell besteht aus
5 drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen, wobei die erste und fünfte Laufrollen hydraulische Stoßdämpfer besitzen.
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Das Fahrgestell des Kürassiers basiert auf der von der Österreichischen Saurerwerke AG entwickelten Schützenpanzerfamilie 4K, wurde aber für den neuen Verwendungszweck stark modifiziert.
Die Plattform zeichnet sich durch eine hohe Geländetauglichkeit, geringe Abmaße, durch ein niedriges Gesamtgewicht, geringe Anschaffungskosten, einfache Wartung, geringen Treibstoffverbrauch und hohe Zuverlässigkeit aus.
Beim Triebwerk des Kürassier A2 handelt es sich um einen Steyr 7FA
6-Zylinder Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Abgasturboaufladung. Er leistet 320 PS und ein stellt ein Drehmoment von 1.100 Nm zur Verfügung.
Mehr über das Kürassier-Fahrgestell auf der nächsten Seite.
 
  der Scheitelturm

der Scheiteltum besteht aus einem Schwenk- und einem Kippteil. Der Schwenkteil ist auf dem Drehkranz des Fahrgestells gelagert, der Kippteil mit Panzerkanone, Ladeautomat, Maschinengewehr und Feuerleitgeräten sitzt auf einer Wippe des Schwenkteils auf.
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Der Turm des Kürassier wird als FL-120 S bezeichnet und ist eine französisch-österreichische Entwicklung. Er basiert auf dem Turm
FL-12, der von Fives-Lille-Cail (Frankreich) für den AMX-13 entwickelt wurde.
Es handelt sich um einen sogenannten Scheitelturm, der aus einem Schwenk- und einem Kippteil besteht. Der Schwenkteil ist für das horizontale Richten um volle 360°, der Kippteil für das vertikale Richten von -6° bis +13° verantwortlich. Gerichtet wird der Turm über eine hydraulische Richtanlage, notfalls kann auf eine mechanische Richtanlage zurückgegriffen werden.
Die Panzerkanone ist bei voller Gewährleistung des Rohrücklaufs fest in den Kippteil eingebaut.

Der Grund für die Verwendung eines Scheitelturms ist die ebenfalls in den Kippteil eingebaute halbautomatische Lade- und Hülsenauswurfeinrichtung, die auf diese Weise immer mit der Panzerkanone mitschwenken kann. Damit muss der Turm im Gegensatz zu den meisten ähnlichen Konstruktionen zu Nachladen nicht in eine bestimmte Position gebracht werden.
Die Ladevorrichtung besteht aus zwei Ladetrommeln (Revolvermagazine), die je 6 Schuss aufnehmen können. Durch diese Vorrichtung ist es möglich über 12 Schuss pro Minute abzugeben - auch heute noch ein Rekordwert. Nach dem Feuern wird die Granathülse automatisch aus einer Öffnung im Turmheck ausgeworfen.
Der Nachteil eines solchen Scheitelturms liegt im vergleichsweise geringen vertikalen Schwenkbereich.
 
Der Ladeautomat des Kürassiers. Zu sehen sind die beiden Ladetrommeln, dazwischen das Patronenlager. Zumeist werden die Magazine mit unterschiedlichen Munitionstypen gefüllt, die dann wahlweise verwendet werden können. Am hinteren Ende (im Bild links) ist die Hülsenauswurföffnung zu erkennen.

ein Kürassier beim scharfen Schuss. Sofort nach dem Feuern öffnet sich die Klappe im Turmheck und die Hülse wird ausgeworfen. Siehe auch das Video, das bei der selben Gelegenheit entstand.
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  Video: der Kürassier beim scharfen Schuss
    wmv - Stream mit Ton, 340 KB
 
Für das Nachladen der Trommeln stehen weitere 31 Granatpatronen vom Kaliber 105mm zur Verfügung. Davon sind 5 Patronen im Turmkorb vor dem Kommandantensitz untergebracht und 26 Granaten befinden sich in einer Munitionsluke in der Wanne des Panzers. Eine Granate kann zusätzlich bereits im Patronenlager der Kanone liegen. Damit stehen der Besatzung bis zu 44 Schuss zur Verfügung.
 
Sind die Granaten im Turm verschossen (max. 18) muss der Kürassier in Deckung fahren und aus der Munitionsluke vorne rechts in der Wanne aufmunitionieren.
Die Ladetrommeln werden über die beiden Ladeluken am Turmdach geladen.
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Das revolutionäre Konzept des Scheitelturms mit Ladevorrichtung geht auf den Turm FL-10 zurück, der für den französischen Jagdpanzer AMX-13 entwickelt wurde. Der Prototyp des AMX-13 wurde 1948 von Atelier de Construction d' Issy-les-Moulineaux in Saumur vorgestellt. Er war mit einer 75mm Panzerkanone bewaffnet. Hier einer der AMX-13 Prototypen bei der Erprobung. © ECPA
der Turmschiesssimulator KA2 ist eine Eigenentwicklung des Aufklärungsbataillons 1 und wurde im Februar 2000 erstmals eingesetzt.
© AufklB 1
 
  Munition der 105mm M57 Panzerkanone
Die beim Bundesheer verwendete Muntion für den JaPz Kürassier wurde in Frankreich entwickelt, wird aber von der heimischen Firma Hirtenberger erzeugt.

Hohlladungsgranate OCC-105-F1: panzerbrechend. Die effektive Schussenfernung beträgt 1.900m, die Durchschlagsleistung 360mm bis 380mm Panzerstahl bei einem Auftreffwinkel von 90 Grad, bzw. 150mm bei 65 Grad (Beton: 70-100cm).
Mündungsgeschwindigkeit: 800 m/sec
Sprenggranate OE-105-F1: für weiche Ziele, Aufschlagszünder, die Sprengzone hat einen Durchmesser von etwa 20m.
Pfeilgeschoss OFL-105-G1: ein unterkalibriges, panzerbrechendes Wuchtgeschoss. Der Wolfram Carbid Pfeil (siehe Abbildung) verlässt das Rohr mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 1.475 m/sec - ein Sprengkopf ist bei dieser Geschwindigkeit nicht mehr notwendig.
Durschlagsleistung etwa 500 bis 550mm Panzerstahl bei einem Auftreffwinkel von 90 Grad.
 
Der A2 kann das unter-
kalibrige, panzerbrechende Wuchtgeschoss OFL-105-G1
einsetzen.
 
Übungsgranate: aus Kostengründen werden zu Übungszwecken umgebaute Granaten der beim Heer ausgemusterten 10,5cm Haubitzen M2A1/A2 verschossen.
andere kompatible Granaten: die Nebelgranate OFI-105-F1 und die Übungs-Holladungs-Granate SCC-105-F1 (OCC ohne Sprengstoff)
Mitte der 1980 wurde von den Ennstaler Metallwerken das Pfeilgeschoss NP-105 mit einem Wolfram-Nickel-Eisen Penetrator entwickelt. Die Durschlagsleistung liegt etwa 30% über dem französischen Modell und ist auch höher als die der M-774 Granate aus abgereichertem Uran für die M-68 Kanone (z.B. im Kampfpanzer M60A3Ö). Das Geschoss wurde nicht eingeführt.
Im Jahr 2004 erreichte ein in Österreich entwickeltes Tandem-Hohlladungsgeschoss Produktionsreife. Die Durchschlagskraft soll unter optimalen Bedingungen bei 1.000mm Panzerstahl liegen - also einem Meter. Mit diesem Geschoss wäre die frontale Bekämpfung von modernen Panzern wieder möglich.
 
  die Besatzung
Die Besatzung des Kürassiers besteht aus Kommandant, Richtschütze und Fahrer.
Die kompakte Äußere wird durch enge Platzverhältnisse im Innenraum erkauft.
© 1. Aufklärungsbataillon
Der Fahrer sitzt links vorne.
die Kommandantenposition. Der Kommandant sitzt links im Turm.
Unter den Winkelzielfernrohr ist der runde Bildschirm des Wärmebildgeräts zu erkennen. Rechts davon der Kommandantenblock des ballistischen Rechners der Feuerleitanlage.
der Richtschütze befindet sich rechts im Turm.
Die Richtschützenzielein-
richtung mit einer 8fachen Vergrößerung und einem integrierten Laser-Entfernungsmesser.
Links daneben das recht-
eckige Okular eines Winkel-
spiegels, darunter der runde Bildschrim des Wärmebild-
geräts.
Die roten Griffe steuern die hydraulische Richtanlage. Der Druckschalter des Laser-Entfernungsmessers ist gut zu erkennen.
 
  Einsätze
1991: Sicherungseinsatz an der jugoslawischen Grenze
Im Zuge der Intervention der Jugoslawischen Volks Armee in Slowenien wurden im Juni und Juli 1991 bis zu 7.700 Mann mit 1.400 Radfahrzeugen, 150 Kettenfahrzeugen und 60 Luftfahrzeugen in Alarmbereitschaft versetzt. Das Ziel war es zu verhindern, dass sich die Kämpfe auf Österreichisches Hoheitsgebiet ausweiteten - dies hätte etwa durch die Verfolgung oder Bekämpfung über die Grenze fliehender bzw. ausweichender Einheiten geschehen können.
Neben dem Jagdpanzer Kürassier (damals noch in Produktionsausführung) wurden auch Kampfpanzer M-60A3Ö und Panzerhaubitzen M-109 an die Grenze verlegt.
 

beide Bilder: © Urrisk: Einsätze des Bundesheeres 1955-2001
Links: Von Ihren Stellungen aus sicherten Jagdpanzer die Panzersperren. Vereinzelt konnten Feuergefechte in Slowenien beobachtet werden.
Rechts: "Flagge zeigen" durch Patrouillen durch grenznahe Ortschaften. Der Bevölkerung störte der Lärm nicht.
 

2004: Einsatz im Kosovo.
Am 23. Oktober 2004 wurden sechs aufgerüstete Kürassiere A2 in den Kosovo verlegt. Sie sollen dem österreichischen Kontingent der KFOR den Rücken stärken und vor den Wahlen in der Krisenreaktion Entschlossenheit demonstrieren. Es handelt sich um den ersten, aber sicherlich nicht letzten Einsatz von österreichischen Panzern im Ausland.
Für mehr Informationen über den Kosovo-Einsatz siehe den Betrag:
"K" wie KFOR - sechs Kürassiere im Kosovo.

 
 
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