BUNDESHEER VOR LIBANON EINSATZ

by Doppeladler

UNIFIL Soldaten auf Patrouille © UNIFIL

Die Vereinten Nationen haben Österreich offiziell gebeten, ab November eine Logistik-Transporteinheit aus rund 150 Soldaten für die UNIFIL Mission im Libanon zur Verfügung zu stellen.

Die Anfrage des UN Department of Peace Keeping Operations (UNDPKO) wird derzeit vom Generalstab geprüft. Für Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) ist ein Einsatz durchaus vorstellbar: „Das Bundesheer genießt im Nahen Osten hohe Reputation und hat sich in der Region Kompetenz und Erfahrung aufgebaut. Ein zweites Standbein im Nahen Osten zusätzlich zum Golan-Einsatz ist durchaus vorstellbar“, so der Minister. Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) versucht schon seit Februar 2010 Stimmung für einen Libanon-Einsatz zu machen und war auch schon selbst vor Ort. Die Anfrage kam daher weder überraschend, noch ungelegen.

Denn auch wenn die jüngsten Unruhen im Kosovo auf eine andere Entwicklung hindeuten, kann das Engagement des Bundesheeres auf dem Balkan insgesamt langsam zurückgefahren werden. So begrüßenswert die zunehmende Stabilität am Balkan ist, bringt sie auch die Gefahr mit sich, dass UNO oder EU Partner den politischen Druck auf Österreich erhöhen, das Bundesheer anderenorts einzusetzen. Da kommt die Anfrage der UNDPKO gerade recht, gilt die UNIFIL Mission doch derzeit als weniger risikoreich als etwa Afghanistan oder so manche Mission in Afrika. Noch dazu ersucht die UNO um eine Transporteinheit – nach derzeitigem Stand werden sogar alle erforderlichen Fahrzeuge von der UNO beigestellt.

Vorgesehen ist der Einsatz einer Logistikeinheit, bestehend aus etwa 150 Soldatinnen und Soldaten, organisiert in einem Stabselement, einem Versorgungszug, zwei Transportzügen, einem Instandsetzungszug und einem Feuerwehrelement. Das Kommando soll sich in der libanesischen Hafenstadt Naquora befinden.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Einsatzraumes der UNIFIL befinden sich bereis rund 380 österreichische Peacekeeper auf den Golan-Höhen (UNDOF). Dadurch könnten sich auch Synergieeffekte bei Versorgung und Personalrotation ergeben.

Aufgrund dieser Vorzeichen kann wohl davon ausgegangen werden, dass tatsächlich noch heuer die ersten österreichischen Blauhelme an der UNIFIL Mission teilnehmen.
Doch nicht alle sprechen sich für den Einsatz aus: die Österreichische Offiziersgesellschaft (ÖOG) warnt davor, angesichts der Sparbudgets einen weiteren teuren Auslandseinsatz zu beschließen. Zudem erinnert die ÖOG an den Tod eines österreichischen Offiziers im Jahre 2006 in diesem Einsatzraum. Der UN-Beobachter starb bei einem überraschenden israelischen Bombenangriff.

UPDATE 1: Mitte August 2011 lief bereits die Suche nach Interessenten für ein VERSBATT Libanon durch das Heerespersonalamt an. Mitte September soll mit Aufbau-Fahrkursen für UN Einsätze begonnen werden.

UPDATE 2: Bei einer Pressekonferenz bestätigt Verteidigungsminister Darabos, dass im November 2011 rund 160 Soldaten in den Libanon geschickt werden sollen. Ein Vorauskommando soll bereits Ende Oktober im Libanon eintreffen. Die UNO bereitet dem Bundesheer den „Roten Teppich“ aus: Laut Darabos werden nicht nur moderne Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, es werden auch die Personalkosten mit 1.000 Euro pro Soldat und Monat von der UNO kofinanziert. Das Lager in Naqoura (Nakura) im Südwesten des Libanon ist vorbereitet. Der Einsatz wird nun dem Ministerrat und dem Parlament zur Genehmigung vorgelegt. Der Einsatz wird vorerst bis 31. Dezember 2012 befristet.

Renault LKW der UNIFIL Schutztruppe. 12.000 Blauhelme
benötigen entsprechende Logistik © UNIFIL

UNITED NATIONS INTERIM FORCE IN LEBANON

UNIFIL steht für die „United Nations Interim Force in Lebanon“. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind derzeit 11.830 Blauhelme aus 35 Staaten im Einsatz. Dazu kommen 50 Mitglieder der Beobachtermission UNTSO („United Nations Truce Supervision Organization“), 342 zivile UNO-Mitarbeiter und 650 lokale Mitarbeiter.

Der Libanon Einsatz läuft bereits seit März 1978. Im Jahr 2006 wurde nach dem 34-Tage-Krieg zwischen Israel und dem Libanon (bzw. der Hisbollah) der Einsatz von 2000 auf bis zu 15.000 Blauhelm-Soldaten und Marinestreitkräfte ausgeweitet. Das Mandat der UN Truppe wurde ausgeweitet. Die Blauhelme können und dürfen notfalls auch schwere Waffen wie Kampfpanzer und Panzerhaubitzen einsetzen.

Die französischer Kampfpanzer Leclerc der UNIFIL sind der harte
Kern der UN Bodentruppen © UNIFIL

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