Das Bundesheer kann auch LANDPOWER. Das bewies die 4. Panzergrenadierbrigade vom 5. bis 16. September 2022 bei der Übung HANDWERK 2022 am Truppenübungsplatz Allentsteig. Wir waren dabei, als sich das Panzerbataillon 14 „Hessen“ aus Wels für das abschließende Kampfgruppenschießen vorbereitete.
DIE VIERTE IM MANÖVER
An der Übung HANDWERK 2022 waren 1.097 Soldatinnen und Soldaten beteiligt. 356 davon waren Angehörige der Miliz. An Großgerät kamen 23 Kampfpanzer Leopard 2A4, 44 Schützenpanzer Ulan, 14 Panzerhaubitzen M-109A5Ö, drei M-88 Bergepanzer und ein Bergepanzer Greif zum Einsatz. Zusätzlich wurden drei Dingo 2 und ein Husar eingesetzt. In Summe war die Kampfgruppe daher mit 89 gepanzerten Kampf- und Gefechtsfahrzeugen (GKGF) ausgestattet.
Im Zuge der Übung steigerten sich die teilnehmenden Verbände von einzelnen Zugsgefechtsschießen über Kompaniegefechtsschießen hin zum Kampfgruppenschießen, in dem der eigentliche „Kampf der verbundenen Waffen“ – d.h. das Zusammenwirken der unterschiedlichen Waffengattungen – im scharfen Schuss trainiert werden konnte. Insgesamt ein deutliches Lebenszeichen der mechanisierten Truppe.

Das Panzerbataillon 14 war mit zwei Panzerkompanien und 125 Soldatinnen und Soldaten im Waldviertel vertreten. Für den Kommandaten, Oberstleutnant Jörg Loidolt, war die Übung enorm wichtig. „Haben wir doch viele junge Kommandanten und hier gibt es natürlich Bedarf, die Routine zu festigen.“ Auch die technische Betreuung der Fahrzeuge im Feld stellt eine besondere Herausforderung dar. „Im Gelände zu reparieren ist unglaublich intensiv. Das sind unbezahlbare Erfahrungswerte, die es in der Kaserne nicht gibt“, so Loidolt.
Spannend an der heurigen Ausgabe der Übung HANDWERK war auch der Beginn der Zusammenarbeit der Panzertruppe mit DRONETECH Austria: Angesichts der jüngsten Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg standen einige Feldversuche mit Drohnen am Programm – z.B. geeignete Tarnmaßnahmen von Kampfpanzern gegen Drohnen usw.
IMPRESSIONEN
Österreichs einziges Panzerbataillon absolvierte im Beisein von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Brigadekommandant Brigadier Siegward Schier auf der Schießbahn Thaures ein Zugsgefechtsschießen. Die moderne Schießbahn ist mit Funkklappscheiben ausgestattet, welche vom Steuerhaus bedient werden. Sie sind außerdem beheizt und daher auch in den Wärmebildgeräten von Kampffahrzeugen sichtbar. Die Übungsszenarien können automatisch eingespielt werden. Die Trefferauswertung erfolgt ebenfalls elektronisch.
Unsere Bilder stammen von der Schießbahn – ergänzt um einige Eindrücke vom Lager Kaufholz am Truppenübungsplatz Allentsteig im Waldviertel.
WAS NUN MIT DEM REKONSTRUKTIONSKERN?
Die schweren Waffen des österreichischen Bundesheeres wurden 2014 unter Verteidigungsminister Klug (SPÖ) auf einen Rekonstruktionskern zusammengestrichen. Das damalige Konzept sah vor, dass die Fähigkeiten des Bundesheeres im Bereich der schweren Waffen „in einem kleinen Kern“ erhalten bleiben. 2014 ging man davon aus, dass es vor offen ausgetragenen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa eine Vorwarnzeit von 10 Jahren geben und diese Zeit ausreichen würde, die mechanisierten Verbände des Heeres wieder anwachsen zu lassen. Das Konzept war schon damals widersprüchlich, weil Russland kurz zuvor gewaltsam die Krim annektierte und ist rückblickend gescheitert. In unserer Wirklichkeit gibt weder 10 Jahre Vorwarnzeit noch ein Bewusstsein, wann so eine Frist zu laufen beginnt. Im Ukraine-Krieg tragen acht Jahre nach der Reduzierung auf einen Reduktionskern die mechanisierten Kräfte und die Artillerie die Gefechte – trotz der Fortschritte bei Lenkwaffen und Drohnen. Kampfpanzer Leopard stehen auf der Wunschliste der ukrainischen Verteidiger ganz oben.

Laut den bei der HANDWERK 2022 getätigten Aussagen von Ministerin Tanner und Brigadier Schier sollen zumindest die Obsoleszenzen bei den Systemen Leopard und Ulan beseitigt werden, damit diese einsatzfähig bleiben (Ersatz veralteter und nicht mehr produzierter Bauteile). Als am 06.10.2022 die Trendumkehr beim Heeresbudget und ein Aufbauplan Bundesheer 2032 präsentiert wurde, sagte Tanner: „Es ist notwendig, die mechanisierte Truppe mit Kampfpanzern, Schützenpanzern, Pionierpanzern und Artillerie zu modernisieren, um damit Panzerschutz, Feuerkraft und hohe Beweglichkeit sicherzustellen.“ Die Updates scheinen fix – Neubeschaffungen wurden in Aussicht gestellt. Aber für den Wiederaufwuchs der mechanisierten Truppe für die Landesverteidigung würde es auch die erforderlichen Stückzahlen brauchen und nicht nur einen modernisierten Rekonstruktionskern.
AUSGEZEICHNETE LEISTUNGEN
Ausgezeichnete Leistungen zeigten nicht nur die Panzerbesatzungen in ihren Leoparden. Vizeleutnant Wolfgang Brunner, Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade, schloss kürzlich den „Sergeants Major Course“ in Fort Bliss (USA) mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Er wurde als einer der besten Absolventinnen und Absolventen seines Jahrganges in die „Commandant’s List“ aufgenommen. Eine Ehre, die nur wenigen internationalen Lehrgangsteilnehmern zuteilwird und das hohe Niveau der Unteroffizierausbildung in Österreich unterstreicht. Für seine Leistungen wurde Brunner von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner mit einer Coin geehrt.

WIESO HESSEN?

Das Panzerbataillon 14 ging am 1. April 1964 aus dem Jägerbataillon 14 hervor, welches in der Tradition des oberösterreichischen k.u.k. Infanterie-Regiments 14 stand. Im Jahr 1967 wurde das PzB14 offiziell mit der Traditionspflege des k.u.k. Infanterie-Regiments „Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein“ Nr. 14 beauftragt.
Dieses Regiment wurde ursprünglich 1733 als „Regiment Graf Salm“ aufgestellt und erhielt 1769 die Nummer 14 zugewiesen. Am 16. Mai 1851 ernannte Kaiser Franz Joseph den verbündeten hessischen Großherzog Ludwig III. zum neuen Inhaber des in Oberösterreich stationierten Verbandes. Bis 1918 verblieb die Würde des Ehrenobersten des InfReg 14 beim Großherzogtum Hessen.
Das PzB14 ist übrigens in der Hessenkaserne in Wels, Oberösterreich, stationiert.
VIDEO
Vom Training des Panzerbataillons 14 auf der Schießbahn Thaures gibt es auch ein Video. Erschienen im Facebook-Kanal des Österreichischen Bundesheeres.
Weiterführende Links:
- Verteidigungsministerin Tanner besuchte „Handwerk22“ in Allentsteig; bundesheer.at; 09.09.2022
- Video vom Training des Panzerbataillons 14; Facebook-Kanal des Bundesheeres
Titelbild: Der Kampfpanzer Leopard 2A4 des Österreichischen Bundesheeres.