Priorität A – Am 05. Jänner 2020 fand der erste Abfangjäger-Einsatz im heurigen Jahr statt. Die Rotte der Alarmbereitschaft wurde eingesetzt, weil ein Flugzeug aus Saudi-Arabien, von London kommend, keine Funkverbindung mit der zivilen Flugsicherung Austro Control hergestellt hat. Angesichts des dichten Flugverkehrs über Österreich stellt die fehlende Funkverbindung mit einem Flugzeug ein Sicherheitsrisiko dar.
Die beiden Eurofighter Typhoon 7L-WK und 7L-WO starteten kurz nach der Alarmierung um 13.30 Uhr vom Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg. Als die Abfangjäger Sichtkontakt hergestellt hatten, meldete sich der Pilot umgehend. Weitere Schritte sind nach der Herstellung des Funkkontaktes und der eindeutigen visuellen Identifizierung die Angelegenheit der zivilen Behörden.
Besonders beachtlich: Der Zwischenfall ereignete sich an einem Sonntag – außerhalb der viel zitierten Bürozeiten. Tatsächlich werden auch außerhalb der Bürozeiten und auch nachts immer wieder Alarmrotten in Bereitschaft gehalten. Eine permanente Luftraumüberwachung ist allerdings nur passiv, d.h. mittels Radar möglich.
Pro Jahr gibt es etwa 50 derartige Abfangeinsätze der Priorität A (Alpha), die von den Eurofighter Typhoon und Saab 105 Oe absolviert werden müssen. 2019 haben die Saab etwa 25% der aktiven Luftraumüberwachung übernommen.




LUFTRAUMÜBERWACHUNG DERZEIT STARK EINGESCHRÄNKT
Dieser Meldung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktive Luftraumüberwachung derzeit nur eingeschränkt möglich ist. Die zwölf Jet-Trainer vom Typ Saab 105 Oe sind nicht einsatzbereit. Bolzen, die das hintere Leitwerk mit dem Rumpf verbinden, weisen Risse auf und müssen ausgetauscht werden. Ende November 2019 war in einer Aussendung des Bundesheeres zu lesen, dass diese Bolzen erst produziert werden müssen und es Monate dauern kann, bis die Saab-Flotte wieder einsatzbereit ist. Die Luftraumüberwachung wird seither zur Gänze von den Eurofighter Typhoon übernommen.
Das erfordert deutlich höhere Kosten und führt zu einer Überbeanspruchung des Systems Eurofighter, denn für die alleinige Übernahme der Luftraumüberwachung fehlen je nach Berechnung drei Maschinen bei eingeschränkten Dienstzeiten bis neun Maschinen für eine permanente Luftraumüberwachung.
Ende 2020 / Anfang 2021 muss die Saab 105 Oe aus Altersgründen ausscheiden. Dann hat auch der Missbrauch der Jet-Trainer als eine Art „Hilfs-Abfangjäger“ ein Ende (Ergänzungsflugzeug Luftraumüberwachung). Die politische Entscheidung zur Beschaffung eines Nachfolge-Modells bzw. zur Neuorganisation der Luftraumüberwachung wurde so weit hinausgezögert, dass eine Einschränkung der Handlungsfähigkeit unvermeidlich ist.
Im Regierungsprogramm 2020-2024 der heute angelobten türkis-grünen Regierung ist zu dieser wichtigen Frage lediglich ein allgemeines „Bekenntnis zur Luftraumüberwachung“ enthalten. Diese soll durch eine „adäquate und kosteneffiziente Lösung“ erfolgen.
Weiterführende Links:
- Original-Tweet von Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer:
Titelbild: Eurofighter Typhoon bei der Rückkehr nach Zeltweg © Alex S