Das neue Ace Deck VL-60 Cockpit © Georg Mader

Modernisierter BLACK HAWK ist gelandet

by Doppeladler

Im Jänner 2018 wurde der erste Sikorsky S-70A-42 BLACK HAWK des Bundesheeres nach Guntersville, Alabama zu Ace Aeronautics LLC überstellt. In der Ausschreibung für das Cockpit- und Avionik-Update setzte sich 2017 das erst zwei Jahre zuvor gegründete Unternehmen gegen den Hersteller Sikorsky und die Schweizer RUAG durch. Das sorgte doch für einigen Wirbel.

Es dauerte fast 3 Jahre, bis im November 2020 der Hubschrauber mit der Kennung 6M-BC wieder in Langenlebarn eintraf. Die Maschine kam per Schiff über den Atlantik nach Zeebrügge (Belgien) und erreichte Niederösterreich per LKW-Transport. Nach Durchführung der Güteprüfung und Abnahme erfolgte im Februar 2021 die Wiederzulassung als österreichisches Militärluftfahrzeug. Hauptgrund für die verspätete Lieferung des Prototypen waren die COVID-19 Pandemie und die – aufgrund der Boeing B737-MAX Abstürze – verschärften Zulassungsprüfungen durch die US Luftfahrtbehörde FAA. Gerüchte über einen zwischenzeitlichen Konkurs des Auftragnehmers erwiesen sich als falsch. Am 15. März 2021 konnte 6M-BC wieder offiziell an die Luftstreitkräfte übergeben werden.

Für den Kommandanten der BLACK HAWK Staffel, Major Franz Reisinger, ist man mit dem Avionik & Cockpit – Upgrade „in diesem Jahrtausend angekommen“. Der S-70A-42 erhielt laut Bundesheer-Sprecher Oberst Michael Bauer ein neues Avioniksystem – u.a. einen IFF Transponder Mode 5, Integration von CONRAD Truppenfunk und Behördenfunk, Thales HMCS-Helmvisiersystem Scorpion, neue GPS Moving Map, Radarhöhenmesser, Air Data Computer, VOR/ILS Empfänger, Flight Data Recorder und ein neues Wetterradar. Die Daten werden auf dem integrierten G5000H Cockpit von Garmin zusammengeführt und dargestellt (Ace bezeichnet seine Lösung als Ace Deck VL-60). Das Garmin-System stammt eigentlich aus dem zivilen Bereich, doch damit kann der BLACK HAWK nun uneingeschränkt nach Sicht- und Instrumentenflugbedingungen bei Tag und Nacht betrieben werden.

Das neue Cockpit ist um vier NVG-taugliche 12-Zoll Bildschirme mit 4K Ultra-HD Auflösung und zwei Touchscreen Controller aufgebaut © Georg Mader
Das neue Cockpit ist um vier NVG-taugliche 12-Zoll Bildschirme mit 4K Ultra-HD Auflösung und zwei Touchscreen Controller (unten) aufgebaut © Georg Mader

Der modifizierte BLACK HAWK fliegt teilweise mehrmals täglich, wird intensiv getestet und auch die Ausbildung erfolgt mit der 6M-BC. Zusätzlich steht der Fliegerwerft 1 ein „Software Implementation Lab“ sowie ein stationärer Cockpit-Trainer zur Verfügung. Den immer noch fehlenden Flugsimulator können diese Systeme allerdings nicht ersetzen.

Das Bundesheer ist zuversichtlich, dass bis Ende 2022 mindestens 4 Hubschrauber der Bestandsflotte plus 1 bis 2 der zusätzlichen Maschinen verfügbar sind (siehe unten).

Die modifizierten Hubschrauber werden bereits dringend erwartet. Von den neun im Jahr 2000 bestellten und 2002 ausgelieferten BLACK HAWKS waren 15 Jahre später bei der Auftragsvergabe für das Update nur mehr vier Maschinen einsatzfähig. Insbesondere machten die veralteten Bildschirme im ursprünglichen Cockpit Probleme.

IM DIREKTEN VERGLEICH

Der direkte Vergleich macht sicher: Das neue Ace Deck VL-60 Cockpit stellt der Besatzung wesentlich mehr Informationen deutlich übersichtlicher dar. Oben das werkseitige Rockwell Collins Glascockpit. Damals war das ein echter Meilenstein und das Bundesheer war einer der ersten Nutzer dieser Cockpitgeneration.

Altes und neues Cockpit des S-70A-42 BLACK HAWK
© Doppeladler.com/G. Mader
Altes und neues Cockpit des S-70A-42 BLACK HAWK
© Doppeladler.com/G. Mader

DREI ZUSÄTZLICHE BLACK HAWKS

Wie berichtet musste Ace Aeronautics ausschreibungskonform eine Option auf vier zusätzliche BLACK HAWKS anbieten. Drei davon wurden im Zuge des Katastrophenschutzpakets 2018 abgerufen. Nachdem man die im ursprünglichen Kaufvertrag aus dem Jahr 2000 enthaltene Option verfallen ließ und ein weiterer Anlauf 2013 budgetbedingt abgesagt wurde, erreicht das Heer nun endlich die volle Staffelgrüße von 12 Stück.

BLACK HAWK SO-3002 der Royal Jordanian Air Force © U.S. Air Force
BLACK HAWK SO-3002 der Royal Jordanian Air Force © U.S. Air Force

Um Logistik und Ausbildung möglichst zu vereinfachen, sollten die drei zusätzlichen Hubschrauber möglichst identisch sein. Die Herausforderung dabei: Die Version S-70A-42 (eine Variante des UH-60L mit Glascockpit) wird längst nicht mehr gebaut und weltweit wurden nur 17 Stück in dieser Konfiguration ausgeliefert. Doch glücklicherweise steigt Jordanien gerade auf den aktuellen Typ UH-60M um. So wird nun aus drei Maschinen der Royal Jordanian Air Force der Wüstensand geblasen. Nach der Generalüberholung und dem Ace-Update werden daraus 6M-BJ, 6M-BK und 6M-BL. Die US-Ausfuhrgenehmigung ist gerade in Arbeit, sollte aber nur eine Formalität darstellen.

UPDATE 23.11.2022: Die USA verweigerten die Zustimmung. Die jordanischen Black Hawks werden nicht in Österreich landen. Laut Ace wird es eine andere Lösung geben, um den Vertrag zu erfüllen. Es sollen möglichst baugleiche gebrauchte Maschinen aus anderen Baulosen geliefert werden.

VIDEO VON DER ÜBERGABE

Am 15. März 2021 konnte der erste aufgerüstete BLACK HAWK 6M-BC wieder offiziell an die Luftstreitkräfte zurückgegeben werden.

Das Video ist im Youtube-Kanal des Österreichischen Bundesheeres erschienen.

Weiterführende Links:

Titelbild: BLACK HAWK 6M-BC mit dem neuen Ace Deck VL-60 Cockpit © Georg Mader

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