Sikorsky S-70A-42 Black Hawk © Bundesheer

Das Katastrophenschutzpaket 2018

by Doppeladler

Im Ministerrat am 22.08.2018 beschloss die ÖVP-FPÖ Regierung ein „Katastrophenschutzpaket“. Darin werden einige der gravierendsten Ausrüstungsmängel des Bundesheeres angesprochen. Im Paket, das „einen höheren dreistelligen Millionenbetrag“ kosten soll, sind enthalten:

  • 3 zusätzliche BLACK HAWKS
  • 12 leichte Mehrzweckhubschrauber (ALOUETTE III Nachfolge)
  • 6 Schulungshubschrauber (Type unbekannt)
  • Kraftfahrzeuge (LKWs und Funktionsfahrzeuge)

Wir haben im Titel das Jahr dazu geschrieben, weil es schon so viele Katastrophenschutzpakete gab. Verständlich, weil man nur unter dem Titel „Katastrophenschutz“ die Bevölkerung von der Notwendigkeit von Investitionen für das Bundesheer überzeugen kann. Mit dem Paket löst die Regierung nach den für das Bundesheer enttäuschenden Budgetverhandlungen zumindest teilweise ihr Versprechen ein, sich um Sonderfinanzierung für Beschaffungen zu bemühen.

Zu den einzelnen Bestandteilen:

ZUSÄTZLICHE BLACK HAWKS

3 zusätzliche Black Hawks – damit würde der Black Hawk Verband mit 12 Stück endlich auf Staffelgröße heranwachsen. Zum Zug kommen soll der umstrittene Gewinner der Ausschreibung des BLACK HAWK Upgrades, Ace Aeronautics. Die Firma hat ausschreibungsgemäß auch eine Option auf vier zusätzliche Maschinen angeboten. Drei davon sollen nun abgerufen werden. Gebraucht, aber „neuwertig hergerichtet“. Unklar ist, wo die Firma, die mit dem Hersteller Sikorsky nicht das besten Einvernehmen hat,  drei Hubschrauber herbekommt. Die Herausforderung besteht darin Hubschrauber zu finden, die mit den nicht mehr hergestellten S-70A-42 Modellen des Bundesheeres logistisch möglichst ident sind. Die Beschaffung des längst überfälligen Simulators ist vermutlich nicht Teil des Pakets.

Eine Option auf drei zusätzliche Maschinen war bereits Teil des ursprünglichen Kaufvertrags aus dem Jahr 2000, welche aber mittlerweile längst verfallen ist. Ende 2013 war die Beschaffung von drei UH-60M inkl. Simulator um 100 Mio. EUR in Reichweite, wurde aber mangels Budget abgesagt.

Das Upgrade der bestehenden Flotte von neuen Hubschraubern ist im Jänner 2018 mit der Überstellung des ersten S-70A-42 nach Guntersville, Alabama angelaufen und soll bis 2020 abgeschlossen sein.

NEUE LEICHTE MEHRZWECKHUBSCHRAUBER

12 leichte Mehrzweckhubschrauber – damit darf das hier beschriebene Beschaffungsverfahren zur Nachfolge der Alouette III gestartet werden. Wie berichtet, gibt es bereits Antworten einiger Hersteller auf eine offizielle Anfrage aus dem Vorjahr, sodass eine Bestellung rasch möglich wäre. Laut DerStandard hat der H145M von Airbus Helicopters derzeit die besten Karten. Es wird keine Angabe gemacht, ob die erforderliche Simulatortechnik mitbestellt werden soll.
Mit der Beschaffung ist wohl auch der Fortbestand des Fliegerhorstes Fiala Fernbrugg in Aigen im Ennstal fixiert – ein persönliches Anliegen des Verteidigungsministers, der sich gerne künftig in der steirischen Landespolitik sehen würde.

NEUE SCHULUNGSHUBSCHRAUBER

Als Ersatz für die in Langenlebarn für Schulungszwecke stationierten Alouette III Hubschrauber sollen 6 Schulungshubschrauber beschafft werden (manche Quellen sprechen von 4-6 Maschinen). Über die ins Auge gefassten Typen wurde bislang nichts veröffentlicht – nur, dass diese kleiner sein sollen als der leichte Mehrzweckhubschrauber. Je nach Trainingsaufgaben, für die der Typ herangezogen werden soll, kommt eine große Bandbreite an Mustern in Frage.

KRAFTFAHRZEUGE

In Summe sollen 30 Mio Euro in die Modernisierung der Kraftfahrzeug-Flotte investiert werden. LKW mit Seilwinde und Kran, Tiefladesysteme und ein adäquater Ersatz für den Puch G. Eine Größenordnung von 65 LKW und 50 Stück „Funktionsfahrzeuge“ (kein eindeutig definierter Begriff – vermutlich ist der Puch G Ersatz gemeint) sind laut dem freiheitliche Wehrsprecher Bösch geplant. Das ist wirklich nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein und löst die Mobilitätskrise des Heeres nicht.

AUSSERDEM: PIONIERBOOTE

Nicht Teil des Paketes, aber thematisch passend, ist der Zulauf von neuen Pionierbooten. Dieses Programm läuft schon länger. Am 21.08.2018 wurden die ersten 16 Stück des Pionier-Mehrzweckbootes Aluminium (ALU Pi-Boot) an die Truppe übergeben. Insgesamt wurden 80 ALU Pi-Boote II um 1.195.200 Euro bei der ÖSWAG Werft Linz AG beschafft. Die Boote sind 7,33 m lang und wiegen 270 kg. Sie können gepaddelt oder mit 20 PS Außenbordmotor betrieben werden.

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