Drei Pilatus PC-7 des Bundesheeres in Slowenien © Slow. Streitkräfte
Zwischen 2. und 6. Juni 2014 fand in Slowenien die Übung ADRIATIC STRIKE 2014 statt. Themen waren die Luftnahunterstützung für Bodentruppem (CAS – Close Air Support) sowie die Ausbildung der dafür erforderlichen Fliegerleitoffiziere. Slowenien ist im Rahmen der auf Ministerebene ausverhandelten „Zentraleuropäischen Verteidigungskooperation“ für dieses Thema die Lead Nation.
An der heurigen dritten Auflage der spannenden Übungsserie nahmen neben 200 slowenischen Soldaten auch 200 Angehörige von Streitkräften aus 12 Nationen teil – sie stammten aus Belgien, Frankreich, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Montenegro, Niederlande, Tschechien, Ungarn, den USA und aus Österreich. Weitere Länder sendeten Beobachter. 23 Luftfahrzeuge und 13 Drohnen waren im Einsatz.
Österreich war nach 2013 zum zweiten Mal dabei und entsendete je drei Bell OH-58B Kiowa (Kennungen: 3C-OC, 3C-OD, 3C-OL) und Pilatus PC-7 Turbo Trainer (Kennungen: 3H-FD, 3H-FE, 3H-FK). Weiters nahmen Soldaten des Streitkräfteführungskommandos, des Jagdkommandos, der Luftstreitkräfte sowie Soldaten der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule an der Übung teil.
Die Luftfahrzeuge des Bundesheeres übten Seite an Seite mit vier Pilatus PC-9M Hudournik, Bell 206, Bell 412 und Eurocopter AS532AL Cougar (alle aus Slowenien), zwei Aero L-159 ALCA aus Tschechien, ungarischen Saab JAS 39 EBS HU Gripen sowie aus den USA zwei Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon, drei Boeing AH-64 Apache und Drohnen der Typen Shadow, Puma and Raven.
Bei ihren Einsätzen wurden die Luftfahrzeuge von Fliegerleitoffizieren geführt (FAC – Forward Air Controller bzw. JTAC – Joint Terminal Attack Controller). Der FAC ist die Schnittstelle zwischen den Luftfahrzeugen und den Bodentruppen. Terminal Attack Control (TAC) nennt man dessen Fähigkeit und Befugnis, das Flugverhalten von angreifenden Luftfahrzeugen zu kontrollieren und ihnen eine Feuerfreigabe zu erteilen. Der FAC führt durch Boden-Bord-Sprechverkehr die Einsatzflugzeuge nach Sicht an die Ziele heran. Zudem steht er dem taktischen Kommandanten der Bodentruppen hinsichtlich der Waffenwahl und des Waffeneinsatzes beratend zur Seite.
FACs / JTACs sind im modernen Kampf mit verbundenen Waffen oftmals in ein Joint Fire Support Team (JFST) eingegliedert, wo sie gemeinsam mit Artilleriebeobachtern die gesamte luft- und bodengestützte Feuerunterstützung koordinieren (ggf. auch die seegestützte).
Auch im Bundesheer besteht Bedarf an Fliegerleitoffizieren. In diesem Bereich werden erst seit kurzer Zeit Kompetenzen aufgebaut, da im Inland keine einsatztauglichen Luftfahrzeuge für CAS verfügbar sind. In einem multinationalen Verbund muss aber mit Luftfahrzeugen einer Partnernation reibungslos zusammengearbeitet werden können – in einem Einsatz ähnlich EUFOR Tschad kann sich sehr schnell die Notwendigkeit dazu ergeben. Fliegerleitoffiziere müssen daher unbedingt in multinationalen Übungen wie der ADRIATIC STRIKE die international geltenden Standards erlernen und dieses Wissen anwenden.
LUFTFAHRZEUGE OH-58 UND PC-7
Mit den Hubschraubern des Typs OH-58B und den PC-7 Turboprops verfügt das Österreichische Bundesheer über zwei leicht bewaffnete Luftfahrzeuge, die sich nicht nur für Luftraumsicherungseinsätze gegen langsam fliegende Ziele eignen, sondern auch Luftnahunterstützung durchführen können.
Der Kiowa kann mit einem 7,62 mm M-134 Gatling Maschinengewehr bewaffnet werden. Für die Pilatus PC-7 stehen je zwei HMP-250 Pods mit 12,7 mm M3P Browning Maschinengewehren und je zwei LAU-7A Pods für sieben ungelenkte 70 mm Raketen zur Verfügung. Die 70 mm Raketen stehen auch in einer Übungsvariante zur Verfügung.
Aufgrund des nicht zeitgemäßen Ausrüstungsstandes und des schlechten Eigenschutzes ist der reale Einsatzwert der Luftfahrzeuge nur gering, allerdings lässt sich mit diesen Typen äußerst unkompliziert, preiswert und sicher die Feuerunterstützung aus der Luft (FeuUadLu) trainieren – auch im scharfen Schuss. Damit sind OH-58 und PC-7 auch für die Ausbildung und den Erhalt der Qualifizierungen von FACs bestens geeignet und Österreich ein gern gesehener Partner.
Die Zusammenarbeit von Bodentruppen mit Flugzeugen mit Luft-Boden-Kampffähigkeit, sämtliche dafür erforderliche Verbindungselemente und Verfahrensabläufe müssen geübt werden, um im Auslandseinsatz eigene Soldatenleben schützen zu können.
IMPRESSIONEN
Ein ausführliches Video von der Übung ADRIATIC STRIKE 2014 ist im Youtube-Kanal des slowenischen Verteidigungsministeriums erschienen. Darin sind auch österreichische FACs bei der Arbeit zu sehen.
Weiterführende Links:
- Hervorragende ADRIATIC STRIKE – Galerie vom slowenischen Fotografen Goran Kroselj
- Offizielle ADRIATIC STRIKE 2014 – Website der slowenischen Streitkräfte
- Bundesheer-Soldaten bei Übung in Slowenien – Bericht auf bundesheer.at
- ADRIATIC STRIKE – Galerie von RTV Slovenia