Embraer C-390 Millennium © Bundesheer

Embraer C-390 Millennium als Hercules Nachfolger

by Doppeladler

Wie am 20. September 2023 von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generalmajor Harald Vodosek verkündet, soll die Embraer C-390 Millennium das neue Transportflugzeug des Österreichischen Bundesheeres werden. Die brasilianische C-390 sei das einzige Transportsystem der 20-Tonnen-Klasse, welches den Anforderungen entspreche. Geplant ist die Beschaffung von drei Maschinen plus einer Option auf eine vierte Maschine.

Die C-390 sollen die drei betagten Lockheed C-130K Hercules Transporter ablösen. Die älteste Hercules wird immerhin heuer bereits 56 Jahre alt (BJ 1967). Die Maschinen wurden vor 20 Jahren gebraucht von der Royal Air Force übernommen. Die C-130K-Flotte könnte noch bis 2030 weiterfliegen, allerdings steigen altersbedingt die Wartungskosten deutlich an. Würde man die Herkules bis zur letzten Flugstunde ausfliegen wollten, stünde zusätzlich zur laufenden Betreuung noch ein großes, etwa 37 Mio. EUR teures Wartungsereignis an. Dieses Geld ist in eine Nachfolgerbeschaffung besser investiert.

Embraer C-390 Millennium mit österreichischen Hoheitsabzeichen © Embraer

Embraer C-390 Millennium mit österreichischen Hoheitsabzeichen © Embraer

Vertrag, Kosten und Zeitplan

Es ist vorgesehen, dass sich das Bundesheer an die bereits laufende Beschaffung der Niederlande anschließt. Die Niederlande beschaffen derzeit fünf C-390 als Ersatz für ihre C-130H und würden die Bestellmenge um die drei bis vier Maschinen für Österreich erhöhen. Die Niederlande rechnen mit einem Vertragsabschluss mit Embraer im 1. Halbjahr 2024. Die Lieferzeit wird mit 24 bis 36 Monaten abgeschätzt, sodass die erste Maschine etwa 2026/2027 eintreffen könnten. Angestrebt wird eine Nutzungsdauer von mindestens 30 Jahren.

Da es sich um einen noch laufenden Verhandlungsprozess handelt, steht der Kaufpreis noch nicht fest. Ministerin Tanner rechnet mit Kosten von 130 bis 150 Mio. EUR pro Flugzeug. Die Bundesheer-Maschinen werden mit einer Luftbetankungssonde ausgestattet sein. Als fix gesetzt gilt auch ein Selbstverteidigungssystem inkl. Täuschkörper-Ausstoßanlage. Die Embraer ließe sich auch mit einem Löschsystem oder einem Aufklärungspod ausstatten.

Zu den Kosten für die Flugzeuge kommen vor allem noch Investitionen in den Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching, wo die Transporter-Flotte des Bundesheeres auch in Zukunft stationiert sein wird. Am Fliegerhorst soll ein moderner Luftumschlagpunkt und für den Betrieb des zukünftigen Lufttransportsystems entstehen.

Die Kooperation sucht das Bundesheer nicht nur bei der Beschaffung selbst. Auch bei der Ausbildung und beim Betrieb (Lagerhaltung etc.) werden Partnerschaften angestrebt. Dabei steht vor allem die Niederlande im Fokus. Bestehende Nutzerstaaten der Embraer sind Brasilien, Portugal und Ungarn. Mit Tschechien ist ein weiterer Nachbarstaat Österreichs an der C-390 interessiert, wodurch sich weiteres Potential zur Zusammenarbeit ergibt.

Stückzahl und Verfügbarkeit

Wie oben angeführt geht man derzeit von drei fix zu bestellenden C-390 aus. Für eine vierte Maschine soll eine Kaufoption ausverhandelt werden. Die Flottengröße richtet sich neben dem Kaufpreis auch nach den Anforderungen, wie viele Flugzeuge trotz Wartung etc. ständig einsatzbereit gehalten werden sollen – zwei oder drei Stück. Das wäre gegenüber dem Ist-Zustand in jedem Fall eine deutliche Verbesserung. Die Embraer soll im Realbetrieb eine besonders hohe Verfügbarkeit erreichen, vergleichbar mit jener von Passagierflugzeugen.

Nur die C-390 erfüllte die Anforderungen

Die etwa zwei Jahre lang vorbereitete Beschaffung wurde in der Schlussphase zu einem Duell zwischen der Embraer und der Lockheed Martin C-130J-30, dem aktuellen Modell der Hercules in ihrer Langversion. Das Rennen machte laut Ministerium die Neuentwicklung C-390, weil nur dieses Transportsystem die Anforderungen des Bundesheeres voll erfüllt. Die Größe des Frachtraums und der Ladeluke waren entscheidend: Der Transport eines PANDUR EVO 6×6 inkl. Waffenstation ist in der C-130J nicht möglich. Die C-390 kann auch einen S-70 BLACK HAWK transportieren, wenn man dessen Rotorkopf abnimmt. Das bereits eingeführte MedEvac-Sanitätsmodul des Bundesheeres ist für die Embraer kein Problem. Darüber hinaus bietet der Jet höhere Flugleistungen (Reichweite, Geschwindigkeit, Steigleistung etc.) als eine Hercules mit ihren vier Turboprop-Antrieben. Auch die Wartung der Neuentwicklung mit ihren beiden Jet-Triebwerke gestaltet sich einfacher. Dem Vernehmen nach liegt der Kaufpreis einer C-390 zudem unter jenem einer C-130J-30.

Weiterführende Links:

Titelbild: Embraer C-390 Millennium © Bundesheer

Ähnliche Beiträge