Entwicklungen Luftraumüberwachung

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Woyzeck
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Woyzeck »

öbh hat geschrieben: Mo 16. Jun 2025, 00:56 also das Russland Österreich als alleiniges Ziel in Europa angreifen würde ist schon mehr als weit hergeholt. Bei Angriffen von Russland auf unser Staatsgebiet mit Drohnen und sonstigen Flugkörpern müssten diese Waffen NATO-Gebiet durchqueren und dann würde dies für Russland einen Konflikt mit der NATO bedeuten. Außerdem wäre ein konventioneller Krieg mit Europa - sprich NATO - für Russland reiner Selbstmord.
Ich halte das auch nicht für sonderlich wahrscheinlich, aber subversive Angriffe könnte Russland problemlos direkt von österreichischem Staatsgebiet aus führen und mMn sind wir da besonders gefährdet, da wir eben nicht NATO-Mitglied sind. Derzeit kann man wohl mit ein paar FPV-Drohnen einen erheblichen Teil der EF-Flotte mit geringstem Aufwand ausschalten.

Ein Konflikt Russland-NATO würde wohl im Baltikum starten, in dem man die dortigen Minderheiten aufhetzt und über Monate subversiv tätig wäre. Also immer ein bisserl nachlegen, aber keinen offenen Krieg starten (den Russland nicht gewinnen kann) und zusehen, wie es die NATO dann von innen zerreißt, weil keiner den Artikel 5 wegen sowas ausrufen wird.

Ein Konflikt Russland-EU hingegen könnte durchaus bei uns starten, da wir als Nichtmitglied der NATO Russland eben auch nicht in einen nicht gewinnbaren Krieg hineinziehen würden. Aber auch der wäre kein offener Landkrieg, sondern er würde subversiv geführt werden.

Aber das ist in diesem Thread jetzt off topic.
muck
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

In dem von Ihnen skizzierten Szenar wäre die NATO mehr als bereit, Österreich zur Hilfe zu kommen, um die Bedrohung zu beseitigen und den blinden Fleck auf der europäischen Landkarte zu schließen.

Ich würde eher annehmen, dass Russland Österreich bei einer solchen Operation unangetastet ließe: Aus operativen Gründen, um knappe Kräfte nicht zu binden, und vor allem aus propandistischen.

Die österreichische Neutralität zu achten, würde die (pro-russischen) Neutralisten massiv pushen und könnte zur Ungarisierung Österreichs und seiner Abwendung vom sogenannten Westen führen.

Pragmatisch betrachtet:

Österreichs Luftstreitkräfte müssen sich primär auf versehentliche Luftraumverletzungen durch russische Effektoren einstellen, in der Prioritätenliste gefolgt von absichtlichen Luftraumverletzungen.

Auch den Neutralisten sollte sehr daran gelegen sein, dass Österreich sich in die Lage versetzt, solche Verletzungen mit maximaler Härte zu unterbinden, wenn es seine Neutralität wahren will.

Alles andere würde im Verteidigungsfall in Mons zu Unverständnis und zu massivem außenpolitischen Druck führen: Entweder schießt ihr ab, was euch in Richtung NATO überfliegt, oder wir machen es.

Die Möglichkeit eines großen Krieges ist gottlob gering, zumal für Österreich. Trotzdem muss man natürlich auch das Kerngeschäft beherrschen, den Luftkampf gegen technologisch und taktisch ebenbürtige Gegner.

Dass das Überwachungsgeschwader klein ist und auf absehbare Zeit kaum Chancen hat, über 24 Flugzeue zu kommen, wie manche hier hervorgehoben haben, ist dabei nicht das letzte Wort.

Luftmacht ist auch eine Frage des Lagebilds, der Gelegenheit und der Ortskenntnis. 1982 z.B. dominierten die Briten mit 28 Sea Harrier die vielfach größeren Luftstreitkräfte der Argentinier.
Woyzeck
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Woyzeck »

Aus gegebenem Anlass und weil ein ähnliches Szenario in Russland ebenfalls erfolgreich war - die IDF und der Mossad haben die im Vergleich mit uns ungleich leistungsfähigere Luftverteidigung des Iran binnen weniger Stunden neutralisiert. Und zwar vom Staatsgebiet des Iran aus mit vom Boden gestarteten Drohnen und modifizierten ATGMs - sensorische Vorwarnzeit Null und all die schönen SAMs und Kampfflugzeuge, die darauf warten, dass eine ballistische Rakete oder ein israelisches Kampfflugzeug daherkommen, waren effektiv nutzlos.
Ein solches Szenario halte ich auch bei uns für weit wahrscheinlicher und in Österreich auch relativ leicht durchführbar, als die klassische Luftraumsicherung oder -verteidigung, wo der Gegner irgendwann am Radar auftaucht und man eine Alarmrotte startet und dem bereits NATO-Gebiet überfliegenden Aggressor entgegentritt.
Es ist halt einfach so - alles was am Boden rumsteht, ist heute mit überschaubarem Aufwand zerstörbar. Dazu muss man nicht mal eine richtige Luftwaffe haben und wenn man es geschickt anstellt, auch keinen offiziellen Krieg starten - Agenten, notfalls auch nützliche Idioten, genügen. Ein solches Szenario ist nach wie vor relativ niederschwellig und wir würden wohl erstmal darüber diskutieren, ob das Bundesheer oder die Bundespolizei für die Antwort darauf zuständig wäre.
Die Karten wurden wieder neu gemischt und derzeit ist der Verteidiger offensichtlich in einer schwächeren Position, selbst wenn er über gute sensorische Abdeckung, eine leistungsfähige Fliegerabwehr und hohe Verteidigungsbereitschaft verfügt.

Massive Aufwertung der Nahbereichsverteidigung (irgendwas in der Art CIWS, muss faktisch vollautomatisch funktionieren mit kürzester Befehlskette - eine Entscheidung vor dem ersten Schuss durch den HBP wirds da nicht spielen), Maßnahmen der elektronischen Kampfführung und alles in Bunker - ansonsten macht man wieder Friedens-LRÜ, nur diesmal mit BVR-Lenkwaffen und kann sich jedes Investment in Kampfflugzeuge sparen - das Zeugs wäre kaputt, bevor es richtig losgeht. Diese Art von Angriff wird vermutlich in den ersten Phasen eines Konflikts in Zukunft Standard sein und nur was da übrig bleibt, steht danach für die klassische Luftverteidigung zur Verfügung.
Selbiges gilt übrigens auch für die Sensoren - ein paar Drohnen und wir wären blind.
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