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Die Eurofighter-Beschaffung ist nicht unumstritten. Wie schon der
Draken hat der Eurofighter Typhoon in Österreich ein massives Imageproblem.
Auf dieser Seite wollen wir uns überblickmäßig mit den
Ursachen auseinandersetzen, denn im Gegensatz zum Draken kann man dieses
Problem nicht ausschließlich auf reine "Verunglimpfung"
zurückführen. |
Mittlerweile haben Mitglieder aller fünf im Parlament vertretenen
Parteien eingesehen, dass Luftraumüberwachungsflugzeuge notwendig
sind. Man stößt sich jedoch weiterhin an der Typenentscheidung
und der erforderlichen Anzahl. |
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![]() der Typhoon nur ein Lüfterl? |
Es ist die Regel, dass es in der ersten Phase
des Lebenszyklus von Kampflugzeugen zu technischen Problemen kommt. Alle
heute schon bewährten Kampfflugzeuge befanden sich in dieser Phase. Zumeist handelt es sich dabei um harmlose Kinderkrankheiten, die beim Typhoon durch eine neue Zeile Computercodes behoben sind. In den wenigsten Fällen müssen am Design des Jets Änderungen vorgenommen werden. In keinem der bis Ende 2004 bekannt gewordenen Fall ergeben sich Auswirkungen auf die Flugzeuge für das Bundesheer. In den Maschinen höherer Baulose werden nämlich bereits die Erfahrungen mit den frühen Baulosen eingearbeitet sein. Die ersten Teile der österreichischen Typhoons wurden erst 2005 gefertigt. 148 Flugzeuge sind dann bereits vom Band gelaufen. Bis dahin wären wirkliche Mängel längst behoben. |
GT003
war der erste Eurofighter, der offiziell an eine Luftwaffe übergeben
wurde. Für seine endgültige Zulassung mussten die Bürokratien
sämtlicher Hersteller und Betreiber, mit jenen der Abnahmebehörden
zusammenarbeiten. © Eurofighter |
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So richtig angefangen hat alles im September 2003. Der Spiegel veröffentlicht
Teile aus einem vertraulichen Bericht des deutschen Bundesrechnungshofs
(BRH). Die im damals schon veralteten Bericht festgestellten Einschränkungen
im Flugbetrieb der Serien-Eurofighter werden vielerorts als schwere technische
Mängel des Flugzeugs interpretiert. Ein gefundenes Fressen für
Österreichs Medien-landschaft. Tatsächlich handelt es sich jedoch nicht um bedenkliche Mängel, sondern laut Aussage der deutschen Luftwaffe und des Co-Herstellers EADS um das Resultat von Verzögerungen bei der Zulassung (das "Pickerl"). Die offziell übergebenen Flugzeuge durften noch nicht in gleicher Weise beansprucht werden, wie man es zuvor schon mit den privaten Prototypen gemacht hatte. In einigen Fällen wurde die angeblich nicht erbringbare Leistung sogar damals schon abgenommen - es fehlte nur noch der entsprechende Aktenvermerk. Teilweise basieren die Vorwürfe auf Phantasiezahlen und fehlende Informationen. Sogar das Fehlen gar nicht bestellter Systeme wurde bemängelt. Die Entgegnungen von Hersteller und Kunden sind mittlerweile bestätigt. Ein Jahr später sind von den vier Partnerluftwaffen so gut wie alle Nachweise erbracht worden. Die Zulassung ist längst abgeschlossen. Die Piloten und Techniker sind mit dem Flugzeug gleichermaßen zufrieden. Die Tests in England sind z.B. aufgrund der überdurchnittlichen Einsatzbereitschaft der Flugzeuge vor dem Zeitplan, selbst der Oberbefehlshaber der US Luftstreitkräfte ist vom Eurofighter begeistert. |
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Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Ein Eurofighter
Typhoon (DA1) mit zwei Zusatztanks unter den Tragflächen nimmt im
Flug Treibstoff von einem Tornado IDS auf. Weder der Einsatz von Zusatztanks
noch die Luftbetankung sollen zum damaligen Zeitpunkt möglich gewesen
sein. Wenn ein Eurofighter nicht den Nahbereich seines Heimatflugplatzes verlassen darf, wie ist dann der Flug zweier Maschinen von England nach Singapur möglich? - Entfernung immerhin 13.000 km. |
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der Eurofighter nicht wintertauglich?
rechts: ein Eurofighter im Klimatest. Extreme Kälte und enorme Hitze - kein Problem. In einen Eurofighter sind bereits hunderte künstliche Blitze eigeschlagen, ohne Schaden zu verursachen beide Fotos: © Eurofighter |
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Der Eurofighter wurde bereits im heissen Sommer
von Singapur und im aktisch kalten Winter Norwegens getestet. Ganz nebenbei bemerkt: es ist in der militärischen und zivilen Luftfahrtindustrie üblich, dass man Flugzeuge kauft, die noch gar nicht fliegen. Beispiele: der Super-Airbus A-380, der Transporter A-400M, die F-22 Raptor, der Joint Strike Fighter usw. usw. Ohne fixe Bestellungen wird kein Flugzeug serienreif entwickelt. Moderne Entwicklungs-, Produktions- und Simulationsverfahren machen "Probeflüge" in der Luftfahrt unnötig. Übrigens konnte nicht nur der Eurofighter nicht probegeflogen werden, auch die F-16 und der Gripen wurden in der angebotenen Version nicht geflogen. |
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Natürlich ist die Anschaffung
von Kampfflugzeugen eine kostspielige Angelegenheit. Aber den Eurofighter
als die mit Abstand teuerste Lösung zu präsentieren ist falsch.
Immer wieder wird vom billigeren Saab Gripen geredet - sehen wir uns die
Sache einmal genauer an: Der Systempreis von 1,959 Mrd Euro für 18 Luftraumüberwachungs- flugzeuge ist hoch. Die Konkurrenz, Saab/BAE Systems und Lockheed Martin, hätten dieses Paket vermutlich unterbieten können. Besonders deutlich wird der Preisunterschied bei der Betrachtung der gesamten Lebenszeitkosten. |
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Allerdings muss man beiden unterlegenen Anbietern
vorwerfen, sich erst nach gefallenen Typenentscheid und nach der Angebotsfrist
um wirklich gute Angebote bemüht zu haben. Plötzlich waren hervorragende
Pakete um deutlich günstiger! Vor allem bei Saab / BAE Systems, deren
'Gripen' zu Beginn als Topfavorit zählte, war man sich wohl zu sicher
den Zuschlag zu bekommen. Auf der anderen Seite war die Finanzierungs- lösung des Eurofighter-Herstellers den anderen Angeboten weit überlegen. So war der technisch eindeutig überlegene und ausbaufähigere Eurofighter nur um 3,4% teurer als der Gripen - obwohl der Barpreis um 9,8% differiert! (siehe Infobox). Die Zahlungsvariante "18-Halbjahresraten" wurde übrigens vom Finanzministerium nicht im Nachhinein, sondern bereits bei der Ausschreibung im September 2001 ins Spiel gebracht. |
Der vereinbarte Kaufpreis
dürfte etwa jenem entsprechen, den die Typhoon-Herstellerländer
selbst für das Flugzeug bezahlen - allerdings bekommt Österreich
ein wesentlich besseres Flugzeug (Tranche II) in einer viel geringeren
Menge - nur 18 Stück (z.B. Deutschland: 180). Das im Dezember 2004 fixierte Eurofighter-Paket der 2. Trache ist gemäß dem Wunsch Großbritanniens in vielen Bereichen wesentlich leistungsfähiger als jenes Paket, das Österreich versprochen wurde. Durch den vereinbarten Fixpreis erhält Österreich diese Fähigkeiten - etwa neue Software, ein besseres Radar und ein umfangreicheres Selbstschutzsystem - gratis. Was sagt der Rechnungshof? Der mittlerweile erschienene österreichische Rechnungshofbericht stellt dem Eurofighter-Kauf ein sehr gutes Zeugnis aus. Die EADS sei Bestbieter und daher zurecht als Gewinner der Ausschreibung hervorgegangen. Zudem lag er in der eigens entwickelten Kosten-Nutzwert-Analyse des Rechnungshofes klar voran. Kostenexplosion? Österreich bekommt die Flugzeuge zu einem Fixpreis. Eine Preis- steigerung ist vertraglich ausgeschlossen. Die deutsche "Kostenexplosion" ist übrigens darauf zurückzuführen, dass der Bundesrechnungshof Zahlenmaterial verglich, dass nicht dem Umfang der endgültigen Vereinbarung entsprochen hatte. Außerdem wurde einfach vergessen, dass in Deutschland 1998 die Mehrwert- steuer angehoben wurde! Was kosten uns die Eurofighter? Nach einer vereinfachten Rechnung kostet die Anschaffung und der Betrieb der 18 Eurofighter bei 30jähiger Nutzung dem Steuerzahler etwa 6 Cent pro Tag. Wie kommt man auf die 6 Cent? Anschaffungskosten (1,959 Mrd. EUR) und Betriebskosten (max. 50 Mio. EUR x 30 Jahre) ergeben Gesamtkosten von 3,459 Mrd. EUR. Pro Jahr sind das 115 Mio. EUR. Für jeden Steuerzahler (5.726.312 im Jahr 2001) sind das 20,14 EUR pro Jahr bzw. 6 Cent pro Tag. Bei einer möglichen Nutzungsdauer von 35 Jahren sinken die Kosten auf 5 Cent pro Tag. 6 Cent sind weniger, als wir in Österreich pro Tag an ungenutzten Medikamenten wegwerfen. Eine Zigarette kostet doppelt so viel! |
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Die Skepsis der Österreicher gegenüber den Gegengeschäften
hat viele Gründe. Lange wurde von der ÖVP eine ominöse
Wirtschaftsplattform propagiert, die die Eurofighter zur Gänze
finanzieren sollte. Diese Plattform wird oft mit Gegengeschäften
in Zusammenhang gebracht. Immer wieder tauchen zudem Meldungen von angeblich
erschwindelten Gegengeschäften auf. In Österreich (und auch in den meisten anderen europäischen Staaten) ist es üblich den Ankauf von Rüstungsgütern an Gegengeschäfte zu binden. Das wurde z.B. bereits bei der Saab 105, dem Draken und beim Black Hawk so gemacht und es hat sich gut bewährt. Neu ist allerdings die Größenordnung - 4 Mrd. Euro, oder 203% des Anschaffungswertes der Eurofighter sollen bis 2015 als "Gegenleistung" in die österreichische Wirtschaft fließen. Als Gegengeschäfte gelten Aufträge, die seit der Typenentscheidung im Juli 2002 eingegangen sind, eine Verbindung zum Eurofighter-Deal aufweisen und über dem durchschnittlichen Geschäftsverlauf der letzten 4 Jahre liegen. Das Gesamtpaket wird spürbare positive Auswirkungen auf die heimische Volkswirtschaft haben. Viele Firmen werden alleine dadurch profitieren, dass sie den Lizenzierungsprozess für Zulieferer in der Luftfahrtbranche durchlaufen. Auch der Know-How Transfer nach Österreich ist nicht zu unterschätzen. Die vergleichsweisen geringen Gegengeschäfte aus dem Draken- Deal haben zur langfristigen Etablierung einer erfolgreichen High- Tech-Luftfahrtindustrie in Österreich geführt! Heute beteiligt sich Österreich am Bau des Super Airbus A-380 sowie an Missionen der ESA. Das Bundesminsiterium für wirtschaftliche Angelegenheiten und die zur Kontrolle eingeschaltete Wirtschaftsberatungsagentur Ernst & Young sind in der Bewertung der Gegengeschäfte streng. Bei weiten nicht alle eingereichten Geschäfte werden anerkannt. Meistens werden genau jene Geschäfte abgelehnt, die dann ein wenig später von der Opposition öffentlich angeprangert werden. Als in der Zeit im Bild ein Manager behauptet hatte, dass seine Firma auf der Liste steht, obwohl keine Gegengeschäfte eingereicht wurden, tauchte am nächsten Tag eine vom Geschäftsführer unterschriebene Gegengeschäftsvereinbarung auf - ein internes Kommunikations-problem. In einem ähnlichen Fall war der zuständige Mitarbeiter gerade auf Urlaub. Beide Vorfälle wurden in den Medien nur unzureichend oder gar nicht aufgeklärt. Der Rechnungshof hat auf Wunsch der SPÖ die Gegengeschäfts- vereinbarung durchleuchtet und auch ihr ein gutes Zeugnis ausgestellt. Auch wenn Östereich Rüstungsgüter exportiert werden Gegengeschäfte vereinbart. So verpflichtete sich die Steyr-Daimler- Puch Spezialfahrzeuge AG beim Pandur-Kauf Portugals zum Beispiel zur Endmontage der Fahrzeuge in einer portugiesischen Fabrik und zu weiteren Geschäften im Wert von etwa 500 Mio Euro. Die Radpanzer kosteten Portugal rund 3334 Mio Euro. |
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