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Künftig wird der Eurofighter Typhoon,
eines der leistungsfähigsten Kampfflugzeuge der Welt, den österreichischen
Luftraum schützen. Mit der Unterschrift unter dem Eurofighter-Vertrag
wurde nach jahrelangen Verzögerungen die Nachfolge der Luftraumüberwachungs- flugzeuge Saab Draken geregelt, die laut ursprünglichen Planungen bereits Mitte der 90er Jahre erfolgen sollte. In den Jahren 2007 und 2008 sollen insgesamt 15 Flugzeuge in Dienst gestellt werden. Der Erstflug eines österreichischen Eurofighters fand am 21.03.2007 im bayrischen Manching statt. Mit dem Eurofighter Typhoon werden den österreichischen Luftstreitkräften zum ersten Mal Hochtechnologie-Jets zur Verfügung gestellt. Daher kann von einer Nutzungsdauer von zumindest 30 Jahren ausgegangen werden. Im folgenden Beitrag wollen wir Ihnen das Flugzeug und seine künftigen Aufgaben vorstellen. Außerdem liefern wir einen Überblick über das bisher größte Beschaffungsprojekt des Bundesheeres, das gleichzeitig wohl eines der umstrittensten ist. |
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Die
Saab Draken des Bundesheeres - gebaut in den frühen 1960er
Jahren - befanden sich Ende
2005 endgültig am Ende ihrer
Laufbahn und mussten außer Dienst
gestellt
werden. Ursprünglich
war der Draken lediglich als Übergangslösung für nichteinmal
10 Jahre gedacht gewesen und hätte Mitte der 90er Jahre durch einen
moderneren Typ ersetzt werden sollen. Aufwändige und teure
Lebenserhaltungs- maßnahmen erlaubten einen Betrieb weit über die 1990er Jahre hinaus. Dennoch wurde der Zeitpunkt für eine reibungslose Übernahme der Aufgaben des Draken durch einen neuen Abfangjäger verpasst, was eine Übergangslösung notwenig machte. Bis zur Einsatzbereitschaft der Eurofighter überwachen daher geleaste Northrop F-5E Tiger II aus der Schweiz den österreichischen Luftraum. |
Nach jahrelangen Ringen hat es eine Bundesregierung
geschafft, den Kauf von Flugzeugen anzugehen. Am 10. Oktober 2001 eröffnete
die Regierung Schüssel I, eine ÖVP/FPÖ Koalition, mit der
Ausschreibung offiziell den Kampf um die Draken-Nachfolge. 2002 setzte sich der Eurofighter gegenüber seinen schärfsten Konkurrenten - der Lockheed Martin F-16C und dem Saab/BAE Systems JAS-39 Gripen - durch. |
Die am 2. Juli 2002 gefallene Typenentscheidung wurde damit begründet, dass der Typhoon damals das modernste und leistungsfähigste Mehrzweck-Kampfflugzeug in Produktion war - er gewann daher die technische Bewertung überlegen. Außerdem weist er über die geplante Einsatzdauer von mindestens 30 Jahren das höchste Wachstumspotential auf. Damit wird der Typhoon auch in drei Jahrzehnten zu den weltweit fähigsten Flugzeugen zählen. Auch das günstige Finanzierungsmodell und der Vertrag zur Abwicklung von Gegengeschäften in der Höhe von 4 Mrd. Euro waren besonders vorteilhaft. Eine detaillierte chronologische Darstellung der Abfangjäger- beschaffung finden Sie im Kapitel ![]() |
![]() 13. Juni 2006 - AS001, der erste österreichische Eurofighter, in der Endfertigung in Manching. Das Flugzeug wird im Jahr 2007 als 7L-WA in Dienst gestellt. © Georg Mader |
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![]() © Georg Mader |
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Der Eurofighter Typhoon (Taifun) wurde für die Luftwaffen
Großbritanniens, Deutschlands, Italiens und Spaniens entwickelt.
Diese vier Länder haben einen Rahmenvertrag zum Kauf von insgesamt
620 Flugzeugen abgeschlossen. Österreich war der erste Exportkunde. |
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Vor allem drei Faktoren machen den Eurofighter zum "Superfighter"
- die hervorragenden physikalischen Leistungsdaten des Flugzeuges, die
Qualität seines Sensorenpakets, und das besonders gute Situationsbewusstsein,
das der Pilot im Cockpit erreicht. Das Eurofighter-System besteht aus einem 80 Computer umfassenden Netzwerk, das alle Funktionen steuert. Noch nie zuvor hatten Programmierer so viele Möglichkeiten, die Fähigkeiten eines Flugzeuges zu beeinflussen und damit weiterzuentwickeln. |
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Der Eurofighter Typhoon wurde als Allwetter-Luftüberlegenheitsjäger
konzipiert und besitzt ausgezeichnete Luftkampfeigenschaften. Er kann gleichzeitig mehrere Ziele verfolgen und bekämpfen, die sich noch außerhalb der Sichtweite befinden (BVR - beyond visual range). Sowohl bei hohen Geschwindigkeiten als auch im engen Kurvennahkampf soll der extrem agile Jet allen bisherigen Typen überlegen sein. Durch die Möglichkeit, extrem hohe Anstellwinkel zu erreichen, und den Einsatz eines Helmvisiers können Ziele bekämpft werden, die sich weit neben der Flugrichtung befinden (hoher 'Angriffswinkel'). Mit der heutigen Mittelstrecken-Lenkwaffe AIM-120C AMRAAM können Ziele auf bis etwa 50km Entfernung bekämpft werden. Mit der nächsten Generation, der Meteor, soll dies bis weit über 100km möglich sein. |
![]() der Eurofighter kann ein breites Waffenspektrum einsetzen. |
Als Mehrzweck-Kampfflugzeug lässt sich der Eurofighter
auch hervorragend gegen Boden- oder Seeziele einsetzen. Dafür
kann er auf 13 Außenlastträgern ein breites Spektrum an Waffensystemen mitführen: von freifallenden oder gelenkten Bomben, über Panzerabwehrflugkörper, Lenkwaffen gegen Radaranlagen, bis hin zu Lenkwaffen zur Schiffsbekämpfung und Abstandswaffen mit über 350 km Reichweite. Als Swing-Role bezeichnet man die Fähigkeit wärend des gleichen Einsatzes sowohl Luft- als auch Bodenziele bekämpfen zu können. |
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ein Typhoon nach seiner Flugvorführung
in Zeltweg.
© Wilfried Schabauer |
Der Eurofighter Typhoon ist ein hervorragender
Abfangjäger und für die Luftraumüberwachung bestens geeignet. Für die Luftstreitkräfte bedeutet er einen Quantensprung - für die Besatzungen bedeutet er eine Umstellung. Sie sind nicht mehr länger "nur" Piloten, sondern System- Operatoren. Über 40 Jahre Fortschritt liegen zwischen dem Typhoon und dem Draken. Das Fliegen selbst wird einem durch moderne Flugkontrollsysteme leicht gemacht. |
![]() Alarmstart einer Rotte. |
Die Eurofighter werden, wie schon
die Draken, dem Luftraumüberwachungsgeschwader der Luftstreitkräfte unterstellt. Sie werden am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg stationiert und erhalten die Kennungen 7L-WA bis 7L-WR. Falls erforderlich kann temporär eine Rotte auf einem zweiten Standort (z.B. Linz-Hörsching) stationiert werden. Mit dem Eurofighter Typhoon sind Abfang- einsätze bei Nacht und jedem Wetter möglich. Mit Restlichtverstärker und Infrarot-Sensor können Kontakte auch bei schlechter Sicht visuell identifiziert werden. In vielen Fällen wird bereits relativ kurz nach dem Start das Zielobjekt auf dem leistungsstarken Bordradar zu sehen sein. |
Das Bordradar besitzt im Gegensatz zu jenem des Draken über eine
Look-Down/Shoot-Down Fähigkeit. Damit erscheinen auch Objekte am
Schirm, die sich deutlich unter dem Flugzeug befinden. Auch "Blicke"
in Täler sind damit möglich - bei Österreichs Topographie
ein enormer Vorteil. 12 der 18 Maschinen werden ständig für Einsätze und Ausbildung zur Verfügung stehen. Sechs Maschinen befinden sich turnusmäßig in der Wartung. Dieser Anteil entspricht dem internationalen Standard. Bei gleichzeitiger Alarmierung ist der Eurofighter wesentlich schneller am Einsatzort als der Draken. Für die Strecke Graz-Wien benötigt er etwa 7 - 8 Minuten weniger als der Draken! Grund hierfür ist vor allem die bis zu 6mal höhere Beschleunigungsleistung (!), die mehr als doppelt so hohe Steigleistung (!) und die Bremsleistung, denn der etwa gleich schnelle Draken könnte nicht rechtzeitig von seiner Höchstgeschwindigkeit herunterbremsen und muss daher langsamer fliegen. Gemeinsam mit dem weitreichenden Luftraumüberwachungssystem 'Goldhaube' bildet der Typhoon ein Gespann, mit dem so gut wie jeder Kontakt bereits beim Einringen in den Luftraum gestellt und identifiziert werden kann. |
Nach nur 2,5min aus dem Stillstand am Beginn des Rollfeldes
auf 10.760 m Höhe - bei gleichzeitiger
Beschleunigung auf Mach 1,5! Der Wenderadius bei Mach 1,6 beträgt nur 3.000m! © Doppeladler.com |
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In der Vergangenheit haben verdächtige Kontakte immer wieder versucht,
sich der Identifizierung zu entziehen. Das wird in Zukunft kaum mehr möglich
sein. Besteht Fluchtgefahr kann der Eurofighter auch völlig passiv
und daher "unauffällig" per Daten-Link von der Goldhaube
und seinem eigenen IR-Sensor an den Kontakt herangeführt werden. Der Typhoon kann dank wesentlich größerer Treibstofftanks auch längere Patrouillenflüge absolvieren als der Draken. So kann ein aus der Steiermark gestarteter Eurofighter ohne Zusatztanks eine ganze Stunde über Vorarlberg kreisen - der Draken müsste mit zwei Zusatztanks bereits nach 10 Minuten umkehren! Diese Fähigkeit spielt etwa bei der Sicherung einer Großveranstaltung eine Rolle. |
Wie auch immer eine künftige europäische Sicherheitsarchitektur aussehen mag, der Typhoon passt hinein. Vier große europäische Luftwaffen führen das Flugzeug derzeit ein. Es besteht keine Abhängigkeit vom EU-Ausland. |
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