Im Dauereinsatz: Entminungsdienst des Bundesheeres

by Doppeladler

Der Entminungsdienst (EMD) ist für die Analyse und sichere Beseitigung von gefährlichen Kriegsrelikten wie Fliegerbomben, Granaten, Munition usw. zuständig, welche in Österreich aufgefunden werden. Es handelt sich um eine der vielen Einheiten des Bundesheeres, welche dauerhaft im Inland im Einsatz sind, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Die Öffentlichkeit bekommt von den vielen Einsätzen des Entminungsdienstes jedoch nur dann etwas mit, wenn es durch eine aufgefundene Fliegerbombe zu größeren Evakuierungen oder Verkehrsbehinderungen kommt.

Der Entminungsdienst ist in Wien stationiert und betreibt Dienststellen in Graz und Linz-Hörsching. Dank 24-Stunden-Rufbereitschaft können die Kampfmittelspezialisten innerhalb kürzester Zeit österreichweit zum Einsatz kommen.
Die Kriegsrelikte werden in den meisten Fällen entschärft, abtransportiert und später unschädlich gemacht. In besonders schwierigen Situationen werden die Relikte an Ort und Stelle vernichtet.

Der Entminungsdienst wurde mit Jahresbeginn 2013 als selbstständige Dienstelle des Bundesheeres eingerichtet. Damit ging die Zuständigkeit vom Innenministerium zum Verteidigungsministerium über.

ÜBER 1.000 EINSÄTZE PRO JAHR

Vor allem der 2. Weltkrieg hinterließ große Mengen an hochgefährlichen „Andenken“ und so ist der Entminungsdienst auch heute noch – 77 Jahre nach Kriegsende – tagtäglich im Einsatz. Über 1.000 Einsätze pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache.
Die Einsatzzahlen aus den Jahren 2018 bis 2021 sowie das Gesamtgewicht des entsorgten Kriegsmaterials sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

Einsatzstatistik des Entminungsdienstes des Bundesheeres 2018 bis 2021 © Doppeladler.com

Im Jahr 2021 wurden die Spezialisten des Entminungsdienstes 1.172-mal angefordert – d.h. mehr als 3-mal pro Tag. Dabei wurden insgesamt 29.240,84 kg Kriegsmaterial geborgen, untersucht, abtransportiert und vernichtet. Darunter waren u.a. 40 Streubomben, 69 Anti-Personen-Minen und 27 Fliegerbomben bis 500 kg. Es wurden auch Handgranaten, Panzerfäuste und Panzerminen, Sprengstoff und Munition für Handfeuerwaffen gefunden. 2.494 kg an Kriegsmaterial wurde bei Taucheinsätzen aus Gewässern geborgen. Und im Hochgebirge entlang der österreichisch-italienischen Grenze wurden 85 kg an Munition aus dem 1. Weltkrieg geborgen. Die größten Mengen wurden 2021 in Niederösterreich (12t), Oberösterreich (5t) und Wien (4t) gefunden.

Einsatzorte des Entminungsdienstes 2021

Die geborgenen Fundstücke werden großteils auf den Sprengplätzen der Truppenübungsplätze Allentsteig und Großmittel kontrolliert gesprengt. Ein Teil wird im Brennofen ausgeglüht. Der Munitionsschrott wird der Wiederverwertung zugeführt. Im Jahr 2021 war 36-mal ein Abtransport aus Sicherheitsgründen nicht möglich und die Kriegsrelikte mussten vor Ort gesprengt werden.

Anzahl Einsätze des Entminungsdienstes 2021

Seit 2013 wurden von den Experten des Entminungsdienstes über 294 Tonnen an Kriegsmaterial untersucht, geborgen, abtransportiert und vernichtet.

Neben dem Entminungsdienst (EMD), welcher auf Kriegsrelikte spezialisiert ist, gibt es im Bundesheer auch die Kampfmittelbeseitiger (EOD), welche vor allem als Unterstützungselemente die Einsätze begleiten sowie den Entschärfungsdienst (ESD) des Innenministeriums, welcher z.B. bei verdächtigen Koffern, Terrorlagen im zivilen Raum zum Einsatz kommt.

Das richtige Verhalten im Verdachtsfall: Finger weg!
Kommt Ihnen ein Objekt verdächtig vor? Halten Sie unbedingt Abstand und verhindern Sie, dass andere Personen oder Tiere dem Fund zu nahe kommen.
Kontaktieren Sie die nächste Polizeidienststelle oder rufen Sie 133. Die Polizei leitet alle weiteren Schritte ein nimmt den Kontakt mit dem Entminungsdienst auf.
Sofern nicht gezielt nach Kriegsrelikten gesucht wurde (Zufallsfund) ist dieser Vorgang für Privatpersonen kostenlos.

Weiterführende Links:

Titelbild: Taucher des Entminungsdienstes des Österreichischen Bundesheeres © Bundesheer

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