Eine besondere Auszeichnung sei gleich vornweg erwähnt: Im Rahmen der
Übung Dispute 05 hat sich das JgB25 bereits stellvertretend für alle
anderen österreichischen Infanteriebataillone einem strikten NATO-Asessment
unterzogen, im Zuge dessen die Kompatibilität in den operationellen Prozeduren
(englischer Funkverkehr etc.) mit NATO-Einheiten geprüft wurde. Anhänger
der österreichischen Neutralität mögen dies seltsam finden, doch
im Rahmen der "Partnership for Peace" (PfP) Einsätze ist ein
solches Zusammenwachsen und Angleichen der Strukturen praktisch unvermeidlich
(siehe Kosovo).
Agusta Bell AB 212
Der Kaderanteil am JgB25 Personal beträgt etwa 30%, die dritte Kompanie,
die sogenannte "Kaderkompanie", besteht sogar zu 100% aus Kadersoldaten
und ist fast permanent irgendwo im Auslandseinsatz. 1994 im Truppenversuch als
"Luftlandeaufklärungskompanie" bzw. "Rapid Reaction Force"
gegründet, wurde diese Kompanie 2002 offiziell als erste KIOP / KPE (Kräfte
für internationale Operationen / Kaderpräsenzeinheit) aufgestellt.
Die Geschichte der Auslandseinsätze begann aber bereits wesentlich früher
und beinhaltet unter anderem folgende Operationen:
1997 ATHUM ALBA OSCE Einsatz in Tirana/Albanien (2 Monate)
1999 ATHUM ALBA 2 Skodra/Albanien
(2 Monate)
1999 - 2000 KFOR 1 First Mission als Personenschutz Wach Sicherungszug (Aufklärungseinsätze)
(7 Monate)
2003 ISAF Kabul/Afghanistan (4 Monate)
2004 KFOR als Kontingentsverstärkung
(1 Monat, Verlegung innerhalb von 24 Stunden!!!)
2005 ISAF Kunduz/Afghanistan (2 Monate)
Das Jägerbataillon 25 darf sich also mit Recht als eine Eliteformation des österreichischen Bundesheers betrachten, wenn es darum geht, schnellstens Kräfte für Missionen im Rahmen von UN-Friedensicherungsaufträgen oder PfP Operationen bereitzustellen.
Dieser Anspruch zeigt sich übrigens auch in einigen interessanten Details
der Ausrüstung - beispielsweise ist die Doppelbewaffnung von Kaderpersonal
mit einer zusätzlichen Pistole 80 neben dem Sturmgewehr 77 weit verbreitet,
da eine geholsterte Pistole im Auslandsdienst oft als wesentlich weniger aggressionserweckend
und für den persönlichen Schutz als ausreichend angesehen wird. Außerdem
hat das JgB25 bereits vollständig auf den Kampfanzug Neu umgestellt, den
Kadersoldaten oft noch mit privat beschafften Ausrüstungsteilen (Flecktarn-Helmüberzüge,
Pistolenhalfter etc.) erweitern - was offensichtlich vom Kommando durchaus gutgeheißen
wird und nicht auf größeren Widerspruch stößt.
Mit dem Hubschrauber auf Du und Du.
Die volle "Luftbeweglichkeit" des Bataillons stützt sich vor
allem auf die sogenannte "Ausbildung für luftbewegliche Einsätze"
die mehrmals jährlich abgehalten wird und etwa zwei Wochen dauert. Diese
Ausbildung wird sowohl mit Grundwehrdienern (GWDs) als auch Kader durchgeführt,
wobei für die Kadersoldaten auch eigene zusätzliche Kurse, sogenannte
"Kaderfortbildungskurse", zur Vermittlung von weiterführenden
Fähigkeiten veranstaltet werden.
Infobox: "Luftlandeausbildung" vs. "Ausbildung für luftbewegliche
Einsätze"
Wer vielleicht schon früher mit dem JgB25 zu tun hatte, erinnert sich eventuell
an die sogenannte "Luftlandeausbildung". Die beiden Namen beschreiben
genau den gleichen Ablauf, allerdings wurde unlängst festgelegt dass das
JgB25 keine "Luftlandeeinheit" im Sinne z.B. einer amerikanischen
101st Airborne Division darstellt, weil einige integrierte Unterstützungsbestandteile
(Kampfhubschrauber, Artillerie etc.) fehlen. Deshalb erfolgen die Schulungen
jetzt unter neuem Namen, aber mit denselben Inhalten. Ironischerweise kann es
bei Übungsszenarien dann durchaus trotzdem mal vorkommen, dass z.B. ein
Black Hawk abgestellt wird um "Kampfhubschrauber zu spielen" - welcher
in Auslandseinsatz von einer anderen Nation gestellt werden würde.
Der grundlegende Ausbildungsplan umfasst Sicherheitsbestimmungen im und rund
um die Maschinen, das Verhalten bei Notfällen, Landezonenorganisation (inklusive
dem Einweisen von Maschinen), korrektes Ein- und Aussteigen am Hubschrauber,
Beladen nach Verladeplan sowie das drillmäßig geübte Einhängen
von Außenlasten (schwere Waffen etc.). Auch erste taktische Kleinaufgaben
(Sicherung nach dem Absitzen) werden geübt.
Black Hawk 6M-BB
Wenn es die Zeit erlaubt und genügend Maschinen verfügbar sind, wird
auch weiterführend ausgebildet - im Rahmen einer Lage (einer Situationsbeschreibung)
müssen dann verschiedene Gefechtsaufgaben wie Gegenangriff, kampfkräftige
Aufklärung oder auch Peacekeeping Szenarios erfüllt werden.
Das Ausbildungsziel der kombinierten Übungen GWDs/Kader ist zweiteilig:
die Rekruten sollen Basiswissen über den Transport per Hubschrauber und
taktische Aufgaben aus der Luftlandung heraus erlangen, gleichzeitig soll der
Kaderanteil des Bataillons Gelegenheit haben, im großen Rahmen selbstständige
taktische Planung und weiterführende taktische Operationen zu beüben.
In den Kaderfortbildungskursen wird den einzelnen Kompanien noch wesentlich
mehr abverlangt: Dort werden Lufttransporte geplant, Befehlsausgaben gelehrt
(auch Befehlsausgabe an Piloten), Landezonen erkundet und betrieben (bei Tag
und Nacht), außerdem wird Fallschirmabsprung mit anschließenden
Gefechtsaufgaben geübt. Zusätzlich nutzt man diese Kurse, um neues
Gerät und Verfahren zu evaluieren, wobei die Ausbildung durchaus auch im
Winter und hochalpinen Gelände stattfinden kann.
Im Rahmen der Ausbildungswochen Juni/Juli 2006 hatte Helmut Skrdla für
Doppeladler.com die Gelegenheit, einen Tag der weiterführenden taktischen
Gefechtsausbildung zu beobachten.
Holzland gegen Seeland - die "Lage Pegasus"
Mjr Ertl, stellvertretender Kommandant des JgB25.
Major Volkmar Ertl, stellvertretender Kommandant des JgB25 und außerdem
Übungsleiter, hatte sich für den Sommer 2006 eine sehr realitätsnahe,
an echte Auslandseinsätze angelehnte Situationsbeschreibung ausgedacht.
Es mag verwundern das in einer Übung mit Grundwehrdienern für Peacekeeping-Szenarien
trainiert wird, aber wie Mjr Ertl eindeutig klarstellt, geht es immer auch vorrangig
um die Weiterbildung und Erhalt der Fähigkeiten des Kaderpersonals, den
anders als GWDs müssen diese tatsächlich in riskanten Missionen ihr
Können unter Beweis stellen. In derartig anspruchsvollen Aufgabenstellungen
mitzuarbeiten ist für GWDs nicht immer ganz einfach, denn abzüglich
Grundausbildung, Assistenzeinsatz an der burgenländischen Grenze und ähnlichen
anderen Aufgaben bleibt durch den verkürzten sechsmonatigen Wehrdienst
nicht mehr viel Zeit für eine weiterführende infanteristische Ausbildung.
Hier im Detail die Lagebeschreibung des hypothetischen Szenarios:
"Lage Pegasus":
Nach mehreren Monaten Bürgerkrieg zwischen "Seeland" und "Holzland"
hat die UN erfolgreich interveniert, einen Waffenstillstand ausgehandelt, und
beide Seiten haben ihr Militär in die Stützpunkte zurückgezogen.
Unter UN-Mandat und im Rahmen der "Partnership for Peace" wird eine
internationale Friedenstruppe (SEAFOR) entsandt, die den Waffenstillstand überwachen
soll.
Leider kam es in Seeland in letzter Zeit vermehrt zu Anschlägen der "Holzland
Freedom Party" (HFP), einer paramilitärischen Organisation, von der
vermutet wird, dass sie insgeheim durch Schmuggelgüter, speziell durch
Waffen, von der Holzland-Regierung unterstützt wird. Die Seeland-Regierung
droht nun damit, ihre eigenen Einheiten wieder ins Gefecht zu senden um "für
Ordnung zu sorgen", und bringt damit die SEAFOR in Zugzwang.
Ein derartiges Waffenlager der HFP, nahe eines Bauernhofs auf einer Anhöhe
gelegen, wurde durch eine ungenannte Quelle aufgedeckt, und soll nun durch JgB25
ausgehoben werden."
Wer nun an den Sicherungseinsatz im Kosovo denken muss, liegt übrigens
richtig. Die Reorganisation des Bundesheers in eine effiziente Truppe für
Unterstützungseinsätze im Ausland spiegelt sich eben auch stark darin
wieder, dass in diversen Übungsszenarien nicht mehr die Raumverteidigung
gegen russische Panzerdivisionen trainiert wird.
Eine Alouette III mit der Notarztausstattung ist ständiger Begleiter der
Übung.
Da es zum Zeitpunkt der Übung durch die Hochwasser im Gebiet an der Thaya,
und durch das Bereithalten einer ständigen Helikopter-Reserve nicht wie
früher möglich war, genügend Maschinen freizubekommen um eine
Luftbewegung in Bataillonsstärke durchzuführen, musste der Angriff
auf das Waffenlager in mehreren Teilen und Tagen "gespielt" werden.
Am Vortag des Doppeladler.com Besuchs hatte die Kampfunterstützungskompanie
ihren Teil der Aufgabe, nämlich das Aufstellen eines äußeren
Sicherungsrings rund um die Anhöhe unter Zuhilfenahme schweren Waffen (speziell
schwerer Granatwerfer, welche außen am Lasthaken einflogen), bereits geübt
und war wieder abgerückt.
Beim tatsächlichen Zugriff auf die Schmuggler, der von der ersten Kompanie
ausgeführt wurde, war diese Sicherungslinie dann also nur mehr "theoretisch"
vorhanden, musste aber natürlich vom Kompaniekommandanten im Rahmen der
Einsatzplanung berücksichtigt werden.
Dieser hatte in der Nacht bereits das Gelände durch Scharfschützenteams erkunden lassen, und außerdem auf Basis von "Drohnenaufklärung" (zur Verfügung gestellt von der Übungsleitung) sowie Luftaufnahmen und Geländekarten das weitere Vorgehen festgelegt. Der Transport der Kompanie würde zwei Flüge mit der verfügbaren Formation aus fünf Maschinen erfordern, welche nahe dem Hügel aber noch außerhalb feindlicher Reichweite anlanden würden. Ein Jägerzug und der Panzerabwehrzug (ohne PAR-Waffen) würden mit dem ersten "Lift" eingeflogen und dann die Sicherung übernehmen, während die anderen beiden Züge mit dem zweiten "Lift" eingeflogen und dann nördlich und südlich des Gehöfts entlang vorgehend das Waffenlager ausheben würden.
Seite 02 - Lage "Pegasus" - die Foto-GeschichteDie erste Kompanie trifft auf dem kleinen Segelflughafen, der als Abspringpunkt
genutzt wird, ein.
Im Briefing des Führungspersonals wird der genaue Einsatzplan erklärt
und besprochen ...
... Details über Landezonen, Funkfrequenzen notiert.
Dann trifft der Helikopter-Verband ein ...
... bestehend aus vier Agusta Bell AB 212 sowie einem S-70 Black Hawk.
Auch für die Piloten und Bordtechniker findet ein Briefing mit dem Kompaniekommandan-
ten statt.
Jede Gruppe wartet neben "ihrem" Hubschrauber auf das Anlassen der
Rotoren (man beachte den "Red One" Sticker am Helm des Kompanie-
kommandanten)
Gedanken auf dem Weg in "feindliches Gebiet"....
Der Black Hawk formiert sich am Ende des Verbandes, er trägt im Vergleich
zur AB212 die doppelte Menge an Soldaten ...
...was seiner Beweglichkeit nicht vermindert.
Am Boden entlädt die Maschine zwei volle Gruppen Infanterie ...
...und kehrt sofort für den zweiten Lift zum Ausgangspunkt zurück.
Auch die AB 212 bringen ihre Last zur Landezone ...
... und werden von eigens dafür ausgebildeten Rekruten eingewiesen.
Die Scharfschützen haben das Gelände bereits die ganze Nacht observiert.
Der erste Zug wird eingewiesen ...
... und rückt an der Oberseite der Anhöhe vor.
Noch ist alles ruhig.
Auf der anderen Seite des Gehöfts arbeitet sich der zweite Zug Richtung
Waffenlager ...
... während der erste Zug Feindkontakt hat und durch einen Schusswechsel
gestoppt wird.
Die Waffenschmuggler verschanzen sich in ihrer Hütte ...
... der Zugriff liegt nun in der Hand des zweiten Zuges.
Am Eingang formiert sich das Zugriffsteam ...
... der Gegner ergibt sich ohne weitere Gegenwehr.
Die Gefangenen werden abgeführt ...
... und mittels Helikopter ausgeflogen
Auch die Infanterie rückt ab, der Einsatz war ein Erfolg.
alle Fotos: © Helmut Skrdla
Und er wurde auch nicht gebraucht.
"Herzlichen Dank an Herrn VzLt. Franz Brunner vom MilKdo Kärten sowie
an Herrn Maj. Ertl für die Möglichkeit diese interessante Ausbildung
zu besuchen."
Homepage des Jägerbataillon 25
Die 7. Jägerbrigade auf bmlv.at