Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

Fahrzeuge, Waffen, Wasserfahrzeuge, Ausrüstung und Uniformen
theoderich
Beiträge: 25402
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

Beitrag von theoderich »

iceman hat geschrieben: Fr 30. Jun 2023, 22:58Weil das damals so war gibt es 2023 auch kein Interesse.
Tschechien zB hat ihre Pandure vor Jahren gleich mit 30 mm Waffenstation und Pal ausgerüstet, aber was kümmern uns die anderen?
Es gibt Interesse! Das hat der Rüstungsdirektor schon vor drei Monaten angekündigt. Die Fähigkeit wird nur nicht auf dem 20 Jahre alten SPz "Ulan" realisiert, sondern voraussichtlich auf dem Ulan EVO - möglicherweise auch auf dem Pandur EVO, mittels einer Erweiterung der WS4 Mk2.

Und in Tschechien waren für das Projekt zur Beschaffung von 8x8-Radpanzern folgende Bewaffnungsvarianten gefordert:
  • Zwei-Mann-Turm mit 30 mm-Maschinenkanone und Panzerabwehrlenkwaffe oder fernbedienbarer Turm mit 30 mm-Maschinenkanone und Panzerabwehrlenkwaffe
  • Fernbedienbare Waffenstation mit Lafette für 12,7 mm-Maschinengewehr
  • Granatwerfer im Kaliber 120 mm, montiert in einem Turm
    Das war allerdings 2005 (Veröffentlichung der internationalen Ausschreibung für 199 Radpanzer in 19 Varianten + 35 optionale Radpanzer in 8 Varianten am 20. April 2005.)!

    https://mocr.army.cz/assets/informacni- ... _12_10.ppt

    Damals war man in Österreich gerade voll damit beschäftigt, die mechanisierte Truppe zu zerstören (März 2005: Vorbereitung der ersatzlosen Außerdienststellung des Jagdpanzers "Jaguar"; 24. Mai 2005: Billigung der Gliederung "ÖBH 2010" durch den Ministerrat; 7. Juni 2005: Vorlage des Berichts "ÖBH 2010 - Die Realisierung" mit der Empfehlung, die Anzahl der kleinen Verbände um 30 % zu reduzieren, ein Panzerbataillon und ein Panzergrenadierbataillon aufzulösen, keine Beschaffungen bei der mechanisierten Truppe über die eingeführten Kampf- und Gefechtsfahrzeuge hinaus vorzunehmen - "Einsätze im oberen Spektrum können weitgehend durch die derzeit eingeführten Kampf- und Gefechtsfahrzeuge abgedeckt werden" - und die Fähigkeiten in den Bereichen Panzer, Panzerabwehr und Artillerie zu reduzieren).
    iceman
    Beiträge: 1808
    Registriert: Do 17. Mai 2018, 21:05

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von iceman »

    Vom Ulan evo gibt es nur eine Zeichnung, alles andere ist Zukunftsmusik.
    Die Ws4 passt auf einem Dingo und Husar, der Pandur evo hätte sich von Anfang an eine stärkere Bewaffnung verdient, schließlich gibt es den Pandur seit Mitte der 90er mit üsMg.
    Alexander-Linz
    Beiträge: 362
    Registriert: Di 28. Aug 2018, 20:23

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von Alexander-Linz »

    Hi,

    Was ist der Unterschied zur WS die z.b am Dingo oder Husar verwendet wird und der WS4 ?
    Irgend wo gibts da was im Forum, finde es aber nicht mehr.

    Wo findet die "neue" WS verwendung? Alle Pandur EVO?
    theoderich
    Beiträge: 25402
    Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von theoderich »

    Auszugsweise:
    • Kompaktere Bauweise
      • Steuerungselektronik direkt in der Waffenstation, statt im Innenraum des Fahrzeugs
    • OIP EOPTRIS 3.0 LR
    • Leichte Teilpanzerung der Waffenstation
    • Neues Display für den Bordschützen und neu gestaltete Benutzerschnittstelle
    Alexander-Linz hat geschrieben: Sa 1. Jul 2023, 10:57Wo findet die "neue" WS verwendung? Alle Pandur EVO?
    Aktuell Pandur EVO aus den Batches 2 und 3.
    Zuletzt geändert von theoderich am Sa 1. Jul 2023, 15:40, insgesamt 1-mal geändert.
    da_mm
    Beiträge: 92
    Registriert: So 3. Jan 2021, 12:38

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von da_mm »

    Timor hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 17:52 Ja wie ich sagte, der alte Marder ist dem Ulan in so ziemlich allem überlegen... Und selbst der wird durch den Puma ersetzt, der noch einmal eine andere Liga ist..
    Der Marder ist so ziemlich eine Schande für die deutsche Bundeswehr und in einem echten Krieg aufgrund der veralteten Technik für viele Verwendungszwecke praktisch unbrauchbar. Von daher ist die Behauptung, der Marder sei dem Ulan "in so ziemlich allem überlegen" einfach nur ein Trugschluss.

    Der Marder hat kein Feuerleitsystem. Es gibt keinen Entfernungsmesser, keinen Ballistikrechner und keine Waffenstabilierung. Der Richtschütze erkennt ein Ziel, schätzt (oder eher "rät") dann die Größe des Ziels und nutzt das Strichbild in seinem Visier dafür, dann die Entfernung abzuschätzen. Praktisch läuft ein Großteil der Aufgabe des Richtschützens im Marder so ab, wie er schon im zweiten Weltkrieg ablief.

    Hat der Richtschütze die Entfernung abgeschätzt, stellt er diese per Rad an dem Elevationsmechanismus Quadrant M13 (befindlich zwischen Richtschützen- und Kommandantenplatz) ein, der dann per Hydraulik die Waffenanlage entsprechen ausrichtet. Das System Quadrant M13 wurde übrigens schon im KPz M48 (Baujahr 1952) verwendet und war schon zur Einführung des Marders nicht modern. Die "Anpassung" der "Feuerleitlösung" an unterschiedliche Munitionssorten erfolgt nur dadurch, dass auf dem Stellrad des Quadrant M13 zwei verschiedene Skalen (eine für AP- und eine für HE-Munition) abgebildet sind. Faktoren wie Temperatur, Wind, Luftdruck, etc. werden einfach nicht beachtet.

    Der Marder ist veraltet; schon Anfang der Achtziger wurden geplante Kampfwertsteigerungen (neue stabiliserte 25-mm-Waffenanlage, Feuerleitrechner) gecancelt, weil man lieber komplett den Marder durch eine Neuentwicklung (Marder 2) ersetzen wollte.
    muck hat geschrieben: Fr 30. Jun 2023, 21:45Der LFK 9K113 des BMP 2 kann gegen alle modernen gepanzerten Gefechtsfahrzeuge mindestens einen Mobility Kill erzielen, insofern ist das eigentlich kein neues Problem.
    "Kann", muss aber nicht. Kommt drauf an, wo man trifft bzw. getroffen wird. Ein moderner Panzerabwehrlenkflugkörper kann jedoch die Frontpanzerung eines Leopard 2A4s oder eines Ulans durchschlagen und zu einem K-Kill führenm, während das bei einem Leopard 2A7V und SPz mit abstandsaktiven Schutzmaßnahmen (Puma mit MUSS, Lynx mit ADS, CV9035 mit Iron Fist, etc.) nicht der Fall sein muss.
    muck hat geschrieben: Fr 30. Jun 2023, 21:45 Und im Ukraine-Krieg zeigt sich, dass auch veraltetes westliches Gerät wie der Leopard 2A4 seinen moderneren russischen Pendants ebenbürtig oder gar überlegen ist. Die mit Abstand größte Gefahr geht von PALR, Panzerminen und Loitering Munitions aus, nicht von den feindlichen Gefechtsfahrzeugen.
    Das ist eine interessante These. Woran wird hier genau festgestellt, dass der Leopard 2A4 "seinen moderneren russischen Pendants ebenbürtig oder gar überlegen ist"? Soweit mit bekannt, gab es noch keinen (öffentlich gemachten) Fall, in welchem ein ukrainischer Leopard 2A4 ein Gefecht gegen moderne russische Kampffahrzeuge (KPz T-72B3, T-80BVM, T-90(M), BMP-2M, BMP-3M, etc.) geführt hat. Es gibt keine Hinweise, dass der Leopard 2A4 in puncto Zielgenauigkeit, Bekämpfungsreichweite, Durchschlagsleistung, Panzerschutz, Sekundärschutz, etc. gleichwertig oder besser als "modernere russische" Kampfpanzer ist, weil in der aktuellen Phase des Kriegs solche Gefechte kaum stattfinden.

    Stattdessen hat sich - wenig überraschend - gezeigt, dass der Leopard 2A4 genau so anfällig gegen Artillerie, Loitering Munitions und Panzerminen ist, wie die russischen Panzertypen.
    theoderich
    Beiträge: 25402
    Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von theoderich »

    Timor hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 17:52 Ja wie ich sagte, der alte Marder ist dem Ulan in so ziemlich allem überlegen... Und selbst der wird durch den Puma ersetzt, der noch einmal eine andere Liga ist..
    Zusätzlich zu den vorher angeführten Punkten hat der SPz "Marder" noch weitere gravierende Schwachstellen:

    SCHEIBERT Michael: SPz MARDER und seine Varianten. ROLAND, TH 301, TÜR, u.a. (Friedberg 1987), p. 16, 17
    p. 16 hat geschrieben:Geöffnete Wiegenlafette für die 20 mm-Maschinenkanone MK 20 Rh 202. Bei allen Vorteilen, die eine Scheitellafette bietet, muß aber auch der Nachteil erwähnt werden, daß zur Behebung von Störungen der Waffenanlage der Kampfraum möglicherweise von einem Besatzungsmitglied verlassen werden muss.
    p. 17 hat geschrieben:Die PzAbwWa MILAN ermöglicht dem SPz MARDER die Bekämpfung feindlicher Kampfpanzer bis zu einer Entfernung von 1.950 m. Für diesen Vorteil wurde jedoch Platz im hinteren Kampfraum benötigt, was wiederum die Verringerung der Besatzung von zehn auf neun Mann erforderlich machte.
    p. 17 hat geschrieben:Der Richtschütze, zugleich Lenkschütze für die MILAN, muß zur Bedienung mit dem Oberkörper den Kampfraum verlassen, das Ziel anrichten und den drahtgelenkten Flugkörper mit Steuerimpulsen in das Ziel führen.
    http://amicale.3emedragons.free.fr/Docs ... Marder.pdf
    Alexander-Linz
    Beiträge: 362
    Registriert: Di 28. Aug 2018, 20:23

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von Alexander-Linz »

    Na eben, wenn ich mit MILAN schießen will muß ich den Kampfraum verlassen, klasse....

    Steuerimpulse=also so ähnlich wie ferngesteuertes Auto? Der lenkt also die Rakete?
    Wenn sich aber das Gegnerische Objekt bewegt, muß der Schütze dann so quasi "mitfahren"?
    Wenn nun das gewünschte Ziel z.b hinter Bäume fährt und für den Schützen nicht mehr erkannt wird, gibts dann Probleme?

    Moderne Lenkwaffen ein mal auf das Ziel fixiert erledigen die Arbeit alleine, auch wenn das Ziel hinter nem Haus verschwindet oder?
    theoderich
    Beiträge: 25402
    Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von theoderich »

    Ein Teil der SPz "Marder" ist mittlerweile mit MELLS (SPIKE LR2) nachgerüstet worden - hat aber dasselbe Problem des exponierten Nachladens:

    da_mm
    Beiträge: 92
    Registriert: So 3. Jan 2021, 12:38

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von da_mm »

    theoderich hat geschrieben: Sa 1. Jul 2023, 14:41
    p. 17 hat geschrieben:Der Richtschütze, zugleich Lenkschütze für die MILAN, muß zur Bedienung mit dem Oberkörper den Kampfraum verlassen, das Ziel anrichten und den drahtgelenkten Flugkörper mit Steuerimpulsen in das Ziel führen.
    http://amicale.3emedragons.free.fr/Docs ... Marder.pdf
    Das ist falsch. Der Kommandant ist der Lenkschütze für die MILAN bzw. für MELLS; dem Richtschützen hat man beim Marder keine eigene Luke gegönnt (Ausstieg nur über Kommandantenluke oder durch den Kampfraum möglich), was ein noch eklatanterer Fehler ist.
    Bild
    Alexander-Linz hat geschrieben: Sa 1. Jul 2023, 15:01Steuerimpulse=also so ähnlich wie ferngesteuertes Auto? Der lenkt also die Rakete?
    Wenn sich aber das Gegnerische Objekt bewegt, muß der Schütze dann so quasi "mitfahren"?
    Wenn nun das gewünschte Ziel z.b hinter Bäume fährt und für den Schützen nicht mehr erkannt wird, gibts dann Probleme?
    MILAN ist ein Lenkflugkörper der zweiten Generation (SACLOS-Lenkung mittles Infrarotstrahler und Steuerkabel) und verhält sich damit genau so wie vergleichbare Systeme, zum Beispiel wie Dragon, TOW (bis ca. 2012, danach kabellos), HOT, PAL-2000/RBS-56 BILL (2) und 9K113 Konkurs.

    Rückseitig an dem Flugkörper sind Infrarotstrahler/-quellen angebracht (bei MILAN basieren diese auf Thorium); die Start- und Steuereinheit errechnet anhand der Infrarotquelle die Position des Flugkörpers wärhrend des Flugs und die Abweichung von der Visierlinie des Schützen. Besteht eine Differenz, wird die nötige Anpassung der Flugbahn (des Winkels zwischen Flugbahn des LFK/PAL und der Visierlinie) errechnet und als elektrisches Signal über die Kabel (die Flugkörper und Start/Steuereinheit miteinander verbinden) an diesen weitergeleitet.

    Bewegt sich ein Ziel bzw. bewegt sich die Startplattform, muss der Schütze also das Ziel "tracken". Das war damals der Stand der Technik. Dadurch ist es aber theoretisch (praktisch aber eher nicht) möglich, bis zu einem bestimmten Grad Ziele hinter Deckung zu verfolgen, indem man einen finalen Steuerimpuls durch verrücken der Visierlinie hinter die Deckung aussendet. Sobald der Flugkörper hinter der Deckung verschwunden ist, können natürlich keine weiteren Abweichungen mehr errechnet und Steuerimpulse mehr gesendet werden.

    Das nie eingeführte Nachfolgersystem TRIGAT-MR hätte statt eines Infrarotstrahls und Steuerkabeln einen codierten Laser benutzt. Auch russische Panzerabwehrlenkflugkörper der dritten Generation wie 9K115-2 Metis-M und 9K135 Kornet nutzen dieses Prinzip.

    Erst Panzerabwehrlenkflugkörper der vierten und fünften Generation arbeiten nach dem Fire-und-Forget-Prinzip. In Deutschland wurden hier TRIGAT-LR (effektiv nie genutzt) und MELLS (Spike-LR) eingeführt.
    muck
    Beiträge: 1473
    Registriert: Do 9. Jul 2020, 05:10

    Re: Schützenpanzer Ulan (ASCOD)

    Beitrag von muck »

    @da_mm
    Es hat tatsächlich solche Begegnungen gegeben. Igor Girkin, sicherlich kein Fanboy westlichen Militärgeräts, hat dazu Analysen veröffentlicht und hält die "Leopard-Paranoia", wie andere Z-Blogger spotteten, insgesamt für gerechtfertigt. Insbesondere in puncto Situationsbewusstsein und Überlebensfähigkeit der Besatzung seien auch moderne russische Gefechtsfahrzeuge ihren westlichen Pendants gegenüber im Hintertreffen. Falls Sie Twitter-Mitglied sind, können Sie seinen Kanal zum Thema durchsuchen; ich kann es derzeit nicht, Twitter sperrt seit heute Nicht-Mitglieder aus.

    Was Sie über den SPz Marder schreiben, ist richtig, wobei festzuhalten wäre, dass diese angebliche "Schande" sich in Afghanistan und in der Ukraine gut geschlagen hat. Und das ist es, was ich gegenüber @Timor meinte, als er sich wegen der Fähigkeiten des SPz Ulan besorgte: Der Gefechtswert eines Einsatzmittels wird nicht schon dadurch herabgesetzt, dass es so und so viele Jahre alt ist, zumal wenn die Ausrüstung des potentiellen Gegners mit Masse auch nicht jünger ist. Außerdem ist das natürlich kein Autoquartett, Eckdaten allein zu vergleichen ist nur bedingt hilfreich.
    Antworten