Ich denke nicht, dass man hier mit "Gefechtstagen" rechnen und einen Vergleich zu etwa dem Warrior ziehen kann. Es gingen nur zwei Marder durch Feindfeuer verloren, es wurden aber soweit öffentlich kommuniziert auch nur zwei von Panzerabwehrwaffen oder Sprengfallen getroffen.muck hat geschrieben: ↑Mi 5. Jul 2023, 01:12 Es gingen ganze 2 Marder durch Feindfeuer verloren, an insgesamt 82 Gefechtstagen zwischen 2009 und 2012. Ohne Todesfälle. Ich halte das für eine gute Quote, vor allem verglichen mit ähnlichen Fahrzeugen wie dem britischen FV-510. Und meines Wissens kann man auch bei dem Vorfall mit dem Fennek nicht nur von Glück sprechen. Der Spall Liner und die Feuerlöschanlage verhinderten hier schwere Verwundungen. Kein Gefechtsfahrzeug ist unverwundbar, aber es muss im Fall der Fälle die Besatzung bestmöglich schützen können. Insofern würde ich definitiv von einer Bewährung sprechen.
Wenn möglicherweise an 80 von 82 Gefechtstagen der Gegner maximal ein Dragunow-Scharfschützengewehr mitbringt, dann ist das nicht wirklich mit etwa der Schlacht um Baghdad oder der Schlacht um Basra zu vergleichen. Während eines einzigen Gefechtstags in Grosny - und ich will mit diesem vergleich nicht fälschlicherweise behaupten, dass der BMP besser geschützt als ein Marder sei - wurden die russischen Schützenpanzer 1994 wahrscheinlich mehr gefordert, als die Bundeswehr-Marder im ganzen Afghanistaneinsatz.
Ich möchte die Leistungen der Bundeswehr nicht kleinreden, keineswegs. Aber die Bundeswehr wurde aus politischen Gründen im "ruhigen Norden" eingesetzt, wo es anfangs weniger Talibanaktivitäten gab und wo die Taliban auch schlechteren Zugang zu Panzerabwehrhandwaffen und Sprengstoff hatten. Deswegen konnte sich die Bundeswehr leisten, bei Dingo, Marder und Fuchs auf Käfigpanzerung zu verzichten, während die dänischen und kanadischen Kontingente diese aufgrund der höheren Bedrohungslage außerhalb Nordafghanistans nutzen mussten.


Die britischen FV510 wurden mit verschiedenen Zusatzpanzerungen ausgestattet, um adäquat auf die (im verlaufe der Einsatzes) gestiegenen Bedrohungslage zu reagieren. Von einer leichten Ausführung der Chobham-Panzerung gegen RPGs, über gewichtseffizentere Käfigpanzerung zu einer Kombination aus passiver und reaktiver Panzerung gegen Sprengfallen, RPGs und EFPs. Die Bundeswehr hat in der Vergangenheit vorausschauend auf mögliche Bedrohungen reagiert und entsprechende Forschungs-, Entwicklungs- und auch Beschaffungsvorhaben (Dingo als MRAP vor KFOR-Einsatz, Minenschutz für Marder schon während des Kalten Kriegs, Minenschutz für Leopard 2 vor den US-Erfahrungen im Irak, usw.) vor direktem Einsatzbedarf durchgeführt, was lobenswert ist - das man keine Käfigpanzerung in Afghanistan benutzt hat, ist also direkt auf das Fehlen von Panzerabwehrhandwaffen zurürckzuführen.
Anfang der Nullerjahr sah die Situation mit den im Ausland geschulten Neotaliban noch so aus:

Das deutsche Kontingent im Norden mit Standorten in Masar-i Scharif, Talokan (als Kundus-Außenstelle), Termes (eigentlich in Usbekistan), Kundus und Feisabad kam praktisch gar nicht mit den "geschulten Taliban" in Kontakt. Deswegen war man bis 2008 auch mit ungepanzerten G-Wagen und dem minimalgepanzerten Wiesel 1 als Konvoifahrzeuge zufrieden.
Die Sowjetunion hat zwar Treibspiegelmunition (APDS) für 30-mm-Maschinenkanonen entwickelt, diese wurde aber erst sehr spät eingeführt und war primär für den BMP-3 vorgesehen; sie wurde praktisch nie mit dem BMP-2 genutzt.
Erst im Rahmen der russischen Invasion der Ukraine zeigte sich z.B., dass die Treibspiegel der 3UBR8-Munition Probleme nicht kompatibel mit der Mündungsbremse der 2A42-Kanone des SPz BMP-2 sind - die Treibspiegel beginnen sich in der Mündungsbremse zu separieren und kommen dann mit dieser in Kontakt was zu einer ungewollten Vergrößerung der Streuung führt:
Die Angaben zu den Schutzforderungen stammen aus dem deutschen Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv am Standort Freiburg - allerdings muss ich gestehen, dass ich den entsprechenden Bericht nicht selbst gelesen habe, sondern meine Angaben auf Hörensagen basieren. Allerdings hat die entsprechende Person schon mehrfach in der Vergangenheit entsprechende Dokumente und Auszüge aus diesen geteilt, weswegen ich diese Aussagen als Glaubwürdig betrachte. Ich kann aber verstehen, wenn das hier als nicht ausreichend angesehen wird.
Die Sache ist etwas komplizierter. Die Durchschlagsleistung von moderner Munition hängt ja nicht nur von der reinen Geschossenergie ab, sondern von der kinetischen Energie pro Oberfläche - deswegen durchschlagen APDS- und APFSDS-Projektile (obwohl sie mit den Treibspiegeln einen Teil der kinetischen Energie "wegwerfen") bei gleicher kinetischer Energie mehr als Vollkalibermunition.muck hat geschrieben: ↑Mi 5. Jul 2023, 01:12 Technologisch sicherlich, effektiv wahrscheinlich nicht, selbst wenn die Panzerung des Marder nur gegen Vollkalibermunition ausgelegt wurde. Die sowjetische 30×165 mm AP-T-Munition BT-30 entwickelt bereits eine Geschossenergie von rund 156.000 J, das liegt weit über den etwa 90.000 J einer 25×137 mm APDS-T, der Referenzbedrohung für STANAG 4569 Stufe 5. (Mir ist immer noch nicht klar, ob der Ulan Stufe 5 überhaupt vollumfänglich erreicht, die Herstellerangabe "Level 4/5" ist irgendwie seltsam.)
NATO STANAG 4569 Level 5 schrieb ursprünglich nur Schutz gegen 25-mm-APDS-Munition (vom Typ M791 oder Oerlikon PMB 073) vor, aber in der überarbeiteten zweiten Fassung wird für die Schutzklasse 5 auch der Schutz gegen 25-mm-Pfeilmunition (vom Typ Rheinmetall Oerlikon PMB 090) gefordert. Inwiefern der Marder 1A3 einen Schutz gegen solche Munition bietet ist unbekannt, laut dem deutschen Autoren (und ehemaligen Referenten für Panzertechnologie am BWB) Rolf Hilmes ist Schottpanzerung vorallem gegen drallstabilisierte Munition effektiv, da der Drall dafür sorgt, dass das Geschoss und deren Fragmente nach Durchschlag der äußeren Schicht stark abgelenkt werden und sich somit die gertroffene Oberfläche vergrößert (kinetische Energie wird auf eine größere Fläche verteilt).
Die Panzerung des Ulans - ebenso wie die Panzerung der SPz CV90 Mark I, CV90 Mark II und CV90 Mark III - wurde nicht nach STANAG 4569 spezifiert, weil dieser NATO-Standard während der Entwicklung dieser SPz noch nicht existierte. Im Falle des Ulans - andere ASCOD-Varianten nutzen andere Zusatzpanzerung - bietet die Panzerung Schutz gegen 30-mm-Pfeilmunition aus 1.000 Metern Entfernung, aber nur bis zu einem Seitenwinkel von 15°. STANAG 4569 Level 6 würde Schutz ab 500 Metern bis zu einem Seitenwinkel von 30° erforden. Außerdem ist die Seitenpanzerung gegen 14,5-mm-Munition von einer Entfernung von 500 Metern geschützt - STANAG 4569 Level 4 erfordert Schutz ab 200 Metern Entfernung. Streng genommen, ist der Ulan also nicht einmal nach STANAG 4569 Level 4 geschützt, bietet aber deutlich höheren Frontalschutz (höher als STANAG 4569 Level 5).

- https://web.archive.org/web/20201030072 ... hp?id=1251
Andere ASCOD-Varianten fällt anders aus (z.B. Pizarro: nur Schutz gegen 30-mm-APDS - aber auch RPG - frontal, Seitenschutz nur gegen 7,62-mm-Munition; ASCOD 35: ballisitscher Schutz nach STANAG 4569 Level 5, Minenschutz nach STANAG 4569 Level 3a/b).
Was den Schutz angeht, ist das höhere Gewicht des Marder 1A3 irreführend. Schottpanzerung bietet je nach Ausführung eine Gewichtseffizienz von bis zu 2,0 (also bietet diese doppelt so hohen Schutz wie homogener Panzerstahl) gegen AP- und APDS-Munition. Die höchste Effizienz wurde dabei in Studien dann erreicht, wenn der Luftspalt am größten war (unpraktisch groß). Der Ulan ist mit MEXAS in Form von Keramikpanzerung geschützt. 2001 gab IBD Deisenroth an, dass man in puncto Gewichtseffizienz einen Faktor 3,5 gegenüber Panzerstahl mit Keramik erreichen konnte, Mitte der 2010er dann sogar einen Faktor von 4-5.
Im Truppendienst, Ausgabe 1/2003 wird die Panzerung wie folgt beschrieben:Timor hat geschrieben: ↑Fr 7. Jul 2023, 23:57Bitte um Quellen dazu. Dass der Ulan Mexas hat ist mir bekannt. Jedoch hätte ich nirgends gefunden welche( es gab verschiedene Mexas Panzerungen). Auch hab ich nirgends Angaben zum SchutzNiveau gefunden, außer hier bei Doppeladler. Und da steht etwas anderes...
