Entwicklungen Fliegerabwehr

[theoderich]

Im übrigen sind IRIS-T noch nicht so in Stein gemeißelt. Wir hatten ja die Absicht eine Absichtserklärung zu unterschrieben....und das geschah letzte Woche nicht.

Stand auch im Interview mit dem Leiter der Abteilung Waffensysteme & Munition:

Medial hieß es zuletzt, dass bereits eine Entscheidung für IRIS-T von Diehl Defence gefallen wäre.

Kollmann: Wir waren im Zuge unserer Marktrecherche natürlich auch bei Diehl, um uns das System im Detail anzuschauen und zu erfahren, was in Deutschland damit geplant ist. Weiter sind wir aber nicht und nachdem die Planungsunterlagen noch nicht fertig sind, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht einmal sagen, ob IRIS-T für unsere Bedürfnisse überhaupt geeignet wäre.

Ein entsprechender Kaufabschluss ist also auf der Zeitschiene noch weiter weg?

Kollmann: Wie zuvor erklärt, braucht es zuerst die Vorhabensabsicht, erst dann können wir die nächsten Schritte setzen. Dazu kommt, dass bei derart komplexen Projekten immer auch nationale Adaptierungen notwendig sind. Solche Systeme kauft man nicht im Supermarkt, da gilt es beispielsweise national bereits in Verwendung befindliche Funksysteme zu integrieren oder das System auf dem Chassis der gewünschten Fahrzeugmarke aufzubauen. All das beschleunigt die Beschaffung nicht gerade. Wenn es so weit ist, bin ich aber zuversichtlich, dass wir auch in diesem Fall eine sehr, sehr gute Lösung finden werden - im SHORAD und VSHORAD-Bereich stehen wir ja kurz vor einem Quantensprung.

[Phoenix]

Da fragt man sich dann schon woher die scheinbar fixe Aussage 4x SLS und 4xSLM kommt!?

[Wolfgang]

Ok jetzt sollen (vielleicht) 36 Stk. Pandur Evo als BegleitschutzFla beschafft werden. Skyranger 30 Turm, Mistral 3 und Radar. Auf wie vielen Fahrzeugen soll das aufgebaut werden? Skyranger Turm + Mistral 3 wird vermutlich noch funktionieren, aber Radar? Alles auf einem Fahrzeug wird nicht sein, auch schon wegen dem Platz bzw. Gewicht. Also wo kommt das Radar hin, auch auf Pandur Evo oder Lkw oder sonstiges. Es muss ja auch immer noch mobil bleiben.

In Skyranger können optional zwei AESA-Radarsysteme (Oerlikon AMMR) integriert werden. Außerdem hat das System eine Sensoreinheit, bestehend aus einem X-Band- oder Ku-Band-Radar und einem elektrooptischen Sensor. Dazu braucht man kein Rundsichtradar wie das Giraffe 1X.

Danke theoderich, Asche auf mein Haupt

[theoderich]

Da fragt man sich dann schon woher die scheinbar fixe Aussage 4x SLS und 4xSLM kommt!?

Tanner & Promberger. Aber wieso die Ministerin und der Kommandant der Luftstreitkräfte mit solcher Selbstsicherheit eine Beschaffung von IRIS-T SLS und IRIS-T SL verkündet haben, kann ich auch nicht nachvollziehen.

In Skyranger können optional zwei AESA-Radarsysteme (Oerlikon AMMR) integriert werden.

Eigentlich sind es vier AMMR - zur 360°-Abdeckung.

[maro-airpower]

Da fragt man sich dann schon woher die scheinbar fixe Aussage 4x SLS und 4xSLM kommt!?

Einkauf ohne Vorhabensbericht und Leistungsbeschreibung.

Wie kommen Sie darauf, dass es für diese Beschaffung keine Vorhabensabsicht gegeben hat?

Tjo...

Es stellt sich mir die ganz grundsätzliche Frage ob das nur eine rein "technische" Entscheidung sein darf oder nicht sogar eine primär "strategische" Entscheidung sein muss.

Das letzte Mal, dass so viel Fliegerabwehrlenkwaffen verballert wurden war Ende 60er/Anfang70er Jahre. Nordvietnam hat sich da dokumentiert von 7/66-10/67 auf 270Stk. SA-2 pro Monat hochgestellt und 11/67 waren es etwa 600-700(!) SA-2.
Wenn man noch den Eigenbedarf der Sowjetunion dazu denkt dann müssen das in der Produktion jedenfalls über 3.000Lfk pro Jahr gewesen sein. Punkt. Wenn wir jetzt AMRAAM+PATRIOT+CAMM+SAMP-T+IRIS-T SLM zusammen zählen trau ich mir behaupten wir kommen nicht auf 3.000 p.A.

Wenns wirklich mal notwendig ist mit dem Zeug herumzuschießen, dann ist der Partner und eine gesicherte Versorgung sehr relevant - jedenfalls sehr viel relevanter als ob der Radius 2km mehr oder weniger ist...

Das heißt wir haben die Fragen
a) Was kosts
b) wann kanns geliefert werden
c) wird der Lieferant eine Lfk Produktion für die Lebensdauer des Systems aufrechterhalten können
d) und wenn geschossen wird (weil dann brauch mas) schauen wir durch die Finger, oder sind wir Familie und kriegen auch ein Stückerl vom Kuchen....

Ma könnt jetzt auf die Karte schauen und sich überlegen ob am Bodensee nicht doch gesteigertes Interesse da ist, dass der Himmel nach Südosten raus kein Durchhaus ist wenns kracht...oder seh ich da was falsch?

[theoderich]

Tjo...

Es stellt sich mir die ganz grundsätzliche Frage ob das nur eine rein "technische" Entscheidung sein darf oder nicht sogar eine primär "strategische" Entscheidung sein muss.

Grundsätzlich gibt es eine interne Richtlinie zum Beschaffungsablauf. Der Planungs- und Beschaffungsprozess ist in dieser Publikation beschrieben:

Logistischer Terminplaner 2020

Planungsphase

Allgemeines

Die Planungsphase beginnt mit dem Feststellen einer Fähigkeitslücke und der Entscheidung, diese durch ein neues oder modifiziertes System zu schließen. Die Planungsphase beinhaltet als Schwergewicht die Festlegung der Anforderungen an dieses System zur Beseitigung der festgestellten Fähigkeitslücke. Die Überleitung von einer Fähigkeit zu einem System erfolgt im Zuge des Überganges von der Planungsphase zur Einführungsphase. Je konkreter die Planungsergebnisse, desto konkreter ergibt sich das Bild des zukünftigen Systems. Die Planungsphase endet nach der Herstellung der Bereitstellungsreife mit der Freigabe zur Realisierung. In der Planungsphase wird auf Basis der Vorgaben der zur Erfüllung der Aufgaben notwendigen Fähigkeiten ein am SLM [Anm.: System Lebenszyklus Management] orientiertes Pflichtenheft erstellt, in welchem die wesentlichen Parameter der zu beschaffenden Leistungen und das verwendungsreife System beschrieben werden.

Aufgaben

Die Aufgaben in der Planungsphase umfassen alle - von der jeweils gültigen Planungsleitlinie abgeleiteten - Beurteilungsschritte, um erkannte Fähigkeitslücken durch Erarbeitung von Schnittstellendokumenten zu beseitigen. Hierbei werden alternative Lösungen, die die identifizierte Lücke schließen, entwickelt und durch Instrumente und Methodenanwendungen wie z.B. Kosten-Nutzen-Analysen, Zeitplanerstellung, erste Marktbeobachtung, Schätzungen, Ökobilanzen, Trade-Off Studien, Make or Buy - Studien, Machbarkeitsstudien, Vorschaurechnungen, Szenarienrechnungen untermauert.

Ziel ist darüber hinaus, die Erfordernisse, mögliche Risiken, sowie Vor- und Nachteile von Systemen und die Auswirkungen bei deren Einbindung in die Organisation BMLV zu erkennen und zu beurteilen.

Ergebnis

Das für das System relevante Ergebnis der Planungsphase ist die inhaltliche Klarstellung, welche Fähigkeit, mit welchen Mitteln in welchem Zeitraum bereitzustellen ist, wobei folgende Dokumente der Bereitstellungsreife vorliegen müssen:

• Realisierungs- bzw. Vollzugsprogramm

• Fähigkeitenbeschreibung

• Nutzungsvorgabe

Diese Schnittstellendokumente für die Bereitstellung stellen u. a. auch wesentliche Grundlagen für die Langfristplanung, hinsichtlich des jeweiligen Systems, dar.

Einführungsphase

Allgemeines

Die Einführungsphase beginnt nach der Freigabe zur Realisierung und endet mit dem Erreichen der Verwendungsreife des Systems. Insbesondere ist die Integration des Systems in das Gesamtsystem BMLV, sowie die allenfalls notwendige Anpassung bestehender Systeme sicherzustellen.

In dieser Phase wird das System bereitgestellt, d.h. es werden die Produkte beschafft, die Verwendungsreife hergestellt, damit die Integration des Systems in das Gesamtsystem BMLV sowie die allenfalls notwendige Anpassung bestehender Systeme, soweit dies nicht in einer eigenen Systembearbeitung erfolgt, sichergestellt, um dem Nutzer ein verwendungsreifes System zur Verfügung zu stellen.

Aufgaben

Es wird ein System, welches die in den Schnittstellendokumenten festgelegten geforderten militärischen Fähigkeiten erbringt, geplant und eingeführt.

Die Einführungsphase unterteilt sich in

• die Planung der Systemeinführung, bestehend aus:
  • dem Erfassen und Beurteilen der Einführungsvorgaben
  • dem Feststellen der Bereitstellungsreife
  • dem Erstellen der erforderlichen Grundlagen
  • dem Herstellen der Beschaffungsreife
  • dem Bereitstellen der für das System erforderlichen Ressourcen
  • dem Herstellen des Einvernehmens im BMLV und erforderlichenfalls mit Dritten (z.B. BMF, BBG) sowie ggf.
  • dem Übermitteln der Grundlagen an die vertragserrichtende Stelle;

und

• der Systemeinführung, bestehend aus:
  • der Bereitstellung des Systems
  • der Prüfung der geforderten Leistung
  • der Sicherstellung der erforderlichen Ressourcen für die folgenden Phasen und
  • der Einpassung in das BMLV.

Ergebnis

Das Ergebnis der Einführungsphase ist das verwendungsreife System.

Ist jedoch aus dringenden Gründen unter Zurückstellung von Kosten- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen eine Nutzung des Systems bereits davor notwendig, so kann der Systemverantwortliche das System, allenfalls unter entsprechenden Auflagen, auch zur provisorischen Nutzung freigeben.

Diese Freigabe hat jedenfalls zu enthalten:

• alle Einschränkungen der Nutzung

• allfällige zusätzliche Sicherheitsauflagen, sowie

• Regelungen für all jene Bereiche, die auf Grund der fehlenden Verwendungsreife nicht oder nur provisorisch abgedeckt werden.

https://bibisdata.bmlv.gv.at/206249.pdf

[Verweigerer]

Im übrigen sind IRIS-T noch nicht so in Stein gemeißelt. Wir hatten ja die Absicht eine Absichtserklärung zu unterschrieben....und das geschah letzte Woche nicht.

Meines Wissens wurde zumindest irgendwo kolportiert, im November ein MoU zu unterzeichnen. Aber in Stein gemeißelt ist natürlich noch nichts.

[theoderich]

Das MoU soll von der deutschen Seite "in den nächsten Wochen" übermittelt und dann von Experten im Verteidigungsministerium geprüft werden, erklärte Tanner. Sie ließ durchblicken, dass es schon rund um das nächste Treffen der "Sky Shield"-Luftwaffenchefs im November unterzeichnet werden könnte.

[Verweigerer]

Aber wieso die Ministerin und der Kommandant der Luftstreitkräfte mit solcher Selbstsicherheit eine Beschaffung von IRIS-T SLS und IRIS-T SL verkündet haben, kann ich auch nicht nachvollziehen.

Könnte mir vorstellen, dass Deutschland da schon ein bisschen Druck ausgeübt hat. In etwa "wenn ihr euch auch unter Arrow 3 stellen wollt oder wir das für euch mitmachen sollen, dann kauft ihr wenigstens bei uns (Diehl)!" So oder ähnlich.

Einfach, um die eigene Rüstungsindustrie da auch ein bisschen zu pushen. Wer könnte es ihnen verdenken? Ich vermeine, solche Gedankenspiele sind gar nicht mal so abwegig. Sicher, die Slowakei macht jetzt auch ihr eigenes Ding mit polnischer Gerätschaft, aber Österreich wäre wohl in guter Gesellschaft mit IRIS-T-SLS/SLM. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung ;-)

[Verweigerer]

Das MoU soll von der deutschen Seite "in den nächsten Wochen" übermittelt und dann von Experten im Verteidigungsministerium geprüft werden, erklärte Tanner. Sie ließ durchblicken, dass es schon rund um das nächste Treffen der "Sky Shield"-Luftwaffenchefs im November unterzeichnet werden könnte.

Ja genau, das war`s. Danke wie immer, theoderich.