Österreichs Antwort auf die neue Drohnengefahr
https://www.krone.at/3895880Welche Möglichkeiten hätte das Bundesheer?
Vom Boden aus hätten die Streitkräfte derzeit nur zwei dezidierte Flugabwehr-Waffen: die 3,5-cm-Flugabwehrkanonen mit einer Reichweite von rund vier Kilometern. Und Kurzstrecken-Abwehrraketen vom Typ „Mistral“ mit etwa sechs Kilometern Reichweite. Sie könnten – stark begrenzt – kritische Infrastruktur wie die Raffinerie Schwechat und die Bevölkerung in Ballungsräumen schützen. Dazu müssten sie aber in akuter Einsatzbereitschaft sein, was sie aufgrund der Bedrohungslage derzeit nicht sind.
Welche Systeme haben sich in der Ukraine bewährt?
Vor allem Schnellfeuerkanonen. Sie sind billiger, einfacher zu bedienen, treffen langsame und tieffliegende Drohnen präzise und sind leichter zu warten als Raketen. Der deutsche Flakpanzer „Gepard“ aus den 70er-Jahren etwa wurde schon für obsolet erklärt, gegen Drohnen jedoch ist er in der Ukraine eine der bewährtesten Abwehrwaffen. Österreich schafft daher ein Nachfolgesystem, den „Skyranger“, an (siehe Grafik).
Und was ist mit Kampfjets?
Unsere Eurofighter sind untertags grundsätzlich einsatzbereit, auch am Wochenende. Sie steigen auch auf, wenn etwa ein ziviles Flugzeug am Funk nicht reagiert. Mit ihrer 27-mm-Bordkanone und wärmesuchenden Raketen könnten die Jets einzelne Drohnen abschießen, sofern sie rechtzeitig erkannt werden. Drohnenschwärme würden eine Eurofighter-Rotte mit zwei Flugzeugen überfordern. Und auch hier gilt: Eine Eurofighter-Flugstunde kostet je nach Rechnungsart mehrere 10.000 Euro, bei Patrouillen mit mehreren Flugzeugen kippt die ökonomische Balance gegenüber einer Billigdrohne ins Unvorteilhafte. Und da sind die zwei Milliarden Euro Anschaffungskosten noch gar nicht einberechnet.
Was fehlt uns gegen Bedrohungen aus der Luft?
Es gibt beim Bundesheer keine Luftabwehrraketen mittlerer oder großer Reichweite, die vor allem gegen feindliche Flugzeuge, schnelle Kampfdrohnen oder Marschflugkörper eingesetzt werden könnten. Das soll sich ändern. „Die Vorfälle der letzten Tage zeigen: Österreich muss schneller verteidigungsfähiger werden“, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Sie fordert gegenüber der „Krone“ mehr Tempo bei der Umsetzung von „Skyshield“, einer Gemeinschaft von europäischen Nationen wie Deutschland, Schweiz oder Schweden, die zusammen Luftabwehrraketen vom deutschen Hersteller Diehl kaufen wollen. „Jedes Land muss Luftraumverletzungen selbst bekämpfen können“, so Tanner.
Tanner fordert Tempo bei "Skyshield"
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat nach der Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen mehr Tempo bei der Umsetzung des Raketenschutzschirms "Skyshield" gefordert. "Die Vorfälle und Bedrohungen der letzten Tage machen eines sehr deutlich: Österreich und die europäischen Staaten müssen schneller verteidigungsfähig werden", betonte Tanner, die nun die Gespräche für den Ankauf von Abwehrsystemen für die Langstrecke intensivieren will.
Die Mittel für den Ankauf von Abwehrsystemen für die Kurz- und Mittelstrecke sind in den Budgets bereits vorgesehen. Nun will Tanner auch den Ankauf von Langstrecken-Abwehrsystemen angehen: "Der Schutz der Bevölkerung und unserer Neutralität steht für mich an oberster Stelle." Österreich hat bereits 2023 eine Absichtserklärung für den Beitritt zu "Skyshield" unterzeichnet.
https://www.sn.at/politik/innenpolitik/ ... -184369207"Skyshield" ist aus Tanners Sicht der "beste und wirksamste Schutz gegen Bedrohungen aus der Luft durch Raketen oder Drohnen." Europa müsse einen gemeinsamen Schutzschirm über den gesamten Kontinent spannen. Dennoch plädierte die Verteidigungsministerin, "besonnen zu reagieren und die Lage nicht militärisch weiter eskalieren zu lassen".
Tanner fordert raschere Umsetzung von „Sky Shield“
https://orf.at/#/stories/3405314/
Tanner: Raschere Umsetzung von „Sky Shield“
13.9.2025, 12.05 Uhr
Ö1 Mittagsjournal
https://oe1.orf.at/player/20250913/807154/1757757904000Franz Renner: "Aus dem Journalstudio begrüßt Sie Franz Renner. Samstag, der 13. September.
Die Welt militarisiert sich. Unsere Berichterstatttung über Militärisches, nolens volens, wohl oder übel auch.
Die NATO möchte nach dem Abschuss russischer Drohnen über Polen ihre sogenannte Ostflanke besser schützen. Den Einsatzbefehl dazu hat der Oberbefehlshaber in Europa, ein US-General, bereits gegeben. Mehr Details gleich.
Wir haben auch bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner nachgefragt, was konkret sie denn meint, wenn sie - wie heute in einigen Medien zu lesen - von ,mehr Tempo' bei der Umsetzung des europäischen Raketenschutzschirms Sky Shield spricht."
[...]
RENNER: "Auch im neutralen Österreich ist nach dem Abschuss der russischen Drohnen über Polen die Debatte darüber hochgekocht, wie es um die Luftabwehr steht und ob das Bundesheer in der Lage wäre, einen derartigen Drohnenangriff abzuwehren. Da ist - wie vielfach berichtet - einiges an milliardenteuren Beschaffungen in Planung. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, ÖVP, nutzt den Vorfall in Polen, um mehr Tempo zu fordern bei der Umsetzung des europäischen Raketenschutzschirms Sky Shield und beim Ankauf von Langstrecken-Luftabwehrsystemen. Michael Fröschl berichtet."
Michael Fröschl: "Zur Abwehr von Drohnen verfügt das Bundesheer über Flugabwehrkanonen, die vom Boden aus mit kurzer Reichweite eingesetzt werden können und über Mittelstreckenraketen, die die Eurofighter aus der Luft abfeuern können. Es gibt jedoch keine Luftabwehrraketen mit mittlerer und großer Reichweite, die vom Boden aus einen Schutzschirm gegen angreifende Drohnen oder Raketen errichten können.
Im Budget vorgesehen ist derzeit nur der Ankauf von Mittelstreckenraketen bis 50 Kilometer Reichweite. Um Österreich wirksam gegen potenzielle Bedrohungen aus der Luft, wie feindliche Flugzeuge, Marschflugkörper oder schnelle Kampfdrohnen, schützen zu können, brauche es auch Langstreckenraketen, fordert ÖVP-Verteidigungsministerin Klaudia Tanner."
Klaudia Tanner: "Wir haben für die mittlere Reichweite rund zwei Milliarden Euro im Budget bzw. im Aufbauplan 2032 vorgesehen, um eine moderne Luftverteidigung auch ermöglichen zu können. Das heißt, alles was darüber hinaus, die Langstreckenabwehr betrifft, dazu ist natürlich eine Sonderbudgetierung notwendig. Und das muss erst vehandelt werden."
FRÖSCHL: "Tanner will im Herbst mit dem Finanzminister über ein Sonderbudget für Langstreckenraketen verhandeln."
TANNER: "Die Einschätzung unserer zuständigen Beschaffer sind in etwa vier Milliarden Euro, die dann vorzusehen wären. Natürlich wären dann über eine längere Zeit. Der Aufbauplan heißt ja 2032 und ein Plus auch dahinter. Gehen tut's darum, dass wir unsere Aufgaben im Rahmen der Luftverteidigung eben erfüllen können. Das müssen wir als neutraler Staat umso mehr machen, weil - ganz offen - eine fehlgeleitete Drohne, die kennt keine Neutralität."
FRÖSCHL: "Verweist Tanner auf die erhöhte Bedrohungslage. Aber wie realistisch ist dieser Beschaffungsplan, angesichts der aktuellen Budgetnöte?"
TANNER: "Ich bin überzeugt davon, dass jeder sieht, in welcher außergewöhnlichen sicherheitspolitischen Lage wir uns alle befinden. Nicht nur wir in Österreich, sondern das betrifft ja auch ganz Europa."
FRÖSCHL: "So weit die Frage der Langstreckenraketen. Bei den bereits budgetierten Mittelstreckenraketen wird gerade die Ausschreibung vorbereitet. Bestellt werden soll im Rahmen der europäischen Initiative ,Sky Shield' spätestens Anfang nächsten Jahres, so Tanner.
Und da die Drohnenabwehr mit Raketen relativ teuer ist, werden auch günstigere Flugabwehrkanonen für Radpanzer beschafft. 36 Stück, die nächstes Jahr kommen sollen. Und 300 Drohnen, vor allem zur Aufklärung."
https://orf.at/av/audio/116056