Medienberichte 2025

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theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

„Enorme Unsicherheit“
Historiker-Brandrede sorgt in Hofburg für Aufsehen
Es sind 80 Jahre vergangen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Proklamation der Unabhängigkeit Österreichs, 70 Jahre seit der Unterzeichnung des Staatsvertrags. Aus diesem Anlass wurde am Sonntag vor der Wiener Hofburg ein bewegender Festakt zur Gründung der Zweiten Republik abgehalten. Neben Ansprachen der heimischen Spitzenpolitik sorgte dabei eine flammende Rede des Historikers Sir Christopher Clark für großes Aufsehen.

Folgend die Rede von Sir Christopher Clark im genauen Wortlaut. Für die bessere Übersicht wurden von der Redaktion einige Zitate hervorgehoben.
Als Mitglied der EU ist Österreich verfassungsrechtlich der Wertegemeinschaft der Europäischen Union verpflichtet. Wie diese Verpflichtung unter dem Druck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mit der immerwährenden Neutralität des Landes in Einklang gebracht werden kann, steht noch offen. Man ist bisher recht flexibel mit dem Neutralitätsbegriff umgegangen. Je mehr der Angriff auf die Ukraine sich als Vorstoß gegen Europa und seine liberaldemokratische Gesellschaftsordnung überhaupt entpuppt, desto mehr wird der Druck auf die Entscheidungsträger wachsen.

Als der Schwedenkönig Gustavus Adolphus 1631 mitten im Dreißigjährigen Krieg mit einer großen Armee nach Berlin kam, fragte er den Kurfürsten von Brandenburg nach seinen Intentionen. Der Kurfürst sagte, er habe vor, neutral zu bleiben. „Neutral?“, fragte der König. „Ich will von diesem Wort nichts hören. Es geht um einen Kampf zwischen Gott und dem Teufel.“ Es gibt natürlich in der wirklichen Welt, in der Welt, die wir bewohnen, keine Kriege zwischen Gott und dem Teufel, und die Optionen sind immer zahlreicher, als die Mächtigen zugeben wollen.
https://www.krone.at/3768170
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

„Krisen halten sich nicht an Staatsgrenzen“
Herr Vorhofer, Donald Trump ist zurück im Amt. Was bedeutet das für Europas sicherheitspolitische Lage und für Österreich?

Peter Vorhofer: Grundsätzlich braucht es jetzt strategische Ruhe und interessensgeleitete Alternativplanungen. Ruhe heißt nicht Gleichgültigkeit, sondern genaues Beobachten und rechtzeitiges Handeln. Wir dürfen uns nicht nervös machen lassen. Gleichzeitig müssen wir alternative Formen der Zusammenarbeit andenken – bilateral wie multilateral. Wenn ein traditioneller Partner wie die USA wankelmütig wird, muss sich Europa auf seine eigenen Stärken besinnen und neue Partner suchen. Das funktioniert nur über mehr Einigkeit und Solidarität innerhalb Europas.

Beim Sicherheitspolitischen Bodenseekongress (CH) haben Sie betont, wie wichtig strategische Eigenständigkeit für Europa wird. Droht Europa sicherheitspolitisch destabilisiert zu werden?

Vorhofer: Die Gefahr besteht, wenn wir überhastet reagieren. Die finanziellen und strukturellen Herausforderungen, die auf uns zukommen, sind groß. Wir müssen unsere Sicherheitsproduktion selbst in die Hand nehmen. Das bedeutet auch, unsere Prozesse zu überdenken – viele EU-Mechanismen sind für „Schönwetterphasen“ gemacht, nicht für stürmische Zeiten.

Russlands Präsident Putin hat erklärt, eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern durch Deutschland an die Ukraine könne als Kriegserklärung gewertet werden. Wie ernst nehmen Sie solche Aussagen?

Vorhofer: Man muss sich bewusst sein: Angst zu schüren ist Teil moderner Kriegsführung. Die russische Föderation arbeitet im Bereich hybrider Bedrohungen – von Fake News bis diplomatische Drohungen. Ziel ist immer, die europäische Einigkeit zu unterwandern. Wir dürfen darauf nicht hektisch reagieren, sondern müssen strategisch ruhig bleiben.

Wo verläuft die Grenze zwischen militärischer Unterstützung und aktiver Kriegsbeteiligung?

Vorhofer: Solidarität endet nicht mit Worten. Hilfe kann auch nichtmilitärisch erfolgen, logistisch oder wirtschaftlich. Klar ist: Auch wer nicht direkt militärisch eingreift, kann ins Visier eines Aggressors geraten. Das muss man realistisch sehen.

Welche Rolle spielt die Bodenseeregion dabei?

Vorhofer: Eine sehr wichtige. Hier treffen EU, NATO und ein neutraler Staat aufeinander. Das macht die Region sicherheitspolitisch besonders. So kommt Vorarlberg, an dieser Schnittstelle, eine besondere Rolle zu.

Im Bodenseeraum gibt es zahlreiche Betriebe mit sicherheitsrelevanter Produktion. Wird das genug berücksichtigt?

Vorhofer: Noch nicht ausreichend. Die europäische Rüs­tungsindustrie ist fragmentiert, oft national organisiert. Regionale Kooperation, ähnlich wie in Skandinavien, könnte auch im Bodenseeraum ein Ansatz sein, um Resilienz zu stärken und Synergien zu nutzen.

Wie lassen sich wirtschaftliche Vernetzung und sicherheitspolitische Eigenständigkeit verbinden?

Vorhofer: Globalisierung schafft auch Risiken. In strategischen Bereichen müssen wir Abhängigkeiten reduzieren, etwa bei Energie, Kommunikation oder kritischen Rohstoffen. Sonst bleibt strategische Autonomie Illusion.

Was bedeutet Resilienz konkret für Österreich und speziell für Vorarlberg?

Vorhofer: Resilienz beginnt beim Einzelnen, denn hybride Angriffe setzen bei der Gesellschaft an. Die sicherheitsproduzierenden Institutionen brauchen eine informierte, kritische Bevölkerung, die Manipulationsversuche erkennt und mitdenkt.

Was verstehen Sie unter „Resilienzkultur“ und wie kann diese speziell in Vorarlberg entstehen?

Vorhofer: Sicherheitsbewusstsein und Eigenverantwortung müssen breit verankert sein. Dazu braucht es Bildung, kontinuierliche Information, aber auch Vorbilder in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Resilienz muss nicht Angst machen, sondern Handlungssicherheit vermitteln. Jeder Beitrag zählt.

Wie wichtig ist ein bewusster Umgang mit Medien für die gesellschaftliche Resilienz?

Vorhofer: Informationsflut und Fake News sind heute eine der größten Herausforderungen. Viele Angriffe zielen direkt auf die Wahrnehmung der Menschen. Daher ist es wichtig, kritisch zu denken, nicht alles sofort zu glauben und Informationen zu überprüfen. Jeder sollte sich angewöhnen, Quellen zu hinterfragen, verschiedene Perspektiven einzuholen und sich nicht in sogenannten Echokammern zu verlieren. Diese Fähigkeit wird genauso entscheidend sein wie klassische Katastrophenvorsorge.

Ist Vorarlberg auf Blackout oder hybride Angriffe vorbereitet?

Vorhofer: Seit der Einführung des Bundes-Krisensicherheitsgesetzes haben wir auf nationaler Ebene alle Instrumente, die wir zur Vorbereitung benötigen. Das Risikobild des Verteidigungsministeriums zeigt uns, auf welche Gefahren wir uns vorbereiten müssen. Die Österreichische Sicherheitsstrategie sagt uns, wie wir diesen begegnen können, und durch das Bundes-Krisensicherheitsgesetz haben wir jetzt auch das dazugehörige Umsetzungs-Controlling. Natürlich wird auch in den Regionen und Bundesländern viel getan. Hier gilt es nun, diese Anstrengungen in die nationale Planung zu integrieren.

Sollte es eine allgemeine Dienstpflicht für alle geben?

Vorhofer: Ich würde einen „Resilienzdienst“ einführen, der möglicherweise Wehrdienst und Zivildienst verbindet und allen offensteht. Die Bedrohungen der Zukunft sind breit gefächert, darauf muss sich auch der gesellschaftliche Beitrag einstellen.

Wie könnte ein solcher Resilienzdienst aussehen und welche Aufgaben sollte er umfassen?

Vorhofer: Dieser könnte Basiskompetenzen in Zivilschutz, Cyberabwehr, Erste Hilfe, Energieversorgung und kritischer Infrastruktur vermitteln. Er soll helfen, Bewusstsein zu schaffen und Krisenfähigkeit aufzubauen sowie die Verbindung zwischen Staat und Gesellschaft stärken.

Wie gut funktionieren die Kooperationen bei uns im Krisenfall? Gibt es hier noch Verbesserungspotenzial?

Vorhofer: Im Bodenseeraum besteht eine große Chance für länderübergreifende Zusammenarbeit. Regional gibt es viele Initiativen, aber im Krisenmanagement muss die Abstimmung enger werden. Krisen halten sich nicht an Staatsgrenzen.

Wie schaffen wir es, als Gesellschaft die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen?

Vorhofer: Indem wir vom Wissen ins Handeln kommen und Bewusstsein, Verantwortungsgefühl und Kreativität fördern. Eine resiliente Gesellschaft lebt davon, dass alle bereit sind, einen Beitrag zu leisten.
https://www.vol.at/krisen-halten-sich-n ... en/9367187

So viele Allgemeinplätze in einem Interview sieht man auch selten.


Sparen, aber wo? Die Budgetverhandlungen gehen ins Finale
Auf Bundesebene liegen die Dinge inzwischen klarer. Am Wochenende gab es hinter den Kulissen stundenlange Verhandlungen zwischen dem Finanzministerium und den einzelnen Ressorts. Wie bekannt, lautet das Sparziel der Regierung, dass die Ministerien 15 Prozent ihrer Ausgaben, das sind rund 1,1 Milliarden Euro, einsparen müssen. Das soll aber nicht für alle im selben Ausmaß gelten. Das Verteidigungsministerium ist aufgrund der angespannten geopolitischen Lage vom ärgsten Sparzwang ausgenommen; ebenso die Justiz, die über zu wenig juristisches Personal und Justizwachebeamte verfügt; auch das Bildungsressort benötigt im Grunde mehr und nicht weniger Ressourcen. Entsprechend enger müssen die übrigen Ressorts den Gürtel schnallen. Gespart werden soll bei den Förderungen, den Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und auch in den ausgelagerten Bereichen. Wie die SN erfuhren, haben sich die Ministerien bereits untereinander auf einen Spar-Pfad geeinigt.
https://www.sn.at/politik/innenpolitik/ ... -177633358


Muss erwachsen werden
Was die Politik von Clarks Brandrede lernen kann
Was kann die Politik aus Christopher Clarks grandioser Rede anlässlich des Festakts zur Gründung der Republik Österreich lernen? Wir stehen an einer Zeitenwende. Wir brauchen keine falschen Versprechungen, sondern mutige Entscheidungen. Es geht um unsere Zukunft.
2. Nichts für selbstverständlich nehmen

Weder „ewiger Friede“, noch stabile Demokratie oder unbegrenztes Wirtschafts- und Wohlstandswachstum folgen historischen Gesetzmäßigkeiten. Wer das erkennt, wird auch nicht von Entwicklungen überrascht, sondern gestaltet aktiv mit.
7. Österreichs besondere Geschichte mit seiner Neutralität

Wir waren seit 1945 eine „befriedete Grenzprovinz des Westens“. Unter dem militärischen Schutzschirm der USA lebten wir sicher und bequem. Allerdings stehen wir nun an einer Weggabelung. Wir müssen Alternativen identifizieren und uns zwischen ihnen entscheiden – eine „flexible Neutralität“ wird nicht reichen.
https://www.krone.at/3768654
Zuletzt geändert von theoderich am Di 29. Apr 2025, 19:09, insgesamt 3-mal geändert.
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Keine Rede mehr von Schließung
Von-der-Groeben-Kaserne wird mit Flugdach umfassend ausgebaut
Erst beim Neujahrsempfang erzählte Oberst Günther Rath, dass das Feldbacher Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7 durch den Aufbauplan ÖBH 2032+ zu einem operativen Bataillon mit Raketenartillerie werden soll. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten in den vergangenen Jahren an den Gebäuden und der Errichtung eines dritten Mannschaftsblockes wird nun zudem der Plan, ein Flugdach für die Unterstellung von 30 Fahrzeugen und ein Garagengebäude zu errichten, umgesetzt. „In weiterer Folge soll auch das Werkstättengebäude neu errichtet werden“, gab Rath beim Spatenstich für das neue Objekt bekannt.

Ausbau der Werkstätte für Raketenstandort wichtig

Der bestehende Werkstättentrakt ist aus dem Jahr 1960 und entspricht in keiner Phase den technischen Anforderungen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben. Die amerikanischen Lkw und Kleinfahrzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg wurden längst von hochtechnischen Fahrzeugen verdrängt. Diese Entwicklung benötige neue Gebäude mit einer der Zeit entsprechenden technischen Infrastruktur. „Dieses neue Gebäude wird einer der nächsten Ausbauschritte in den kommenden Jahren sein. Man denke nur daran, dass die Kaserne Feldbach zu einem Raketenwerferstandort werden soll, womit auch die notwendige Servicestelle geschaffen werden muss“, sagte Oberst Christian Petrits.

Schwierige Errichtung des Flugdachs

Das neue Flugdach in Stahlbetonbauweise und Aluminiumwandplatten wird mit 18 Stromverteilern und Lichtwellenleitern errichtet. Ein wenig Sorge bereitet den Verantwortlichen die schwammige Bodenbeschaffenheit. Für den Bau sind 52 Gussrammpfähle, die in einer Tiefe von elf Metern versenkt werden müssen, notwendig. Das Ausbaugelände wurde vorausschauend bereits 1994 käuflich erworben, doch bis zum bisherigen Zeitpunkt lediglich aufgeschottert und als Autoabstellplatz genutzt.
https://www.kleinezeitung.at/steiermark ... -ausgebaut


Stocker warnt vor "Diktatfrieden" in der Ukraine
In Hinblick auf das von der EU-Kommission vorgeschlagene Paket von geplanten Investitionen im Umfang von 800 Milliarden Euro zur Verteidigung Europas bekräftigte Stocker, dass Österreich sich beteiligen wolle. Die Ausgestaltung der vorgeschlagenen Ausnahme aus den budgetären Stabilitätskriterien sei noch offen. Österreich wolle seine Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des BIP erhöhen. "In Anbetracht der budgetären Situation in Österreich und der wirtschaftlichen Entwicklung ist das ein sehr ambitioniertes Ziel." Außerdem wolle sich Österreich im Rahmen seiner rechtlichen Bestimmungen an gemeinsamen Beschaffungen beteiligen. Auch dies wäre ein Beitrag für die Verteidigung der gesamten Europäischen Union.

Für gemeinsame Rüstungsbeschaffungen

Am Beispiel des geplanten europäischen Raketenschutzschirms Skyshield sehe man, dass es für neutrale Staaten möglich sei, an solchen gemeinsamen Beschaffungsplattformen teilzunehmen. "Ich halte das für den richtigen Weg, weil einerseits die Systeme damit kompatibel sind, wenn wohl klarerweise die Entscheidung im Inland bleibt. Aber es ist auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit."
(Das Gespräch führte seitens der APA Thomas Schmidt)
https://www.sn.at/politik/weltpolitik/s ... -177723589


Poltik schlägt Alarm:
Was beim Blackout gilt und wie Regierung vorsorgt
Stell dir vor, es geht das Licht aus ... Was viele Österreicher bis zuletzt für ein überzeichnetes Schreckensszenario halten, hätte durch das Blackout in Spanien und Portugal auch bei uns Auswirkungen haben können. „Es war für uns wahrnehmbar wie ein größerer Kraftwerksausfall“, verriet der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG).

„Die erste und wichtigste Erkenntnis - es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und deshalb sollte sich Österreich besser auf ein solches mögliches Ereignis vorbereiten“, weiß Blackout-Experte Herbert Saurugg – und fordert einen nationalen Aktionsplan.

Auch in der Politik schrillen daher längst die Alarmglocken. Mit dem Energie-, dem Verteidigungs- und dem Innenministerium sind gleich drei ÖVP-geführte Ministerien mit dem Thema befasst.

Schutz von Leib und Leben

Oberstes Ziel des Innenministeriums ist im Fall der Fälle etwa, dass das Ministerium und die Polizei ihren Aufgaben bis zur Wiederherstellung der Stromversorgung und normaler Verhältnisse nachkommen können. „Die wichtigen Standorte des Ministeriums und der Polizei sollen als resiliente Standorte ihre unverzichtbaren Kernaufgaben auch bei einem Blackout wahrnehmen können“, wird betont.

In einsatztaktischer Hinsicht werde im Blackoutfall die Polizei den Schwerpunkt auf lokale Einsatzstrukturen in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Einsatzleitungen der Katastrophenschutzbehörden auf Gemeindeebene legen und die Außenpräsenz verstärken. Oberste Priorität komme dabei dem Schutz von Leib und Leben zu.

„Für uns stellt sich nicht mehr die Frage, ob ein Blackout kommt, sondern nur mehr wann“, schickt Ministerin Tanner voraus. Beim Heer selbst ist man darum bemüht, gemeinsam mit Gemeinden und dem Zivilschutzverband auf die Vorsorge für private Haushalte aufmerksam zu machen und die Kasernen autark zu machen.
https://www.krone.at/3770078


Beate Meinl-Reisinger: "Natürlich ist das ein Spagat mit den Sparmaßnahmen"
OÖNachrichten: Was ist die häufigste Frage, die einem als Außenministerin im Ausland derzeit gestellt wird?

Beate Meinl-Reisinger: Insgesamt stellen sich viele die Frage, wie wir in einer geänderten Weltlage stabile und sichere Partnerschaften finden – daher ja auch unsere Kandidatur für den UN- Sicherheitsrat. Innerhalb Europas ist derzeit eine Frage ganz besonders drängend und entscheidend – nämlich, wie hält es Österreich mit der gemeinsamen europäischen Sicherheit, welchen Beitrag will Österreich in einer europäischen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik leisten?

Und wie macht Österreich das – auch im Hinblick auf unsere Neutralität?

Wir nehmen als EU-Mitgliedsstaat vollumfänglich an der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik teil, wir sind ein verlässlicher Partner und leisten unseren Beitrag. Das ist auch klug, weil die Österreicherinnen und Österreicher gesehen haben: Neutralität alleine schützt nicht. Wir alle haben eine kalte Dusche erlebt mit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine. Die Frage ist, wie wir unseren Frieden und Wohlstand sichern. Und ja: Auch für uns gilt die Beistandsverpflichtung innerhalb der EU. Nicht in der Frage des Ob, sondern in der Frage des Wie. Also in der Frage, welche Mittel – etwa zivile – eingesetzt werden.

In Österreich muss die Bundesregierung sparen, gleichzeitig wird man die Verteidigungsausgaben steigern. Wie schwierig wird es, das den Wählerinnen und Wählern zu erklären?

In unsere Wehrhaftigkeit zu investieren, ist eine existenzielle Frage. Man kann darüber diskutieren, ob man das besser europäisch organisiert oder allein als Nationalstaat. Ich bin eine Anhängerin davon, sich in einem vereinten Europa gemeinsam zu schützen, weil wir so besser geschützt sind und weil es auch billiger ist. Aber so oder so: Das österreichische Bundesheer muss modernisiert werden. Der Aktionsplan, den es schon länger gibt, sieht vor, dass die Verteidigungsausgaben bis 2032 zwei Prozent des BIP erreichen (derzeit liegen wir bei einem Prozent, Anm.). Natürlich ist das ein Spagat mit den Sparmaßnahmen.

Was für die Opposition ein Wahlkampfschlager sein kann – ich erinnere an die Plakatkampagne gegen die Eurofighter 2006, auf denen stand: „Hier fliegt Ihre Pensionserhöhung“.

Man sollte wichtige Anliegen nicht gegeneinander ausspielen. Aber mir ist bewusst: Populisten, wie die FPÖ heute, werden immer versuchen, gegen alles zu schießen, was sinnvoll ist.

Damals war es die SPÖ, die das plakatiert hat.

Ich weiß, da war ja auch eine leichte Tendenz zum Populismus erkennbar damals.

Für die FPÖ bietet sich jetzt Sky Shield an.

Innere und äußere Sicherheit zu gewährleisten, gehört zu den Grundaufgaben eines Staates. Da muss man auch den Luftraum überwachen und sichern – entweder allein oder gemeinsam in Europa mit Sky Shield. Zu sagen: „Das ist mir wurscht, ich mache nichts“, ist keine Option – auch nicht für Neutrale. Aus der Neutralität leitet sich eine Verpflichtung zur umfassenden Landesverteidigung ab, auch geistig und wirtschaftlich. Gerade einer Partei wie der FPÖ, die Sicherheit und Heimatschutz auf ihre Plakate schreibt, müsste das ein Anliegen sein.

Es wird trotzdem passieren.

Das ist mir klar, aber ich sehe es als meine Verantwortung, zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen. Ich scheue diese Diskussion nicht, deswegen werden wir Bürgerforen zur Sicherheitspolitik veranstalten. In einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, erwarten sich alle eine Antwort, wie wir sicherstellen, dass unsere Kinder und Enkelkinder niemals in einen Krieg ziehen müssen. Die Antwort ist: Indem wir in unsere Verteidigung investieren, sodass es niemand wagt, uns anzugreifen.
https://www.nachrichten.at/politik/inne ... 85,4046664
Zuletzt geändert von theoderich am Mi 30. Apr 2025, 09:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Warum 1000 Schweizer im Waldviertel kämpfen
Auf 157 Quadratkilometern tummeln sich wegen der vielen brach liegenden Felder seltene Arten wie der Schwarzstorch, der Seeadler, der Wachtelkönig, das Birkhuhn, zwei Wolfsrudel - und eine weitere bedrohte Art: das Österreichische Bundesheer.

Denn die Sicherheitslage in Europa hat sich verändert. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und seit US-Präsident Donald Trump die schützende Decke über Europa weggezogen hat, sind Regierungen quer durch Europa alarmiert. Deutschland plant, die Bundeswehr massiv aufzurüsten. Italien will sein Heer aufstocken. Frankreich bietet den europäischen Partnern an, seinen Nuklearschirm über ihnen aufzuspannen. Polen liebäugelt mit Nuklearwaffen. Und Großbritannien ist zurück am Tisch der Europäer.

Österreich und die Schweiz aber sind neutral. Die Schweiz seit 1815 schon, Österreich seit 1955. Einerseits bedeutet das, dass sie im Falle eines Krieges keinem Militärbündnis angehören. Andererseits heißt das: Im Falle eines Angriffs würde Österreich zwar die EU zu Hilfe eilen, die Nato aber könnte sich zurückhalten. Die Schweiz wäre auf sich gestellt. Die zwei Länder sind also darauf bedacht, ihre Verteidigungsfähigkeit auszubauen. Oder herauszufinden: Wo stehen wir überhaupt?

Dazu sind 1000 Schweizer Soldaten, darunter 17 Soldatinnen, ins Waldviertel eingerückt. Der Leiter der vierwöchigen Übung, Brigadier Christoph Roduner, kurzes Haar, leuchtende Augen selbst bei besonnenem Tonfall, hat in einem Besprechungsraum vor einer Landkarte Platz genommen. "Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges ist die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes wieder ins Zentrum gerückt", erklärt er. "Und warum kommen wir Schweizer dazu nach Österreich? Der größte Übungsplatz, den wir in der Schweiz zur Verfügung haben, ist zehn Quadratkilometer groß. Die Straßen kennen alle auswendig. Wenn da einer sagt: ‚Ich bin an der Brücke', dann weiß jeder genau, wo der ist, weil es nur eine gibt. Hier gibt es ungefähr 50. Die Leute verfahren sich ständig. Für uns gibt es hier viel zu lernen", meint er mit Blick auf die Karte vor sich. Die Übung in Österreich ist für die Schweizer Armee ein Mammutprojekt. Sie hat dafür 4,3 Kilometer Zug mit Fahrzeugen und Material beladen. Da fing der Lernprozess an: "Sind wir fähig, von Thun nach Allentsteig zu verschieben? Für die Schweizer Armee ist es das erste Mal, dass wir in dieser Dimension trainieren. So eine große Verschiebung haben wir noch nie gemacht", sagt Roduner. "Können wir das überhaupt? Oder haben wir das in den letzten 20 Jahren vernachlässigt? Wo gibt es Handlungsbedarf?" Antworten auf all diese Fragen erhofft sich der Brigadier. Die erste Erkenntnis: Die Schweiz hatte nicht genügend Züge, um Panzer, andere Fahrzeuge und Material nach Allentsteig zu bringen. "Wir verfügen nicht über genug Rollmaterial. Wir mussten deutsche Züge anmieten." Eine neue Ernsthaftigkeit hat sich laut Roduner unter den Rekruten breitgemacht. "Früher wurden Panzertruppen als Nostalgie betrachtet. Das hat sich stark verändert. Die meisten, die hier sind, können sich mittlerweile vorstellen, dass es zu so einem Einsatz kommen könnte, um unser Land zu verteidigen."
Nun sind neben den 1000 Schweizern auch 150 Soldaten der 3. Jägerbrigade des Österreichischen Bundesheeres und 140 Soldaten der deutschen Bundeswehr beteiligt. "Die Zusammenarbeit ist wichtig. Reden wir vom Gleichen? Verwenden wir dieselben Begriffe?", so Roduner. "Es beginnt beim Vokabular und geht weiter mit Gerätschaften und Munition. Die österreichischen Kameraden haben zum Beispiel andere Funkgeräte. Wir brauchen etwa einen halben Tag, bis jeder mit jedem kommunizieren kann."
Der Ernstfall, den sich die 1300 Soldaten diese Woche vorstellen, ist folgender: "Steinbach ist ein Schweizer Dorf für diese Woche", erklärt der Schweizer Brigadier Roduner. "Es wurde von feindlichen Truppen besetzt. Das ist eine Kampfansage. Wir werden versuchen, das Dorf wieder zurückzugewinnen", sagt er. Die Nationalitäten werden für diese Übung gemischt. "Wir werden nie Nation gegen Nation kämpfen. Wir haben eine Red Force gegen eine Blue Force. Auf beiden Seiten haben wir österreichische Kameraden, Deutsche und Schweizer gemischt. So profitieren wir am meisten voneinander."

Etwa vier Wochen könnte sich sein Land bei einem direkten Angriff verteidigen, schätzte Korpskommandant Thomas Süssli, Chef der Schweizer Armee, vor ein paar Wochen. "Ich gehe davon aus, dass unser Chef der Armee sehr weise den Kampfwert unserer Armee analysiert hat", sagt Roduner. "Und das Potenzial der Bedrohung um uns herum, und dann zu dem Schluss gekommen ist. Den Krieg zu gewinnen am Schluss ist eine Frage der Leistungsbereitschaft und des Leidensdrucks der Gesellschaft, die im Staat lebt. Die militärische Ressource ist das eine, es gibt noch eine gesellschaftliche Komponente. Und wie sich die dann entwickelt, das weiß kein Mensch."
"Wir haben taktische kleine Drohnen. Das sind Augen, die wir über dem Gefechtsfeld schweben lassen. Sie klären auf, damit wir uns ein besseres Lagebild verschaffen können", sagt Roduner. Was die Schweizer Armee nicht hat, sind Drohnen, die kämpfen können. "Wenn Sie Videos sehen von den Kriegen auf dieser Welt, dann sehen Sie Kampfdrohnen. Die haben wir nicht." In der Ukraine sind sie es, die häufig den Tod von oben bringen.

Es ist eine Frage des Geldes, was die Politik den Armeen zur Verfügung stellt. Seit Jahren warnen Militärs in Österreich und der Schweiz, dass das Heer seine Aufgabe, das Land zu verteidigen, im Ernstfall nur unzureichend erfüllen könne. Der Verteidigungsetat beträgt in Österreich 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), in der Schweiz sind es 0,7 Prozent. Bis zum Jahr 2032 will Österreich auf zwei Prozent des BIP erhöhen, die Schweiz auf ein Prozent.
https://www.sn.at/politik/weltpolitik/w ... -177702742
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

"Von der Groeben-Kaserne"
Spatenstich als Vorbote vieler Meilensteine
Das Flugdach, ausgeführt als Stahlbetonwerk mit einer Stahldachkonstruktion, ist die Basis dafür, dass die Militärfahrzeuge künftig vor Wind und Wetter geschützt werden. "80 Prozent der Fahrzeuge stehen derzeit oben ohne da", so Kommandant Rath. Das Flugdach ist der erste Schritt von vielen. Parallel läuft die Planung für Garagen und eine Lagerhalle. Mit den Garagen wird man voraussichtlich im kommenden Jahr beginnen können, die Ausschreibung dafür soll noch heuer passieren. Fix ist: unter dem entstehenden Flugdach werden 30 militärische Fahrzeuge Platz finden.

Interessante Hintergrundinfo zum aktuellen Bauprojekt, das von Architektin Bettina Zepp geplant wird: Das Grundstück dafür wurde schon 1994 angekauft.
https://www.meinbezirk.at/suedoststeier ... e_a7288599
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