Leichtes Infanteriefahrzeug

Fahrzeuge, Waffen, Wasserfahrzeuge, Ausrüstung und Uniformen
Phoenix
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von Phoenix »

Da werden sich die heimischen Unternehmen sicher stark bemühen - Magna, Achleitner, Empl,usw. Das Know How wäre ja da - wäre ja zu wünschen das sich hierveine nationale Lösung ergibt mit zukunftsweisenden Ideen die sich hier auch international vermarkten lassen - also ein RMMV für diese Klassen
qsglx
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von qsglx »

Handelt es sich bei den Leichten Späh- / Aufklärungsfahrzeugen um Fahrzeuge wie der mrzr d4?
theoderich
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von theoderich »

Da die Leistungsbeschreibungen nur Bietern zugänglich sind, kann man darüber als Außenstehender gar nichts sagen.

Aber man kann einen quantitativen Vergleich ziehen:

Kanada hat vor knapp einem halben Jahr im Rahmen des Light Forces Enhancement Project insgesamt 90 GM Defense Infantry Squad Vehicles (Light Tactical Vehicle) für 35,8 Mio. CAD (ca. 23,8 Mio. EUR) bestellt.
theoderich hat geschrieben: Fr 15. Nov 2024, 19:55Bild
Das BMLV hat für das Leichte Infanteriefahrzeug über einen Zeitraum von 84 Monaten (7 Jahre) einen Bestellrahmen zwischen 165 Mio. EUR und 330 Mio. EUR. Also 7- bis 14-mal so viel.

Es ist möglich, dass diese Fahrzeuge nicht "von der Stange" gekauft, sondern komplett neu entwickelt werden.
theoderich
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von theoderich »

Bundesheer will Pinzgauer teilweise durch unterschiedliche geländegängige Fahrzeuge ersetzen
Wie ein Vertreter des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV) auf Nachfrage von hartpunkt bestätigte, soll das bisherige Modell „Pinzgauer 710/712“ teilweise, je nach Funktionsaufgabe, durch die neuen Fahrzeuge ersetzt werden.
Wie der BMLV-Vertreter gegenüber hartpunkt ausführt, beabsichtigt man, die Fahrzeuge in acht unterschiedlichen Losen zu beschaffen. Der Zeitplan sieht es seinen Ausführungen zufolge vor, die auf sieben Jahre angelegten Rahmenverträge Ende 2025 zu schließen. „Somit könnte ab Anfang 2026 mit Fahrzeugabrufen durch das ÖBH begonnen werden. Mit einem Zulauf zur Truppe kann aufgrund der üblichen Lieferzeiten erst ab 2027 gerechnet werden“, führt der BMLV-Vertreter weiter aus.
Bei den acht Varianten handelt es sich um:
  • Los 1: handelsüblicher Stationswagen ungepanzert 3,5 t
  • Los 2: handelsüblicher Stationswagen gepanzert 4,5 t
  • Los 3: handelsübliches Pick-Up-Fahrzeug 3,5 t
  • Los 4: militärisches geschütztes Truppfahrzeug 7,5 t
  • Los 5: Leichtes Späh- / Aufklärungsfahrzeug mit einer Nutzlast von 1,5 t
  • Los 6: militärisches ungeschütztes Truppfahrzeug 5,5 t
  • Los 7: Gruppentransport-Fahrzeug – mit einer Transportkapazität von 9 Personen und 2,7 t Nutzlast
  • Los 8: Leichtes Infantriefahrzeug – mit einer Transportkapazität von 9 Personen und 2,0 t Nutzlast
https://www.hartpunkt.de/bundesheer-wil ... -ersetzen/

Die Informationen zum höchstzulässigen Gesamtgewicht bzw. zur Nutzlast stehen nicht in den veröffentlichten Ausschreibungsunterlagen.



qsglx hat geschrieben: Fr 20. Dez 2024, 21:47 Handelt es sich bei den Leichten Späh- / Aufklärungsfahrzeugen um Fahrzeuge wie der mrzr d4?
Angesichts dieser Nutzlastforderung: Ganz sicher nicht. Der MRZR D4 hat eine Nutzlast von ca. 680 kg. Der DAGOR A1 würde in das geforderte Spektrum fallen, aber da das Vorgängermodell dieses Fahrzeugs schon vom Jagdkommando nach der Erprobung ad acta gelegt worden ist, glaube ich nicht, dass es in Betracht gezogen wird. Der Defenture GRF würde ebenfalls hineinpassen und es wurden bereits vierzig Stück vom Bundesheer gekauft.
K.B.
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von K.B. »

Nur ein paar Gedanken zur Ausschreibung:

1. Wie wird das Verhältnis Standardisierung zu Spezialisierung aussehen?
Klar, kann man für alle 8 Lose am besten passenden (Spezial-)Fahrzeuge beschaffen. Nur macht das irgendwann logistisch keinen Sinn mehr.

2. Sind die Ausschreibungen offen genug formuliert, um ein breites Bewerberfeld anzuziehen?
Wenn schon im Ausschreibungstext klar ist, worauf es hinauslaufen soll und sich dann auch nur die eine passende Firma bewirbt, wäre das ziemlich schade. Immerhin gibt es in Europa genug Kompetenzen in diesem Bereich.

3. Zwei Einzelaspekte, die mir aufgefallen sind:
a) Die Pinzgauer leben mit 1,80 m Breite auf schlankem Fuße. Da ist ein URO VAMTAC ST5 fast 40 cm breiter.
Auf schmalen Bergwegen vielleicht nicht ganz uninteressant. (Auf der anderen Seite brauchen 7,5 t natürlich eine ordentliche Breite, um einen niedrigen Schwerpunkt gewährleisten zu können.)
b) Apropos schmale Bergwege: Die Allrad-Lenkung von Defenture sieht in dem Zusammenhang recht interessant aus.

Die meisten Kandidaten für die jeweiligen Kategorien wurden im Laufe des Threads mindestens einmal angesprochen.

Ansonsten noch der Verweis auf einen Beitrag von Think Defence zur Nachfolge von Land Rover (und Pinzgauer) in Großbritannien, der mWn hier noch nicht geteilt wurde. Natürlich mit Blick auf die dortige Industrie, aber inhaltlich sehr passend:
https://www.thinkdefence.co.uk/2022/09/ ... ver-fleet/
theoderich
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von theoderich »

STI Steyr: "Zogen in Riad in unter zwölf Monaten eine Fabrik hoch"
Für das Unternehmen STI Steyr, das im Geschäftszweig Spezial- und Sondermaschinen für die Straßensanierung trotz Infrastrukturkrise stabile Umsätze erwirtschaftet, könnte es im Defence-Bereich wieder einmal schnell gehen müssen: Der Zulieferer rechnet sich Chancen aus, bei der Vergabe künftiger Rüstungsaufträge "mitpartizipieren zu können".
Der Zulieferer rechnet sich Chancen aus, bei der Vergabe künftiger Rüstungsaufträge "mitpartizipieren zu können", sagt Ringer. Angesichts einer sich verändernden Weltordnung sei es unerlässlich, sich als Europa selbständiger zu machen. Österreichische  Unternehmen sollten dabei sein: "Es braucht Referenzen aus dem eigenen Land", sagt sie. 

Schnell Produktionskapazitäten in der 3,5 und 7,5 Tonnen Gewichtsklasse hochzufahren wäre etwa dann erforderlich, wenn STI Steyr für die Produktion eines Nachfolgefahrzeuges des Steyr-Puch Pinzgauers sowie des Puch G zum Zug käme. Ein solches hochgeländegängiges Allradfahrzeug wurde für das Österreichische Bundesheer von der BBG vor einiger Zeit ausgeschrieben. "Erste Tests mit unserem Fahrzeug LMV 4x4 - vom Blackhawk transportabel - liefen erfolgreich", sagt Ringer. Sie hofft, dass es bald zu einer Entscheidung kommt. Aktuell arbeitet STI Steyr daran, den Standort Waldneukirchen - derzeit mit 21 Mitarbeitern auf Engineering und Prototypenabnahmen spezialisiert - ebenfalls für die Produktion von Spezialfahrzeugen auszubauen. „Wir wollen damit auch am österreichischen – und mittelfristig europäischen – Markt Fuß fassen", heißt es im Unternehmen. 

Denn nicht nur für den Angriffsfall, sondern auch den Katastrophenfall werden gute geländegängige Fahrzeuge gebraucht. Es sei auch durchaus realistisch, dass in der Nähe von Waldneukirchen in naher Zukauft ein weiterer STI-Standort in Österreich entsteht. "Wir sind ja keine Newcomer und Arbeitsinhalte wie die Montage lassen sich schnell umsetzen", sagt Ringer. Das sei kein Projekt, bei dem es hieße, in drei Jahren fange ich an zu bauen. "Wenn es erforderlich ist, können wir in neun Monaten produzieren". 

Ein richtiger Expansionsschritt also, für den man gedenkt, auf 100 Personen aufzustocken und ein Millioneninvest zu tätigen. Denn gute Gespräche führe man aktuell auch mit den potenziellen Abnehmern Großbritannien oder Griechenland. 
https://industriemagazin.at/automotive/ ... brik-hoch/

Seltsam. Der "LMV 4x4" sieht laut der Website von STI so aus:

Bild
https://www.sti-steyr.com/spezialfahrze ... zeuge/lmv/
Zuletzt geändert von theoderich am Do 27. Mär 2025, 00:09, insgesamt 3-mal geändert.
Berni88
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von Berni88 »

Wir hätten sogar die Fabriken schon, wir bräuchten "nur" bestellen!!!
theoderich
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: Mi 18. Dez 2024, 12:48 Geländegängige Mehrzweckfahrzeuge

Bekanntmachung von zu vergebenden Aufträgen, Rahmenvereinbarungen und die Einrichtung bzw. Einstellung von dynamischen Beschaffungssystemen
Landesverteidigungsbericht 2024/2025 (III-168 d.B.)
7.1.1.3 Leichte Infanteriefahrzeuge

Die Planungen für die Bereitstellung von leichten Infanteriefahrzeugen in folgenden Varianten
  • „leichtes Spähaufklärungsfahrzeug“ für Elemente der leichten Aufklärungstruppe und der leichten Truppenaufklärung,
  • „leichtes Infanteriefahrzeug“ für die leichte Infanterietruppe mit hohem Mobilitätsgrad,
  • „ungeschütztes Gruppentransportfahrzeug“ für die leichte Infanterietruppe und für andere Waffengattungen,
  • „geschütztes und ungeschütztes Truppfahrzeug“ für Kommandanten-, Führungs-, Versorgungs- und Spezialfunktionen der Infanterietruppe und anderer Waffengattungen,
wurde Anfang 2025 begonnen.

Der Gesamtbedarf beläuft sich nach derzeitiger Planung auf ca. 2.200 Fahrzeuge.
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/ ... dStage=100
theoderich
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Re: Leichtes Infanteriefahrzeug

Beitrag von theoderich »

Kampf im überdehnten Raum – Wie WE7X das Bundesheer fit für die Zukunft macht
Im Jahr 2024 kam es im Rahmen des Projektes „WE7X – Weiterentwicklung 7.Brigade“ zur Umbenennung der 7.Jägerbrigade in „7.Jägerbrigade/Jagdkampf“. Diese Neuausrichtung ist ein wesentlicher Bestandteil des „Aufbauplanes ÖBH2032+“. In einem experimentellen Ansatz wird versucht, den Herausforderungen auf dem modernen Gefechtsfeld gerecht zu werden und am Beispiel der 7.Jägerbrigade/Jagdkampf neue Technologien und taktische Verfahren zu erproben, um diese im Österreichischen Bundesheer zu implementieren. Als taktisch-operatives Einsatzkonzept wurde der Jagdkampf gewählt.
Dass der Begriff Jagdkampf heute eine Renaissance erlebt, ist den Erfolgen der quantitativ unterlegenen ukrainischen Streitkräfte geschuldet. Zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine konnten dezentrale Panzerabwehrtrupps durch Hinterhalte den russischen Panzerkolonnen erhebliche Verluste aus Hinterhalten zufügen. Mittlerweile hat sich der dezentrale Einsatz weiterentwickelt und es werden „fliegende Panzerabwehrtrupps“ in Form von Drohnen eingesetzt. Das Prinzip, durch eine hochbewegliche, dezentrale Einsatzführung selbstständiger kleiner Elemente dem Gegner an vielen Stellen Verlust zuzufügen, ist jedoch gleichgeblieben.

Genau dieses Prinzip versucht die 7.Jägerbrigade/Jagdkampf im Rahmen des Projektes WE7X mit den Möglichkeiten moderner Technologie zu verknüpfen, um so den „Jagdkampf 2.0“ als Einsatzart wiederzubeleben. Eine aus den bisherigen Projektergebnissen abgeleitete Definition von Jagdkampf lautet: „Der Jagdkampf ist eine Einsatzart der Landstreitkräfte mit dem Zweck, durch dezentrale, bewegliche und offensive Einsatzführung selbstständiger Elemente den Gegner aufzuklären, zu binden, überraschend zu bekämpfen und den Angriffserfolg auszunutzen, um die ungehinderte Nutzung des Raumes zu erschweren und/oder Hochwertziele zu vernichten.“
Unterstützungskonzepte für den Jagdkampf

Neben der Kampfunterstützung im Bereich Steilfeuer und Pionierwesen stehen vor allem die Bereiche Logistik und Führungsunterstützung beim zukünftigen Einsatz der 7.Jägerbrigade/Jagdkampf auf dem Prüfstand. Herausfordernd für die logistische Versorgung ist der Einsatz in einem stark überdehnten Raum, die selbstständige Einsatzführung auf unterster Ebene sowie die daraus abgeleitete hohe Durchhaltefähigkeit der Jagdkampf- und Aufklärungskräfte von 72 bis 120 Stunden. Ebenso müssen alle Unterstützungskräfte über die gleiche hohe Beweglichkeit im Land- und Lufttransport wie die restlichen Kräfte verfügen. Wichtige Bestandteile des Projektes sind daher neben der Mobilität auch die Materialerhaltung und -bewirtschaftung sowie das militärische Gesundheitswesen.
Aus den bisherigen Projektbearbeitungen wurden die „Big Five“ für die 7.Jägerbrigade/Jagdkampf abgleitet. Dabei handelt es sich in Anlehnung an ein Beschaffungskonzept der US-amerikanischen Streitkräfte aus den frühen 1980er Jahren um die fünf wesentlichen Ausrüstungsbedarfe und Hauptwaffensysteme. Die Bedarfe der 7.Jägerbrigade/Jagdkampf sind auf den Kampf leichter Infanterie ausgelegt und von Erfahrungen aus aktuellen Konflikten abgeleitet. Zu den Big Five zählen:
  • Aufklärungsfähigkeit: Drohnen sowie Drohnenabwehrsysteme (Counter UAS)
  • Letalität: leichte Infanteriewaffen (leichtes MG, Loitering Munition, leichte Panzerabwehrmehrzweckwaffen und bewaffnete UGV)
  • Taktische Mobilität: leichte Infanteriefahrzeuge als Systemfamilie
  • Sensorik und Datenübertragung: weitreichende Zielaufklärung, Datenübertragung, moderne Bodensensoren
  • Führungsfähigkeit und Lagebild: C4ISR Systeme (Command and Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance, Reconnaissance) Führungsinformations- und Battle Management System sowie Analyse- und Auswertesoftware
Unter dem Schlagwort Software Defined Defence zusammengefasst soll speziell im Bereich der Führungsinformations- und Battle Management Systeme eine ständige Fähigkeitserweiterung über Softwareweiterentwicklungen möglich sein, ohne ständig die Hardware in langwierigen Beschaffungsprozessen austauschen zu müssen.
Oberstleutnant des Generalstabsdienstes Mag. Maximilian Steingassner, MA MA, ist Chef des Stabes der 7.Jägerbrigade/Jagdkampf, Absolvent des Lehrganges Generalstabs-/Admiralstabsdienst National an der Führungsakademie der Bundeswehr, Angehöriger Projektteam WE7X.

Oberst des Generalstabsdienstes Mag. Gerald Böhm, PhD, ist Leiter Referat operative Einsatzvorbereitung in der Direktion 1 Einsatz, Leiter Projektteam WE7X.
https://esut.de/2025/05/fachbeitraege/5 ... nft-macht/
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