Entwicklungen Fliegerabwehr

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theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Aktuelle und künftige Versionen des Luftverteidigungssystems IRIS-T SL
Diese Version wurde vom Erstkunden der IRIS-T SL Familie – Schweden – geordert, das erste System in 2019 geliefert. Der nächste Auftrag für diese Version kam aus Österreich, das sowohl IRIS-T SLS als auch SLM orderte.
Neben Deutschland und Ägypten haben auch Estland, Lettland, Österreich und Slowenien IRIS-T SLM geordert.
https://defence-network.com/kuenftig-lu ... iris-t-sl/ Als ob es mit Österreich schon einen Vertrag gäbe ...
Verweigerer
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Verweigerer »

Phoenix hat geschrieben: So 28. Jul 2024, 06:12 Bin ja gespannt - sofern es Iris T werden sollte ob man wirklich eine Kombi aus Sls und SLM kauft. Wobei ich den nutzen reiner SLS Batterien nicht ganz verstehe - weil die SLS Werfer kann man doch auch bei SLM mit einbauen zB als Nahbereich um das Radar oder exponierten Einzelpunkte
Sehe ich ebenso, so fern als Laie und geneigter Mitleser man das beurteilen kann und darf. Warum nicht gleich SLM und SLX für die Zukunft und darauf aufbauen? Der etwaig effektive Radius der SLS ist - in Zeiten wie diesen - doch mittlerweile schön langsam wirklich zu klein.
Phoenix
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

Wobei man SLM später mit SLX Werfern ergänzen kann bzw. Soweit ich gelesen habe SLX von SLM Werfern ohne viel Aufwand abschießen kann
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Verweigerer hat geschrieben: Sa 3. Aug 2024, 13:57Sehe ich ebenso, so fern als Laie und geneigter Mitleser man das beurteilen kann und darf. Warum nicht gleich SLM und SLX für die Zukunft und darauf aufbauen? Der etwaig effektive Radius der SLS ist - in Zeiten wie diesen - doch mittlerweile schön langsam wirklich zu klein.
Ich dachte das wäre bekannt: IRIS-T SLS verwendet die unveränderte Luft-Luft-Lenkwaffe IRIS-T. Deshalb können "abgeflogene" IRIS-T des Überwachungsgeschwaders am Fliegerabwehrsystem weiter verwendet werden.

Das ist auch der Hintergedanke beim deutschen NNbS:

NNbS-Vorhaben ist angelaufen
Die Deutsche Luftwaffe verfügt über zahlreiche Iris-T, die bereits „abgeflogen“ sind. Das heißt, die Flugkörper müssten überholt werden, damit sie weiter im Luft-Luft-Einsatz eingesetzt werden dürfen. So könnten die Iris-T dem Vorhaben aus bestehenden Reserven beigestellt werden.
https://www.hartpunkt.de/nnbs-vorhaben-ist-angelaufen/
Verweigerer
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Verweigerer »

Naja, "abgeflogen". Müssten für Iris-T-SLS die Iris-T nicht genauso überholt werden? Zumindest irgendwann mal? Dann kann ich einen Sinn hinter SLS verstehen und der Weiterverwendung der Lenkwaffe. Man sollte dennoch das Gros "unserer Beschaffung" auf SLM und zukünftig auch SLX ausrichten. Es spricht doch wie immer nichts gegen etwaige Optionen ;-)
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Verweigerer hat geschrieben: Sa 3. Aug 2024, 22:36 Naja, "abgeflogen". Müssten für Iris-T-SLS die Iris-T nicht genauso überholt werden? Zumindest irgendwann mal?
Notwendig ist es bestimmt irgendwann. Z.B. die Thermalbatterien der IRIS-T haben eine Lagerzeit von 10 - 25 Jahren. NAMMO schätzt die Nutzungsdauer des Treibstoffs (HTPB/AP/AL ...
Hydroxyl-terminiertes Polybutadien/Ammoniumperchlorat/Aluminium) für den Raketenantrieb der IRIS-T auf ca. 10 - 20 Jahre.

RICHARDSON Doug: Rocket Propulsion for Guided Missiles, in: European Security & Defence, H 5 (2017), p. 78-81
Remotoring

The useful shelf or storage life of a rocket motor is hard to predict, since it will depend on factors such as the thermal and other storage conditions. A programme of regular test firings can be used to determine the point in time at which the motor is not safe to use and faces a high probability of failure. The long service life of some missile systems has required that these be re-motored.
https://euro-sd.com/wp-content/uploads/ ... 5_2017.pdf

Österreich nutzt einen winzigen Vorrat von ca. zwanzig Lenkwaffen mittlerweile seit dem Jahr 2009:

Diehl Stiftung & Co. KG

Nürnberg

Konzernabschluss zum 31. Dezember 2009

Zu verdanken ist dies insbesondere dem Flugkörpersystemhaus Diehl BGT Defence, das im Berichtsjahr den Lenkflugkörper IRIS-T nach Serienhochlauf an die Luftwaffen der sechs europäischen Programmnationen sowie an die Länder Österreich und Südafrika ausliefern konnte.
https://www.unternehmensregister.de/ure ... showPdfDoc

Der Nutzen so einer Überholung steht bei so wenigen Lenkwaffen kaum im Verhältnis zum Aufwand. Ich habe einen Artikel zu einer "Überholung" von AIM-120 AMRAAM der US Air Force gefunden, die aber letztlich nur die Weiternutzung von bestehenden Raketenantrieben aus älteren Varianten in neu beschafften AIM-120 umfasste:

Missile overhaul creates big savings (29. Januar 2007)
When U.S. Air Forces in Europe officials recently moved to shift serviceable rocket motors from older, first-generation AIM-120A advanced medium-range air-to-air missiles and put them in unserviceable, but newer and more capable AIM-120B and C models, 435th Munitions Squadron Airmen volunteered to lead the effort.

"The new-acquisition costs would have been considerable," said Capt. Derek Plymate, 435th MUNS operations officer. "What we were able to complete in three weeks would have taken years if we had shipped them back stateside."

The in-house weapon overhaul of 63 missiles saved the Air Force more than $31 million, approximately three years of time and was the largest field retrofit in the AMRAAM's history, said Captain Plymate.

Munitions Airmen worked side by side with Raytheon contractors to meticulously remove rocket motors from the A models, and then provided them to contractors to place in the B and C model missiles.
https://www.af.mil/News/Article-Display ... g-savings/


Laut einem Selected Acquisitions Report des US-Verteidigungsministeriums von 2018 lag die demonstrierte Mean Time Between Maintenance (MTBM) einer gelegentlich am Flugzeug montierten AIM-120 AMRAAM bei 1157 Stunden (~ 49 Tage). Bei Lagerung im Munitionsdepot wurde die MTBM auf 60000 Stunden (~ sieben Jahre), bei Lagerung zum unmittelbaren Einsatz am Flugzeug auf 30000 Stunden (~ dreieinhalb Jahre) geschätzt.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

OE24-SOMMERGESPRÄCH
Kickl: Sein geheimer Wirtschaftsplan
Kickl erklärte, bei "sinnlosen Projekte" wie etwa der "Sky Shield"-Initiative oder der ökologischen Transformation sparen zu wollen.
https://www.oe24.at/oesterreich/politik ... /603934128
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

theoderich hat geschrieben: Fr 16. Aug 2024, 03:45 OE24-SOMMERGESPRÄCH
Kickl: Sein geheimer Wirtschaftsplan
Kickl erklärte, bei "sinnlosen Projekte" wie etwa der "Sky Shield"-Initiative oder der ökologischen Transformation sparen zu wollen.
https://www.oe24.at/oesterreich/politik ... /603934128

https://bkftv.at/2024/08/13/stoppt-sky- ... J3oIQlBsSw
MFG Österreich sieht die Neutralität Österreichs durch das NATO Projekt Skyshiel bedroht.
Ist kein NATO Projekt sondern von Deutschland lanciert...
Die Raketenstationen wären also die allerersten Angriffsziele und die russischen Kinschal-Hyperschallraketen werden von Sky Shield gar nicht erst abgewehrt.
Die Aussage dass "Kinzhal Hyperschallraketen von Sky Shield nicht abgefangen werden können" stammt von einem General Günther i.R. Greindl.

https://tkp.at/2023/07/20/general-guent ... 29EY1ZewnA

Na der Herr weiß viel. Zitat:
"Statt Sky Shield braucht Österreich daher eine eigenständige Luftverteidigung, die Überflüge von Kriegsparteien verhindern kann. Sky Shield könnte Österreich sogar schaden, da es dann legitimes Ziel für russische Raketenangriffe wäre.

Eine ausreichende Zahl kampfstarker Abfangjäger, ergänzt durch Boden-Luftraketen, könnte den Schutz unseres Luftraumes bewerkstelligen. Jene zwei Milliarden Euro, die nach Berichten für Sky Shield aufgewendet werden sollen, wären besser in die Aufrüstung der eigenen Luftverteidigung investiert."
Bin aufs äußerste erstaunt, dass es Leute gibt die behaupten, das Dinge etwas nicht können, die es überhaupt nicht gibt.
Die mit Abstand heftigste Schwurbelei hat ja der Westenthaler mit dem Cap geliefert...."atomar bestückte Sky Shield Raketen."

Ich hätt ja gerne mal einen Link zur "Sky Shield" System- und Leistungsbeschreibung, den Namen vom Hersteller, eine Pressemeldung, dass ein Land Sky Shield Raketen kauft....hihi

Eigentlich wärs ja an der Zeit diese Leute wegen Verdacht § 276 StGB anzuzeigen.

Zu behaupten, dass der ESSI Beitritt Österreich zum legitimen Ziel Russlands macht ist ein starkes Stück. Ich frag mich wo diese Aussage Deckung im Kriegsvölkerrecht findet.
Ebenso die "atomar bestückte Sky Shield Raketen"...es gibt ein "Bundesverfassungsgesetz
für ein atomfreies Österreich" und den § 177a StGB...man darf verlangen, dass Westenthaler das als Ex-NR-Abgeordneter solche wesentlichen gesetzlichen Bestimmungen kennt.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

maro-airpower hat geschrieben: Sa 17. Aug 2024, 08:11Eigentlich wärs ja an der Zeit diese Leute wegen Verdacht § 276 StGB anzuzeigen.
Der § 276 StGB wurde mit dem Strafrechtsänderungsgesetz 2015 (BGBl. I Nr. 112/2015) gestrichen.
Erläuterungen hat geschrieben:Zu Z 190 (§ 276 StGB):

Der Anwendungsbereich dieser Bestimmung ist eng ausgestaltet. So ist nur dann eine Strafbarkeit gegeben, wenn ein objektiv falsches Gerücht verbreitet wird, welches geeignet ist, einen großen Personenkreis zu beunruhigen und dadurch die öffentliche Ordnung zu gefährden. Hierbei ist ein systematisches Vorgehen erforderlich, gelegentliches Weitererzählen reicht nicht aus (Fabrizy, StGB11 § 276 Rz 2c). Hinsichtlich der subjektiven Tatseite ist zum einen die Absicht erforderlich, das Gerücht entsprechend zu verbreiten, zum anderen muss der Täter um die Falschheit des Gerüchtes wissen. Aufgrund des engen Anwendungsbereiches und der Tatsache, dass in der gerichtlichen Kriminalstatistik sei 20 Jahren dazu keine Verurteilung aufscheint, wird vorgeschlagen, diese Bestimmung zu streichen.
https://www.parlament.gv.at/dokument/XX ... 423854.pdf
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Nochmals zum Thema Drohnen, aus dem Faden über die Ukraine:
muck hat geschrieben: Mi 21. Aug 2024, 08:24 In seiner Präsentation äußerte sich Syrskyj auch zur Bedrohung der Ukraine durch russische Luftangriffe und zeigte eine entsprechende Statistik, die Abfangerfolge seit Jahresbeginn und die verursachten Schäden auflistet. Ich habe sie nachstehend übersetzt bzw. zusammengefasst.

Bild

Die obere der beiden Tabellen schlüsselt die Angriffe nach Datum auf. Interessanter ist die untere. Sie nennt in der ersten Spalte die russische, nordkoreanische oder iranische Bezeichnung des Waffensystems, dahinter folgt die Zahl der insgesamt auf die Ukraine abgefeuerten Waffen dieses Typs, dann die der Abfangerfolge. In der letzten Spalte steht aufgeschlüsselt, wie viele militärische und zivile Objekte jeweils von der Waffenwirkung betroffen waren. Rosa hervorgehobene Waffen bezeichnete Syrskyj im Vortrag als besonders gefährlich bzw. schwierig abzufangen.

Zur Verdeutlichung habe ich die Abfangquote auf ganze Zahlen abgerundet ergänzt, da sie interessanterweise nicht immer mit der Einstufung als besonders schwierig abzufangen übereinstimmt. Das weist meines Erachtens deutlich darauf hin, dass hier der Abfangerfolg ausblieb, weil keine Flugabwehrsysteme oder -munition zur Verfügung standen.

Marschflugkörper, subsonisch
  • Ch-101/555—1.846 geortet, 1.441 abgefangen; 276 zivile Ziele, 129 militärische Ziele (Abfangquote 78%)
  • 3M14 Kaliber—804 geortet, 443 abgefangen; 137 zivile Ziele, 314 militärische Ziele (Abfangquote 55%)
  • 9M727/8/9 Iskander-K—202 geortet, 76 abgefangen; 97 zivile Ziele, 29 militärische Ziele (Abfangquote 37%)
Marschflugkörper, supersonisch
  • 3M55 Onyx²—211 geortet, 12 abgefangen; 161 zivile Ziele, 38 militärische Ziele (Abfangquote 5%)
  • Ch-22/32² ¹—362 geortet, 2 abgefangen; 271 zivile Ziele, 89 militärische Ziele (Abfangquote <1%)
Marschflugkörper, hypersonisch
  • 3M22 Zirkon² ¹—6 geortet, 2 abgefangen; 4 zivile Ziele, 0 militärische Ziele (Abfangquote 33%)
  • Ch-47M2 Kinschal—111 geortet, 28 abgefangen; 68 zivile Ziele, 15 militärische Ziele (Abfangquote 25%)
Ballistische Raketen
  • 9M723 Iskander-M¹ und Hwasong-11Ga*—1.300 geortet, 56 abgefangen; 980 zivile Ziele, 262 militärische Ziele (Abfangquote 4%)
  • 9K79 Totschka-U¹—68 geortet, 6 abgefangen; 40 zivile Ziele, 22 militärische Ziele (Abfangquote 8%)
  • S-300P/S-400³ ¹—3.008 geortet, 19 abgefangen; 2.176 zivile Ziele, 813 militärische Ziele (Abfangquote <1%)
Luft-Boden-Raketen kurzer und mittlerer Reichweite
  • Ch-35²—15 geortet, 1 abgefangen; 5 zivile Ziele, 9 militärische Ziele (Abfangquote 6%)
  • Ch-25/29/31/48/59/59¹—1.547 geortet, 343 abgefangen; 944 zivile Ziele, 259 militärische Ziele (Abfangquote 22%)
  • nicht identifiziert—57 geortet, 0 abgefangen; 38 zivile Ziele, 19 militärische Ziele (Abfangquote 0%)
Kamikaze-Drohnen
  • Shahed 131/6—13.315 geortet, 8.836 abgefangen; 1.004 zivile Ziele, 3.469 militärische Ziele (Abfangquote 66%)
  • andere—682 geortet, 436 abgefangen; 18 zivile Ziele, 228 militärische (Abfangquote 63%)
¹) als Schwierig abzufangen eingestuft
²) Seezielflugkörper, gegen See- und Landziele abgefeuert
³) Flugabwehrrakete, gegen Landziele abgefeuert
Meiner Ansicht nach zeigt die Statistik, dass die Gefahr durch Drohnen jedenfalls augenblicklich noch überschätzt wird.

Wenn bei einer Shahed 136 mit 40 kg-Gefechtskopf der Abfangerfolg ausbleibt – der im Zweifel bereits durch einen erfahrenen Schützen am üSMG erreicht werden kann –, ist das längst nicht so folgenreich wie in den anderen Kategorien, wo die Ukrainer teils nur sehr niedrige Quoten erzielen können, obwohl ihnen prinzipiell moderne Technik zur Verfügung steht.

Es muss auch betont werden, dass die Zahlen einen Willen zum Terrorbombardement mit hochmodernen Waffen zeigen. Mir scheint, das müssen die Europäer bei allen künftigen Planungen berücksichtigen, insbesondere zeigt sich hier die Notwendigkeit zur Mobilität.

Man wird nicht nur über einen Schutz für militärische Ziele wie Kasernen, Fliegerhorste und Depots reden müssen, bzw. über einen Schutz für zivile Infrastruktur mit militärischer Relevanz wie Brücken, Flughäfen und Rüstungsfabriken, sondern muss tatsächlich auch den Schutz von Wohnvierteln, Krankenhäusern und Schulen in den Blick nehmen.
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