Entwicklungen Fliegerabwehr

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Wollen wir ihm zugestehen, dass er sich die Zahl nicht einfach nur ausgedacht hat und der Personalbedarf für ein zweites Bataillon gemeint ist, stellt sich mir immer noch die Frage, warum man ausgerechnet "hochqualifizierte Mitarbeiter" neu einstellen müsste. Zweifellos lässt sich ein Gutteil des Bedarfs auch durch Umschulung generieren, und außerdem können selbstverständlich auch Wehrpflichtige an Systemen wie IRIS-T SLM oder Patriot eingesetzt werden. Das ist kein Hexenwerk.

Welche Sollstärke hat denn das Fliegerabwehrbataillon 2?

Und was die Kritik an der FPÖ angeht:
Die neutralitätspolitische Geisterfahrt von Schwarz-Grün zeigt, wie wichtig eine rot-weiß-rote Kurskorrektur durch eine FPÖ-geführte Bundesregierung mit Herbert Kickl ist. Denn die Neutralität in Kombination mit einem starken Bundesheer ist der beste Garant für Frieden, Sicherheit und Wohlstand, genau darauf müssen wir in Zukunft wieder bauen.”
Wieder einmal erweist es sich, dass die Bekenntnisse der Rechten zu einem starken Militär im Zweifel nicht das Papier wert sind, auf dem sie stehen. Oder wünscht sich die FPÖ etwa ein "starkes" Bundesheer mit schwacher Flugabwehr?

Und wenn sie sich eine starke Flugabwehr wünscht, warum will sie die Gelegenheit vertändeln, dem österreichischen Steuerzahler unnötige Mehrkosten zu ersparen? Neunzehn Staaten, die bei Beschaffung und Ausbildung kooperieren wollen und dadurch beachtliche Synergien freisetzen – billiger wird's nimmer.
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Man muss sich da Mitteleuropa im Maßstab 1:1 drüber denken und dann geht das durch 10 Länder....
Bild

Links oben Ausschnitt eines Angriffs auf Odessa
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Lazarus
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Lazarus »

Einen zusätzlichen Personalbedarf gibt es in vielen Bereichen z.B.

- mind. 1 zusätzliches Flugabwehrbataillon
- 4 neue Flugabwehrbatterien in den Brigaden
- 1 zusätzliches Führungsunterstützungsbataillon
- Den meisten Jägerbataillonen fehlt eine Jägerkompanie. Zusätzlich werden diese über eine integrierte Flugabwehr verfügen müssen. Dies betrifft aber auch andere Verbände wie die Artillerie.
- Die Langstreckenflugabwehr wird nehme ich an ebenfalls in einem gesonderten Verband gegliedert werden.

Und wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Bedarfe.
Aber eines ist klar, ohne Miliz wird das nicht möglich sein.
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Beziehen sich diese Angaben auf konkrete Planungen, oder sind sie ein "educated guess"?

Denn ich sehe nicht, warum die zur Anschaffung in Rede stehenden Systeme es schlechterdings verlangen würden, ein zweites Flugabwehrbataillon und Brigadeflugabwehrbatterien und organische Flugabwehr-Einheiten in den Verbänden aufzustellen.
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Man kann von Personalzahlen träumen was man will....wird es nicht geben, insbesondere auch Höherqualifizierte.
Daher automatisieren und fernsteuern was immer geht.

Beispiel Mistral. MISTRAL ATLAS RC & SIMBAD-RC haben am Starter kein Personal mehr.
Also wenn man jetzt einen Remote Sensor und eine Remote 35mm Zflak beschafft und daran bemannte Mistrals anhängt sehe ich das als ersten Schritt, weils vermutlich rascher geht und die damalige Planung schlicht das Budget für mehr nicht hatte.
Aber das muss man ins Auge fassen.

Man wird Leute finden die Autos fahren und als "User" ein System hochfahren können - Größenordnung hochfahren eines PCs und starten/reset von Programmen, anschließen von Kabeln, nachladen.

Und ein Screening am Desktop-Trainer nach Talenten für Remote Operatoren ist auch keine Hexerei wenn man die verfügbare Zeit real nutzen kann anstatt irgendwo an der Grenze im Gemüse zu hocken.
Und wenn man schon politisch vorerst keine Chance hat länger als 6 Monate GWDs zu bekommen wärs vielleicht eine Idee die "Stellung" zeitlich auszuweiten um eine möglichst große Anzahl von Talentierungen abzutesten. Die Stellung dauert aktuell 2 Tage, da lassen sich sicher sinnvolle Tests finden um das zu verlängern - dauerts halt eine Woche...na und?
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

So personalintensiv ist der Spaß gar nicht. Um die deutsche Luftwaffe als Beispiel zu nehmen, dort besteht das fechtende Element der Patriot-Flugabwehrraketengruppe standardisiert aus vier Staffeln á 90 Soldaten. Insgesamt hat die Gruppe 478 Chargen und Unteroffiziere sowie 34 Offiziere. Ausgenommen bestimmte Verwendungen in der Instandsetzung (und natürlich die Leitungsfunktionen), können alle Aufgaben in der Staffel von Wehrpflichtigen übernommen werden.

Den für eine Feuereinheit IRIS-T SLM zu veranschlagenden Personalansatz kenne ich nicht, denke mir aber, dass er wesentlich geringer ist, denn das System ist moderner, weniger komplex, logistisch einfacher zu handhaben (weniger Hände zum Aufbau benötigt), außerdem ist die Feuerstellung kleiner (wodurch der Aufwand an Sicherungskräften schrumpft).
Lazarus
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Lazarus »

muck hat geschrieben: Fr 8. Dez 2023, 16:08 Beziehen sich diese Angaben auf konkrete Planungen, oder sind sie ein "educated guess"?

Denn ich sehe nicht, warum die zur Anschaffung in Rede stehenden Systeme es schlechterdings verlangen würden, ein zweites Flugabwehrbataillon und Brigadeflugabwehrbatterien und organische Flugabwehr-Einheiten in den Verbänden aufzustellen.
Zur Begleitschutzfliegerabwehr (Pandur) und zu einem 2. Fliegerabwehrbataillon gibt es ganz konkrete Aussagen im Landesverteidigungsbericht 2023:
6.4 Ausblick 2032+
...
 Die Fähigkeitserweiterung der bodengebundenen Luftabwehr ist abzuschließen (Begleitschutzfähigkeit und weiteres Fliegerabwehrbataillon)
Wobei vorerst zwei Batterien aufgestellt werden:
7.2.3.3 mFAL
 Vorerst ist die Aufstellung von zwei Fliegerabwehrbatterien mit einem FlA-Waffensystem mittlerer Reichweite geplant. Abhängig von den Systemkosten und dem verbundenen Betriebs- und Personalaufwand wird in weiterer Folge die Erweiterung der Nutzung im ÖBH beurteilt
Zur Begleitschutz FLA
7.2.3.4 Begleitschutz FlA
 Die Beschaffung von begleitschutzfähigen FlA-Systemen auf Basis des MTPz PANDUR EVO ist in Einleitung.
 Es ist vorerst geplant vier Fliegerabwehrbatterien, jeweils eine bei den vier Landbrigaden, aufzustellen. Die Dislozierung ist noch in Beurteilung
Die Langstreckenflugabwehr steckt noch am Anfang und ist im Landesverteidigungsbericht noch nicht enthalten. Die organische Flugabwehr bzw. Drohenabwehr in den Bataillonen ist in Entwicklung (Erprobung durch JB 8).
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Nächstes Jahr soll der Kaufvertrag für die Fliegerabwehrsysteme mittlerer Reichweite abgeschlossen werden:

Bundesheer: Das bringt 2024
Bodengebundene Luftabwehr

Eine deutliche Fähigkeitserweiterung der bodengebundenen Luftabwehrtruppe. Das Spektrum reicht von der Nutzungsdauerverlängerung der 35 mm Fliegerabwehrkanonen bis hin zur Fähigkeit Bedrohungen aus der Luft durch Systeme kurzer und mittlerer Reichweite bekämpfen zu können. Die notwendigen Beschaffungsschritte werden 2024 eingeleitet bzw. weiter fortgesetzt.
https://www.bundesheer.at/aktuelles/det ... ringt-2024


theoderich hat geschrieben: Mo 16. Okt 2023, 17:11Geben Sie uns bitte einen Einblick: Wie weit ist man bei den MRAD-Planungen bereits?

Kollmann: Aktuell ist die Planungsabteilung dabei, die nötigen Grundlagen zu erarbeiten und wir betreiben parallel dazu eine intensive Markrecherche ...

Medial hieß es zuletzt, dass bereits eine Entscheidung für IRIS-T von Diehl Defence gefallen wäre.

Kollmann: Wir waren im Zuge unserer Marktrecherche natürlich auch bei Diehl, um uns das System im Detail anzuschauen und zu erfahren, was in Deutschland damit geplant ist. Weiter sind wir aber nicht und nachdem die Planungsunterlagen noch nicht fertig sind, kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht einmal sagen, ob IRIS-T für unsere Bedürfnisse überhaupt geeignet wäre.

Ein entsprechender Kaufabschluss ist also auf der Zeitschiene noch weiter weg?

Kollmann: Wie zuvor erklärt, braucht es zuerst die Vorhabensabsicht, erst dann können wir die nächsten Schritte setzen. Dazu kommt, dass bei derart komplexen Projekten immer auch nationale Adaptierungen notwendig sind. Solche Systeme kauft man nicht im Supermarkt, da gilt es beispielsweise national bereits in Verwendung befindliche Funksysteme zu integrieren oder das System auf dem Chassis der gewünschten Fahrzeugmarke aufzubauen. All das beschleunigt die Beschaffung nicht gerade. Wenn es so weit ist, bin ich aber zuversichtlich, dass wir auch in diesem Fall eine sehr, sehr gute Lösung finden werden - im SHORAD und VSHORAD-Bereich stehen wir ja kurz vor einem Quantensprung.
Zuletzt geändert von theoderich am So 17. Dez 2023, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

„DANN SIND WIR IN EUROPA GANZ VORNE DABEI“

Bei der Realisierung der Luftverteidigung für Nah- und Nächstbereich sind Österreichs Beschaffer bereits auf der Zielgeraden. Bei der Mitteldistanz ist der Weg noch ein weiter, so Brigadier Georg Kollmann und Brigadier Josef Juster von der Gruppe Direktion Rüstung und Beschaffung der Direktion 5 im Interview mit Militär Aktuell.

https://militaeraktuell.at/dann-sind-wi ... rne-dabei/
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Mal eine Frage in die Runde

Seid ihr mit der geplanten Gewichtung (finanziell + Gerät) unserer bodengebunden FlA zufrieden?

Der Luftangriff auf die Ukraine - siehe unten - hat die Gewichtung auf langsamen und niedrig fliegenden Zielen.
Das waren 2023 rund 5.000 Ziele Unterschall in Bodennähe - und alles davon geht in die Tiefe.
Ballistisch + (potentiell) Überschall war der deutlich kleinere Teil.

Die letzte Bestellung IRIS-T hat den deutschen €900.000,- das Stück gekostet. 109Mio. für 120 Stück....als wir EF gekuaft haben wars noch €400.000,-...

Für 105~110 Mio. gäbe es etwa 100 Pirun-Starter+300 Raketen(Estland 2022) oder 70 Pirun-Starter+420 Raketen(Polen 2022, 805Mio. für 600Starter+3.500Raketen).

Wäre eine klassische Milizwaffe. Ausbildung dauert 6-8 Wochen. Wenns auf Lager liegt lässt sich das bei Bedarf entsprechend rasch hochziehen. Mehr Mistral wär natürlich eine Möglichkeit - ist aber auch wieder deutlich teurer. Estland hat beide Mistral+Pirun.

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Grafik zeigt die Abschusserfolge der Luftwaffe - Armee + Grenzschutz weisen extra aus.
Etwa 2/3 der gemeldeten werden jeweils abgeschossen - somit ~ 5.000 low+slow
Bild
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