Das LMV wurde auf Basis der auf dem Balkan gewonnenen Erfahrungen für
die italienischen Streitkräfte entwickelt und wurde in kurzer Zeit zum
Bestseller in dieser Fahrzeugklasse in Europa. Alleine 2008 wurden 950 Fahrzeuge
produziert.
© Iveco
Wie am 13. Jänner 2009 bekanntgegeben wurde, beschafft das Österreichische
Bundesheer 150 geschützte Mehrzweckfahrzeuge vom Typ Iveco M65EI9WM 4x4
Light Multirole Vehicle (LMV) .
Diese Fahrzeuge zeichnen sich durch guten Schutz für die Besatzung bei
gleichzeitig hoher Mobilität und Lufttransportfähigkeit aus. Sie sollen
als Transport-, Patrouillen-, Führungs- und Aufklärungs- fahrzeuge
bei Auslandseinsätzen Verwendung finden und füllen die Lücke
zwischen ungeschützten Fahrzeugen wie Puch G oder Pinzgauer und den größeren
gepanzerten Allschutz-Transportfahrzeugen Dingo 2 sowie Pandur Radpanzern.
Die Fahrzeuge sind gegen Beschuss, Minen, Sprengfallen und Granatsplitterwirkung
geschützt (s.u.). Die österreichischen LMV werden für eine 4-köpfige
Besatzung mit deren Ausrüstung ausgelegt sowie mit einem 12,7mm üsMG
in einer ferngesteuerten Waffenstation von Elbit ausgerüstet. Es sollen
sieben verschiedene Versionen eingeführt werden - u.a. eine Mehrzweck-
sowie eine Aufklärungsvariante.
Das erste Foto? Iveco LMV bei einer Testfahrt mit der Waffenstation von Elbit/ESL.
© defpro.com
Blick in den Innenraum eines kroatischen Iveco LMV.
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Der Vertrag
Medienberichten zufolge kosten die 150 Fahrzeuge inkl. eines Wartungs-/Ersatzteilpakets
etwa 104 Mio. Euro. Das entspricht einem Systempreis von rund 693.000 Euro pro
Fahrzeug.
51% der Wertschöpfung sollen laut Minister Darabos auf heimische Betriebe
entfallen. Wichtigste österreichische Partner sind die EMPL Fahrzeugwerk
GmbH, wo die Endmontage vorgenommen wird und die wohl auch für die Wartung
mitverantwortlich sein wird; Magna Steyr, die den Antriebsstrang aller LMV zuliefern
sowie die ESL Advanced Information Technology GmbH, die die Waffenstation des
israelischen Mutterkonzerns Elbit beisteuern wird. Durch die Beteiligung österreichischer
Unternehmen werden laut Minister Darabos neue Arbeitsplätze geschaffen
und zusätzlich 200 bis 250 heimische Arbeitsplätze gesichert.
Ein spanisches LMV in Afghanistan.
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Iveco bekam am 29. Dezember 2008 den Zuschlag. Damit setzte sich das LMV als
Bestbieter (d.h. nicht nur der Preis wurde bewertet) gegen den Eagle IV der
Schweizer Firma MOWAG durch. Presseberichten zufolge war der Eagle IV, der von
der heimischen Konzernschwester Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH angeboten
wurde, um rund EUR 109.000,- pro Fahrzeug teurer.
Laut Generalstabschef Edmund Entacher beginnt die Einführung des Iveco
LMV bereits im Jahr 2009. Bis 2010 sollen 50 Stück geliefert, bis 2013
sollen alle Fahrzeuge der Truppe übergeben worden sein.
Sicherheit am Arbeitsplatz
Das Sicherheitskonzept: Geschützt wird die Besatzung, nicht das Fahrzeug.
Dadurch kann Gewicht gespart und die Mobilität des Fahrzeugs verbessert
werden.
Rechts: Die Sicherheitszelle
iveco lmv
Das LMV bietet ein für seine Gewichtsklasse sehr hohes Schutzniveau für die Besatzung. Dieses Niveau wurde möglich, weil Schäden am Fahrzeug bewusst in Kauft genommen werden, um die in einer Sicherheitszelle untergebrachten Personen zu schützen.
Minenschutz: Da ein Großteil der Minen durch Reifendruck ausgelöst
wird und daher unter einem Rad detoniert, wurden Räder und Radaufhängung
deutlich von der Sicherheitszelle abgesetzt. Die Mine löst somit weit von
der Besatzung entfernt aus und der Explosionsdruck kann nach oben entweichen.
Zudem wurden Motorblock sowie sämtliche Bauteile, die im Falle eines Minentreffers
zu gefährlichen Projektilen werden können, so weit wie möglich
von der Sicherheitszelle entfernt angeordnet. Der Tank und die Einfüllanlage
befinden sich hinter der Zelle.
Die Unterseite der Sicherheitszelle ist durch einen Minendeflektor in flacher
V-Form geschützt, der bei einer Explosion unter dem Fahrzeug den Explosionsdruck
nach außen richtet. Der Deflektor besteht aus einem in drei Schichten
angeordneten Verbundmaterial in Wabenform. Im Falle einer Explosion kollabiert
das Material und baut so Druck ab. Auch die Bodenfreiheit von bis zu 470mm hilft,
die Auswirkung eines Minentreffers zu reduzieren.
Selbst die Sitze sind Teil des Minenschutzes. Diese sind ähnlich der crashsicheren
Sitze in Hubschraubern konstruiert, mit schützenden Kopfstützen versehen
und am Überrollkäfig und nicht am Fahrzeugboden montiert. Die Besatzung
ist mit 5 Punkt Gurten mit Schnellverschluss festgeschnallt.
Insgesamt wird durch diese Maßnahmen ein Minenschutzniveau von STANAG
45693 Level 2a erreicht - d.h. Schutz gegen die Wirkung einer Panzermine mit
6 kg Sprengstoff unter einem beliebigen Rad.
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Die Sitze wurden ähnlich der crashsicheren Sitze in Hubschraubern konstruiert
und am Überrollkäfig befestigt.
Iveco LMV Lince der italienischen Armee in nach einem IED Treffer. Das Fahrzeug
ist zerstört, die Insassen nur leicht verletzt - aufgrund der Erschütterung.
Die Türe wurde erst nachträglich entfernt.
© Esercito Italiano
Ballistischer Schutz: Die Sicherheitszelle kann je nach Kundenwunsch bzw. Einsatzzweck
des Fahrzeugs durch ein modulares System, dem AMAP (Advanced Modular Armor Protection)
des deutschen Ingenieurbüros Deisenroth IBD, bis STANAG 45693 Level 3,
d.h. gegen panzerbrechende Munition 7,62x51 mm aus 30 Metern, geschützt
werden. Ein "High Protection Kit" lässt das Schutzniveau sogar
auf Level 4 anwachsen - Schutz vor panzerbrechender 14,5x114 mm Munition aus
200 Metern.
Die Keramik-Verbundmaterial Panzerplatten des AMAP Systems werden mit wenig
Aufwand je nach gewünschter Schutzstufe zwischen der inneren und äußeren
Hülle der Zelle montiert. Dadurch ist auch die Möglichkeit gegeben,
in Zukunft neu entwickelte Panzerplatten (höherer Schutz oder geringeres
Gewicht) nachzurüsten. Die verwendete Schutzstufe ist dem LMV von außen
nicht anzusehen.
Die Schutzstufe 3 wiegt rund 2t mehr als das ungepanzerte Fahrzeug und reduziert
Nutzlast und Mobilität entsprechend. Der Vorteil des LMV gegenüber
vielen anderen geschützten Fahrzeugen liegt jedoch darin, dass das Fahrzeug
bereits für dieses Zusatzgewicht konstruiert worden ist und die Fahreigenschaften
nur wenig leiden sollen.
Ein LMV wird in eine C-27J Spartan verladen. Die Luft-transportfähigkeit
war ein wichtiges Kriterium bei der Entwicklung des Fahrzeugs.
© Iveco
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Die österreichischen LMV sind wie die britischen Fahrzeuge (Panther CLV)
für eine 4köpfige Besatzung ausgelegt und mit einer Waffenstation
ausgerüstet.
© British MoD
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Das LMV ist auch mit einer ABC-Schutzanlage ausgestattet. Darüber hinaus
wurde bei der Konstruktion des Fahrzeugs auf eine niedrige Silhouette, geringe
Wärmeabstrahlung (geringes Infrarot-Bild) und auf ein schallgedämpftes
Triebwerk wertgelegt. Die Lackierung hat eine radarstrahlenabsorbierende Wirkung.
Welches Schutzniveau in den österreichischen Fahrzeugen realisiert wird,
ist bislang nicht bekannt.
Technische Daten
Technisch basiert das LMV auf einem 4x4 Antriebsstrang des österreichischen
Engineering Center Steyr, einer Tochter von Magna Steyr. Bei dem Triebwerk handelt
es sich um einen Iveco F1D Common-Rail Turbodiesel. Das ZF Getriebe wurde einem
Iveco Daily Lieferwagen entlehnt.
© ECS
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Typ: M65EI9WM 4x4 Light Multirole Vehicle (LMV)
(alias: Panther Command and Liaison Vehicle (CLV) von BAE Systems Land Systems
bzw. Caracal von Rheinmetall Landsysteme GmbH)
Hersteller: IVECO S.p.A., Defence Vehicles Division (DVD), Turin (It)
Endmontage: EMPL Fahrzeugwerk GmbH, Kaltenbach (AUT)
Besatzung: 1+3 (Österreich-Version)
Länge: 4,704 m [Ausführung lang: 5,504m] / Breite: 2,05m / Höhe:
1,95m / Radstand: 3,2m [Ausführung lang: 3,5m] / Spurweite: 1,72m /
Bodenfreiheit: 0,493m
Zulässiges Gesamtgewicht: 7t
Einsatzgewicht: 6,5 t (STANAG 4569 Level 3)
Nutzlast: 3t (bis 1,2t bei STANAG 4569 Level 3)
Anhängerlast: bis 4,2t
Triebwerk: schallgedämpfter IVECO F1D 3,0 Liter Common Rail Turbodieselmotor
mit 136 kW (185 PS) bei 3.700 U/min;
Drehmoment: 456 Nm bei 1.800 U/min
Antriebsstrang: 2stufiges Verteilergetriebe, Front- und Hinterachse Differentiale
(sperrbar), sowie 4 Planetenradsätze, permanenter Allradantrieb, Hersteller:
Engineering Center Steyr GmbH & Co KG
Getriebe: ZF Getriebe 6HP260, 6 Gang-Automatik
Reifen: 325/85 R16 mit Notlaufeigenschaften und zentraler Reifenfüllanlage
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Verbrauch: 14 Liter Diesel / 100 km
Reichweite: 500 km +
Steigfähigkeit: 60% / Querneigung: 30% / Kletterfähigkeit: 0,5m /
Wattiefe: 0,7m (1,2m mit Vorbereitung / Schnorchel)
Wendekreis: unter 14m
Einsatztemperatur: -32 bis +49 Grad Celsius
Bewaffnung: 12,7mm üsMG Browning M2 in ferngesteuerter Waffenstation ORWCS
(Overhead Remote Controlled Weapon System) von Elbit Systems Ltd. (IS), zugeliefert
von ESL Advanced Information Technology GmbH (ESL-AIT) (AUT)
Selbstschutz: AMAP (Advanced Modular Armor Protection) vom Ingenieurbüro
Deisenroth IBD (GER), ABC-Schutzanlage
Ausrüstung: Reifen mit Notlaufeigenschaften, zentraler Reifenfüllanlage
(CITS - on-board central tyre inflation system), Minenschutzsitze, bordeigenes
Diagnosesystem, Rückfahrkamera, Druckluftbremsanlage (daher u.a. 4,5t Anhängerlast
möglich), Klimaanlage, radarstrahlenabsorbierende Lackierung
Lufttransportfähigkeit: 1x C-27J Spartan, 1x C-160 Transall, 2x C-130 Hercules,
8x C-17, 15x C-5 Galaxy / extern: CH-53, CH-47 Chinook, EH101 /
Luftlandefähig per Fallschirm
Betreiber (Jan 2008): Italien (Lince VLTM - Veicoli Tattici Leggeri Multiruolo),
Großbritannien (Panther CLV - Command and Liaison Vehicle von BAE Systems
Land Systems), Belgien (LATV - Light Armoured Tactical Vehicle), Norwegen, Kroatien,
Spanien, Tschechische Republik, Albanien, Österreich
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