Ausrüstung

Kabul 2002. Hier bereitet man sich auf eine Nachtpatrouille vor. Der Soldat in der Mitte ist mit Nachtsichtbrille Lucie von Thales und dem Nachtzielgerät KN252Z ausgerüstet.
Unter den JaKdo-Westen erkennt man die "alte" Gallet Kugelschutzweste.
Links ein Soldat der Bundeswehr, im Hintergrund ein Pandur Radpanzer.
© Bill Gritton
 
Gerade in diesem Bereich gibt sich das Jagdkommando sehr bedeckt. Neben der beim Bundesheer eingeführten Ausrüstung stehen eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen zur Verfügung, von der andere Waffengattungen nur träumen können.
Das Jagdkommando ist z.B. mit modernen digitalen und abhörsicheren Kommunikationsmitteln aller Kategorien ausgestattet - ein Muss für Einheiten, die oft weit entfernt vom "eigenen Lager" operieren und Aufklärungsdaten übermitteln. Natürlich werden auch Satellitennavigationsgeräte (z.B. GPS Moving Maps von Garmin), Nachtsichtbrillen und Nachtzielgeräte der letzten Generation eingesetzt.
Für Fallschirmspringer, Kampftaucher, Personenschützer und für Einsätze im Gebirge oder im bebauten Gebiet gibt es Sonderausrüstung.
"Ohne Mampf kein Kampf": Für das Jagdkommando wurde eine eigene, in Tagesportionen verpackte, Jagdkampfverpflegung eingeführt.
 
Uniformierung

Überlebenswoche.
Kampfanzug 75 mit der Hose des KAz M 57, Kampfweste, Dschungelhut
. © JaKdo-Buch
Grundsätzlich steht seit etwa 2003 der sogenannte Kampfanzug Neu zur Verfügung - von Socken bis zur Kugelschutzweste. Natürlich wird der Kampfanzug durch einige jagdkommandospezifische Teile ergänzt - z.B. durch die Kampfweste Eagle TAC-V1-N, den Feldschuh Nr. 5 ("JaKdo-Patschn") und durch den großen JaKdo-Rucksack. Wie bei Eliteeinheiten aber oft zu sehen, bilden die Uniformen im Feld ein buntes Allerlei aus Kampfanzügen früherer Tage (KAz 75, KAz M 57 / Tarnanzug) und selbstbeschafften Teilen. Generell ist der Anteil an selbstbeschafften Uniformteilen und Ausrüstung sehr hoch - vom Dschungelhut, über Tiefzieholster und Multitools bis hin zu alternativen Schuhwerk.
Bei Auslandseinsätzen an der Seite von österreichischen Soldaten anderer Waffengattungen wird auf ein einheitlicheres Erscheinungsbild wertgelegt.
 
Natürlich stehen neben dem Kampfanzug eine Reihe von speziellen Kleidungsstücken zur Verfügung. Für die Zugriffsteams stehen flammhemmende Overalls, spezielle Schutzwesten und Helme bereit. Für Scharfschützen gibt es verschiedene Tarnoveralls. Ein Modell erschwert auch die Aufklärung durch Wärmesensoren.
 
Das Jagdkommando benutzte außerdem schon vor der Einführung des Aktivkohle-ABC-Schutzanzuges des Bundesheeres einen zweigeteilten Schutzanzug mit Tarnmuster. Diese Aktivkohleanzüge schützen für etwa 6 Stunden vor Strahlung, biologischen und chemischen Waffen und haben gegenüber anderen Schutzanzügen den Vorteil, dass man sich nicht nur in Sicherheit bringen kann, sondern auch unter ABC-Bedingungen voll einsatzbereit bleibt.
 

Zugriff zur Sicherstellung von radioaktiven Material.
Die Soldaten sind mit Aktivekohle-ABC-
Schutzanzügen, der "Zugriffs-
Schutzweste", Schutzmasken und kugelsicheren Helmvisieren ausgerüstet.
Bewaffnet sind sie mit StG-77 mit kurzem Lauf und P80 Pistolen.
© Bundesheer
 
Für die Fallschirmspringer steht ein eigener Overall zur Verfügung. Für die Kampfschwimmer ein schwarzer Neoprenanzug oder ein französischer Neoprenanzug mit Fleckentarnung.
Das Jagdkommandobarett ist heute "schlammgrün", war zu Beginn dunkelgrün, nach der Special Forces Affaire "olivgrün" und dann lange Zeit "weinrot". Im Gegensatz zu den anderen Truppengattungen wird im Inland nicht der Bundesadler, sondern das JaKdo-Abzeichen auf dem Barett getragen. Natürlich erst nach bestandenen Grundkurs.
 
Bewaffnung

ein Zugriffsteam kann zwei Verhaftungen verbuchen.
Die Soldaten tragen in diesen Fällen spezielle flamm-
hemmende Overalls, Schutzwesten und Helme.
Sie sind mit dem Sturmgewehr StG-77, der Maschinenpistole P90 der Schrotflinte Remington 870 und mit Pistolen Glock P 80 bewaffnet.
© Bundesheer
 
Die Standardbewaffnung des Jagdkommandos setzt sich aus den bewährten Waffen österreichischer Fertigung zusammen: der Steyr AUG Familie (StG-77), Glock Pistolen, das 7,62mm MG-74 und Scharfschützengewehre von Steyr Mannlicher.
Natürlich findet sich auch das 12,7mm Maschinengewehr M2 (üsMG) und das 8,4 cm Panzerabwehrrohr PAR 66/79 beim JaKdo.
Das 5,56 mm Sturmgewehr 77 / Steyr AUG wird in den Versionen A2 und zunehmend auch A3 eingesetzt. Verwendet wird es mit dem Standardlauf, dem kurzen "Kommandolauf" und dem schweren Lauf mit Zweibein. Außerdem wird auch die MP88 verwendet, die 9mm Maschinenpistole auf Steyr AUG Basis.
Standard-Seitenwaffe ist die 9mm Glock 17 (P80). Es wird aber auch die kompakte 9mm Glock 26 ("Babyglock", primär Personenschutz), die Cal .45 Glock 21 (primär Kampfschwimmer) und einige der vollautomatischen 9mm Glock 18 verwendet.
Für eine Spezialeinheit selbstverständlich kommen neben restlichtverstärkenden Nachtzielgeräten auch Aimpoint / Pro-Point Leuchtpunktvisiere, SureFire-Halogenlampen, Laserzielgeräte und Schalldämpfer zum Einsatz.
 
Einen Teil der beim Jagdkommando verwendeten Schusswaffen stellen wir Ihnen näher vor:
 

5,56mm Stg-77 / Steyr AUG A2 mit kurzem Lauf, KN252Z Clip-On Nachtzielgerät von Simrad Optronics und Halogen- Zielscheinwerfer.
Der Schütze hat einen Laserentfernungsmesser umgehängt.
Der liegende Schütze ist mit einem 7,62mm SSG 69 P4 mit Schalldämpfer, ZF 96 und dem KN 252Z ausgerüstet.
Beide tragen eine P80 Pistole in einem Tiefziehholster.
© JaKdo-Buch
das 5,56mm Steyr AUG A3 ist kann mit MilStd Picatinny Aufnahmen versehen werden und bietet daher viele Möglichkeiten, die Waffe an den jeweiligen Einsatz anzupassen - ideal für Spezialeinsatzkräfte.
Das Schienensystem kann auch auf ältere Modelle aufgesetzt werden.
© Steyr Mannlicher

das 7,62mm Scharfschützengewehr SSG 69 P4 "Police" von Steyr Mannlicher mit Schalldämpfer und Zielfernrohr 96.
Mit Standardmunition beträgt die effektive Reichweite 600m. Das Magazin fasst 5 Schuss. Gewicht: 5,12 kg.
Es werden neben der SSG 69 Familie auch andere Scharf-
schützengewehre verwendet.
© Doppeladler.com

das lMG-77 A2 ist ein StG-77 A2 mit langen Lauf (621mm) und Zweibein. Es eignet sich hervorragend als Waffe für Scharfschützen.
Dieses Gewehr ist mit einem AN/PVS-4 Restlicht-
verstärker ausgestattet.
Beim verwendeten Magazin handelt es sich um das große 42 Schuss Magazin.
© Truppendienst
dieses lMG-77 A2 ist mit einem Infrarot-Wärmebildgerät Mira von Thales ausgestattet. Mira wurde eigentlich die Panzer-
abwehrlenkwaffe Milan entwickelt und hat eine Reichweite von 3 km. Daher eignet sich der Sensor sehr gut für Aufklärungszwecke.

das schwere Scharfschützen-
gewehr Barrett Modell 95M im Kaliber 12,7 x 99mm (.50).
Effektive Schussweite: 1.800m. Das Magazin fasst 5 Schuss. Das Gewehr ist 1,14m lang und wiegt ohne Munition 10 kg. © Bill Gritton
Kampfschwimmer mit
Glock 21 Kaliber .45 mit Schalldämpfer, Laserzielgerät, Zielscheinwerfer.
© JaKdo-Buch
die 9x19mm Steyr TMP mit aufgesetzten Schalldämpfer und Aimpoint Leuchtpunkt-
visier. Auch diese Waffe wird vor allem von den Kampf-
schwimmern eingesetzt.
Feuerrate: 800-900 Schuss pro Minute.
Leergewicht: 1,3 kg
Länge: 282 mm
Magazin mit 30 Schuss.
© Doppeladler.com
Die P90 ist eine 5,7 mm Maschinenpistole. Die Feuer-
rate beträgt 900 Schuss/min, die effektive Schussweite 200m.
Die P90 wiegt mit vollem 50 Schuss Magazin 3kg und ist 50cm lang. Die Hülsen werden nach vorne ausgeworfen - ein Vorteil im Häuserkampf und auch für Linkshänder.
© FN Herstal
 
Die Maschinenpistole P90 von der belgischen Waffenschmiede FN Herstal erfreut sich beim Jagdkommando zunehmender Beliebtheit. Die P90 verschießt die 5,7x28 mm Patrone SS190, die bei besseren Leistungsdaten nur die Hälfte einer 9 mm Patrone wiegt. Die Mündungsgeschwindikeit der SS190 beträgt 715 m/s. Die Durchlagskraft gegenüber Stahl- oder Keramikpanzerplatten ist mit jener einer 5,56mm Patrone vergleichbar. Aber: die SS190 durchschlägt die gängigen Kevlarwesten und -helme.
Die P90 besitzt links und rechts auf der Visiereinrichtung MilStd Picatinny Aufnahmen für Laserzieleinrichtungen, SureFire-Halogenscheinwerfer etc. Natürlich gibt es auch einen passenden Schalldämpfer, der in Verbindung mit einer speziellen 5,7 mm Unterschall-Munition besonders leise Schüsse ermöglicht.
 
die Schrotflinte Remington 870 wird gleich in mehreren Versionen verwendet. Oben eine Standardausführung, unten mit Klappschaft und integriertem Scheinwerfer. Das JaKdo setzt neben Schrotpatronen auch Türöffner-, Gummi- oder Schock-Blitz-Geschosse Mit Mündungsaufsatz können auch Granaten verschossen werden. © Doppeladler.com

Granatwerferaufsatz AG36 von Heckler & Koch im Kaliber 40 mm. Damit können Spreng-, Nebel-, Rauch-, Tränengas-, Leucht- und Flashbanggranaten etwa 300m weit verschossen werden. Inkl. Adapter wiegt der Werfer 1,82 kg.
Der Lauf wird zum Nachladen nach links ausgeschwenkt. Im Gegensatz zu anderen Aufsätzen können daher Granaten unterschiedlicher Länge verschossen werden.
© Doppeladler.com


der 37mm TL-8 Multi Shot Launcher von Combined Tactical Systems hat ein Revolvermagazin für sechs
37 oder 38mm Granaten, wiegt 4,7kg und ist 55,9cm lang.
Auch ein einschüssige (Tränen-)Gasgranatgewehre und Gasgranatpistolen finden Verwendung.
Der Soldat im Hintergrund trägt ein ballistisches Schild. Er ist mit einem Remington 870 Schrotgewehr bewaffnet.
© JaKdo-Buch
ein 60mm Kommando-
granatwerfer M6C der österr. Firma Hirtenberger kann von nur einem Schützen bedient werden.
Spezielle Sprenggranaten reichen bis zu 4.000m weit.
Daneben gibt es auch Nebel- und Leuchtmittelgranaten.
(der Schütze auf dem Foto ist nicht vom JaKdo)
© Hirtenberger
 
Das Jagdkommando besitzt eine sehr umfangreiche Sammlung von Sturmgewehren, Maschinengewehren, Maschinenpistolen, Pistolen und Scharfschützengewehren aus Ost und West. Auf einem großen Teil davon wird auch ausgebildet. Ob diese dann auch in Einsätzen verwendet werden ist nicht bekannt. Denkbar wäre es vorallem im Bereich der Scharfschützengewehre.
Natürlich werden auch Messer eingesetzt - wie das Glock Feldmesser 78 oder das Feldmesser KCB77 M1 mit Drahtschere. Oft werden Messer privat beschafft.
Zur Bewaffnung des Jagdkommandos gehören auch Spreng-, Rauch- und Nebelhandgranaten, Richtsplitterladungen und Sprengsätze verschiedenster Art.
 
Transportmittel

Jagdkommandosoldaten im Jahr 2002 auf Patrouille um Kabul, Afghanistan.
Der Puch G ist mit einem
7,62 mm MG-74 ausgerüstet. Links daneben liegt ein
8,4 cm PAR 66/79 bereit
© Bundesheer
 
Das Jagdkommando greift zur Erfüllung seiner Aufgaben auf Boden-, Luft- und Wasserfahrzeuge anderer Waffengattungen zurück.
Es besitzt aber auch eine Reihe von Militär- und unauffälligeren Zivilfahrzeugen, Schlauchboote und Faltkajaks.
Eine Schlüsselrolle kommt den Heeres-Hubschrauberpiloten zu, die zu den weltweit besten ihrer Zunft gehören.
Für Fallschirmsprünge werden in erster Linie Hubschrauber vom Typ AB-212 und die PC-6 Pilatus Porter eingesetzt. Daneben stehen die beiden Skyvans und selten auch die Hercules Transporter für Trainingssprünge zur Verfügung.
 
zur Entstehung des Jagdkommandos
Natürlich standen schon Spezialeinheiten unter Wiener Kommando, bevor 1955 das Bundesheer der Zweiten Republik gegründet wurde.
Die k.(u.)k. Monarchie setzt (aus Soldaten und Gendarmen gebildete) Sondereinheiten lange Zeit fast ausschließlich zur inneren Sicherheit und nicht zur taktischen Kriegführung ein. Deckung nehmen, Tarnen oder auch das verdeckte Tragen einer Waffe gilt in Europas Armeen bis zum 1. Weltkrieg als unehrenhaft.
Erst als man es 1878 bei der Okkupation Bosniens und der Hercegowina mit Insurgenten (Widerstandskämpfer) zu tun bekommt, gründet man die sogenannten Streif-Corps. Die später auch als Strafunis oder Graue Falken bekannten Einheiten überwachen das Grenzgebiet zu Montenegro und werden hauptsächlich und recht erfolgreich gegen Waffenschmuggler eingesetzt.
 
Ein k.u.k. Jagdkommando im 1. Weltkrieg - etwa 1914.
Jagdkommandos - oft auch "Streifabteilungen" genannt - wurden an allen Fronten für die Nahaufklärung und für Patrouillen eingesetzt.
Die regulären Truppen blieben die meiste Zeit über in ihren Schützengräben.

 
Im 1. Weltkrieg führen russische "Ochotschnitschja Kamanda" (Jagdkommandos) mit großen Erfolg Störaktionen gegen die österreichische Linien durch. Diese Einheiten wurden in Russland bereits 1886 aufgestellt, wurden aus der Jägertruppe und erfahrenen Jägern heraus rekrutiert und standen für besondere Aufgaben bereit.
Schon im Winter 1914/15 folgen die Fronttruppen der k.u.k. Armee dem russischen Beispiel und stellen ohne kaiserlichen Befehl ebenfalls Jagdkommandos für Nahaufklärung und Patrouillen auf. So kommt erstmals der Begriff "Jagdkommando" nach Österreich.
1916 werden offiziell die Sturmtruppen, später oft auch als Sturmpatrouillen bezeichnet, gebildet. Sie sollen, nach deutschem Vorbild, feindliche Linien durchbrechen und Schützengräben erobern, übernehmen aber in der k.u.k. Armee zusätzlich auch die Aufklärungsarbeit der Jagdkommandos. Erstmals gibt es nicht nur eine Selektion besonders geeigneter Soldaten, sondern auch eigene Spezialkurse für Sondereinheiten, die Sturmtruppkurse.
 

K.u.k. Sturmpatrouille. Beachte die Granaten und die Schutzmasken.
Diese Sturmtrupps waren auch mit mittelalterlich wirkenden Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet.

 
Im 2. Weltkrieg dienen Österreicher natürlich auch in Spezialeinheiten der Deutschen Wehrmacht - zumeist wieder auf dem Balkan und diesmal gegen Titos Partisanen (z.B. die Division Brandenburg, einer der brutalsten Wehrmachtsverbände, die keine Konventionen achteten). Dieser Umstand ist wohl einer der Hauptgründe, warum österreichische Politiker lange Zeit den eigenen Spezialeinheiten misstrauen sollten.
 
Nach der Gründung des Bundesheeres der Zweiten Republik werden 1956 in den Infanteriebataillonen spezielle Kampfzüge aufgestellt, die für Aufklärung, Stoßtrupps oder kleinkriegsartige Einsätze vorgesehen sind. Die Infanteriekampfschule bildet aus Spitzensportlern und besonders fähigen Unteroffizieren einen elitären Kampfzug, der das Erbe der österreichischen Spezialeinheiten mit den Erfahrungen aus dem 2. Weltkrieg vereinigt.
1958. Im Rahmen eines Studienaustausches gehen zwei Offiziere der Infanteriekampfschule an die Special Warfare School in Fort Bragg und durchlaufen eine Luftlandeausbildung bei der 82. US Luftlandedivision.
1959 werden diese Kampfzüge und die Infanteriekampfschule aufgelöst und das Infanterie-Schulbataillon gegründet. Spezialausbildung erfolgt nur im Rahmen von Unteroffizierskursen.
 
Jagdkommandosoldaten in den 1960ern im Kampfanzug
M 57, dem "Fleckerlteppich".
Bei der Waffe handelt es sich um den 7,62mm Karabiner M1A1, der für die Ausbildung eingesetzt wurde.
Bei Einsätzen griff man lieber zur russischen Maschinen-
pistole MP41 - ebenfalls mit Klappschaft.
© IGJ
 
Die rasche Wiederbelebung der Sondereinsatzkräfte in Österreich ist dem persönlichen Engagement einiger Offiziere und Unteroffiziere zu verdanken. Denn der Ausbau der US Rangerausbildung und die Gründung vieler Spezialeinheiten, wie z.B. der US Special Forces, machen neugierig.
1961 besuchen wieder Österreicher den Ranger-Kurs in Fort Benning, den Special Forces Officer Course in Fort Bragg und die französische Luftlandeschule in Pau. Der Austausch mit amerikanischen und französischen Spezialeinheiten bleibt aufrecht und intensiviert sich.
Ein wenig später kommen noch gute Kontakte mit schwedischen und britischen Sondereinheiten dazu.
1962 erscheint der "Kleinkrieg im Rücken des Gegners" in der neuen österreichischen "Doktrin des hohen Eintrittspeises". Die neu gegründete Heeres Sport- und Nahkampfschule (HSNS) in der Maria Theresien Kaserne erhält den Auftrag zur Sonderausbildung aller Art. Spitzensportler mischen sich mit Kaderpersonal des aufgelösten Kampfzuges der Infanterie-Kampfschule.
Die Politik scheute jedoch von geschlossenen Spezialeinheiten zurück (sie könnten ja gegen sie eingesetzt werden!) und so beschließt man, dass die Jagdkommandosoldaten nach ihrer Ausbildung als Kadersoldaten zurück zu ihren Truppenkörper gehen und dort für den Jagdkampf zuständig sein sollen. Jagdkampf wurde als eine Kampfverfahren für die Infanterie verstanden. Jedem Verband im Bundesheer seine Spezialisten.
Die bereits kurze Zeit später de facto existierenden präsenten Einsatzkräfte werden erst einige Zeit später akzeptiert.
 
Nahkampf-Grundausbildung in den 1960er Jahren.
Die Entwicklung der Nahkampfausbildung profitierte sehr von den Spitzensportlern der HSNS, die zahlreiche Titel in verschiedenen Kampfsportarten vorweisen konnten.
Nahkampf wird ohne Waffe, mit Stich- und Schusswaffen trainiert.
© JaKdo-Buch
 
In Kaisersteinbruch findet 1963 der erste Jagdkommando-Grundkurs (damals "Jagdkommando-Vorbereitungskurs") statt. Er dauert drei Monate und ist noch stark an der US Rangerausbildung orientiert, was sich später ändern sollte. Kursteilnehmer sind ausschließlich Einjährig-Freiwillige (EF) der damaligen Maturantenkompanien. Zwei Jahre später wird der erste Fallschirmspringer-Grundkurs wird abgehalten.
1966. Die Special Forces Affaire. Nie fand das Jagdkommando mehr der so ungeliebten Beachtung in der Öffentlichkeit. Auslöser waren Ausbildner der US Green Berets, die für kurze Zeit beim Jagdkommando und auf der Militärakademie Kurse abhielten. Aus irgendeinem Grund trugen einige dieser Ausbildner österreichische Kampfanzüge, ein Umstand, der durch die "linke" Presse skandalisiert wurde.
Von 1967 bis 1977 übersiedelt das Jagdkommando nach Hainburg. Es erhält einen Kampfschwimmerzug.
1968. Erst jetzt kommt es zu einer ersten vorläufigen Vorschrift über den Kleinkrieg. Die Spezialausbildung wird zunehmend regelmentiert.
In der Abgeschiedenheit Hainburgs werden die Lehrinhalte der Jagdkommandokurse immer umfangreicher und besser an österreichische Gegebenheiten angepasst. Die Erfahrungen jedes Kurses und jedes Austauschs mit anderen Spezialeinheiten fließen sofort in den nächsten Kurse ein.
 
Jagdkommandosoldaten im damals neuen Feldanzug 75 mit dem 7,62mm Sturmgewehr StG-58.
© JaKdo-Buch
das Jagdkommando übte das Aufklären und Ausschalten von mobilen Boden-Boden Raketen lange vor Desert Storm.
Hier ein Steyr 680 LKW als "Scud"-Dummy aus 1977!
© JaKdo-Buch
 
Seit 1978 wird die Jagdkommandoausbildung in Wiener Neustadt durchgeführt. 1986 wird das "Ausbildungszentrum Jagdkampf" aus der HSNS herausgelöst und als selbständiges Schulkommando aufgestellt.
Im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion kommt es zu einer Neuausrichtung des Jagdkommandos. Der Guerilla-Krieg und Kampf gegen feindliche Spezialeinheiten auf österreichischen Boden verlieren an Bedeutung.
1999 erfolgt die Umbenennung in "Zentrum Jagdkampf".
2002 erfolgt die Aufstellung des Kommando Spezialeinsatzkräfte (KdoSEK) als operativ führendes Kommando. Das "Zentrum Jagdkampf" wird zum Jagdkommando und dem KdoSEK direkt unterstellt.
Zukunft: Im Zuge der Heeresreform BH 2010 wird das KdoSEK aufgelöst und das Jagdkommando direkt dem Streitkräfteführungskommando unterstellt.
 

zwei Kampfschwimmer im französischen Fleckentarn-Neoprenanzug in den frühen 90ern. Gegenseitige Ausrüstungskontrolle ist unter Buddies eine Selbst-
verständlichkeit.
Die Bewaffnung besteht aus 9mm Steyr MP 69. Mit dabei auch ein Schwimmbett mit Unterwasserkompass und Tiefenmesser. © JaKdo
 
Einsätze
Von vielen Einsätzen des Jagdkommandos wird die Öffentlichkeit vermutlich nie erfahren.
Aufgrund der Aufgabenstellung lässt sich aber ableiten: bei jedem Auslandeinsatz des österreichischen Bundesheeres waren Jagdkommandokräfte beteiligt.
Außerdem leisten Kommandosoldaten immer wieder Assistenzeinsätze bei Hochwasserkatastrophen und Lawinenabgängen.
Die Personenschützer sind natürlich tagtäglich im Einsatz.
 
gut getarnter Scharfschütze.
© Bundesheer
 
einige bekannte Einsätze
:
1968. Während der CSSR Krise verstärkt das Jagdkommando den Personenschutz und sichert das Kommandogebäude General Körner. "Aufklärungsmaßnahmen" werden durchgeführt und eine Eingreifkraft aufgestellt, die im Falle subversiver Angriffe eingesetzt werden soll. Es werden TIR-Kühl-LKWs aus dem Osten observiert, die in Österreich eindringen und Pannen vortäuschen. Diesen getarnten Fernmeldezentralen wurde natürlich schnell geholfen, damit sie ihre Fahrt fortsetzen können.
Das Jagdkommando wird damals durch eine Alarmkompanie der HSNS verstärkt, die die Außensicherung vornimmt.
1972. Als Antwort auf den Terroranschlag 1972 werden Jagdkommandos in den Nahen Osten verlegt um dort die eskalierende Lage mit gezielten Störaktionen und Sabotageakten einzudämmen. Manche Soldaten verbringen mehr als 20 Monate im damaligen Kriegsgebiet um die Golanhöhen.
1973. Angesichts starker terroristischer Aktivitäten in Europa wird das Jagdkommando mit dem Schutz des Schah von Persiens betraut, der für einige Tage in Wien weilt (die Cobra gab es damals noch nicht).
1991. Krise in Slowenien. Das Jagdkommando hilft bei der Überwachung des Grenzgebietes.
1997. Das Zentrum Jagdkampf leitet ein 125 Mann starkes Wach- und Sicherungskontingent in Albanien. Im Rahmen der Multinational Protection Force werden Lager, See- und Flughäfen und Wahllokale gesichert. Wahlbeobachtern wird Personenschutz geleistet.
1999. Am 3. April wird ein Zug des Zentrums Jagdkampf als Teil des Wach- und Sicherungselements für die österreichischen Hilfstruppen für Albanien angefordert (ALTHUM/ALBA, Österreich-Dorf in Skhodra).
In Albanien angekommen sorgte man für Personenschutz, Geleitschutz für Geld- und andere Transporte und führt Sicherheitsüberprüfungen durch. Es kommt zu einigen Schusswechseln.

In weiterer Folge waren und sind Jagdkommandokräfte im Kosovo (KFOR), in Bosnien (SFOR) und in Afghanistan (ISAF) im Einsatz.
2001. Im Kosovo stationierte Jagdkommandokräfte klären Gebrigsrouten von Waffenschmugglern in der Nähe des bereits öfter mit Granatwerfern beschossenen Dorfes Tetovo auf. Ein Hinterhalt österr. KFOR-Truppen gelingt. Es kommt zu Festnahmen und der Sicherstellung der transportierten Mörsergranaten - keine Granate traf seither das Dorf. Zuvor versuchten bereits die Türken und Briten den Schmugglern das Handwerk zu legen.
Außerdem unterstützen Jagdkommandokräfte die Durchführung von Kriegsverbrecherprozessen (Personenschutz, Konvoischutz).
2002. Am 8. Juni beschließt die Bundesregierung die Entsendung von Jagdkommandokräften und Teilen des Jägerbataillons 25 nach Kabul, Afghanistan (ISAF-Einsatz).
 
das Jagdkommando heute
Aufgrund der Entwicklungen und Einsatzerfahrungen der letzten Jahre gewinnen die Spezialeinsatzkräfte auch in Österreich weiter an Bedeutung. Beim Bundesheer wird diesem Umstand durch die personelle Verdoppelung des Jagdkommandos im Zuge der Heeresreform BH 2010 Rechnung getragen.
Neben dem "laufenden Betrieb" müssen künftig zwei Special Operations Task Groups (SOTGs) für Spezialeinsätze zur Verfügung stehen.
Diese Kampfgruppen werden je nach Bedarf zusammengestellt und ausgerüstet und müssen - wenn nicht zuvor in Alarmbereitschaft versetzt - in maximal 5 Tagen weltweit einsatzbereit sein. Vorausteams sind auch innerhalb einiger Stunden einsatzbereit.
Bei einem künftig möglichen Einsatz einer österreichischen Framework-Brigade ist die Verfügbarkeit einer SOTG im Einsatzraum vorgesehen, um nationale Aufträge sowie Aufträge der übergeordneten Kommandoebenen zu erfüllen.
Auslandseinsätze sind heute beim Jagdkommando obligatorisch.
 

Links: Schutzausrüstung für den Ortskampf © Bundesheer
Oben: Scharfschütze mit SSG 69 © Bundesheer
 
Den internationalen Vergleich braucht das Jagdkommando nicht zu scheuen.
Die Aus- und Weiterbildung wurde im Laufe der Jahre ständig verbessert und findet international hohe Anerkennung. Sie gewinnt durch den verstärkten Austausch mit anderen europäischen Sondereinheiten weiter an Qualität.
Bei internationalen Vergleichskämpfen, bei denen Spezialeinheiten in einsatznahen Disziplinen gegeneinander antreten, erringen Österreichs Kommandosoldaten stets absolute Spitzenplätze. Kaum eine andere Spezialeinheit ist in der Lage, in sämtlichen Kategorien zu gewinnen.
 

Österreich bietet den geübten Freifall-Springern eine traumhafte Kulisse.
Bei Sprüngen aus über 4.000m Höhe müssen Sauerstoffmasken angelegt werden.
Verlässliche, robuste GPS Navigationsgeräte von Garmin sind bei solchen Sprüngen besonders wichtig.
© Bundesheer

 
Der Austausch zwischen den Spezialeinheiten in der EU nimmt zu. Jagdkommandosoldaten nehmen an Austauschprgrammen teil (z.B. mit dem deutschen KSK) oder besuchen Kurse in den Regenwäldern von Belize oder in der Antarktis. Im Gegenzug veranstaltet das Jagdkommando im Rahmen der Arbeitsgruppe "European Special Forces" (EUSOF) auch Kurse für ausländische Spezialeinheiten.
Die Übung Harfang 2005 hatte z.B. Einsätze im Tiroler Hochgebirge zum Thema - inkl. Fallschirmabsprünge und Anlandungen mit Hubschraubern auf verschneiten Hängen.

Für das Jahr 2004 sieht die Bilanz wie folgt aus: Zwei außerplanmäßige Einsätze in Südosteuropa, zwei weitere konkrete Einsatzvorbereitung-
en, 16 außerplanmäßige Personenschutz- und 19 Hundespüreinsätze. Daneben wurden im Rahmen der Ausbildungsaufgaben 28 Kurse durchgeführt, 6.400 Fallschirmsprünge sowie 735 Tauchgänge durchgeführt.
  
Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Fragen zu Aufnahmebedingungen oder Bewerbungen beantworten. Ihre Fragen richten Sie bitte an:
Jagdkommando; Maximilian-Kaserne; Fischauergasse 66, 2700 Wr. Neustadt
Tel: +43 (0)50201 - 0 oder an die
Ergänzungsabteilung Ihres Bundeslandes - hier klicken!
  

Literatur:
Jagdkommando - Sondereinheiten des österreichischen Bundesheeres.
von Wolfdieter Hufnagl, Motorbuchverlag,
Stuttgart 2001, 190 Seiten, ISBN 3-613-02079-3


Inhalt: Jagdkommando, Die Flugretter des Bundesheeres, das Luftlande-Jägerbataillon 25.
Nicht unumstrittenes Werk, dass aber die einzige Quelle darstellt, die sich etwas näher mit dem Jagdkommando befasst und daher schon deshalb äußerst informativ ist.
Die Bildquelle "© JaKdo-Buch" bezieht sich auf dieses Werk!
       
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SEITE 01
SEITE 02
ZU BESUCH BEIM JAKDO
Abzeichenverleihung und
Gefechtsvorführung

 

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