Österreich ist, wie unsere Bundeshymne schon besingt, ein "Land der
Berge" - mehr noch als bei vielen anderen EU-Nachbarn liegen weite Teile
unseres Landes im alpinen Gebiet. Aus dieser geografischen Situation heraus
haben sich österreichische Crews in den Helikopterverbänden zu international
angesehenen Experten in der Hochgebirgsfliegerei entwickelt. Die Weitervermittlung
dieses sehr speziellen und für sicheres Fliegen unverzichtbaren Wissens
ist Aufgabe der zweimal jährlich (jeweils Sommer und Winter) abgehaltenen
zweiwöchigen HGL-Kurse.
Das Themengebiet dehnt sich dabei vom aufzeigen physischer und psychischer Belastungen
beim Fliegen "an der Grenze" hin zur Wetter-, Schnee- und Lawinenkunde,
über das Auswählen und sichere Anfliegen von Landeplätzen, sowie
dem Abstellen und Absichern des Luftfahrzeugs im Gebirge bis hin zur Nachtlandung
im alpinen Gelände. Alle diese Bereiche werden zuerst in der Theorie geschult
und dann in der Praxis wiederholt trainiert.
Diese Kurse stellen gleichzeitig den Abschluss der Ausbildung zum Hubschrauber-Einsatzpiloten
dar.
der Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg in Aigen im Ennstal (Steiermark).
© Helmut Skrdla
Der junge Anwärter beginnt mit neun Monaten Grundausbildung beim Fliegerregiment
1 in Langenlebarn wo die Schulung auf Agusta Bell
AB-206 Jet Ranger erfolgt, und erhält dann bei seinem Verband das Type-Rating
auf dem dort eingesetzten Muster. Als nächstes werden Außenlandungen,
Tief- sowie Verbandsflug gelehrt, zudem erfolgt bereits die Beauftragung mit
einfacheren Flugaufgaben. Erst nach ca. zweieinhalb Jahren und etwa 600 Flugstunden
erfolgt dann die Teilnahme an den Hochgebirgslandekursen (HGL's), wovon zwingend
beide (Sommer und Winter) absolviert werden müssen. Nur nach dieser abschließenden
Ausbildung kann ein Flugzeugführer uneingeschränkt als Einsatzpilot
verwendet werden - was aber nicht aufschließt, dass er nach wie vor manchmal
vielleicht einen erfahreneren Kameraden zur Seite bekommt um die letzten Feinheiten
"on the Job" zu lernen.
Sud-Aviation SA 316B Alouette III - die Hausherren in Aigen.
Alle Hubschrauber, die am Winter-HGL teilnehmen, sind für Außenlandungen
auf einer Schneedecke mit einem Einsinkschutz an Fahrwerk bzw. Kufen ausgestattet.
© Helmut Skrdla
HGL's werden für alle Verbände gemeinsam abgehalten - so verwundert
es nicht das meistens alle Helikoptertypen vertreten sind, die beim Bundesheer
Verwendung finden, da es immer einen oder zwei Piloten pro Einheit gibt, welche
die Ausbildung abschließen müssen. Auch diesmal waren am Fliegerhorst
Fiala-Fernbrugg in Aigen ein
S-70 Black Hawk und OH-58 Kiowas vom Fliegerregiment 1 (FIR1),
mehrere Agusta-Bell 212 vom FIR3 aus Linz-Hörsching, und natürlich
Alouette III vom Hubschraubergeschwader, welches ja in Aigen seine Heimatbasis
hat, vertreten.
Das Hubschraubergeschwader stellt übrigens derzeit drei Alouette III in
Tuzla für die EUFOR in Bosnien mit den primären Aufgaben Verbindung,
Transport und Aufklärung. In den bergigen, waldigen und eher unwegsamen
Gegenden macht sich die Erfahrung unserer Flugzeugführer in genau dieser
Art Terrain bezahlt.
Alouette III
© Helmut Skrdla
Agusta-Bell AB 212
© Helmut Skrdla
© Helmut Skrdla
Sikorsky S-70A-42 Black Hawk.
© Helmut Skrdla
der Loadmaster im Black Hawk.
© Helmut Skrdla
Bell OH-58B Kiowa
© Helmut Skrdla
Alouette III in der Fliegerwerft Aigen.
Die Fliegerwerft ist als Alouette III Typenwerft für alle Hubschrauber
dieses Typs beim Bundesheer verantwortlich.
© Helmut Skrdla
Nicht nur einheimische Luftfahrzeugführer werden in den HGL-Kursen geschult
- regelmäßig sind auch Gäste aus ganz Europa und den Vereinigten
Staaten zu Besuch um sich ebenfalls diese Qualifikationen anzueignen. Denn interessanterweise
wird durch die Zunahme an internationalen Einsätzen in bergigen Gebieten
(zur Zeit vor allem Afghanistan) die Gebirgsfliegerei auch für Länder
wie Großbritannien ein Thema, welche traditionell damit eigentlich keine
Erfahrung haben - und abgesehen von der Schweiz, die für den dortigen Kurs
aber selbst kaum noch Gäste einlädt, gibt es neben Österreich
keine andere europäische Nation die besser diese Grundlagen vermitteln
könnte.
zugast beim HGL 2006: Eurocopter EC-135 der deutschen Heeresflieger.
© Helmut Skrdla
© Helmut Skrdla
Mit den amerikanischen UH-60 Piloten aus Oregon besteht eine besonders gute
Zusammenarbeit - sie lernen hier im Lande das fliegen im Hochgebirge, und schulen
dafür in den Vereinigten Staaten österreichische Crews im Flug mit
Nachtsichtgeräten (NVGs).
Häufig sind in letzter Zeit auch die Herren von der deutschen Heeresfliegerwaffenschule
in Bückeburg anzutreffen, welche hier mit EC-135 ihre Fluglehrer im alpinen
Gebiet ausbildet - die dann wiederum in Deutschland ihr Wissen an die dortigen
Einsatzpiloten vermitteln. Der EC-135 wird als ausgezeichnete Schulplattform
für den neuen
NH-90 angesehen, da eine große Ähnlichkeit zwischen beiden Maschinen
besteht.
Auch der österreichische ÖAMTC (der ja selbst EC-135 betreibt, wovon
einer sogar in Aigen stationiert ist) wird demnächst 50 bis 60 ihrer Luftfahrtzeugführer
auf den acht VFR-Simulatoren der Bundeswehr üben lassen.
eine Black Hawk Besatzung ist als nächster dran.
© Helmut Skrdla
Black Hawk kurz vor einer Außenlandung, der Bordtechniker überprüft
den Landeplatz.
© Georg Mader
der Downwash des mächtigen Hauptrotors löst einen kleinen Schneesturm
aus.
© Georg Mader
Alouette III
© Georg Mader
Das Niveau der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Hochgebirgsfliegerei
ist in der Tat beindruckend. Und so werden hoffentlich noch viele inländische
und ausländische Piloten ihre Hochgebirgserfahrung bei uns sammeln.
Besucht im März 2006 - mit besonderem Dank an ADir. Rudolf Thumfarth,
KdoLuSk, für die Einladung zum Medientag, an Obst. W. Eberle, dem Kommandanten
des Hubschraubergeschwaders, und an Georg Mader für die drei schönen
Bilder und Teile seines Interviews mit dem deutschen Obst. Grube, die in den
Text eingeflossen sind.