Vorgang - Schriftliche Frage Begutachtungen oder Erprobungen von Loitering Munition durch die Teilstreitkräfte der Bundeswehr in den letzten fünf Jahren
119. Abgeordneter Andrej Hunko
(DIE LINKE.)
Welche Produkte sogenannter „Loitering Munition“ („Herumlungernder Munition“) haben die
Teilstreitkräfte der Bundeswehr und die Wehrtechnischen Dienststellen in den vergangenen fünf Jahren begutachtet oder erprobt (bitte auch die Hersteller nennen), und an welchen Forschungen oder Entwicklungen ist die Bundeswehr dazu beteiligt?
Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Hitschler vom 3. Mai 2023
Die Teilstreitkräfte der Bundeswehr haben in den vergangenen fünf Jahren keine Begutachtungen oder Erprobungen von Loitering Munition vorgenommen. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr führt derzeit eine Studie zur Erstellung einer Strategie für Loitering Munition mit dem Auftragnehmer AMDC GmbH durch. Aus der im Rahmen der Studie durchgeführten Marktsichtung resultierte die Beschaffung von drei Systemen unterschiedlicher Hersteller (Rafael Advanced Defense Systems Ltd., Israel Aerospace Industries Ltd. und UVision Air) zur weiteren Begutachtung. Eine Erprobung der Systeme hat zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht stattgefunden.
DAHL Andreas: Unbemannte Systeme und Loitering Munition Systems im Deutschen Heer, in: Wehrtechnischer Report. Sonderausgabe zum FKH-Symposium 02/2024, H 2 (2024), p. 14-17
Im vergangenen Jahr wurde durch das Heer ein Positionspapier veröffentlicht, in dem dargestellt wird, wozu das Heer in Zukunft unbemannte Systeme und Loitering Munition Systems einsetzen will. Darauf aufbauend folgt ein Konzept für den Einsatz von unbemannten Systemen und Loitering Munition Systems. Darin wird konkret festgelegt, in welchen Truppengattungen unbemannte Systeme ausgeplant und eingesetzt werden. Gemeinsam mit dem Planungsamt der Bundeswehr werden Maßnahmen umgesetzt, um Testmuster in verschiedenen Bereichen Unmanned Systems/Combat Unmanned Systems zu kaufen und diese in der jährlich fortlaufenden Experimentalserie des Heeres zu erproben.
SCHWALL Peter: Bedeutung von unbemannten Systemen für die Kriegsführung in Landoperationen, in: Wehrtechnischer Report. Sonderausgabe zum FKH-Symposium 02/2024, H 2 (2024), p. 25-28
Zudem werden Loitering Munition Systems (LMS) an Bedeutung gewinnen. Ein entscheidender Vorteil davon ist, dass sie als Sensor und Effektor zugleich fungieren und zunächst ohne konkretes Ziel in einen Raum gestartet werden können. Durch ihre softwaregestützte Sensorik werden dann mögliche Ziele in dem Gebiet identifiziert. Die Freigabe zur Wirkung gegen diese erfolgt durch den Bediener. Loitering Munition Systems sind mittlerweile auf allen taktischen Ebenen marktverfügbar. Diese können im Nahbereich bis Fernbereich systemabhängig weiche bis gepanzerte Ziele bekämpfen.
Bundeswehr hat Interesse an Mehrfachstarter für Loitering Munition
Das israelische Unternehmen UVision wird, in Zusammenarbeit mit Rheinmetall, in den kommenden Monaten deutschen Militärexperten seine hochmodernen Loitering Munition vorführen, wie cpm Defence Network erfahren konnte.
Israelische Quellen berichten nun cpm Defence Network, dass die deutschen Streitkräfte besonders an der kürzlich vorgestellten Fähigkeit des autonomen Mehrfachstarters interessiert seien. Hierbei handelt es sich um ein einzigartiges System, das den gleichzeitigen Abschuss mehrerer Loitering Munition ermöglicht, um verschiedene Ziele in einem weiten Gebiet zu treffen, erklärte eine der Quellen.
Er fügte hinzu, dass auch bereits bestehende Nutzer der Loitering Munition von UVision, wie beispielsweise das U.S. Special Operations Command, an der neuen Fähigkeit interessiert seien.
Müller (BMVg)[...] Im Bereich der Beschaffung, speziell im Bereich von „loitering munition“ ‑ Sie haben es angesprochen ‑, haben wir zwei Verträge zur Beschaffung von „loitering munition“ gezeichnet. Das betrifft nicht, wie wir es vielleicht früher einmal getan haben, wenige Stückzahlen, die wir dann zwei Jahre lang Tests unterziehen, sondern die Stückzahlen sind so umfänglich, dass wir sie schon quasi in der Erprobung breit in die Truppe nehmen. Das wird integriert und geprüft, und dann werden daraus Ableitungen getroffen, und zwar Ableitungen unter den Fragestellungen: Können die Systeme das, was wir brauchen? Wie kann man sie integrieren? Was ist im Bereich der Konzeption noch zu bedenken? ‑ Wenn das erfolgt ist, dann werden Entscheidungen darüber getroffen, diese Systeme im weiteren Umfang und vielleicht andere Systeme, Ergänzungen, einzuführen.
Verteidigunsministerium - WhatsApp hat geschrieben:Gamechanger für die Truppe - Die Bundeswehr beschafft loitering ammunition
Moderne Kriegsführung ist ohne unbemannte Systeme mittlerweile undenkbar - das zeigen vor allem die Erfahrungen aus der Ukraine. Auch unsere Soldatinnen und Soldaten brauchen in diesem Bereich modernste Ausstattung, damit sie in ihren Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung bestehen können. Dabei können uns auf diesem Gebiet vor allem Start-ups und innovative Unternehmen helfen.
Was soll jetzt eingekauft werden?
Wörtlich übersetzt ist loitering ammunition „herumlungernde Munition“ und damit keine Drohne im eigentlichen Sinne, wird umgangssprachlich aber„Drohne“ genannt.
Sie kann selbstständig in ein Gebiet fliegen, sich dort über mehrere Stunden in der Luft aufhalten und nach geeigneten Zielen suchen. Erkennt die „Drohne“ dann ein Objekt, wird durch einen Soldat oder eine Soldatin eine Freigabe erteilt, bevor sie das Ziel auch tatsächlich bekämpfen kann. Es handelt sich also um teilautonome Systeme - der Mensch behält immer die Kontrolle.
Systeme erproben
In einem ersten Schritt werden jetzt solche Drohnen in kleineren Stückzahlen eingekauft, um die Systeme zu erproben. Dazu werden Produkte verschiedener Hersteller beschafft, die unter anderem bereits in der Ukraine im Einsatz sind.
