alps_spirit hat geschrieben: ↑Sa 5. Dez 2020, 19:33Hinsichtlich "Regierungsjet": wenn ich viel unterwegs bin und immer mit dem Taxi fahre stellt sich auch mal die Frage ob ein eigenes Auto nicht rentabler ist.
Ab einem gewissen Grad durchaus, wobei der künftige Bedarf erst nach der Pandemie langfristig beurteilt werden kann.
@Maschin
Ein, zwei Staaten ohne Regierungsflieger fallen mir schon ein; aber das sind entweder Kleinstaaten ohne nennenswerte Präsenz auf dem internationalen Parkett, oder es geht allein um den innenpolitischen Anschein (und letztlich versteckt sich oft doch noch irgendwo ein klitzekleines Regierungsflugzeug, das nur nicht so heißen darf).
So wurde der amtierende mexikanische Präsident nicht zuletzt wegen seines Versprechens gewählt, die von seinem Vorgänger gekaufte B787 unter den Hammer zu bringen und den Erlös in Soziales zu stecken. Die Flugbereitschaft des Generalstabs mit ihren mondän ausgestatteten B737 nutzt er natürlich dennoch.
@öbh
Es gibt gute Gründe für eine "White Fleet"; sie fliegt beileibe nicht nur Politiker durch die Gegend.
In den meisten westlichen Staaten ist sie unverzichtbarer Bestandteil der Logistik militärischer Auslandseinsätze; sie versorgt Botschaften; sie repatriiert im Ausland in Not geratene Staatsbürger. In kleineren Ländern, wie bspw. Neuseeland, ist sie oft in die Ausbildung des fliegerischen Nachwuchses eingebunden.
Aber davon abgesehen hat auch ein politischer Flugbetrieb in Eigenregie seine Berechtigung, und zwar nicht nur wegen der von @alps_spirit angesprochenen Kosten auf lange Sicht.
Regierungsmitglieder müssen jederzeit erreichbar sein, vertrauliche Dokumente einsehen und geschützte Kommunikationskanäle benutzen können. Mit lauter Touristen und Pendlern ringsumher ist das nicht zu bewerkstelligen, man wird also in vielen Fällen ein Flugzeug mindestens chartern müssen.
Soweit ich das verstanden habe, wurde der österreichische Jumbolino-Kauf weiland der Antipathien in der Bevölkerung wegen abgebrochen. Freilich kann ein Land auch von einem repräsentativen Auftreten seiner Regierung auf dem internationalen Parkett profitieren.
Wer das nicht glaubt, der denke daran, wie die Großmächte auf der diplomatischen Bühne mit den "Kleinen" umspringen, sofern sie nicht selbstbewusst genug auftreten (im Falle Donald Trumps sogar: sie anrempeln). Oder auch an Deutschlands Schiffsbruch auf dem G20-Gipfel 2018, als Merkel Linie fliegen musste, zu spät kam und von vielen Amtskollegen gemieden wurde, weil Politiker heutzutage Fotos, die negative Assoziationen wecken, fürchten wie der Teufel das Weihwasser.
Wem das nicht handfest genug ist, dem sei gesagt, dass Regierungen, die sich unter offiziellem Anstrich von Wirtschaftsvertretern begleiten lassen, der heimischen Wirtschaft unverzichtbare Dienste leisten. Tatsache ist jedenfalls – von einem Regierungschef, der Holzklasse fliegt, profitieren eigentlich nur seine Umfragewerte.
Nebenbei, was meint Ihr, wie schnell die Presse für einen österreichischen Regierungsflieger Stimmung machen würde, wenn sie erführe, dass sie als Teil offizieller Delegationen im VIP-Flieger mitreisen darf?