Krieg in der Ukraine

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von theoderich »

Latest Security Assistance for Ukraine Announced, White House Directs DOD to Allocate Remaining Appropriations
Also, the White House announced it had directed the DOD to allocate all remaining security assistance funding appropriated for Ukraine by the end of the year.

"As part of this effort, the Department of Defense will allocate the remaining Ukraine Security Assistance Initiative funds by the end of this year," President Biden said in a statement yesterday. "I also have authorized $5.5 billion in presidential drawdown authority to ensure this authority does not expire so that my administration can fully utilize the funding appropriated by Congress to support the drawdown of U.S. equipment for Ukraine and then replenish U.S. stockpiles."

The White House also said the DOD will provide $2.4 billion in security assistance through USAI. That additional support through USAI will provide Ukraine with additional air defense, unmanned aerial systems and air-to-ground munitions.

To enhance air defense, Biden said, he has directed the DOD to refurbish and provide Ukraine with an additional Patriot air defense battery and additional Patriot missiles. The president also said he has agreed to provide Ukraine with the Joint Standoff Weapon long-range munition.

While the U.S. has not agreed to give Ukraine F-16 fighter aircraft, other nations have. The U.S. has assisted by providing training on the F-16 to Ukrainian pilots. The president said he has directed the DOD to expand that training, including by supporting the training of an additional 18 pilots next year.
https://www.defense.gov/News/News-Stori ... od-to-all/



Bild
https://www.rtx.com/raytheon/what-we-do ... off-weapon
The common JSOW variant nomenclature is JSOW-A (Baseline), JSOW-A-1, JSOW-B (BLU
-108), JSOW-C (Unitary), and JSOW-C-1 (Network Enabled Weapon Moving Maritime Target Capability).

The JSOW program developed a Baseline weapon for use against fixed, area targets. The JSOW Baseline variant includes a kinematically efficient airframe and integrated Global Positioning System/Inertial Navigation System capability, and a BLU-97/B submunition payload.

The JSOW-A-1 configuration carries a BLU-111 warhead and is being marketed by Raytheon to FMS customers.

The JSOW-B variant incorporates the Sensor Fuzed Weapon submunition (BLU-108) into the baseline vehicle. The JSOW-B variant provides a standoff delivery capability against massed armor and land combat vehicles.

JSOW-C and C-1 variants both use the Unitary lethal package, termed Bomb Royal Ordnance Augmented Charge (BROACH), which is produced by BAE Systems. The BROACH incorporates an advanced multi-stage warhead, which allows the warfighter to attack blast/frag sensitive and hardened point targets. JSOW-C uses an Imaging Infrared (IIR) seeker with embedded Autonomous Targeting Acquisition software, increasing accuracy and lethality. The IIR affords the mission planner precise aimpoint selection and target discrimination. An anti-tamper/anti-spoofing capability was inserted in the guidance electronics unit with FY 2006 production. The JSOW-C-1 adds a weapon data link and seeker upgrade to attack moving maritime targets in addition to the JSOW-C stationary land target mission set.
https://www.esd.whs.mil/Portals/54/Docu ... c_2014.pdf
muck
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von muck »

Zum russischen Vorstoß auf Charkiw:

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben die seit Monaten belagerte große Maschinenbaufabrik von Woltschansk zurückerobert. (Quelle) Das Fabrikgelände liegt erhöht und besteht aus vielen erhöhten Gebäuden, weswegen es seit Beginn der russischen Offensive als Schlüssel zur Kontrolle der gesamten Stadt angesehen wird.

Zum russischen Vorstoß auf Pokrowsk:

Der Frontverlauf stagniert, seit zwei größere russische Angriffe am 12. und 19. September mit Verlusten von 44 gepanzerten Fahrzeugen abgewiesen werden konnten. (Quelle)

Analyse der Gesamtlage von 'Soldat + Technik':

Im Sektor Kursk konnten sowohl die russische als auch die ukrainische Armee Geländegewinne an den Flanken erzielen. Der russische Gegenstoß wurde gebremst. Im Sektor Pokrowsk haben die Ukrainer Verstärkungen zum Einsatz gebracht, den russischen Vorstoß gestoppt und sogar kleinere Geländegewinne verzeichnet. Im Sektor Wuhledar haben die Russen die Initiative errungen, dies dürfte aber verschmerzbar sein, solange Pokrowsk gehalten werde. (Quelle)

Zur aktualisierten russischen Nukleardoktrin:

Neu sind nur zwei Punkte, erstens: Greift ein nicht-nuklear bewaffneter Staat "mit Beteiligung oder Unterstützung eines nuklear bewaffneten Staates" Russland an, werde dies als gemeinsamer Angriff auf Russland gewertet. Zweitens: Russland werde den Einsatz von Nuklearwaffen "in Betracht ziehen", sobald Informationen vorliegen, dass Luftfahrzeuge oder Flugkörper "in massiver Zahl" auf russisches Territorium vorgedrungen seien. (Quelle) Pressestimmen: Die 'Welt' fürchtet ein erhöhtes Risiko, vor allem für Staaten wie die USA und Frankreich. (Quelle) Die 'FAZ' hingegen sieht keine Veränderung der Sachlage, weil die Doktrin nur verschriftlicht habe, was Wladimir Putin bereits seit zweieinhalb Jahren sage. (Quelle)

Nach dem Wortlaut der Doktrin würde Russland schon beim nächsten größeren ukrainischen Drohnenangriff den Einsatz von Nuklearwaffen "in Betracht ziehen", immerhin griffe dann ein nicht-nuklear bewaffneter Staat (Ukraine) mit Unterstützung eines nuklear bewaffneten Staates (USA, Frankreich, Großbritannien) Russland an. Es ist klar, dass das nicht passieren wird, deswegen neige ich dazu, der Sichtweise der 'FAZ' zuzustimmen. Putin will nicht mit seinen Palästen in Rauch aufgehen, nur weil die Ukrainer wieder ein paar Munitionsdepots und Raffinerien zerstören konnten. Eine Deutungshilfe für das Wörtchen "massiv" könnte übrigens folgenden Leaks aus dem Frühjahr entnommen werden:
Russische Kriterien für den Einsatz von taktischen Nuklearwaffen:
  • Verlust von 20% der nuklear bewaffneten Unterseeboote
  • Verlust von 30% der mit Marschflugkörpern bewaffneten Unterseeboote
  • Verlust von 3 oder mehr Kreuzern
  • Verlust von 3 oder mehr Fliegerhorsten
(Quelle)
Zur aktualisierten russischen Nukleardoktrin, part deux:

Die Regierungen Chinas, Brasiliens, Mexikos, der Türkei, Südafrikas, Algeriens, Boliviens, Kolumbiens, Ägyptens, Kasachstans, Kenias und Sambias haben in einem Kommuniqué zum Ukraine-Krieg, das am Freitag bei den Vereinten Nationen hinterlegt wurde, dazu aufgefordert, alle Drohungen mit dem Einsatz von Nuklear- und Massenvernichtungswaffen zu unterlassen. Zivile Infrastruktureinrichtungen, insbesondere für die Stromversorgung und die Nuklearindustrie, dürften nicht angegriffen werden. Die Zivilbevölkerung müsse besser geschützt werden. Beide Seiten sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren. (Quelle) Pressestimmen: 'AFP' sieht eine "kaum verhohlene Kritik am Säbelrasseln von Präsident Wladimir Putin". (Quelle)

Das Kommuniqué spricht nur an manchen Stellen "both parties" an, die meiste Zeit spricht das Schreiben unbestimmt von Handlungen, die sich freilich nur der russischen Kriegsführung zuordnen lassen – zumal in der Frage der Nuklearwaffen. Es ist anzunehmen, dass Putin hier signalisiert wird, dass er sich in den BRICS und insbesondere in Peking keine Freunde macht. Bemerkenswert ist auch, dass das Schreiben ausdrücklich die Position des "Global South" einnimmt, also der Position des Kremls entgegentritt, man kämpfe für den "Global South".

Zur geostrategischen Lage:

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris und danach mit dem vormaligen Präsidenten Donald Trump getroffen. Letzterer hatte ihm zuvor vorgeworfen, einem nicht näher bezeichneten "Deal" im Wege zu stehen. Bei den Gesprächen, die Trump nachher als konstruktiv darstellte, sei es um die fortwährende Unterstützung der Ukraine gegangen. Harris sagte diese explizit zu. (Quelle)

Zur geostrategischen Lage, part deux:

Die ungarische Regierung ist im eigenen Land in Kritik geraten, nachdem Balázs Orbán, Direktor der Kanzlei von Ministerpräsident Viktor Orbán, in einem Podcast die Ukraine für ihren "unverantwortlichen" Widerstand gegen die russische Invasion kritisierte und behauptete, dass Ungarn keinen Widerstand geleistet haben würde. Zwar sagte Orbán auch, die Ukraine könne natürlich selbst entscheiden, doch habe Ungarn aus den Ereignissen des Jahres 1956 andere Lehren gezogen. [Im Artikel ist der Podcast verlinkt, Orbán sagt sogar, dass man gelernt habe, dass teure ungarische Leben es nicht wert seien, für nichts geopfert zu werden.] Hätte Selenskyj Orbán um Rat gefragt, so dessen Namensvetter weiter, man hätte ihm geraten, den Kampf einzustellen. Oppositionspolitiker aller Lager fordern nun personelle Konsequenzen. Die Äußerungen seien eine Beleidigung der Opfer des Aufstands und zeigten, dass der Ministerpräsident sein Land russischen Interessen opfern werde. (Quelle)

Diese Äußerungen werden Ungarn in der EU und v.a. der NATO weiter isolieren. Wenn die Ungarn sich nicht einmal selbst verteidigen würden, so immerhin ein leitender Beamter des Landes, wie könnte dann irgendein anderes Land im Krisenfall auf ihren Beistand vertrauen?

Kriegsverbrechen:

Im ukrainischen Sumy wurde ein Krankenhaus mit einem so genannten "Double Tap" angegriffen. Während der Rettungsarbeiten fiel die zweite Bombe und verursachte die meisten Opfer. Bisher sind 10 Tote und 22 Verletzte bestätigt. (Quelle)

Kriegsverbrechen, part deux:

Südlich von Charkiw wurde Leonid Lobojko (Quelle), vorsitzender Richter für Strafsachen am Obersten Gerichtshof der Ukraine, bei einem russischen Drohenangriff auf seinen Privatwagen getötet. Drei weitere Insassen wurden verletzt. Lobojko hielt sich privat in der Gegend auf, um Sachspenden zu verteilen. (Quelle) Da es keinen offensichtlichen militärischen Grund gibt, fernab der Front einen Mitsubishi Lancer anzugreifen, ist von einer gezielten Tötung des Richters auszugehen. Ich habe ein bisschen gegraben; Lobojko war politisch unauffällig.
muck
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von muck »

Zur Lage der ukrainischen Armee:

Die ukrainische Nachrichtenagentur 'RBC-Ukraine' hat ein Interview mit "Kurt" von Kurt & Company geführt, einem in die 28. Mechanisierte Brigade eingegliederten Freiwilligenverband für unkonventionelle Kriegsführung, der bereits seit zehn Jahren in der Ostukraine kämpft. In dem Interview sollte er seine Meinung zur Lage an der Front und zum Zustand der Armee abgeben. (Quelle) Seine Aussagen als Eckpunkte:
  • die ukrainische Armee heute ist eine völlig andere Organisation als vor zehn Jahren
  • es hat einen erheblichen Zugewinn an Fähigkeiten gegeben
  • die Kampfkraft ist hoch, die Kampfbereitschaft auch
  • gleichwohl bleiben viele Probleme ungelöst
  • Rückschläge im Feld sind das Ergebnis militärischer und politischer Fehlentscheidungen sowie ausbleibender westlicher Materialspenden
  • der rückwärtige Bereich ist mental von den Ereignissen an der Front zu abgekoppelt und vermittelt teilweise falsche Ausbildungsinhalte
  • die Armee leidet noch immer an ihrem "sowjetischen Erbe": die Meldekette funktioniert nicht immer, manche Offiziere legen mehr Wert auf Schein als Sein
  • für die Kampfkraft einer Einheit ist ihr Anführer entscheidend
  • Anführer müssen ohne Scheu den Kontakt mit allen ihren Leuten suchen und, Zitat, "Vater, Bruder, Freund ihrer Männer" sein
  • manche Offiziere seien unfähig bzw. ignorieren ihren begrenzten Wissensstand; Kurt hat gelernt, wann er einem Offizier vertraut und wann er sich lieber mit einem erfahrenen Unteroffizier kurzschließt, um sicherzugehen
  • Rotationen sind die Achillesferse der ukrainischen Armee; wenn Kräfte, deren Einsatzwert gesunken ist, ausgetauscht werden sollen, geschehen die folgenschwersten Fehler
  • reiche Ukrainer, findet Kurt, sollten auf eigene Kosten Söldner anheuern und dem ukrainischen Staat zur Verfügung stellen
  • es ist nicht nötig, NATO-Doktrinen zu übernehmen; die NATO kann von der Erfahrung der Ukrainer profitieren
  • die Ukrainer profitieren von der überlegenen Technologie der NATO
  • der ukrainische Staat muss jetzt eine robuste soziale Absicherung der Veteranen beschließen, um ihnen die Sorgen zu nehmen
Interessant finde ich, dass "Kurt" einerseits die Nachwehen der sowjetischen Doktrinen beklagt, andererseits steht und fällt die Einheit für ihn mit ihrem Anführer. Das ist ein Widerspruch. Diese Aussage beruht sicher auch auf seiner Biographie, allerdings könnte sie darauf hindeuten, dass er die sowjetischen Doktrinen selbst verinnerlicht hat. Natürlich wird der befehlshabende Offizier immer eine entscheidende Rolle spielen, aber es sollte nicht alles von ihm abhängen. Wenn alles von ihm abhängt, dann weil eine Einheit ins Korsett der Befehlstaktik gepresst wurde und niemand eine Entscheidung treffen kann, ohne vorher mit dem Vorgesetzten Rücksprache gehalten zu haben, der dadurch Mikromanagement betreiben muss.

Zur Lage in der Ukraine:

In der vergangenen Nacht wurde ein größerer russischer Angriff auf zivile Ziele mit 76 Drohnen erfolgreich abgewehrt. Zumindest in Kiew wurden keine Schäden gemeldet. (Quelle) Im Monat September fanden die Angriffe erstmals tagtäglich statt, im Durchschnitt brachten die Russen täglich mindestens 44 Flugkörper zum Einsatz. (Quelle)

Zu Ereignissen in Russland mit möglichen Auswirkungen auf den Krieg:

Die russische investigative Plattform 'The Insider' hat die Untersuchungsergebnisse zum Tod des Regimekritikers Alexei Nawalny einsehen können und anhand von Expertisen gezeigt, dass sie der offiziellen Version widersprechen. Die Krankheitssymptome, die Nawalny vor seinem Tod verspürte, sind nicht mit der offiziellen Todesursache in Einklang zu bringen. Den zitierten Experten zufolge wurde Nawalny wahrscheinlich vergiftet. (Quelle)
theoderich
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von theoderich »

Ukraine klagt über schlechte Munition aus dem Westen
Es ist der Albtraum eines jeden Artilleristen: Das Geschoss explodiert nicht Kilometer entfernt in den feindlichen Stellungen, sondern schon kurz nach Verlassen des Geschützrohres.

Genau so ist es Soldaten in der Ukraine ergangen – mit Artilleriegranaten, die zum Teil im Rahmen der tschechischen Munitionsinitiative, aber auch aus den USA geliefert wurden.

Im August informierte die ukrainische Regierung die Tschechen über Fälle, in denen Granaten unmittelbar nach dem Abschluss explodiert waren. „Während des Kampfeinsatzes der genannten Geschosse“ sei es zu „zahlreichen Explosionen von Granaten in einer Entfernung von 20 bis 60 Meter von der Mündung“ gekommen, „wodurch Personal verletzt und Artilleriesysteme beschädigt wurden“, heißt es in einem Schreiben der Ukrainer, das dem Handelsblatt vorliegt.

Ursächlich für die Fehlfunktion sollen demnach ältere Zünder der Typen M515 und M51A5 sein, die noch zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurden. Bei einer Lieferung von knapp 35.000 Artilleriegeschossen soll es der ukrainischen Armee zufolge zu einer Fehlerrate von 0,05 Prozent gekommen sein. Also von 10.000 abgefeuerten Geschossen explodierten fünf vorzeitig.

Die Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die tschechische Beschaffungsinitiative. Ohne ausreichend Artilleriemunition kann die ukrainische Armee den russischen Angreifern, die ihr an Feuerkraft überlegen sind, nicht widerstehen.

Artilleriegranaten auf dem Weltmarkt eingekauft

Angesichts temporärer Lieferschwierigkeiten der westlichen Alliierten hatte die tschechische Regierung im Februar angeboten, 800.000 Artilleriegranaten auf dem Weltmarkt einzukaufen und an die Ukraine zu liefern.

Mehrere Unterstützerstaaten der Ukraine haben sich der Initiative angeschlossen. Deutschland beteiligt sich als größter Geldgeber mit der Finanzierung von rund 180.000 Geschossen. Das Handelsblatt hatte kürzlich bereits berichtet, dass die Bundesregierung dabei möglicherweise überhöhte Preise für die Munition zahlte.

Zu den Vorfällen mit den vorzeitig explodierten Geschossen erklärte das tschechische Verteidigungsministerium nun auf Anfrage, dass es „in einer vernachlässigbaren Zahl von Fällen“ zu technischen Problemen mit Artilleriemunition gekommen sei. Diese Probleme seien aber in Kooperation mit den Lieferanten gelöst worden.

Außerdem habe man alle Partner der Munitionsallianz entsprechend informiert. Nachdem man eine Fehleranalyse mit den ukrainischen Partnern geteilt habe, sei es nicht zu neuen Meldungen über Vorfälle gekommen.

Die US-Armee wurde über Fehlfunktionen informiert

Auch die tschechische Firma CSG, deren Tochter Excalibur Army einer der wichtigsten Munitionslieferanten für die Ukraine ist, räumt ein, dass es Fehlfunktionen gab. Diese beträfen aber nur zu einem Bruchteil Munition, die im Rahmen der tschechischen Initiative geliefert worden sei.\nÄhnliche Fälle habe es bei Artilleriegeschossen desselben Typs gegeben, die von einem anderen Verbündeten geschickt worden seien. Tatsächlich war im August auch das Kommando der US-Bodentruppen in Europa von den Ukrainern über die Probleme informiert worden.

Von der Bundeswehr heißt es auf Anfrage, dass dort keine Zünder der Typen M515 und M51A5 verwendet würden. Es gebe auch keine allgemeine Faustregel, mit welcher Fehlerquote beim Einsatz von Artilleriemunition unter Gefechtsbedingungen gerechnet werden müsse, erläuterte eine Sprecherin des Heeres. Die Fehlerquote sei abhängig von mehreren Faktoren wie beispielsweise der genutzten Treibladung oder dem Zünder.

So verweist auch das Unternehmen CSC darauf, dass in einigen Fällen eine ungeeignete Kombination von Komponenten der Artilleriegeschosse verwendet wurde – also beispielsweise ungeeignete Zünder für die jeweilige Treibladung, was dann die Fehlfunktion verursacht haben könnte.

Allerdings könnten die Probleme auch daher rühren, dass die Alliierten Munition an die Ukraine lieferten, die zum Teil schon lange auf Halde lag. So monierte etwa der britische Rechnungshof, dass Großbritannien bevorzugt Ausrüstung ins Kriegsgebiet schickte, die sonst hätte verschrottet oder ersetzt werden müssen, wie die „Financial Times“ berichtete. Auf diese Weise habe man auch Entsorgungskosten gespart.

Zu Beginn des Krieges hatten die östlichen Nato-Partner der Ukraine Panzer, Haubitzen und anderes Material aus dem eigenen Bestand zur Verfügung gestellt, das noch aus Sowjetzeiten stammte und teils im schlechten Zustand war. Dies war allerdings auch dem Umstand geschuldet, dass die westlichen Partner sich lange weigerten, modernes westliches Gerät bereitzustellen. Es hatte zudem den Vorteil, dass die Ukrainer mit der Ausrüstung vertraut waren.

Nach Angaben des tschechischen Verteidigungsministeriums wurden im Rahmen der Munitionsinitiative mittlerweile mehr als zwei Millionen Geschosse größerer Kaliber und rund 22 Millionen Geschosse kleinerer und mittlerer Kaliber an die Ukraine geliefert. In dem Schreiben, in dem es auf die Fehlfunktionen hinweist, erkennt das ukrainische Außenministerium die Bemühungen der Regierung in Prag ausdrücklich an.

Die überlegende Feuerkraft der russischen Armee ist ein wichtiger Grund dafür, dass die Invasoren im ostukrainischen Donbass in den vergangenen Monaten langsam, aber stetig vorrücken konnten. Umso wichtiger ist es für die Ukraine, Nachschub für ihre Munitionsdepots zu organisieren.

Regierung in Prag wehrt sich gegen Vorwurf der Intransparenz

Ein großer Teil der über die tschechische Initiative beschaffte Munition dürfte aus der Türkei kommen. Kürzlich wurde aber auch bekannt, dass Munition aus Indien in die Ukraine gelangt ist – obwohl die Regierung in Neu-Delhi bemüht ist, es sich nicht mit Russland zu verderben. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hatte Indien die Munition zunächst an Kunden in Europa geliefert. Welche Zwischenhändler beteiligt waren, ist nicht bekannt.

Wie das Handelsblatt aus deutschen Regierungskreisen erfuhr, bemühte sich auch Deutschland schon länger über diplomatische Kanäle darum, Indien zur Freigabe von indirekten, über europäische Zwischenabnehmer abgewickelte Munitionslieferungen zu bewegen.

Die tschechische Munitionsinitiative stand zuletzt im Zentrum von Diskussionen. Abgeordnete der Prager Regierungskoalition hatten kritisiert, im Rahmen der Munitionsoffensive eine intransparente Beschaffungspolitik zu verfolgen. Diese habe mit dazu geführt, dass die von Deutschland finanzierte Munition zu deutlich höheren Preisen eingekauft wurde als andere Lieferungen, bemängelte Lukas Wagenknecht von der tschechischen Piratenpartei.

Das Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe entschieden zurück. Die für die Initiative zuständige Behörde AMOS fungiere nur als Mittler, der Angebote aus einem festgelegten Kreis von Lieferanten einhole, teilte es auf Handelsblatt-Anfrage mit. Die Geberländer entschieden selbst, bei wem sie zu welchem Preis einkauften. Auf Arbeitsebene gebe es sowohl mit der Ukraine als auch den Alliierten tägliche Kontakte, auch im Rahmen der Ukraine-Kontaktgruppe und anderer Formate werde über die Munitionsinitiative gesprochen.

Um die Versorgung der ukrainischen Truppen zu verbessern, gehen die westlichen Partner dazu über, Waffen- und Munitionsfabriken innerhalb der Ukraine zu fördern. Dänemark hat zuletzt 25 Millionen Euro zugesagt, um in der Ukraine produzierte Ausrüstung für die Ukrainer zu kaufen. Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall liefert für einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag die technische Ausstattung für eine ukrainische Munitionsfabrik.
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... 67996.html

theoderich hat geschrieben: Sa 10. Dez 2022, 14:53
theoderich hat geschrieben: Fr 1. Mär 2024, 20:55Rheinmetall liefert weitere Skynex Flugabwehrsysteme an einen europäischen Kunden
theoderich hat geschrieben: Mi 29. Mai 2024, 17:27


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https://www.facebook.com/PvkZahid/posts ... DTAHXSZmVl


Möglicherweise ist das eines der Geschütze, die an die Ukraine geliefert worden sind:

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https://www.facebook.com/futureforcesfo ... TA8K3B1iel
Zuletzt geändert von theoderich am So 6. Okt 2024, 22:34, insgesamt 2-mal geändert.
muck
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von muck »

Zur Lage in Russland:

Zum gestrigen zweiten Jahrestag der Annexion von Donetsk, Luhansk, Saporischschja und Cherson hat der russische Präsident Putin in einer Ansprache an die Nation sein Geschichtsbild dargelegt. Er nannte das Ereignis "die Wiedervereinigung mit Russland" und gratulierte den "Bewohnern Neurusslands", die sich "gegen eine Neonazi-Diktatur verteidigt" hätten, "die sie von ihrem historischen Heimatland Russland wegreißen wollte".

"Auch ihre Kinder und Enkel" würden ihnen noch für "ihren historischen Kampf" danken. Sie hätten "Standhaftigkeit, Entschlossenheit und Beharrlichkeit" gezeigt, und er danke ihnen dafür, dass sie "von Generation zu Generation unsere geistigen Werte, das historische Gedächtnis, die Traditionen, Kultur und besonders die große Liebe zum Vaterland weitergegeben haben, unser aller wichtigste Stütze im Leben."

Russland, so Putin weiter, habe eine friedliche Lösung angestrebt, doch hätten die "westlichen Eliten systematisch Hass und radikalen Nationalismus" in der Ukraine geschürt und auf perfide Weise eine Strafexpedition gegen alles Russische vorbereitet. Die Entwicklungen seit 2022 hätten dann "die Notwendigkeit und Rechtfertigung der militärischen Sonderoperation und ihren wirklich befreienden Charakter voll bestätigt".

Putin weiter: "Heute verteidigen wir gemeinsam eine sichere und gedeihliche Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder, unser gemeinsames Schicksal, die Erinnerung an die Errungenschaften und Siege unserer großen Vorfahren, die Treue zu ihren Traditionen und Geboten". Dies gebe den "Teilnehmern der Militäroperation" Kraft, die mit Unterstützung des Vaterlandes nun bis zum vollständigen Sieg kämpfen würden. (Quelle)

Zum russischen Vorstoß im Donbass:

Die Stadt Wuhledar (hier, vor dem Krieg 14.200 Einwohner) ist im Laufe des Tages gefallen, die ukrainische 72. Mechanisierte Brigade wurde unter erheblichen eigenen Verlusten vertrieben. (Quelle) Bereits gestern meldete Perpetua, dass russische Truppen in die Stadt eindringen konnten, die Verteidiger wurden darauf im Stadtzentrum eingekesselt. Der Ausbruchsversuch gelang nur unter Mühen; zumindest einzelne Einheiten müssen ungeordnet die Flucht ergriffen und eventuell sogar Verwundete zurückgelassen haben. Damit endet die Schlacht um Wuhledar nach beinahe 2 Jahren, die nach meiner Zählung 6.000 Russen und 1.200 Ukrainer das Leben gekostet haben.

Wuhledar galt aufgrund seiner hohen Plattenbauten in der Ebene als Schlüsselstellung.

Zum russischen Vorstoß auf Charkiw:

Ein russischer Gegenangriff in Woltschansk wurde "in den letzten Tagen" unter erheblichen Verlusten der Angreifer abgewiesen, augenscheinlich wurden 17 russische Schützenpanzer zerstört, die Infanterie fuhr auf den Fahrzeugdächern aufgesessen mit und war dem ukrainischen Feuer schutzlos ausgesetzt. Nach meiner Zählung etwa ~100 Gefallene. (Quelle) Achtung, die Quelle hat Drohnenaufnahmen, Leichen sind zu erkennen.

Kriegsverbrechen:

Im Sektor Pokrowsk haben russische Soldaten 16 ukrainische Kriegsgefangene ermordet, nachdem diese sich ergeben hatten. Die Gefangenen wurden niedergeschossen, wer danach noch lebte, mit Kopfschüssen exekutiert. Eine Drohne hat das Geschehen gefilmt. (Quelle)

Ich bezweifle, dass solche Taten den gewünschten Effekt erzielen. Es handelt sich nicht nur um gnadenlose, abscheuliche Verbrechen, sie sind auch militärisch dumm. Die Amerikaner haben im Zweiten Golfkrieg gezeigt, wie man Verbände, die noch wenige Jahre zuvor gegen die Iraner bis zum letzten Mann gekämpft hatten, ohne Grausamkeiten zur Aufgabe überreden kann. Und die Verteidiger sehen solche Bilder mittlerweile so oft, da ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch mal einem Ukrainer die Sicherung durchbrennt und er sich lieber in die Luft sprengt, als sich zu ergeben, oder ein Massaker an gefangenen Russen befohlen wird.
theoderich hat geschrieben: Mo 30. Sep 2024, 22:40Also von 10.000 abgefeuerten Geschossen explodierten fünf vorzeitig.
Das ist unter Kriegsbedingungen keine alarmierende Rate. Zumal auch heiß- bzw. ausgeschossene Rohre zum vorzeitigen Umsetzen führen können.
theoderich
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: Di 5. Mär 2024, 19:34
EU-Programm für die Verteidigungsindustrie ist Prüfern nicht solide genug
Die Prüfer weisen darauf hin, dass sich mit den beabsichtigten Ausgaben in Höhe von 1,5 Milliarden Euro über einen Durchführungszeitraum von zwei Jahren möglicherweise nicht das ehrgeizige Ziel erreichen lässt, die Bereitschaft der EU-Verteidigungsindustrie zu stärken und zur industriellen Grundlage für die Verteidigung der Ukraine beizutragen.
Den Prüfern zufolge besteht das Risiko, dass mit dem vorgeschlagenen Budget von 1,5 Milliarden Euro die ehrgeizigen Ziele des Programms nicht erreicht werden. Die Kommission habe nicht bewertet, wie viel Geld aus dem EU-Haushalt für die Umsetzung der vorgeschlagenen politischen Maßnahmen erforderlich sei, so die Prüfer. Außerdem bestehe die Gefahr, dass die Ressourcen der EU breit auf unterschiedliche Projekte verteilt würden, die keine messbaren Auswirkungen auf EU-Ebene hätten. Deshalb sei es wichtig, Etappenziele und Zielwerte vorzugeben, die bis 2027 realistischerweise erreicht werden können.
Schließlich solle die Kommission in Betracht ziehen, die aktuelle Industriestrategie für den Verteidigungsbereich im Rahmen des nächsten mehrjährigen EU-Haushalts zu ergänzen, und zwar durch eine langfristige Finanzierungsstrategie für die technologische und industrielle Basis der europäischen Verteidigung. So könnten die Vorzüge einer Unterstützung aus dem EU-Haushalt voll ausgeschöpft werden.
Die Prüfer fordern, dass die Bestimmungen zur Rechenschaftspflicht innerhalb des Programms klarer formuliert und verschärft werden, auch in Bezug auf die Prüfungsrechte des Europäischen Rechnungshofs, die gewahrt bleiben müssten. Dies sei wegen der Komplexität der Verwaltungsregelungen im Verteidigungsbereich wichtig, vor allem dann, wenn Programme nicht direkt von der Kommission verwaltet würden, oder wenn die Durchführung in bestimmten Bereichen den ukrainischen Behörden übertragen werde.
https://www.eca.europa.eu/de/news/NEWS-OP-2024-02


EU-Rechnungshof kritisiert Rüstungsstrategie der Union

https://orf.at/#/stories/3371918/
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von muck »

Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:

Das von Präsident Wladimir Putin ausgegebene Ziel der Rückeroberung der Oblast Kursk bis zum 01.10.24 wurde offenkundig verfehlt; der russische Gegenstoß hat sich bei Ljubimowka (hier) festgefahren. 'Soldat + Technik' sieht keine signifikanten Veränderungen, der russische Fokus habe sich auf Wuhledar verlagert. Die Zeitschrift bemerkt sarkastisch, dass Putin, der nach wie vor auf die "Anerkennung neuer Realitäten" durch die Ukraine dringe, dabei wohl eher nicht an die Situation in Kursk gedacht habe. Sie sieht aber auch Risiken für die Verhandlungsposition der Ukraine; ein Gebietstausch würde Putins Ansehen erheblich schmälern und könnte deshalb undurchführbar sein. (Quelle)

Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk, part deux, und zur Gesamtlage:

Das 'Institute for the Study of War' geht davon aus, dass die Ukrainer noch geraume Zeit auf russischem Gebiet stehen werden. Russland bräuchte möglicherweise 15-20 Brigaden, um die ukrainische Offensive abzuweisen, müsste diese aber dem Feldheer in der Ukraine entnehmen. Demnach hätte Kursk den operativen Handlungsspielraum der Russen erheblich eingeengt und die Bildung von Reserven erschwert.

Die Denkfabrik konstatiert, dass die russische Führung sich weiter auf propagandistisch wertvolle Punktziele konzentriere und keine ersichtliche Langfristplanung zeige. Der Kreml stehe nun vor der Wahl, entweder in der Ukraine mit dem Druck nachzulassen, oder weitere Männer zum Wehrdienst einzuberufen, auf die Gefahr hin, dass der wachsende Unmut in der Bevölkerung sich in entsprechenden Reaktionen entlädt. (Quelle)

Zur Lage der russischen Armee (quasi als Antwort auf die Einschätzung der ukrainischen Lage durch Kurt):

Igor Girkin alias Strelkow, einer der Architekten des Krieges von 2014, hat sich wieder aus dem Straflager zu Wort gemeldet. (Link) Er spricht von einer "Wette auf Trump", die für Russland noch die Wende bringen könne, doch das sei nicht ausgemacht. Gelinge es nicht, den Krieg heuer zu beenden, würden die nächsten 12 Monate zu einer "schweren Prüfung" für Russland werden. Er sieht sogar die Möglichkeit eines Umsturzes.

"Der Stil der Führung und Verwaltung, sich auf Imitation zu konzentrieren", so Girkin, habe dazu geführt, "dass die russische Föderation zwar 'auf dem Papier' in jeder Hinsicht beeindruckend aussieht, auch militärisch; doch tatsächlich erwies sich ein (mitunter sehr) beträchtlicher Teil unserer Macht als hohl. Nun übersteigen die Erfordernisse des Krieges bei weitem die Kapazität unseres militärisch-industriellen Komplexes."

Der Krieg habe "längst alle Bestände an neuen Waffen aufgefressen", moniert Girkin, mehr noch: "Das Gleiche gilt für die Ressourcen an ausgebildeten Menschen, mit denen seit zweieinhalb Jahren umgegangen wird, als seien sie unendlich und unerschöpflich – während der Krieg bereits jene restlos vertilgt hat, auf die die Wirtschaft halbwegs schmerzlos verzichten konnte."

Girkin weiter: "Die Armseligkeit (bzw. das völlige Fehlen) von strategischem Denken und die Unzulänglichkeit der taktischen Planung haben bereits zum Verlust der Initiative und zum strategischen bzw. taktischen Stillstand geführt, bis hin zu einem amöbenhaften Reagieren auf äußere Reize – d.h. die Rädchen im Getriebe von Militär und Industrie drehen sich erst, wenn die Probleme existenzbedrohend gefährlich werden."

Auch nach zweieinhalb Jahren gebe es keine langfristige Perspektive, so Girkin, das sei aber "nicht verwunderlich", denn: "An allen wichtigen Stellen, außer vielleicht (teilweise) im Verteidigungsministerium, sitzt immer noch das alte, "zuverlässige" Personal, das auf wundersame Weise an der Macht geblieben ist. Entweder wird überhaupt nicht nach einem Ausweg gesucht (was nur logisch ist, schließlich würde das eine Intelligenz und Kompetenz erfordern, die dem "zuverlässigen" Personal fehlt), oder wir sind einfach unfähig, ihn zu sehen."

Girkin schließt mit den Worten: "Die Gelegenheit zur Fehlerkorrektur, die uns die Inkompetenz und Attrition unserer Feinde im Westen und der sogenannten Ukraine freundlicherweise gewährt hat, ist nicht einmal vertändelt worden – sie wurde schlicht übersehen. Und jetzt ist das Zeitfenster zu. Die allgemeine systemische militärisch-politische Krise wird sich sehr bald in eine militärisch-wirtschaftliche Krise verwandeln.

Vielleicht nach dem Vorbild von 1917; dann wird die Ermüdung der Bevölkerung durch einen sinnlosen und (in Bezug auf die Ziele) unverständlichen Krieg alles überlagern. Ohne wirkliche strategische Veränderungen und Maßnahmen (also nicht wie jetzt, nur nach dem Vorbild von Trischkins Kaftan) werden wir mit äußerst unangenehmen, an Qualität und Quantität wachsenden Folgen für das ganze Land konfrontiert sein."

Deutlicher konnte er nicht sagen, dass Russland seine Unterschicht verheizt … Nebenbei, wer Krylows Fabel nicht kennt: Trischkin fürchtet, für die Löcher in den Ärmeln seines Kaftans ausgelacht zu werden, also flickt er sie mit Stofffetzen, die er unten an seinem Kaftan abschneidet.
theoderich
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von theoderich »

Das niederländische Verteidigungsministerium finanziert die Entwicklung und die Fertigung von Prototypen neuer UAVs, UGVs und USVs für die Ukraine mit 400 Mio. EUR. Ca. die Hälfte der dazu notwendigen Arbeiten soll in den Niederlandne stattfinden:

Na F-16’s kondigt minister Brekelmans in Oekraïne actieplan drones aan

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https://www.defensie.nl/actueel/nieuws/ ... drones-aan

theoderich
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von theoderich »

muck
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von muck »

Zur Lage der russischen Armee:

Nahe von Tschassiw Jar hat die russische Luftwaffe eine ihrer eigenen hochmodernen Tarnkappendrohnen vom Typ Suchoi Su-70 abgeschossen. Bisher wurden nur vier davon gebaut. Die Begründungen variieren. Während die Luftwaffe nun erklärt, die Drohne habe nicht mehr auf Befehle reagiert und sei sicherheitshalber abgeschossen worden, um einen unkontrollierten Absturz zu vermeiden, spekuliert der russische Z-Blogger 'Fighterbomber' über einen unabsichtlichen Abschuss. Zum Unglück der Russen stürzte die Drohne über ukrainischem Gebiet ab und kann nun untersucht werden. Da die Su-70 als unbemannte Begleiterin des Tarnkappenjägers Su-57 vorgesehen ist und Technologien mit ihr teilt, befürchtet 'Fighterbomber' nun, dass Ukraine und NATO in die Lage versetzt sein könnten, in Zukunft Su-57 zu bekämpfen. (Quelle)

Falls aus der abgestürzten Drohne noch Erkenntnisse gewonnen werden können, wäre dies ein harter Schlag für die Russen.

Zur Lage der russischen Armee, part deux:

Der britischen Regierung zufolge haben die Verluste der russischen Armee einen neuen Höchststand erreicht. Im Monat September seien täglich über 1.270 Gefallene und Verwundete gezählt worden. Der Anstieg sei auf die Kursk-Offensive und die Intensität der Kämpfe u.a. in Charkiw zurückzuführen. Trotz des einsetzenden Winters sei mit einem Sinken der Verluste unter 1.000 pro Tag nicht zu rechnen, da die Russen kaum Bewegungskrieg führten, der auf bessere Witterungsbedingungen angewiesen sei. (Quelle)

Luftkrieg:

Ein ukrainischer Drohnen-Angriff auf ein Treibstoffdepot auf Feodossija auf der Krim hat zu einem Großbrand geführt. (Quelle)

Zur Lage in Russland:

Der Z-Blogger Jegor Guzenko (Kampfname 'Dreizehnter', ~ 300.000 Follower) ist in Nowopawlowsk auf der Krim verhaftet worden. (Quelle) Der Nationalist Guzenko, der mehrere Jahre in der Ukraine kämpfte, hatte sich auf seinem Kanal als Kritiker der Armeeführung hervorgetan und unter anderem über den Mangel an Munition geklagt. Die Behörden werfen ihm "Rowdytum" vor. Guzenko sagt, dass er in der Haft zusammengeschlagen wurde.

Der November naht, ich nehme mal an, dass in den kommenden Wochen so einige Z-Blogger mit der Staatsmacht aneinander geraten werden.

Zur Lage in Russland, part deux:

Der auf ukrainischer Seite kämpfende russische Menschenrechtsaktivist Ildar Dadin ist vorgestern in Charkiw im Kampf gefallen. Dies gab der Journalist Illia Ponomarenko auf Twitter bekannt. Er wurde 42 Jahre alt. (Quelle) Dadin war zwischen 2011 und 2023 wegen Regierungskritik und friedlicher Protestaktionen gegen minderheitenfeindliche Gesetze insgesamt 15 Monate in Einzelhaft. In Russland wurde seinetwegen ein als "Dadin-Schema" bezeichnetes Gesetz verabschiedet, das wiederholte politische Protestkundgebungen unter Strafe stellt, auch wenn dabei keine Straftaten begangen werden. 2017 erhielt er für sein Engagement den Boris-Nemzow-Preis für Menschenrechte. Zuletzt war Dadin wegen des Organisierens von Mahnwachen gegen den Ukraine-Krieg inhaftiert. Nach seiner Freilassung 2023 schloss er sich dem Sibirischen Bataillon an.

Mögliches Kriegsverbrechen:

Seit Ende August kommt es im Fluss Sejm zu einer Umweltkatastrophe. Auf ukrainischer Seite wurden in Grenznähe hohe Schadstoffwerte festgestellt, die zu einem wiederholten Fischsterben und zu einer gefährlichen Verunreinigung des Grundwassers in der Oblast Sumy geführt haben. Als wahrscheinlichste Verursacher gelten u.a. eine russische Zuckerfabrik in Tjotkino gleich hinter der Grenze. Die ukrainische Regierung beschuldigt Russland, den Fluss absichtlich zu verunreinigen. (Quelle) Der Sejm ist auf ukrainischer Seite derzeit für die Lebensmittelerzeugung, den Fischfang und das Baden gesperrt. Man versucht mit Pumpen, den Sauerstoffgehalt zu erhöhen, um das Fischsterben zu beenden.

Mögliches Kriegsverbrechen, part deux:

Laut einer dringenden Warnung der Stadtverwaltung an die Einwohner hat die russische Armee Cherson heute mit Raketen beschossen, die als Submunition sogenannte Schmetterlingsminen enthält. Diese von der Ottawa-Konvention geächteten Antipersonenminen haben Flügel und segeln wie Ahornsamen zu Boden. Da sie von Kindern oft für Spielzeug gehalten werden, gelten sie als besonders gefährlich. (Quelle)

Kriegsverbrechen:

Im besetzten Enerhordar ist der Leiter des Werksschutzes des Kernkraftwerks Saporischschja, Andriy Korotkyj, durch eine Autobombe getötet worden. Der ukrainische Geheimdienst GUR hat augenscheinlich die Verantwortung für den Mord übernommen, indem er Aufnahmen der Explosion veröffentlichte und mit den Worten kommentierte, dass alle Kriegsverbrecher damit rechnen müssten, für ihre Taten bestraft zu werden. (Quelle)

Korotkyj, der auch für die Putin-Partei Einiges Russland installierter Vorsitzender des Stadtrates war, ist seit 2022 in der Ukraine u.a. wegen Beihilfe zum Mord, Beihilfe zur Freiheitsberaubung und Hochverrat zur Fahndung ausgeschrieben gewesen; Angaben von Flüchtlingen zufolge soll er pro-ukrainische KKW-Mitarbeiter an die Besatzungstruppen verraten und sich an gewaltsamen Repressalien beteiligt haben.

Kriegsverbrechen, part deux:

Erneut sind drei ukrainische Kriegsgefangene von russischen Soldaten ermordet worden. (Quelle) Ironischerweise konnte ein Täter später gefangen genommen und anhand von Drohnen-Aufnahmen identifiziert werden; ihn erwartet nun eine Anklage. Im Verhör erklärte der Soldat vor laufender Kamera, dass es in der russischen Armee gang und gäbe sei, Untergebene wegen Dienstvergehen zu erschießen. (Quelle) Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft meldet, dass in bisher 93 Fällen ukrainische Kriegsgefangene ermordet worden seien. (Quelle)

Kriegsverbrechen, part trois:

Ukrainischen Psychologen zufolge werden männliche Kriegsgefangene in großer Zahl Opfer sexueller Gewalt durch russische Militärangehörige. Laut einer Recherche des 'Kyiv Independent' berichten bis zu 80% der Rückkehrer von sexuellen Nötigungen und gezielter Gewalt gegen die Genitalien. Die Zeitung moniert, dass Staat und Gesellschaft das Problem ignorierten, die Hilfsangebote seien absolut unzureichend. (Quelle)
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