Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Und dann kommt die Politik ins Spiel.
Ja, das ist wohl wahr.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Dazu muss man auch wissen, dass die USA den Österreichern die OH-58D die jetzt Kroatien fliegt, fast umsonst angeboten hatte, AT hätte nur die Verschiffung und das Waffenpaket zahlen müssen, man hatte sich sogar bereits die Zellen angesehen und aussuchen dürfen. Kroatien bekam sie jetzt für lau, weil AT nicht einmal das zahlen wollte und Griechenland folgte, AT wird seine OH58B jetzt 2025 wohl sicher ersatzlos ausmustern und steht dann komplett ohne echten LUH da.
Allgemein gesprochen wäre dem Bundesheer mit einem Ersatz seiner Kiowas durch neuere aus den USA natürlich gedient gewesen, wobei dann in spätestens zehn Jahren wieder die Frage aufgetaucht wäre: Wie ersetzt man sie? Aber vor allem ist das Projekt des Mehrzweckhubschraubers doch angesetzt, um OH-58
und Alouette zu ersetzen. Eine Zwei-Typen-Lösung steht also leider nicht zur Debatte.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Ich habe absolut NICHTS gegen die H145 oder AW169, dennoch glaube ich, dass alles was man kauft nur wieder ein Desaster wird. Ich glaube auch definitiv NICHT an ein einziges H-Force Paket, sondern nur an ein paar MedEvac und VIP Pakete, schliesslich will der Herr Landeshauptmann damit rumkutschiert werden, um sich die nächsten Hochwasser oder Schneekatastrophen von oben anzusehen und 3 MedEvac kommen eventuell nach Bosnien etc.
Die Lakotas der USA werden ja auch nur im Inland als grün angestrichener Verbindungshubschrauber und MedEvac benutzt, in Grafenwoehr stehen zB 6 davon. Die sind weder gepanzert, noch bewaffnet, aber wegen der hohen Stückzahl sehr günstig.
Für den Ersatz der Alouette und der OH-58 durch ein einziges Muster müssten natürlich Bewaffnungsoptionen gezogen werden. Sowohl die Produkte aus dem Hause Leonardo als auch die H145M bieten diese Möglichkeit.
Was die UH-72 angeht – die ist in ihrem Einsatzgebiet nicht beschränkt. Es verhält sich nur eben so, dass bei friedenserhaltenden oder friedensschaffenden Maßnahmen wie in Afghanistan aus innenpolitischen Gründen eine Kultur der maximalen Risikovermeidung Einzug gehalten hat, die im Ernstfall nicht aufrechtzuerhalten wäre.
Auch im 21. Jahrhundert und selbst in den USA wird die Masse der Truppen nach wie vor in ungeschützten Fahrzeugen bzw. Flugzeugen bewegt, auch in der Gefahrenzone.
Und in puncto Sicherheit sitzt man in den Mustern, die es in Österreich zu ersetzen gilt, auch nicht besser. Eher sogar schlechter, weil moderne Typen und gerade die H145M deutlich leiser und damit schwerer zu orten sind.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Ein paar Fragen an dich: - Wie lösen Kroatien, Tschechien und Griechenland die Wartung und Updates?
Allgemein gesprochen: über die NSPA, eine NATO-Agentur, die die Staaten beim Flottenmanagement unterstützt, Teile und Dienstleistungen für sie zentral beschafft und ggf. Kontakte zwischen den Betreiberstaaten einzelner Muster vermittelt, um Synergien freizusetzen.
Zwar können auch bestimmte Nicht-NATO-Staaten die NSPA beauftragen, aber erstens werden ihnen ihre Dienste dann in Rechnung gestellt, was den finanziellen Vorteil mindert, zweitens stellt sich die Frage, ob das neutrale Österreich sich so eng an die NATO binden will.
Tschechien hat sich die Ausbildungsunterstützung der US Army aus dem benachbarten Bayern gesichert, wobei zu fragen ist, wie sich der Abzug der Amerikaner darauf auswirken wird.
Griechenland kommt überdies ein hoher Militarisierungsgrad und ein gewaltiger Verteidigungsetat in Relation zur Größe des Landes zugute; man pflegt dort einen ganz anderen Grad von Einsatzbereitschaft, hält kräftig Ersatzteile und Munition vor und betreibt das eigene Gerät weitgehend unabhängig von der Industrie.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Wieso will der Generalstab unbedingt die schwere AW-169, die eigentlich ein AB212 Ersatz ist?
Vermutlich, weil man befürchtet, dass es keinen Ersatz für die AB 212 geben wird. Oder weil ein größerer Hubschrauber mehr Möglichkeiten bietet, Fähigkeiten nachzurüsten, die man gerne hätte. Bei der H145M und der damit korrespondierenden AW109 sind da engere Grenzen gesetzt.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Wie stehen die Chancen, dass es eine echte Nachfolge der Al3 in derselben Gewichtsklasse geben wird?
Wenn es dabei bleibt, dass sowohl Alouette als auch Kiowa durch denselben Vogel ersetzt werden sollen, wohl keine. Es braucht hier zwangsläufig ein höheres maximales Abfluggewicht.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Womit schult man die Piloten wirklich?
Das ist eigentlich mit jedem Typ möglich, für den man sich in der Rossauer Kaserne entscheidet – wobei die meisten militärischen wie zivilen Betreiber eigentlich kleinere Modelle einsetzen, wenn es um die originäre Schulung zum Drehflügel-Luftfahrzeugführer geht.
Schulhubschrauber in der Größenordnung einer AW169 werden normalerweise nur in geringer Stückzahl vorgehalten, bspw. für das Fortgeschrittenentraining der Besatzungen größerer Helikopter oder das Rear Crew-Training. Alles andere ist unnötig teuer und überlastet den angehenden Luftfahrzeugführer.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Wie lange werden alle 23 AB-212 unterhalten, wenn es 18 AW169 gibt?
Gute Frage. Nach eisiger Kosten-Nutzen-Rechnung lautet die Antwort wohl: nicht lange. Vielleicht ist die Generalität sogar bereit, dies in Kauf zu nehmen. Wie gesagt, bis zu einem gewissen Grad kann man mehrere ältere, tendenziell unzuverlässigere Fluggeräte durchaus durch wenigere neue, zuverlässige ersetzen.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Wird sich AT die 4 jetzt betriebenen Muster erhalten, oder zukünftig ab 2025 doch auf 2 reduzieren und den daraus resultierenden hohen Flugstunden Preis in Kauf nehmen?
Wenn man mit zwei Mustern alle Aufgaben erfüllen kann – wenigstens qualitativ –, täten sich durchaus erwägenswerte Synergieeffekte auf. Aber insgesamt muss ohnehin mit höheren Flugstundenpreisen gerechnet werden, der millionenfach komplexeren Technik wegen.
Deswegen sind ja zum Beispiel diese Vergleiche so töricht, die die Zeitungen immer wieder aufstellen: "Schaut, wie billig die Saab gegenüber dem Eurofighter ist!" Als wären ähnliche Trends nicht einem jeden Menschen bekannt. Selbst eine hundsgewöhnliche Waschmaschine instandzusetzen kostet heute ungleich mehr als früher.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Wenn es wirklich kein H-Force Paket gibt, welche Fähigkeiten gehen verloren?
Irre ich mich, oder stehen für die Kiowa gegenwärtig nur Miniguns zur Verfügung?
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06- Gibt es doch eine leichte Bewaffnung (höchstens 7.62mm) und sonst nichts, wie glaubt man stehen die Chancen damit im Ausland nach Deutschland, Ungarn und Serbien mit ihrem vollen Paket bei Übungen noch zum Zuge zu kommen?
Ich denke, die Chancen stehen gut. Gerade in knausrigen Staaten wie Deutschland sucht man eigentlich händeringend nach Spielpartnern für Übungen, um die Kosten zu drücken. Auch in den kleineren NATO- und EU-Staaten freut man sich bestimmt über jeden österreichischen Helikopter, der vorbeischaut.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Zum IVECO: Man war so intelligent in AT und betreibt im LMV einen CAN Bus, nicht den NATO Bus wie alle anderen, ist also im Ausland vollkommen von den eigenen Fähigkeiten abhängig.
Hier in AT missbraucht man das Fahrzeug sogar als Aufklärer, was eigentlich Aufgabe eines Radpanzers oder IFV wäre.
Der Husar ist sicher ein halbwegs gutes Patrouillenfahrzeug der MP, das war es dann aber.
Verstehe. Wobei man über die Eignung als Aufklärer (zumindest bei angemessener Ausstattung mit optronischen Aufklärungsmitteln) vielleicht sogar streiten kann, aber das gehört nicht hierher.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Bei der AB212 musste man nach dem MLU jeden Vogel noch einmal nach ITA schicken, weil sie es 'falsch' verkabelten.
Richtig, das hatte ich vergessen. Mein Fehler.
Dr4ven hat geschrieben: ↑So 2. Aug 2020, 11:06Und noch einmal - beim erwarteten FMS ist der Transport der Hubschrauber zur Wartung oder zum Update nach Übersee zu inkludieren, hier kommt das von dir angesprochene Servicepaket zum tragen.
Die USA wollen mit ihren Produkten in Europa den Einfluss behalten, man muss nur geschickt verhandeln, dann ist auch ein Nullsummenspiel drin.
Stünde hier als europäisches Konkurrenzprodukt bspw. der NH90 in Rede, würden meine Gedanken in dieselbe Richtung gehen. (Wobei die gegenwärtige US-Administration eine ziemlich erratische, um nicht zu sagen feindselige Außenpolitik verfolgt, mit der politische Gegenforderungen einhergehen könnten, die Österreich vielleicht nicht auf sich nehmen will.)
Freilich bin ich weiterhin der Absicht, dass die Ableitung eines verbreiteten zivilen Musters, angebunden an das ganze Spektrum der Nutzerbetreuung vor Ort, preislich immer die Nase vorn haben wird. Ebendeswegen hat ja bspw. Airbus Helicopters erst auf dem US-Behördenmarkt Erfolg, seit man eine große US-Niederlassung mit eigenen Produktionsstraßen aufgemacht hat.