Schweiz: Programm "Air2030"

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
muck
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von muck »

Laut dem 'SRF' wird die Schweiz für den Kauf der F-35 deutlich mehr berappen müssen als bisher bekannt. Die Rede ist von Kosten von bis zu SFr 7,5 Mrd., 1,5 Mrd. mehr als seinerzeit dem Stimmvolk versprochen. Im Widerspruch zur Schweizer Regierung beharrt Washington darauf, dass kein Fix-Preis vereinbart worden sei, und macht gestiegene Produktionskosten geltend. Rechnungsprüfer hatten schon 2021 darauf hingewiesen, dass dieses Risiko bestehe. Die damalige Verteidigungsministerin Amherd soll monatelang von der neuen Forderung gewusst haben, ohne den Bundesrat zu informieren. (Quelle)

In den Vorstandsetagen von Dassault und Eurofighter dürfte jetzt dicke Luft herrschen; man hat schon damals das Preisschild von Lockheed Martin angezweifelt.

Auch als Jurist kann ich mir kaum vorstellen, wie die Ansichten zweier Vertragspartner derart auseinandergehen können, ob nun ein Fest- oder Richtpreis vereinbart wurde. Amherds Verhalten erscheint in diesem Zusammenhang in keinem guten Licht. Entweder hat sich Bern über den Tisch ziehen lassen, oder die Öffentlichkeit wurde getäuscht, damit die F-35 nicht das Schicksal des Gripen erleidet.
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030: Aktuelle Herausforderungen und weiteres Vorgehen

https://www.vbs.admin.ch/de/bundesrat-f35-festpreis



Zuletzt geändert von theoderich am Mo 30. Jun 2025, 12:15, insgesamt 3-mal geändert.
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: So 19. Mai 2024, 21:09Prinzip-Versuch des Systems «SMASH» für Boden- und Luftziele
Bild
Ein Angehöriger der Armee richtet eine Drone Gun Tactical von DroneShield auf eine Drohne am Himmel.
Bild
Ein Angehöriger der Armee bedient das AARTOS X9 Drone Detection System im Einsatzraum. Das System erkennt und verfolgt Drohnen und deren Piloten in Echtzeit über ein breites Frequenzspektrum.
https://www.mediathek.admin.ch/media/image/series/7804
iceman
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von iceman »

Laut Flug Revue würde Deutschland gerne mit dem EF aushelfen, in dem man kürzlich gekaufte EF für die Luftwaffe an die Schweiz umleite.
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

SP-Ständerätin fordert neues Konzept für den Schutz des Luftraums in der Schweiz

Ein Rücktritt vom F-35-Vertrag mit den USA ist für den Bundesrat nur das letzte Mittel. Dennoch sollen alle Optionen geprüft werden, wie der Rüstungschef vor den Medien betont hat. Das genügt SP-Ständerätin Franziska Roth nicht: «Der Wechsel auf einen europäischen Kampfjet muss für den Bundesrat jetzt eine ernsthafte Option werden.»

Roth verlangt aufgrund der technologischen Revolution auf dem Gefechtsfeld «ein grundsätzlich neues Konzept für den Schutz unseres Luftraums unter Einbezug der europäischen Partner». Der Bundesrat müsse mit der EU und der Nato darüber sprechen, welchen Beitrag die Schweiz zur Luftraumverteidigung des Kontinents leisten könne. «Das ist wichtiger, als mit den USA den Preis für die F-35 neu zu verhandeln.»

Eurofighter bringt sich in Position

Die europäischen Flugzeugbauer sind daran, ihre Produktion zu erhöhen. Das gilt nicht nur für den Rafale-Hersteller Dassault, sondern auch für Airbus mit dem Eurofighter. Gemäss Florian Taitsch, Leiter Strategie und Kommunikation, hat sich das internationale Interesse am Eurofighter «durch die Äusserungen der US-Administration seit Beginn des Jahres noch einmal deutlich erhöht».
Wäre Eurofighter bereit, auch die hiesige Luftwaffe zu beliefern? «Die Entscheidung über eine neue Anfrage obliegt allein der Schweiz», sagt Taitsch. Gleichzeitig betont er, dass mit Deutschland, Italien und Österreich drei Nachbarländer weiterhin «voll auf den Eurofighter setzen».

Kanada prüft Wechsel von F-35 zum Gripen

Damit knüpft Taitsch an die neue Rüstungsstrategie des Bundesrats an. Darin heisst es, dass Systeme und Material der Armee «mit der Ausrüstung der Nachbarländer möglichst identisch oder zumindest kompatibel» sein müssen. Denn bei einem Angriff auf die Schweiz will sich der Bund die Möglichkeit offenlassen, mit anderen Staaten zu kooperieren. Mit dem Eurofighter wäre das möglich – allerdings auch mit der F-35. Italien fliegt den amerikanischen Jet bereits, Deutschland hat ihn ebenfalls bestellt.

Nebst Rafale und Eurofighter könnte aber auch der schwedische Gripen wieder ein Thema werden. 2019 entschied sich die Herstellerfirma Saab, nicht an Testflügen in Payerne teilzunehmen, und schied damit aus dem Auswahlverfahren aus. Der Gripen E war zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll einsatzfähig. Mittlerweile wurden Maschinen an Brasilien und Schweden ausgeliefert. Portugal und Kanada prüfen einen Kauf des Gripen als Ersatz für die F-35.

Eurofighter: Deal mit Deutschland?

Ein Problem ist, dass die alten F/A-18-Kampfjets der Schweizer Armee bald an das Ende ihrer Nutzungsdauer gelangen. Bei einem Wechsel des Typs würden die Lieferfristen mehrere Jahre betragen. Damit könnte eine Lücke beim Schutz des Luftraums entstehen.

Aus der Rüstungsindustrie wird nun aber eine mögliche Lösung vorgeschlagen. Der Bundesrat könnte sich zum Beispiel in Berlin erkundigen, ob Deutschland einen Teil der sich derzeit im Bau befindenden Eurofighter an die Schweiz abtreten würde. Auch mit den Franzosen wäre ein solches Geschäft vielleicht möglich.

Als sich der Bundesrat 2021 für die F-35 entschied, war das für die europäischen Produzenten und die Regierungen in den jeweiligen Ländern eine herbe Niederlage. Sie hatten intensiv lobbyiert, zum Teil auf höchster Ebene verhandelt und attraktive Gegengeschäfte angeboten. Frankreich offerierte etwa, sich bei den Verhandlungen mit der EU für die Schweiz einzusetzen und einen grösseren Anteil der Steuern von Grenzgängern abzutreten.

Macrons Ärger über die Absage war so gross, dass er dies die Schweiz vorübergehend auch spüren liess. So verzichtete er etwa auf ein Treffen mit Guy Parmelin. Nun empfängt er am Dienstag in Paris Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter. Die Gespräche sollen sich um die geopolitische Lage und Sicherheitsfragen drehen. Das ist die Chance für Macron, den Rafale auf höchster Ebene wieder ins Gespräch zu bringen.
https://www.tagesanzeiger.ch/kampfjet-f ... 9628005561

iceman hat geschrieben: Sa 28. Jun 2025, 09:14 Laut Flug Revue würde Deutschland gerne mit dem EF aushelfen, in dem man kürzlich gekaufte EF für die Luftwaffe an die Schweiz umleite.
Zwischen "würde ... gerne" und "Beobachter in Deutschland glauben" ist ein riesiger Unterschied:
Beobachter in Deutschland glauben, dass der Eurofighter der Schweiz auch jetzt aus der Patsche helfen könnte, wenn es um eine schnelle Alternative zum F-35 geht.

Der Zufall will es, dass ab nächstem Jahr 38 Eurofighter an Deutschland ausgeliefert werden. Diese Flugzeuge, oder ein Teil davon, könnten theoretisch schnell an die Schweiz abgegeben werden.

Die deutsche Bundeswehr besitzt heute schon gegen 140 dieser Mehrzweckkampfflugzeuge und könnte noch ein paar Jahre auf die neuen Jets warten.
https://www.watson.ch/schweiz/gesellsch ... f-den-f-35
muck
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von muck »

Die Schweiz wäre schön blöd, wenn sie ein solches Arrangement mit Deutschland nicht von der Rückstufung als unzuverlässiger Staat abhängig machte. Ob die neue Bundesregierung dazu bereit wäre?
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundeswehr aus rein industriepolitischen Gründen eine Fähigkeitslücke aufreißt, indem man die zum Ersatz der Tranche 1 vor mittlerweile viereinhalb Jahren bestellte Tranche 4 an die Schweiz "umleitet". Die Endmontage des ersten Tranche 4-Eurofighters hat erst vor zwei Jahren begonnen und selbst bei diesem ist der Jungfernflug noch ausständig (Im Juni 2024 war von einer Lieferung 2025 die Rede.).
iceman
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von iceman »

Die Schweizer werden die Krot wohl schlucken müssen…..
muck
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von muck »

Die 'Blick' behauptet nun, ohne Belege, dass Berlin schuld daran sei, dass die USA den Preis korrigiert hätten. Deutschland sei "neidisch" gewesen und habe interveniert. (Quelle)

Aha.
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