Medienberichte 2025

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Verteidigungsministerin Tanner: „Krieg findet längst bei uns statt”

https://www.weekend.at/politik/tanner-a ... utralitaet


Was in Österreich politisch gegen die Wehrpflicht für Frauen spricht

https://www.diepresse.com/19586899/was- ... _aufmacher


Diskussion über die Wehrpflicht für Frauen

https://www.derstandard.at/story/300000 ... uer-frauen

Auch eine Möglichkeit, eine Diskussion zu vergiften - suggerieren, dass man statt sechs Monaten am Stück künftig acht Monate am Stück Grundwehrdienst leisten müsse, obwohl davon nie die Rede war:
Der Standard hat geschrieben:Wehrdienst-Zeit

Ebenfalls ausgeschlossen hat Ministerin Tanner bis vor kurzem eine andere im Raum stehende Änderung, die den Wehrdienst betrifft: die Erweiterung der Zeit im Grundwehrdienst. Inzwischen zeigt sie sich durchaus offener dafür. Aktuell lässt das Verteidigungsressort per Expertenkommission prüfen, ob die Zeit von sechs auf acht Monate verlängert werden soll. Bis 2006 hat der Grundwehrdienst bereits acht Monate gedauert – bis die damalige Bundesregierung ihn auf sechs Monate verkürzte.
Der Standard hat geschrieben:Der Vorsitzende dieser Kommission, der Milizbeauftragte Erwin Hameseder, plädiert klar für eine Verlängerung. Er bezeichnete in einem Ö1-Interview auch die Abschaffung der verpflichtenden Milizübungen im Jahr 2006 als "gravierenden Fehler".





https://bsky.app/profile/bundesheerbaue ... wqvasmuk2c
Zuletzt geändert von theoderich am Mi 16. Apr 2025, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Drei davon in Europa
Diese Länder haben die Wehrpflicht für Frauen

https://www.krone.at/3758915
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

ZIB 2 vom 16.04.2025

16.4.2025, 21:59 Uhr | ORF 2

Debatte um Wehrpflicht für Frauen

Brigadier Cibulka für Frauen-Wehrpflicht

https://on.orf.at/video/14272102/langfa ... ehrpflicht





Ist wohl kein Zufall, wo der ORF das Interview in der Fernsehübertragung "abgeschnitten" hat:
Armin Wolf: "Aber jetzt verfolgen Sie ja die österreichische Verteidigungspolitik wirklich seit Jahrzehnten sehr, sehr intensiv. Halten Sie's wirklich für realistisch, dass Österreich 2032 ein Bundesheer hat, das vom Material und vom Personal her so einsatzfähig ist, dass es Österreich wirklich verteidigen kann?"

Erich Cibulka: "Nein."
Zuletzt geändert von theoderich am Do 17. Apr 2025, 17:39, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

ZiB 2
Offizier-Präsident Cibulka: „Wir haben heute Großes nachzuholen“

https://www.kleinezeitung.at/politik/in ... achzuholen
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Ohne Wehrdienstreform hat das Bundesheer massive Probleme
Während die mediale Debatte über eine (unrealistische) Wehrpflicht für Frauen an Fahrt aufnimmt, prüft eine Expertenkommission im Verteidigungsministerium die mögliche Reform des Grundwehrdienstes an sich – ein Ergebnis soll im Herbst vorliegen.

Grund dafür ist nicht, ob Grundwehrdiener acht statt sechs Monate am Stück ihren Dienst in Kasernen leisten sollen. Sondern die Frage, wie jenes System zu retten ist, nach dem sich das Bundesheer verfassungsmäßig ausrichten soll: das Milizsystem.

Übungspflicht

Bis 2006 sah es vor, dass ein großer Teil der Wehrdienstleistenden nach sechs Monaten Grundwehrdienst insgesamt für zwei Monate zu verpflichtenden Milizübungen einzurücken hat. Etwa alle zwei Jahre übten diese Soldaten für einige Tage in ihren jeweiligen Funktionen, um im Ernstfall zu wissen, was zu tun ist.

In einem solchen Ernstfall müsste das Bundesheer nach derzeitigem Stand 55.000 Soldatinnen und Soldaten aufbieten. 36.000 davon sind laut Plan Milizsoldaten – doch nur etwa 60 Prozent (21.000) üben regelmäßig, haben sich freiwillig gemeldet. 14.000 sind „befristet beordert“, werden also bis zu ihrer Einberufung nichts mit dem Bundesheer zu tun gehabt haben. Und so würde es mehrere Wochen dauern, ehe sie im Ernstfall einsatzfähig wären.

Dazu kommt, dass das Bundesheer im Zuge des Aufbauplans 2032+ massiv investiert, um den Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte aufzuholen. Das neue Gerät sowie die neuen Waffen müssen ebenso bedient werden können – im Ernstfall hieße das für einberufene Milizsoldaten, dass sie de facto von null beginnen.

Mangel an Führungskräften

Seit 2006 setzt das Bundesheer also auf die Freiwilligkeit der Milizsoldaten, sich für Waffenübungen zu verpflichten. Das Soll von 36.000 wird auch durch stärkere finanzielle Anreize durch Freiwilligkeit allein nicht erreicht werden können. Und parallel dazu finden im Verteidigungsministerium Gespräche darüber statt, die Zahl von 55.000 Soldaten zu erhöhen.

Eine weitere Herausforderung: die Kommandanten. Laut aktuellem Bericht der parlamentarischen Bundesheerkommission kann derzeit der jährliche Gesamtbedarf an Milizoffizieren nur zu 58 Prozent abgedeckt werden. Jener an Milizunteroffizieren nur zu 37 Prozent. Im Idealfall würden genau diese das Gros der Milizsoldaten ausbilden und führen – doch davon ist man weit entfernt: Pro Jahr würde das Bundesheer etwa 150 Milizoffiziere und 570 Milizunteroffiziere zusätzlich benötigen.

Baustellen

Grundsätzlich hat sich für Milizsoldaten in den vergangenen Jahren einiges verbessert: Bessere Ausrüstung, mehr Budget, verbesserte Mobilität, um nur einige zu nennen. Dennoch bleiben auch hier Baustellen, wie etwa die Betreuung von Milizsoldaten durch Sachbearbeiter, wie der Bericht der Kommission ausführt.

Doch auch das modernste Gerät hilft wenig, wenn es an Soldatinnen und Soldaten fehlt, die es bedienen können. Bis auf die FPÖ sind alle Parteien gegen eine Wiedereinführung der verpflichtenden Milizübungen – aus unterschiedlichen Gründen. Ob die Kommission daran etwas ändert, wird sich weisen.
https://kurier.at/politik/inland/ohne-w ... /403033330



Diskussion um Wehrpflicht für Frauen
„Und jetzt vielleicht auch noch zum Heer? Das ist doch Ironie!“

https://www.kleinezeitung.at/leser/user ... och-ironie
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Wehrpflicht für Frauen spaltet Gemüter

https://vorarlberg.orf.at/stories/3301753/
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Ex-Armeechef Höfler
„Österreich muss seinen EU-Partnern militärisch zur Seite stehen“

https://www.kleinezeitung.at/politik/in ... ite-stehen
Timor
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von Timor »

Bei der ganzen Wehrpflicht Diskussion frage ich mich immer von welchen neuen Waffen hier immer gesprochen wird. Der Großteil der Investitionen ging bisher in neue Hubschrauber, C390, M346... Stg bekommt ein bisschen mehr Elektronik, dazu gibt es eine neue Uniform. Und viele neue Fahrzeuge werden kommen ( als Ersatz für viele Oldtimer im Bestand). Also groß aufgerüstet wird absolut nicht, es wird lediglich der Fuhr(Flug)Park erneuert.
iceman
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von iceman »

theoderich hat geschrieben: Do 17. Apr 2025, 19:16 Ohne Wehrdienstreform hat das Bundesheer massive Probleme
Während die mediale Debatte über eine (unrealistische) Wehrpflicht für Frauen an Fahrt aufnimmt, prüft eine Expertenkommission im Verteidigungsministerium die mögliche Reform des Grundwehrdienstes an sich – ein Ergebnis soll im Herbst vorliegen.

Grund dafür ist nicht, ob Grundwehrdiener acht statt sechs Monate am Stück ihren Dienst in Kasernen leisten sollen. Sondern die Frage, wie jenes System zu retten ist, nach dem sich das Bundesheer verfassungsmäßig ausrichten soll: das Milizsystem.

Übungspflicht

Bis 2006 sah es vor, dass ein großer Teil der Wehrdienstleistenden nach sechs Monaten Grundwehrdienst insgesamt für zwei Monate zu verpflichtenden Milizübungen einzurücken hat. Etwa alle zwei Jahre übten diese Soldaten für einige Tage in ihren jeweiligen Funktionen, um im Ernstfall zu wissen, was zu tun ist.

In einem solchen Ernstfall müsste das Bundesheer nach derzeitigem Stand 55.000 Soldatinnen und Soldaten aufbieten. 36.000 davon sind laut Plan Milizsoldaten – doch nur etwa 60 Prozent (21.000) üben regelmäßig, haben sich freiwillig gemeldet. 14.000 sind „befristet beordert“, werden also bis zu ihrer Einberufung nichts mit dem Bundesheer zu tun gehabt haben. Und so würde es mehrere Wochen dauern, ehe sie im Ernstfall einsatzfähig wären.

Dazu kommt, dass das Bundesheer im Zuge des Aufbauplans 2032+ massiv investiert, um den Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte aufzuholen. Das neue Gerät sowie die neuen Waffen müssen ebenso bedient werden können – im Ernstfall hieße das für einberufene Milizsoldaten, dass sie de facto von null beginnen.

Mangel an Führungskräften

Seit 2006 setzt das Bundesheer also auf die Freiwilligkeit der Milizsoldaten, sich für Waffenübungen zu verpflichten. Das Soll von 36.000 wird auch durch stärkere finanzielle Anreize durch Freiwilligkeit allein nicht erreicht werden können. Und parallel dazu finden im Verteidigungsministerium Gespräche darüber statt, die Zahl von 55.000 Soldaten zu erhöhen.

Eine weitere Herausforderung: die Kommandanten. Laut aktuellem Bericht der parlamentarischen Bundesheerkommission kann derzeit der jährliche Gesamtbedarf an Milizoffizieren nur zu 58 Prozent abgedeckt werden. Jener an Milizunteroffizieren nur zu 37 Prozent. Im Idealfall würden genau diese das Gros der Milizsoldaten ausbilden und führen – doch davon ist man weit entfernt: Pro Jahr würde das Bundesheer etwa 150 Milizoffiziere und 570 Milizunteroffiziere zusätzlich benötigen.

Baustellen

Grundsätzlich hat sich für Milizsoldaten in den vergangenen Jahren einiges verbessert: Bessere Ausrüstung, mehr Budget, verbesserte Mobilität, um nur einige zu nennen. Dennoch bleiben auch hier Baustellen, wie etwa die Betreuung von Milizsoldaten durch Sachbearbeiter, wie der Bericht der Kommission ausführt.

Doch auch das modernste Gerät hilft wenig, wenn es an Soldatinnen und Soldaten fehlt, die es bedienen können. Bis auf die FPÖ sind alle Parteien gegen eine Wiedereinführung der verpflichtenden Milizübungen – aus unterschiedlichen Gründen. Ob die Kommission daran etwas ändert, wird sich weisen.
https://kurier.at/politik/inland/ohne-w ... /403033330



Diskussion um Wehrpflicht für Frauen
„Und jetzt vielleicht auch noch zum Heer? Das ist doch Ironie!“

https://www.kleinezeitung.at/leser/user ... och-ironie
Mich würde hier ein Vergleich mit anderen europäischen Berufsarmeen interessieren, wie viele Reservisten üben hier regelmäßig?
21.000 Mann kommen mir nicht so wenig vor.
Zur Wehrdienstverlängerung:
Bevor der Asseinsatz Migration nicht beendet wird, braucht man daran nicht denken.
Auch hier wären offizielle Zahlen interessant, wieviele Gwd jährlich wirklich in sechs Monaten ausgebildet werden.
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Freiwillige Grundwehrdienerinnen: Erfahrungen nach zwei Jahren

3:28

https://orf.at/av/audio/98754


Wehrwillenlosigkeit
Im Jahr 2025 kommt die Republik aus dem Feiern kaum heraus. Das Gedenken gilt: der Ausrufung der Zweiten Republik am 27. April 1945; dem Abschluss des Staatsvertrags von Wien am 15. Mai 1955; dem Beitritt zur Europäischen Union am 1. Jänner 1995. Ein Jubiläum – noch dazu ein 50-jähriges – wird ignoriert. Am 8. Juli 1975 trat eine Novelle zur Bundesverfassung in Kraft, in der die sogenannte umfassende Landesverteidigung festgeschrieben wurde. Dazu zählen laut Artikel 9a der Verfassung die militärische, die wirtschaftliche, die zivile und die geistige Landesverteidigung. Letztere blieb ein Phantom. 1985, zum zehnten Jahrestag der Novelle, kritisierte der Verfassungsrechtler Felix Ermacora, dass es der Politik „an Phantasie und Wille“ fehle, die Landesverteidigung zu „einem geistigen Anliegen des Volkes zu machen“.

Jahrzehntelang änderte sich daran nichts. Die geistige Landesverteidigung wurde noch mehr vernachlässigt als die militärische. Nun will die Regierung – allen voran Verteidigungsministerin Klaudia Tanner – den Wehrwillen in der Bevölkerung stärken und die Österreicher mental aufrüsten. Aber kann das funktionieren? In einem friedlich gesinnten Land der Pazifisten und Zivildiener? Noch dazu in einem postheroischen Zeitalter?

Bild

In einem sicherheitspolitischen Grundsatzpapier, das die Regierung bei ihrer Klausur vergangene Woche diskutierte, findet sich ein forsches Bekenntnis zur geistigen Landesverteidigung. Demnach solle „die österreichische Bevölkerung in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik eingebunden werden“. Dazu sind „Bürgerversammlungen in den Bundesländern“ geplant, um einen „einen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern“ zu ermöglichen. An Schulen und Ausbildungseinrichtungen soll außerdem „die Bewusstseinsbildung für Risiken und Bedrohungen sowie Resilienzmaßnahmen“ gestärkt werden. Es gehe darum, „die demokratische Wehrhaftigkeit und ein Sicherheits- und Verteidigungsbewusstsein in der Gesellschaft zu verankern“.

Die geistige Landesverteidigung beginnt bei den jüngsten Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern. Hunderte Informationsoffiziere des Bundesheeres halten Jahr für Jahr Vorträge in den Klassenzimmern. Dazu ist das Verteidigungsministerium in der Schulbuchkommission vertreten, um dort inhaltliche Fehler in militärischen Belangen zu korrigieren.

Im Bildungsministerium verweist man nüchtern, von all den politischen Debatten ungerührt, auf den Lehrplan. Die geistige Landesverteidigung wird vor allem in der achten Schulstufe besprochen. Als Teil der politischen Bildung ist sie aber auch eines der sogenannten übergreifenden Themen, die über mehrere Fächer verteilt behandelt werden. „Für uns im Bildungsbereich hat sich nichts verändert. Die Informationsoffiziere gibt es schon lange, auch im Lehrplan gab es aktuell keine Änderung dazu“, sagt Kristina Mandl, zuständige Gruppenleiterin im Bildungsministerium: „Wichtig ist für uns, dass die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der geistigen Landesverteidigung die Rolle Österreichs nicht nur in einem regionalen, sondern auch in einem europäischen, globalen Kontext begreifen und einschätzen lernen.“ Mit dem Militär hat der Stoff wenig zu tun. Mandl: „Es geht um einen geistigen Beitrag zur Friedenssicherung.“ Um Demokratie, nationale Sicherheitspolitik, Europa, globale Krisen, das Erkennen und den richtigen Umgang mit Fake News.

Eine Neuerung gibt es allerdings doch: Im Regierungsprogramm ist das verpflichtende Fach „Demokratiebildung“ in den Mittelschulen und den Unterstufen von AHS vorgesehen, und auch hier wird die geistige Landesverteidigung behandelt.

Zum zehnten Jahrestag der Novelle, kritisierte der Verfassungsrechtler Felix Ermacora, dass es der Politik „an Phantasie und Wille“ fehle, die Landesverteidigung zu „einem geistigen Anliegen des Volkes zu machen".

In der Theorie soll die geistige Landesverteidigung die ideelle Basis für die militärische sein: Feder vor Sturmgewehr. Eine aktuelle Studie der Universität Innsbruck – befragt wurden 3000 Personen – zeigt allerdings die mangelnde Verteidigungsbereitschaft deutlich auf: Falls Österreich angegriffen wird, erwarten sich 85 Prozent der Befragten militärische Hilfe von einem anderen EU-Staat. Nur 50 Prozent finden, Österreich solle selbst militärischen Widerstand leisten. Und nur 14 Prozent wären bereit, dafür selbst zu einer Waffe zu greifen. Weitere 19 Prozent sind immerhin bereit, sich an der Versorgung von Soldaten oder der Herstellung „kriegswichtiger Güter“ zu beteiligen, also einen militärischen Beitrag im weiteren Sinne zu leisten.

In aller Kürze lässt sich die Einstellung der Österreicher so zusammenfassen: Sollte ein Feind uns überfallen, mögen ihn letztendlich Soldaten aus anderen EU-Ländern bekämpfen. Sollten sie selbst angegriffen werden, dürfen die europäischen Partner aber bitte keine große Gegenleistung verlangen: 58 Prozent der Österreicher würden ihre Unterstützung auf ein absolutes Minimum reduzieren und sich auf die Neutralität berufen.

Ähnlich niedrig ist der Wehrwille nur in Tschechien, Spanien und der Slowakei ausgeprägt. Allerdings: Deren Zahlen stammen aus Umfragen vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Möglich also, dass der Krieg auf dem eigenen Kontinent die Einstellung der Tschechen, Spanier und Slowaken gewandelt hat.

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Der Politikwissenschafter Franz Eder ist einer der Autoren der Studie der Uni Innsbruck. Laut Eder hat sich die Einstellung zur Wehrbereitschaft in den vergangenen zwei Jahren nicht wirklich gewandelt, obwohl die Ukraine – Luftlinie – weniger als 500 Kilometer von Wien entfernt liegt.

Wie Eder ausführt, hängt die Wehrbereitschaft von vielen Faktoren ab, etwa von der politischen Einstellung: Menschen, die sich politisch rechts verorten und einen höheren Nationalstolz haben, sind eher bereit, ihr Land zu verteidigen. Oder vom Gerechtigkeitsempfinden: Personen, die sich in einer Gesellschaft gleichgestellt fühlen, sind auch bereit, dafür einzustehen. „Die Resilienz eines Staates ist also auch eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit“, sagt Eder.

Dazu führt der Wissenschafter zwei weitere Gründe an, die den Wehrwillen der Österreicher negativ beeinflussen. Außen- und Sicherheitspolitik spielen für die Befragten eine weniger wichtige Rolle als die Teuerung oder die wirtschaftliche Lage. „Nur wenn Menschen sich existenziell sicher fühlen, können sie sich den ‚Luxus‘ der Wehrbereitschaft leisten“, sagt Eder. „Und nur wenn sie von einer Bedrohung von außen wirklich überzeugt sind, sind sie wiederum bereit, ihr Land auch mit militärischen Mitteln zu verteidigen.“ Nahezu alle Parteien in Österreich weigern sich außerdem, über den Sinn und die Interpretation der Neutralität zu diskutieren. Eder: „Das führt zu einem Verständnis der Neutralität, als ob sie ein Garant für das Ausbleiben von Kriegen sei.“

Ein Vorbild könnte Finnland sein. Dort wurde die Bevölkerung auf die veränderte geopolitische Lage vorbereitet, so Eder: „Da ging es eben nicht nur um militärische Bedrohungen, sondern um eine breite Resilienz gegen Blackouts, um die Klimakrise und andere Störfaktoren.“ Externe Entwicklungen könnten den Wandel beschleunigen. Aber wenn sich in der Einstellung der Bevölkerung wirklich etwas ändern soll, „muss die Politik eine Debatte starten und sich positionieren“.

Generalleutnant Bruno Hofbauer, stellvertretender Generalstabschef und Leiter der Direktion Fähigkeiten und Grundsatzplanung im Generalstab, sagt gegenüber profil: „Geistige Landesverteidigung bedeutet zunächst, dass in der Bevölkerung ein Bewusstsein für unsere Werte entsteht und dass diese Werte auch Bedrohungen ausgesetzt sind.“
https://www.profil.at/oesterreich/wehrw ... /403033236

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