Medienberichte 2025

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

FPÖ und ÖVP verhandeln am Dienstag weiter
Aus der ÖVP erging nach dem Treffen aber an Medien eine Liste mit Grundsätzen. Diese sollen bei dem jüngsten Gespräch von der Partei noch einmal eingebracht worden sein. Darin markiert die ÖVP weiter rote Linien gegenüber der FPÖ: So heißt es etwa, dass die Umsetzung der Urteile des Europäischen Gerichtshofs außer Streit stehen müsse und man weiter an „Sky Shield“ festhalte.
https://orf.at/stories/3384445/


Koalitions-Papier: FPÖ und ÖVP wollen 58 Kampfpanzer kaufen

Bild
https://www.exxtra24.at/geheimpapier-fp ... er-kaufen/


theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Brieger (EU-Militärausschuss): „EU muss sich selber schützen“

12.2.2025, 12.29 Uhr
Ö1 Mittagsjournal
Paul Schiefer: "Die Quantenforschung in Österreich und Europa, über das Filmfestival Berlinale, das morgen beginnt, und über die steigenden Gaspreise in Europa. Jetzt aber kommen wir zum Thema Internationale Beziehungen und internationale Sicherheit.

Am Freitag beginnt in München die internationale Sicherheitskonferenz, die dort jedes Jahr stattfindet. Und zum dritten Mal schon bestimmt der Krieg in der Ukraine viele Gespräche und Diskussionen. Und heuer kommen auch noch die Ansagen von US-Präsident Donald Trump dazu.

Wie man damit umgehen soll, darüber hat Raffaela Schaidreiter mit Robert Brieger gesprochen. Der Österreicher ist der Vorsitzende des EU-Militärausschusses. Ein Beratungsgremium, das die höchsten Generäle der 27 EU-Länder versammelt."

Raffaela Schaidreiter: "Das Schielen auf die größte Insel der Welt, Grönland. Das Andeuten, sich diese, wenn nötig, militärisch zu holen. Pläne für Gaza - am nächsten Tag das Zurückrudern. Täglich neue Ideen, die die Weltpolitik betreffen und damit die Sicherheit der Europäischen Union.

Wie mit solchen - sagen wir - teils verwirrenden Aussagen umgehen? Kommen sie doch vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, des mächtigsten NATO-Mitglieds.

Robert Brieger leitet die Runde der Generalstabschefs der 27 EU-Länder. Was Donald Trumps Aussagen in seinen Ohren auslösen?"

Robert Brieger: "Dass das für Diplomaten unschön klingt, verstehe ich. Es ist auch für Militärs manches schwer nachvollziehbar. Man kann sie insofern ins Positive wenden: All jene Faktoren der Unsicherheit, die jetzt aus den Vereinigten Staaten spürbar sind, müssten für Europa ein zusätzlicher Weckruf sein, die eigene Einheit und die Anstrengungen zur eigenen Sicherheit und Verteidigung zu erhöhen."

SCHAIDREITER: "Die eigene Sicherheit erhöhen: Dafür hat Österreichs Regierung im Vorjahr beschlossen, das gleiche Luftabwehrsystem zu kaufen, wie andere europäische Länder. Um Drohnen, Raketen oder Marschflugkörper abzuwehren. Genannt ,Sky Shield'.

Die FPÖ stellte sich schon vor den Regierungsverhandlungen dagegen. Spricht von einem ,Bruch der Neutralität'.

Aussagen, die Robert Brieger, wie er sagt, ,bedauert'. Der Transparenz halber: Brieger's Sohn ist FPÖ-Politiker."

BRIEGER: "Ja, ich darf sagen, dass ich generell immer ein großer Verfechter davon war, verteidigungspolitische Notwendigkeiten außerhalb parteipolitischer Auseinandersetzungen anzusiedeln und hier einen gesamtstaatlichen Ansatz zu suchen.

Was ,Sky Shield' sicher nicht ist, ist ein ,NATO-Beitritt durch die Hintertür'. Ein ... ein Ausstieg aus dem Projekt ,Sky Shield' würde natürlich die Möglichkeit offen lassen, die notwendigen Systeme bilateral oder auf einem anderen Weg anzuschaffen, was aber, meiner Beurteilung nach, auf jeden Fall teurer käme."

SCHAIDREITER: "Als höchster EU-General ist Robert Brieger am Freitag bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Dort wollen US-Vertreter über einen Friedensplan für die Ukraine sprechen. Was genau die USA vorhaben? Auch er sei gespannt, meint Brieger.

Angedeutet wird schon vorab, dass europäische Truppen künftig entlang einer Frontlinie den Frieden überwachen könnten. Für Brieger, als Vorsitzenden der höchsten Generäle der 27 EU-Länder, ist klar: Auch das neutrale Österreich sollte sich an solchen Friedenstruppen beteiligen."

BRIEGER: "Ja, es besteht kein Zwang für Mitgliedsstaaten, sich an solchen Maßnahmen zu beteiligen. Aber als ein glaubhafter Akteur in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wäre es natürlich anzuraten, auch hier einen Beitrag zu leisten. Überwachungs- und Beobachtungsaufgaben ... da gibt es eine große Bandbreite von möglichen Herausforderungen, denen auch das Österreichische Bundesheer durchaus gewachsen ist."

SCHAIDREITER: "Robert Brieger ist seit drei Jahren der Vorsitzende des EU-Militärausschusses. Im Mai endet sein Mandat."
https://oe1.orf.at/player/20250212/785247/1739359794000
Ausbildung, Sky Shield
NATO ja oder nein? Staunen über Linie der FPÖ

https://www.krone.at/3685733
Zuletzt geändert von theoderich am Di 18. Feb 2025, 22:45, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Schlägerung in Villach
320-Millionen-€-Kaserne: Zufahrt in Vorbereitung

https://www.krone.at/3686576
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Verteidigungsministerin Tanner: „Auch wenn es über dem Atlantik nicht gern gehört wird, der Aggressor ist eindeutig Russland“

https://www.diepresse.com/19360106/vert ... me_aktuell


Von Bildungskarenz bis Europa: Wo es bei ÖVP, SPÖ und Neos Knackpunkte gibt
Sollte abermals eine Koalition etwa zwischen ÖVP und SPÖ verhandelt werden, werden diese zwar anders sein, aber wohl nicht weniger. Das verdeutlichen bereits Anfang Jänner geleakte Protokolle der damals gescheiterten Verhandlungen. Vor allem im Wirtschaftsbereich hakte es damals mit der SPÖ.
Zur „weiteren Verbesserung des Grundwehrdienstes“ war auch die Einsetzung eines eigenen Grundwehrdienstbeauftragten vorgesehen. Zum von der FPÖ abgelehnten Raketenabwehr heißt es in dem Papier von ÖVP, SPÖ und Neos: „Unser Beitrag beim Europäischen Luftabwehrschirm Sky Shield wird konsequent fortgesetzt.“ Auch hier war in den Verhandlungen die Anschaffung von Langstreckenraketen aber bereits umstritten.
https://www.diepresse.com/19360500/von- ... unkte-gibt
qsglx
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von qsglx »

Egal wer letzt endlich die Regierung stellt ich hoffe wirklich, dass in anbetracht der momentanen Entwicklungen zwischen Usa, ukraine und Russland, das mindestens 2% des Bip für Verteidigung im Regierungsplan drinnen stehen. Alles andere wäre eine Gefährdung der Österreichischen Sicherheit und Bevölkerung.
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Wo ÖVP und SPÖ schon einig waren – und woran sie wieder scheitern könnten
Sky Shield

Auch ein weiterer Fundamentalkonflikt, den FPÖ und ÖVP bis zuletzt im Bereich der internationalen Zusammenarbeit austrugen, würde in einer schwarz-rot-pinken Koalition nicht auftauchen. Bereits in ihren ersten Verhandlungen bekannten sich alle drei Parteien zur europäischen Luftabwehrinitiative Sky Shield. Zwar war die SPÖ nie restlos von den konkreten Beschaffungsplänen begeistert, die Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) über Sky Shield abwickeln will – die grundsätzliche Teilnahme an der Initiative, die vor allem als gemeinsame Einkaufsplattform für Waffensysteme dient, befürworten aber auch die Roten. Die Neos wollen Österreich ohnedies an ein europäisches Verteidigungsbündnis heranführen.
https://www.derstandard.at/story/300000 ... n-koennten


Blau-schwarze Verhandlungsprotokolle
Was sie mit uns vorhatten
Dass dieses Verhandler-Papier überhaupt in Umlauf geraten ist, mag für sich schon als Zeichen gedeutet werden, dass es zuletzt in den blau-schwarzen Koalitionsgesprächen überhaupt nicht mehr rund gelaufen ist. Das geleakte Protokoll spiegelt den Verhandlungsstand von Anfang Februar wider. Es kann wohl schon jetzt als zeitgeschichtliches Dokument angesehen werden. Zeigt es doch deutlich, in welche Richtung Österreich unter der ersten FPÖ-geführten Regierung gesteuert wäre. Und es lässt erahnen, was insbesondere die Blauen planen würden, wenn sie nicht auf einen Koalitionspartner angewiesen wären. 

Nur weil die jetzigen Verhandlungen geplatzt sind, heißt das nicht, dass die Ideen und Forderungen für alle Zeiten vom Tisch sind. Was hätte Österreich unter eine Rechts- beziehungsweise Mitte-Rechts-Regierung zu erwarten? Das blau-schwarze Papier gibt die Antwort.

Österreich gegen den Rest der Welt

Wo soll Österreich aus Sicht von FPÖ beziehungsweise ÖVP in der Welt und in Europa stehen? Eine äußerst lange Liste roter – also zumindest Anfang Februar noch strittiger – Punkte findet sich im Kapitel Internationales. Während die ÖVP weiter internationale Kooperationen anstrebte, wollte sich die FPÖ möglichst daraus wegbewegen. Westliche Allianzen wurden eher infrage gestellt – dafür ist eine Neigung gen Russland spürbar.

Die Verhandler zankten sich darüber, inwieweit man im Regierungsprogramm ein Bekenntnis zur Europäischen Menschenrechtskonvention, zur EU-Grundrechte-Charta sowie zur Rechtssprechung des Verfassungsgerichtshofs und der europäischen Höchstgerichte verankern sollte. Die FPÖ wollte das am liebsten gar nicht. Sie pochte auch auf eine klare Ablehnung einer EU-Armee, wetterte gegen eine angebliche „Zensur- und Überwachungsgesetzgebung“. Anzunehmen ist, dass damit wohl nicht zuletzt Initiativen auf EU-Ebene gemeint sind, die sich unter anderem gegen Hass im Netz, intransparente Finanzströme oder russische Trollfarmen richten.

Die ÖVP forderte ein Bekenntnis zum österreichischen Engagement im Rahmen internationaler friedenserhaltender und humanitärer Auslandseinsätze. Die FPÖ wollte dies insofern einschränken, als derartige Einsätze nur unter UN-Mandaten stattfinden dürften. Die Blauen pochten zudem darauf, Beiträge zu internationalen Organisationen deutlich zu reduzieren. Die ÖVP wünschte sich eine Weiterführung der Beflaggung aller Amtsgebäude mit der EU-Flagge – die FPÖ war dagegen.
Begründet wurde das alles mit der heiß geliebten Neutralität – die im Verhandler-Papier überhaupt ständig als Argumentation herhalten muss. So wurden seitens der FPÖ auch Verfassungsänderungen zur Stärkung der Souveränität Österreichs gefordert, die sicherstellen sollten, dass internationale Entscheidungen nationale Interessen nicht untergraben würden. Ganz prinzipiell sollte internationale Rechtssprechung der nationalen nachgereiht werden. Wäre es nach den Blauen gegangen, sollten Urteile internationaler Gerichtshöfe so restriktiv wie möglich und „zum spätestmöglichen Zeitpunkt umgesetzt werden“. So kann man es auch ausdrücken, dass man diese nicht mehr respektieren will.
Längerer Wehr- und Zivildienst

FPÖ und ÖVP wollen beide eine Raketenabwehr. Auch auf Kooperationen mit anderen Ländern einigte man sich – aber nicht auf „Sky Shield“. Im Verhandlungspapier rot markiert steht im Kapitel Landesverteidigung und Sport recht banal: „Geht um die Frage, ob das Wort ,Sky Shield’ im Regierungsprogramm steht.“ Prinzipiell haben sich die Verhandler zu einem „Grundsatzbekenntnis zu Luftraumüberwachung, Luftraumverteidigung und Systemlückenschlüsse“ geeinigt. Aber was bedeutet das konkret? Die FPÖ blieb, wie in dem Dokument nachzulesen ist, bei ihrem Nein zu Sky Shield. Die bisherigen (rechtlich nicht bindenden) Vereinbarungen sollten aufgekündigt werden. „Der Generalstab wird beauftragt, neutralitätskonforme Alternativen auszuarbeiten“, heißt es. Die Zeilen sind allerdings rot markiert. Und das bedeutet: keine Einigung. Sowohl Juristen als auch Militärexperten haben stets betont, dass Sky Shield mit der Neutralität sehr wohl vereinbar ist.

Auch in anderen Punkten beim Thema Landesverteidigung hätten ÖVP und FPÖ noch Gesprächsbedarf gehabt: Laut Verhandler-Papier plädierten die Freiheitlichen dafür, den Grundwehrdienst von sechs auf zehn Monate zu verlängern: „Parallel dazu wird mit Beginn des Jahres 2027 die Dauer des Zivildienstes auf 13 Monate angehoben und zusätzlich eine 1-monatige ,Übungsverpflichtung’ für Zivildiener eingeführt.“
https://www.profil.at/oesterreich/das-f ... /403010525
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

NATO und Atomkraft: Finnland – wo alles anders ist
In Österreich beschwören alle Parteien die Neutralität, und keine befürwortet die Atomenergie. In Finnland ist es genau umgekehrt. Warum ist das so, und haben die Finnen womöglich die besseren Argumente?
Dann jedoch kommt man aus dem Staunen nicht heraus. In zwei der wichtigsten Fragen unserer Zeit trifft Finnland Entscheidungen, die denen Österreichs diametral entgegengesetzt sind: in der Sicherheitspolitik und beim Klimaschutz.

Betrachten wir zunächst die Sicherheit. Finnland war ebenso wie Österreich ein neutraler Staat. Bis Finnland am 17. Mai 2022 offiziell ein Beitrittsgesuch an die NATO richtete und nicht ganz ein Jahr später, am 4. April 2023, Mitglied des westlichen Militärbündnisses wurde. Die erforderliche Zustimmung im finnischen Parlament fiel überwältigend aus: 184 Abgeordnete stimmten mit Ja, nur sieben mit Nein. Alle großen Parteien – Sozialdemokraten, Konservative, Liberale, Grüne – befürworteten den Beitritt, dagegen stimmten nur Mandatare der Linksallianz und der einzige Vertreter der rechtsextremen Partei „Alle Macht dem Volke“.

Haben wir unrecht?

In Österreich würde eine Abstimmung über einen NATO-Beitritt ziemlich genau spiegelverkehrt ausgehen. Hier gilt die Neutralität als Sicherheitsgarantie und ein NATO-Beitritt als Kriegserklärung an die eigene Bevölkerung. In Finnland hingegen war es das Gefühl der Unsicherheit, das die Bevölkerung dazu brachte, die Neutralität aufzugeben.

Die Finninnen und Finnen erklären ihre Position in der ihnen eigenen, zurückhaltenden Art, freundlich lächelnd, aber bestimmt. Sodass man gezwungen ist, sich zu fragen: Kann es sein, dass sie recht haben und wir in Österreich unrecht?

Der Trip nach Finnland gerät zu einer Reise zu den Zweifeln an den eigenen Positionen.

Das finnische Außenministerium in Helsinki ist ein Ensemble gelb gestrichener Bauten im historistischen Stil, mit weißen Säulen und Giebeldächern, direkt am Wasser gelegen. Drinnen erklärt Petteri Korvala, ein hoher Beamter, worauf das Fundament der finnischen Sicherheitspolitik einst gründete: eine eigene, starke Verteidigungskraft; ein Netzwerk aus Abkommen mit befreundeten Staaten; pragmatische Beziehungen mit den Nachbarn im Osten – gemeint ist Russland.

„Doch das war in einer Nacht dahin.“ Genauer gesagt in den frühen Morgenstunden des 24. Februar 2022, als die russische Invasion in der Ukraine begann.

Finnland denkt um

Zu diesem Zeitpunkt ist Sanna Marin, eine Sozialdemokratin, Finnlands Ministerpräsidentin, und Sauli Niinistö, ein Konservativer, Staatspräsident. Die Stimmung in politischen Kreisen unterscheidet sich kaum von der innerhalb der Öffentlichkeit: Russlands Staatspräsident hat die neutrale Ukraine angegriffen, also bleibt Finnland nichts anderes übrig, als sein Sicherheitskonzept radikal zu überdenken. Vor allem Putins Formulierung, wonach Russlands Nachbarn nicht das Recht hätten, über ihre Sicherheit nach Belieben zu bestimmen, ließ in Finnland alle Alarmglocken schrillen.

Aber ist Finnlands Situation überhaupt mit der Österreichs vergleichbar? Finnlands Grenze zu Russland erstreckt sich über eine Länge von rund 1300 Kilometern, Österreich hingegen liegt fernab der Russischen Föderation und ist von NATO-Staaten umgeben. Allerdings: Wenn die Neutralität vor Aggressionen schützt, weshalb macht die Entfernung dabei einen Unterschied? Zudem braucht es keine gemeinsame Grenze, um Opfer von russischen Attacken zu werden. Finnland verzeichnet russische Angriffe und Störmanöver im Cyberbereich und auch im hybriden Raum, etwa in den sozialen Medien.

Die finnische Sozialdemokratie hatte lange Zeit Vorbehalte gegenüber einem NATO-Beitritt gehegt. Nach dem 24. Februar 2022 waren sie verschwunden. Staatspräsident Niinistö wiederum warb seit Jahrzehnten für einen NATO-Beitritt seines Landes. Der heute 76-Jährige wurde im Mai des vergangenen Jahres, kurz nach dem Ende seiner Präsidentschaft, von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beauftragt, einen Bericht über die Widerstandskraft Europas gegenüber konventionellen militärischen Angriffen ebenso wie Cyber-Attacken und hybriden Kampagnen zu erstellen.

Jetzt nippt er in einem Besprechungszimmer des Außenministeriums an seinem Kaffee und räsoniert über die Sicherheit Europas. Die Europäische Union sei in dieser Frage erfolgreich, sagt er, „aber vielleicht zu erfolgreich. Die Menschen halten Sicherheit für etwas Selbstverständliches.“ Gegen diese Sorglosigkeit kämpft Niinistö an. So wie es einen „gemeinsamen Markt“ der EU gebe, müsse es auch eine „gemeinsame Sicherheit“ geben. Niinistö kennt Putin von mehreren Begegnungen. „Putin denkt, wir Europäer seien schwach“, sagt er, „wir müssen ihm zeigen, dass wir stark sind. Nicht um Krieg zu führen, sondern um einen Krieg zu verhindern.“ Tatsächlich neutral sei Finnland seit dem EU-Beitritt nicht mehr gewesen, sagt Niinistö: „Wir haben uns damals ausgesucht, wer unsere Freunde sind.“ Das war am 1. Jänner 1995, am selben Tag, als auch Österreich Mitglied der Europäischen Union wurde.

Finnland ist nicht bloß aus Sorge um seine eigene Sicherheit Mitglied der NATO geworden. „Wir wollen zeigen, dass wir etwas zur europäischen Sicherheit beitragen können, nicht nur von der Beistandsklausel profitieren“, sagt General Markku Viitasaari, Direktor des Nationalen Verteidigungsreferats, stolz. Das ist nicht nur so dahingesagt, es entspricht auch der Stimmung im Land. Jedes Jahr wird der Wille der Bevölkerung, das eigene Land zu verteidigen, in einer repräsentativen Umfrage erhoben. Nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine stieg der Wert von rund 70 Prozent in den Jahren davor auf 83 Prozent und sank im vergangenen Jahr auf immer noch beträchtliche 78 Prozent. Das ist ein Element des finnischen Konzepts der umfassenden Landesverteidigung.

Überraschender noch ist der Prozentsatz der Zustimmung auf die Frage, ob finnische Truppen im Bündnisfall ein anderes NATO-Land verteidigen sollten: 69 Prozent antworten mit Ja.

Auch Rechtspopulisten sagen Ja

Gibt es in Finnland keine rechtspopulistische Partei vom Schlag der FPÖ, die gegen die Unterstützung der Ukraine agitiert, russlandfreundlich ist und die NATO verteufelt? Überraschenderweise nicht. Jussi Halla-aho, Parlamentspräsident und Mitglied der rechtspopulistischen Partei „Die Finnen“, verlangt ganz im Gegenteil, dass die Verteidigung der Ukraine eine höhere politische Priorität bekommen müsste, und warnt davor, dass ein Sieg Russlands „die größte Gefahr“ wäre.

Finnland schlüpft nicht ängstlich unter den Schirm der NATO, es meint es ernst mit der gemeinsamen Verteidigung. Anders als andere Staaten hat es auch in der Vergangenheit nie die Rüstungsausgaben vernachlässigt. 2021 beschloss die Regierung den Kauf von 64 Kampfflugzeugen des Typs Lockheed F-35 um mehr als neun Milliarden Euro. Die Verteidigungsausgaben liegen derzeit bei rund 2,5 Prozent des BIP. In Österreich sind es rund 0,8 Prozent.

Das ausgeprägte Bewusstsein, wie wichtig die Abwehr äußerer Gefahren ist, hat seinen Ursprung auch in der Geschichte Finnlands. Das Land war Teil Schwedens und später, bis 1917, Teil des Russischen Reiches. Etwas mehr als 100 Jahre Unabhängigkeit reichen nicht aus, um diese Erinnerung auszulöschen.

Draußen vor dem Ministerium liegen mehrere große Schiffe vor Anker. Jedes von ihnen hat an Land einen eigenen Briefkasten. Sie heißen „Voima“, „JM Sisu“ oder „Polaris“. Es sind Eisbrecher, die im Winter die Seewege freimachen. Der Klimawandel sorgt paradoxerweise durch stärkere Winde für dickere Eisdecken, die bis zu 15 Meter in die Tiefe reichen. Ein moderner Eisbrecher kostet 120 Millionen Euro und verfügt über eine Kraft von 25.000 Pferdestärken. Die Schiffe gehören einem privaten Unternehmen, das im staatlichen Auftrag unterwegs ist. 90 Prozent der Importe und Exporte werden über die Seewege bewerkstelligt. Diese sicher und eisfrei zu halten, ist eine Überlebensfrage. Finnland versteht sich in dieser Hinsicht als Insel, aber nicht als eine Insel der Seligen.
Die Finnen sind stolz darauf, auf Gefahren und Krisen vorbereitet zu sein. Die Bedingungen hier oben im Norden machen es notwendig, dass die Menschen als Gemeinschaft handeln. Jeder für sich allein wäre in vielen Situationen aufgeschmissen. Vielleicht ist das Vertrauen in die staatlichen Institutionen in Finnland deshalb noch höher als in anderen europäischen Ländern.

Tief unterhalb der Hauptstadt Helsinki, erreichbar mit Aufzügen, befinden sich Zivilschutzräume für bis zu 900.000 Menschen. Die Stadt hat zwar nur rund 700.000 Bewohner, doch die Bunker sollen im Katastrophenfall auch Menschen aufnehmen können, die sich aus anderen Gründen gerade hier aufhalten.

Lange Gänge führen zu großen Hallen, die als Indoor-Freizeitstätten genutzt werden. Hier wird Landhockey gespielt, Kinder toben über Klettergerüste. Zwei Angestellte in Uniformen führen vor, wie es hier im Ernstfall aussähe. Sie stellen mit wenigen Handgriffen Stockbetten auf, die in Containern gelagert sind. Die Luft wird gefiltert, Toiletten sind ausreichend vorhanden, Lebensmittel auch, die Eingänge sind mit schweren Metalltüren verschließbar.

Niemand wünscht sich, eines Tages in einem Bunker ausharren zu müssen, aber falls doch, wäre Finnland wohl eine der empfehlenswerteren Destinationen.
Die Kälte des finnischen Winters fördert klares Denken, heißt es. Zu Hause in Österreich wird man angesichts der Argumente der Finnen für den Beitritt zur NATO und den Ausbau der Atomkraft wohl dennoch verständnislos den Kopf schütteln, verrate ich meinen Gesprächspartnern. Sie lächeln freundlich.

Die Kosten für eine Recherchereise nach Finnland für diesen Artikel wurden vom finnischen Außenministerium getragen.
https://www.profil.at/ausland/nato-und- ... /403010801


Trump klopft nun auch in Österreich um Soldaten an
Im Umfeld der Münchner Sicherheitskonferenz ist durchgesickert, dass die USA den europäischen Ländern Fragebögen zugeschickt haben, um herauszufinden, welchen Beitrag man für eine Ukraine-Lösung zu leisten bereit sei. Nach Informationen der Kleinen Zeitung erhielt auch Österreich ein solches Schreiben, unter anderem mit der Frage, ob Österreich willens sei, im Zuge einer Friedenslösung Truppen in die Ukraine zu schicken. Die US-Botschaft überbrachte der Bundesregierung das Schreiben der Trump-Administration. Eine Sprecherin des Kanzlers bestätigte den Erhalt des Fragebogens, ohne auf den Inhalt des Schreibens einzugehen, und beteuerte, dass die Europäer übereingekommen seien, gemeinsam auf die einzelnen Punkte zu antworten.

Abschreckung gegenüber Russland

Das Schreiben dreht sich vor allem um die Frage, wie militärisch verhindert werden kann, dass Russland eine mögliche Friedenslösung torpediert. Eine Schlüsselrolle kommt aus amerikanischer Sicht den Europäern zu. Wie könnten solche europäischen Sicherheitsgarantien ausgestaltet werden, um eine abschreckende Wirkung gegenüber Putin zu entfalten? Welche militärischen und sonstigen Fähigkeiten benötigt es dafür? Welche Drittländer sollten eingebunden werden? Sollten die Sanktionen gegenüber Putin ausgeweitet werden, um Moskau zur Vernunft zu bringen? Welche Unterstützung sollten die USA leisten?
https://www.kleinezeitung.at/politik/au ... oldaten-an

https://bsky.app/profile/michaeljungwir ... hnespdhs2j


Europa atomar aufrüsten: Militärexperte warnt vor „Fortsetzungskrieg“ in der Ukraine
Die Gefahr bestehe, dass sich die USA „möglichst billig“ aus der Ukraine-Unterstützung zurückziehen und Russland nach einem möglichen Waffenstillstand „einen Fortsetzungskrieg“ startet, sagt Bundesheer-Experte Gustav Gressel im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Die Europäer könnten dies nur durch glaubhafte militärische Stärke verhindern. Nötig seien eine Truppenentsendung in die Ukraine und atomare Abschreckung.
Die Frage, ob diese Entwicklungen auch Österreichs Sicherheit betrifft, beantwortete der Experte so: „Österreichs sicherheitspolitische Diskussion ist irrational. Es herrscht der Glaube, dass uns die Neutralität vor irgendwas schützt.“ Doch die Entwicklungen würden „nicht an Österreich vorbeigehen“, warnt Gressel.
https://www.diepresse.com/19376917/euro ... er-ukraine
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »


  • Das Ende der Sicherheit (Leitartikel)
    Die Beschwörung von Österreich als „Insel der Seligen“ wird die vielfachen Bedrohungen nicht zum Verschwinden bringen
    Genauso wenig war es bis vor Kurzem vorstellbar, wie leicht es den Hasspredigern mittlerweile möglich ist, dank völlig unkontrollierter sozialer Medien ihre Kämpfer gegen den verhassten Westen zu rekrutieren. Und das immer öfter buchstäblich im Kinderzimmer, wie der jüngste Fall eines 14-Jährigen zeigt, der laut Ermittlern einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof verüben wollte.

    Der Umstand, dass es sich bei ihm um einen Türkischstämmigen mit allerdings österreichischer Staatsbürgerschaft handelt, zeigt einmal mehr, wie kompliziert der Kampf gegen den globalen Terror geworden ist. Schärfere Maßnahmen gegen Flüchtlinge und illegale Migranten werden jedenfalls nicht reichen, um ihn dauerhaft besiegen zu können.

    Bemerkenswerterweise kommen solche eher eindimensionalen Vorschläge meist von jener Seite, die auch den wachsenden militärischen Bedrohungen, denen Europa – und damit auch Österreich – ausgesetzt ist, mit denkbar einfachen Rezepten begegnen wollen: mit der Beschwörung von Österreich als „Festung“ oder kitschig-antiquiert als „Insel der Seligen“. Eine solche war Österreich, nebenbei bemerkt, selbst in der vermeintlich guten alten Zeit nie. Und wird es in absehbarer Zeit auch nicht sein – angesichts eines aggressiven russischen Expansionismus und eines gleichzeitig drohenden sicherheitspolitischen Rückzugs der USA aus Europa.

    „Auch Österreich muss sich entscheiden“, sagt die ehemalige NATO-Strategin Stefanie Babst zum KURIER.

    Das bedeutet abermals, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die bis vor Kurzem schwer vorstellbar waren. Etwa, dass auch Österreichs Neutralität früher oder später infrage gestellt werden muss, wenn es eine schlagkräftige europäische Sicherheitsarchitektur ohne USA geben soll.

    Sie wird freilich nicht Realität werden ohne enorme Aufwendungen, ja sogar Opfer, die heute noch gar nicht so recht vorstellbar sind. Dies jetzt schon offen anzusprechen, gehört jedenfalls zu einer ehrlichen Politik, von der neuerdings so häufig die Rede ist.
    https://kurier.at/ngen/sicherheit-terro ... /403012797
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 3. Mär 2025, 00:50, insgesamt 1-mal geändert.
anastasius
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von anastasius »

Dies jetzt schon offen anzusprechen, gehört jedenfalls zu einer ehrlichen Politik, von der neuerdings so häufig die Rede ist.
Richtig so!
theoderich
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Re: Medienberichte 2025

Beitrag von theoderich »

Interview
Regeln oder Dschungel: "Auch Österreich muss sich entscheiden"
KURIER: Wie schätzen Sie die Lage zwischen Europa und den USA ein? Ist es wirklich so ernst?

Stefanie Babst: Sie ist dramatisch, das schlimmste Szenario, das man sich vorstellen kann. Für uns Europäer, weil uns die Abkopplung der USA von europäischer Sicherheit in eine ausgesprochen vulnerable Lage versetzt. Und das angesichts eines Russlands, das alle Anstalten macht, die rote Linie gegenüber der NATO zu überschreiten.

Bis jetzt kamen von Trump-Seite doch nur Ankündigungen und Drohungen? Werden tatsächlich Taten folgen?

Fangen wir damit an: Trump hat deutlich gemacht, den transatlantischen Konsens, die globalen Werte und die regelbasierte Ordnung zu verlassen.

Das hat er nicht angekündigt - er hat es getan. Er rehabilitiert den übelsten Aggressor, den wir in Europa in den letzten Jahrzehnten gehabt haben. Er rehabilitiert ihn nicht nur, er stellt sich auf seine Seite: Und der daraus folgende Schritt für Europa heißt, dass wir unseren amerikanischen Ex-Verbündeten nicht mehr trauen können. Wir können uns nicht mehr auf sie verlassen. 

Und damit ist natürlich auch der "Artikel 5", also die die Bündnistreue der USA innerhalb der NATO, mit einem riesigen Fragezeichen versehen.

Was heißt das jetzt für Europa? 

Dass wir uns militärisch nicht mehr auf amerikanische Hilfe im Falle eines Angriffs verlassen können. Das heißt, dass Präsident Trump bereit ist, die Ukraine zu opfern und Präsident Selenskij einen Kopf kürzer machen zu lassen.

Das bedeutet aber auch für Europa, dass wir unsere eigene Abschreckungs-Verteidigungsfähigkeit jetzt sehr schnell wieder entwickeln müssen, um uns gegen einen möglichen Angriff Russlands zu wappnen.

Was bedeutet es, wenn Trump die Ukraine opfert?

Das heißt, dass wir dann in einem Dschungel leben, in dem sich das Recht des Stärkeren durchsetzt. Das heißt, dass die Ukraine Russland zum Fraß vorgeworfen wird. Dass die Russen selbstverständlich versuchen werden, nicht nur die besetzten Gebiete zu halten, sondern das umzusetzen, was sie seit Kriegsbeginn tun wollten, nämlich die ukrainische Regierung entmachten und eliminieren. 

Wir reden von einem unmittelbaren Risiko auch für den Rest der noch freien Ukraine. Wir reden davon, dass Menschen, die in den besetzten Gebieten leben, in einer totalitären Form russisch fixiert werden. Wir reden davon, dass sich sehr, sehr viele Menschen in der noch freien Ukraine auf den Weg machen würden, um ihre Heimat zu verlassen. 

Wobei ich glaube, dass ein großer Teil der Ukrainer nicht aufgeben und weiterkämpfen wird.  Es wird einen Teil geben, die sich nicht ergeben wollen. Und andere werde sagen: Wir können es nicht ändern; wir suchen unser Heil in Österreich oder in der Schweiz oder in Deutschland. 

Wie könnte Europa das noch verhindern?

Wenn die Europäer jetzt nicht nur reden, was sie seit drei oder vier Jahren tun, sondern die Ukraine massiv weiter militärisch unterstützen und deutlich machen, dass sie ihr politisch nicht von der Seite weichen.

Was halten Sie vom Vorschlag Präsident Trumps, eine europäische Friedenstruppe nach einem Waffenstillstand in die Ukraine zu schicken?

Es ist komplett dummes Zeug, weil er genau weiß, dass Präsident Putin sich in keiner Weise von seinen strategischen Zielen verabschiedet hat. Putin will weiter die Ukraine zerstören, Europa destabilisieren, die NATO und die EU spalten. Er hat überhaupt kein Interesse an einem Waffenstillstand. 

Und sollte er ihn tatsächlich in irgendeiner Form eingehen wollen, wäre das nur eine Pause, die ihm Gelegenheit gibt, seine militärischen und wirtschaftlichen Kapazitäten ein Stück weit neu zu ordnen. Präsident Trump hat ihm jetzt einen Blankoscheck gegeben.

Trump hat gesagt, er wird die US-Truppen nicht aus Europa abziehen. Beruhigt Sie das?

In keiner Weise. Es ist Teil von Trumps Strategie, uns komplett konfus zu halten, mit verwirrenden Botschaften.

Was müsste Europa oder die europäische NATO tun, um jetzt mit dieser neuen Situation umzugehen?

Wir werden uns neu aufstellen müssen. Und dabei kommt es darauf an, wer Teil dieser Gruppe sein wird. Es wird Staaten geben, wie beispielsweise Ungarn oder auch die Slowakei, die ja schon für sich selbst beschlossen haben, dass sie eigentlich lieber in dem Bereich von Herrn Putin leben möchten. 

Aber ich denke da beispielsweise auch an neutrale Staaten wie Österreich und die Schweiz. Sie werden nicht länger nur am Zaun stehen und das Debakel und Desaster beobachten können. Auch ein Österreich muss sich entscheiden, ob es irgendwie an einer regelbasierten Ordnung festhalten will oder ob es in Zukunft in einem Dschungel leben möchte: Es geht nicht nur um Deutschland und Frankreich und andere. Wir als Europäer sind alle betroffen. Wir sitzen alle im gleichen Boot. 

Muss es eine europäische Armee geben oder reicht ein europäischer Teil der NATO?

Wir brauchen Streitkräfte, die verteidigungsfähig sind. Die Europäische Union hat sich ja über Jahrzehnte geweigert, sich eigene militärische Führungsstrukturen zu geben. Mal davon abgesehen, dass wir auf europäischer Seite viele Staaten haben, die Schwierigkeiten mit ihren Streitkräften haben.

Aber wir haben Kerngruppen wie die der sogenannten Joint Expeditionary Force, sie ist seit zehn Jahren da. Das ist ein Subunternehmen der NATO, angeführt von den Briten, in dem sich über Jahre die Skandinavier angeschlossen haben, die Niederlande, die Balten. Das ist eine Gruppe, die über eigene Führungsstrukturen militärischer Art verfügt. Das ist ein Nukleus, auf dem man vielleicht aufbauen sollte.

Halten Sie eine Art nuklearen Schutzschirm für Europa für unabdingbar?

Frankreich hat dazu eingeladen, sich einmal Gedanken zu machen, wie die französischen und die britischen Atomstreitkräfte zu einem gemeinsamen, europäischen Schirm nutzbar gemacht werden könnten. Aber der Vorschlag wurde nicht aufgegriffen. 

Wir brauchen aber für eine glaubwürdige militärische Abschreckung gegenüber Russland eine nukleare Komponente. Wir sind nicht ganz zahnlos. Wir haben 1,9 Millionen Menschen in Uniform auf der europäischen Seite. Wir haben zwei Nuklearmächte auf unserer Seite. Wir haben sehr starke europäische Staaten wie Polen, wie Finnland und wie Schweden auf unserer Seite, die auch wirklich ernsthaft in ihre militärische Verteidigungsfähigkeit investiert haben. 

Ich wünschte mir in dieser wirklich dramatischen Situation, dass man kühl und sachlich bleibt, aber sich nicht mehr auf der intellektuellen Ebene aufhält, wo man sagt: Oh, das ist ein Weckruf. Nein, das ist ein politisches Erdbeben, und darauf muss auch in einer solchen Form reagiert werden.

In Österreich wird auch über Sky Shield diskutiert: Ist er nötig, oder wäre das, was Europas Verteidigung betrifft, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein?

Wir haben ein Spektrum von notwendigen militärischen Fähigkeiten, das umfasst Hunderte von Fähigkeiten. Und ganz oben auf der Liste ist auch die Frage eines europäischen gemeinsamen Luftabwehrschirms. Aber das ist ein Zwanzigstel oder Dreißigstel der Topfähigkeiten, auf die wir uns fokussieren müssen.
https://kurier.at/politik/ausland/stefa ... /403012728
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 22. Feb 2025, 23:59, insgesamt 1-mal geändert.
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