Entwicklungen Fliegerabwehr

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maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Phoenix hat geschrieben: Di 24. Sep 2024, 11:45 Er will "aber nur" MRAD - weil Raketen mit 200km brauchen wir ja nicht nach seiner Aussage - also kein Patriot - weil wir wollen ja nicht von Wien aus Raketen in de Schweiz abschießen - ah ja. Aber es ist wohl müßig über das Thema PAC 2 (160km gegen Flugzeuge) vs. PAC 3 (35km gegen Raketen) dazu fachlich zu argumentieren.
Also wir haben MRAD noch nicht durch, die Diskussion über lange Reichweite ist daher ziemlich weit hergeholt.
Zumal lange Reichweite wirklich einige Probleme mit sich bringt insbesondere für einen Neutralen.

Die Dinger fliegen gut 200km weit - und das sind jetzt nur "halboffizielle" Schätzwerte. Ich denke mal, dass sich die Flugbahn mit modernen Motoren deutlich strecken lässt. Aber gut. Flugziele in der Atomsphäre unter Hyperschall sind kein Problem.

Je schneller und kleiner das Ziel wird, desto mehr ist man auf Vorwarnung angewiesen.
Sicherlich kann das Radar räumlich suchen und auch auf große Distanz und auch kleine Ziele....aber nicht alles gleichzeitig.
Sucht man ohne Datenverbund alleine den Raum ab sinkt die Reichweite und der erfassbare Radarquerschnitt steigt. Und damit ist es vorbei mit der Raketenabwehr.
Mit Vorwarnung kann man viel Energie in einen kleinen Sektor stecken und kleine Ziele auf große Entfernung erfassen.
Fraglich nur wer uns Neutrale wie vorwarnen soll?

Und der zweite Punkt - alles was du rauf schießt kommt wieder runter - solang das bei uns runter kommt ist das unser Bier - eh schon problematisch genug. Aber öst. Raketentrümmer die in einen slowakischen Kindergarten einschlagen...?!

Die Neutralität setzt uns Grenzen bei der Machbarkeit, der Effektivität und letztlich bei der Sinnhaftigkeit...das ist so und muss man einfach akzeptieren.
öbh
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von öbh »

Man kann nur hoffen dass MRAD von der nächsten Regierung als dringende Notwendigkeit gesehen wird und mit mehr Tempo einen Kauf tätigt. Wie auch von Maro angedeutet sind beim LRAD noch einige Fragen zu klären und mM hätte der EF-Ersatz mehr Dringlichkeit. Die Frage wird künftig auch sein, ob beide Projekte finanziell abgedeckt werden können.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

alps_spirit hat geschrieben: Di 24. Sep 2024, 15:06Genau: seine Argumentation gegen Raketen mit 200km war, dass Russland viel weiter von unseren Grenzen entfernt ist. Aber es gibt eben kein Flugabwehrssystem mit so einer Reichweite dass Ö Raketen über Russland abschießen kann.
Die Fähigkeit von PATRIOT ballistische Raketen tatsächlich mit einer ausreichenden Trefferwahrscheinlichkeit bekämpfen zu können, ist schon seit Jahren sehr zweifelhaft:

Director, Operational Test and Evaluation. 2014 Assessment of the Ballistic Missile Defense System (BMDS) (March 2015)
Patriot meets the Capability Development Document's system effectiveness requirements against some tactical ballistic missiles. However, Patriot fails to fully meet requirements against other tactical ballistic missiles and therefore has limited effectiveness against selected threats.

Patriot Advanced Capability-3 (PAC-3) has demonstrated the capability to engage tactical ballistic missiles in flight tests against more than 30 SRBM targets since 1999. One flight test was conducted against an MRBM target in 2002. Sixteen flight tests since 2000 featured multiple simultaneous Patriot engagements against two targets. During Operation Iraqi Freedom in 2003, Patriot intercepted all nine Iraqi SRBMs launched against it, but it also shot down two friendly aircraft due to a combination of training and system shortfalls.
The LUT (FY 12-13) also highlighted the growing complexity of the Patriot system, which requires a higher level of operator expertise and more intensive training.
https://www.esd.whs.mil/Portals/54/Docu ... (BMDS).pdf

maro-airpower hat geschrieben: Di 24. Sep 2024, 20:52Und der zweite Punkt - alles was du rauf schießt kommt wieder runter - solang das bei uns runter kommt ist das unser Bier - eh schon problematisch genug. Aber öst. Raketentrümmer die in einen slowakischen Kindergarten einschlagen...?!
Dieses Problem hat die US Army sogar in einer Vorschrift eingebaut:
Boost Phase Defense

[...]

1-41. Boost phase is the ideal phase to destroy a ballistic missile as it struggles against the Earth’s gravity (active defense), but it is extremely difficult to execute due to the short burn duration—usually less than 300 seconds and burns out at an altitude of less than 300 kilometers. Intercepting a missile in the boost phase will likely cause debris to fall onto or near the launch country and may cause collateral damage to civilian population.
Midcourse Phase Defense

1-43. The midcourse phase begins immediately following booster burn out when the RV separates from the booster and continues along its established trajectory. This phase can last as long as 35 minutes for ICBMs, allowing opportunity to destroy the incoming ballistic missile outside the Earth’s atmosphere. Any debris remaining after the intercept will likely burn up as it re-enters the atmosphere.
Und hier kommt der Punkt, der den theoretischen Fall betreffen würde, in dem die österreichischen Luftstreitkräfte eine anfliegende ballistische Kurzstreckenrakete abschießen:
Terminal Phase Defense

1-45. During the terminal phase of IRBM and ICBM flights, the RV reenters the Earth’s atmosphere at extremely high speeds (14,000+ miles per hour) which results in this phase lasting only 60 to 120 seconds. Defensive systems designed for use in the terminal phase have a small TEW in which to provide adequate defense. It is the last opportunity to make an intercept before the RV reaches its target. Intercepting an RV during the terminal phase is difficult and the least desirable because there is little margin for error as the intercept will occur close to the intended target and debris will fall to Earth near the intended target.
https://rdl.train.army.mil/catalog-ws/v ... fm3_27.pdf

Ich kann Ihre Bedenken nachvollziehen. Es wäre sinnvoll, wenn man das Vorhaben nicht als "Raketenabwehr", "Raketenabwehrschirm" oder dgl. verkauft, sondern ganz einfach als Fliegerabwehr. Denn in diesem Bereich machen LRAD-Systeme am meisten Sinn.
Lazarus
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Lazarus »

öbh hat geschrieben: Di 24. Sep 2024, 22:23 Man kann nur hoffen dass MRAD von der nächsten Regierung als dringende Notwendigkeit gesehen wird und mit mehr Tempo einen Kauf tätigt. Wie auch von Maro angedeutet sind beim LRAD noch einige Fragen zu klären und mM hätte der EF-Ersatz mehr Dringlichkeit. Die Frage wird künftig auch sein, ob beide Projekte finanziell abgedeckt werden können.
Ich kann ihnen nur zustimmen. In der 2030er Jahren gibt es viele teure "Baustellen" (EF Ersatz, Kampfpanzer, Schützenpanzer, usw.), da wird realistischerweise eine Prioritätenreihung notwendig werden. Alleine im Bereich der Flieger- und Drohnenabwehr gibt es noch viele Bedarfe. Eins nach dem anderen.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Ich wünschte unsere Medien würden das beherzigen:

theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Zuletzt geändert von theoderich am Fr 4. Okt 2024, 01:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Doppeladler
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Doppeladler »

Oje - da hat die PR-Abteilung des Bundesheeres gepatzt. Sky Shield (eigentlich die "European Sky Shield Initiative" - ESSI) ist eine von Deutschland gestartete gemeinsame Einkaufs-Initiative und ermöglicht gemeinsame Ausbildung an den Fliegerabwehrsystemen - es ist selbst kein Waffensystem und auch kein integriertes Luftverteidigungssystem.
Iron Dome ist wiederum ein Waffensystem und Teil der israelischen Integrated Air and Missile Defence (IAMD) - genau so wie David’s Sling und Arrow, welche größere Reichweiten abdecken. Ein Iron Dome System besteht aus einem EL/M-2084-Multi-Mode-Radar Radar von IAI Elta Systems, einem Kontrollzentrum (BMC) und bis zu vier Starteinheiten (MFU) für je 20 Abfangraketen Tamir.
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iceman
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von iceman »

Die Einkaufsgemeinschaft Sky shield wird nicht kommen, aber ein Sparpaket.
Wolfgang
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Wolfgang »

Im Militäraktuell-Interview mit Oliver Dürr spricht er über Skyranger 30 und auch über unsere Oerlikon-Zwillingskanonen. Dabei erwähnt er, dass Österreich auch beim Passivradar eine Vorreiterrolle hat. Dabei wird ein drehendes System gezeigt. Haben wir dieses mitgekauft bzw. um welches System handelt es sich dabei. Rheinmetall hat ja das Twinvis - das ist es aber nicht. Weiß jemand näheres.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Der Hersteller von Twinvis ist Hensoldt (früher: Airbus).
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