Von der Schweiz nach Schweden: Schiessversuche mit dem Mörser 16, in: Inside S+T, H 1 (2023), p. 10
Das System 12 cm Mörser 16 verfügt über einen sogenannten Balllistic On Board Computer (BOC), der die notwendigen Schiesselemente wie Azimuth und Elevation berechnet. Damit das System diese Elemente überhaupt berechnen kann, müssen die ballistischen Kenndaten der eingesetzten Munition bekannt und in einem Ballistik Modell abgebildet sein.
Im Rahmen des Projekts 12 cm Mörser 16 wird bereits bestehende Munition altersbedingt einem Retro-Fit Programm unterzogen. Das bedeutet, dass die bestehende Munition modernisiert und nachgerüstet wird, damit sie den neuen Systemanforderungen gerecht wird. Konkret wird dabei der Zünder und das Treibladungssystem der Munition überarbeitet. So werden für den Einsatz und die Ausbildung vom Waffensystem fünf verschiedene Munitionstypen zur Verfügung stehen.
Vom 14. bis 31. August hat armasuisse W+T in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Beschaffungsbehörde (FMV) vier dieser Munitionstypen auf dem Schiessplatz Älvdalen in Schweden ballistisch erprobt. Um ein akkurates Ballistikmodell erstellen zu können, muss jeder Munitionstyp über alle Ladungen (1 – 8) und pro Ladung in drei verschiedenen Elevationen verschossen und vermessen werden. Am Versuch wurden so beachtliche 1227 Schuss abgefeuert.
Aussenballistik
Eine zentrale Rolle zur Ermittlung der ballistischen Kenngrössen spielt dabei das Tracking Radar. Dieses System dient dazu, den Luftwiderstandsbeiwert (eine wichtige ballistische Kenngrösse) entlang der Flugbahn eines Geschosses zu ermitteln. Zudem kann die gesamte Flugbahn in X-, Y- und Z-Koordinaten vermessen und die Einschlagskoordinate bestimmt werden. Für die Weiterverarbeitung sind zusätzliche Informationen zur Mündungsgeschwindigkeit beim Abschuss und den vorherrschenden meteorologischen Verhältnissen in den verschiedenen Luftschichten notwendig. Dafür wurden während des Versuchs durchgehend alle zwei Stunden Radiosondierungen mit Wetterballons durchgeführt.
Alle gewonnen Messresultate werden nun durch armasuisse W+T ausgewertet. Weiter werden die Resultate pro Munitionstyp zu einem Ballistikmodell weiterverarbeitet und in den Ballistic on Board Computer des Mörsersystems implementiert.
Funktion der Munition
Nebst den aussenballistischen Merkmalen spielt auch die generelle Funktion der Munition hinsichtlich Wirkung und Sicherheit eine wichtige Rolle. Im Vorfeld wurde das Versuchsdispositiv so gestaltet, dass möglichst viele Erkenntnisse in unterschiedlichen Disziplinen gewonnen werden können. So war es möglich, die Funktion der verschiedenen Munitionstypen während des Beschusses zu untersuchen. Speziell konnte das Ansprechverhalten der Wurfgranate 25 in unterschiedlichem Terrain wie Wald, Wasser und hartem Untergrund untersucht werden. Diese Granate ist mit einem Multioptionszünder ausgerüstet. Bei diesem Zünder kann der Sprengpunkt, je nach Ziel, zwischen Annäherung hoch, Annäherung tief, Aufschlag und Verzögerung eingestellt werden. Dieser Zünder basiert auf einem integrieren Radar, der die Distanz zum Boden konstant misst. Die fehlerfreie Funktion des Zünders im Flug wurde mit einem eigens dafür entwickelten Messequipment überprüft.
Knalldruckmessungen
Beim Schiessen ist die Besatzung im Fahrzeug durch den Abschussknall teilweise hohen Lärmemissionen ausgesetzt. Beim Versuch wurde an allen Positionen der Geschützbesatzung die Knalldruckbelastung auf das Gehör gemessen. Aufgrund der hohen Schusszahl konnten fundierte Messresultate gewonnen werden. Diese werden armasuisse W+T erlauben, eine fundierte Analyse zur Festlegung der maximal zulässigen Schusszahl pro Tag für jedes Besatzungsmitglied zu erstellen. Um die Sicherheit der Geschützmitglieder zu gewährleisten, dürfen die von der SUVA zugelassenen Grenzwerte nicht überschritten werden.
https://www.ar.admin.ch/de/armasuisse-w ... -2022.html