Doppeladler hat geschrieben: ↑Mo 24. Feb 2020, 08:34
Es ist legitim, diese Anschaffungskosten des EF bei der Gegenüberstellung mit der österreichischen Ist-Situation außen vor zu lassen, weil diese nicht mehr anfallen.
Naja, mit der Begründung wäre dann aber jede Miete schlechter als ein Kauf eines gleichwertiges Produkts. Zum Beispiel wenn ich die laufenden Kosten einer Mietwohnung und einer Eigentumswohnung gegenüberstelle und feststelle, dass die Eigentumswohnung billiger ist, weil eben keine Miete anfällt. Das stimmt zwar rein mathematisch aber Betriebswirte und Buchhalter werden eher den Kopf schütteln.
"Leasing" an sich ist kein exakter Begriff. Bei manchen Formen steht am Ende dann der Kauf ("Leasingkauf"), wo der Restwert zu bezahlen ist und das Eigentum an der Sache geht auf den Käufer über. Soweit ich das verstanden habe, nimmt Saab/Schweden die Kampfjets von Tschechien nach Ende der Leasingdauer zurück, das heißt Tschechien muss die Jets dann
nicht zum Restwert kaufen und wird nicht Eigentümer. Diese Form von Leasing ist eher eine Miete, wo der Leasingnehmer auch für die Wartung aufkommen muss, zumindest teilweise.
Bei kürzeren Laufzeiten kann also Leasing durchaus die günstigere Variante sein, speziell wenn man die Dinger dann nicht kaufen muss. Das heißt daraus würde ich kein generelles Contra-Leasing Argument ableiten.
Ich würds eher so sagen:
- Wir benutzen die Flugzeuge sowieso mehr als 40 Jahre, daher ist Kauf günstiger.
- Wir haben die Flugzeuge schon bezahlt und im Hangar stehen, sie jetzt nach 13 Betriebsjahren abzustellen wäre kostenmäßig am ungünstigsten (außer es stehen jetzt tatsächlich wieder Investitionen in hoher Millionen- oder gar Milliardenhöhe an, das ist bis heute unklar - siehe "Was verstehe ich unter Upgrades"? Ich bezweifle, dass das nötig ist.).
- Wie 'theoderich' schreibt: Um Flugzeuge zu leasen braucht es jemand, der uns seine Flugzeuge zu akzeptablen Bedingungen verleast und das ist kann schwierig werden.
Ich vermute, dass sich Saab auf den Deal mit Tschechien und Ungarn eingelassen hat, um zumindest irgendwelche europäischen Referenzen zu haben, denn Gripen verkaufte sich außerhalb Schwedens eher schleppend (Südafrika und Thailand haben welche). Da hat Österreich damals eine Chance vertan, ordentlich zu verhandeln.
Die Nöte von Saab haben sich aber erst kürzlich durch die Kooperation mit Brasilien geändert, wo jetzt ein großes Land und mit Embraer ein internationaler Luftfahrtkonzern hinter dem Projekt stehen. Und zwar so sehr, dass die brasilianischen Gripen ab diesem Jahr komplett in Brasilien gebaut werden. Daher kann man durchaus behaupten, dass Gripen mittlerweile bald gleich schwedisch wie brasilianisch sein wird. Das heißt der Druck, sich auf weitere derartige Leasing-Geschichten einzulassen, ist nicht mehr so groß.