Ein gutes Original ist die beste Vorlage für jedes Modell.
Das war der erste Hinweis vor einiger Zeit. Ein Foto aus dem Militärmuseum
in Bukarest von einer deutschen Pak - im Hintergrund die typische Silhouette
eines Skoda 30,5cm Mörsers der k.u.k. Armee.
Manchmal hat man Glück. Und wer Glück hat, lernt jemanden kennen,
der sich Zugang zum Museum verschaffen und dort Fotos machen kann. Nur einige
wenige. Aber die reichen.
Nach einer Übersicht über jede Menge Military-Schrott sieht man beim
genaueren Hinsehen echte Raritäten. Zum Beispiel schar links vor der Rakete.
Da wäre einmal ein 30,5 cm Mörser Typ M12/16. Der hat sich ja schon
angekündigt. Siehe Bild ganz oben. Die anderen Originale in Roveretto und
Belgrad stehen auf Resten von Transportwagen. In Bukarest steht der Mörser
auf einer Original-Bettung.
Die eigentliche Sensation ist allerdings der zweite 30,5 cm Mörser - Typ
M 16: Meines Wissens der derzeit einzige der Welt. Angeblich gibt es irgendwo
in der Sowjetunion auch einen, aber den hat - glaube ich - noch keiner gesehen.
Beim Vergleich der beiden Fotos sieht man sehr gut die Unterschiede zwischen
den Typen: Der M 16 hat eine deutlich kleinere - aber auch höhere (und
schwerere) Bettung, eine neue Lafette, die auch ein Rundherum-Feuern möglich
macht und ein längeres Rohr. Die beiden typischen Bremszylinder der Typen
11 und 11/16 entfallen.
Ein weiterer Rundblick zeigte noch ein besonders interessantes Detail. Leider
war der "Reporter" nicht fachkundig, sonst wäre er sicher näher
gegangen. Beachten Sie den Hintergrund in der Bildmitte:
Vergrößerung:
Schwere k.u.k. Stücke im Armeemuseum Bukarest.
Im Armeemuseum Bukarest gibt es, neben den 30,5 Mörser-Schmankerln (siehe
Seite 1), auch noch gewaltigere Originalstücke aus der Waffenschmiede Skoda
der k.u.k. Monarchie.
Aufgrund des großen Erfolges des 30,5 Mörsers wurden bei Skoda auch
Geschütze mit größeren Kalibern beauftragt, die eine ähnliche
Mobilität aufweisen und die immer stärkeren Panzerungen und Festungen
bekämpfen sollten.
Das Ergebnis waren die 38 cm und die 42 cm Haubitze. Auf die Lafette der 38
cm Haubitze wurde auch ein Langrohrgeschütz vom Kaliber 24 cm gesetzt.
Bis auf das Rohr blieben alle Bauelemente der Haubitze weitgehend unverändert.
42 cm Mörser M16
in Stellung.
Die 38cm Haubitze Nr. 6
(2. Ausführung) im HGM, Wien.
Für die Mobilität sorgte ein Transportsystem "System Porsche".
Ja wirklich: Ferdinand Porsche entwickelte als Chef der Wiener Neustädter
Daimler-Werke ein Transportsystem, das ähnlich wie beim 30,5cm Mörser
funktionierte: Das Geschütz wurde teilzerlegt und auf Spezial-Transportwagen
verlastet. Das Besondere daran: Bei den 4-achsigen Wagen wurde jedes der 8 Räder
angetrieben. Mit je einem Elektromotor. Der notwendige Strom wurde von einem
Generatorwagen hergestellt, der dem Transportwagen voranfuhr.
Ein gutes Bild: Lafette und Rohr einer 24-cm Langrohrkanone M16 unterwegs auf
ihren Transportwagen. Angetrieben von je einem Generatorwagen M16.
Die 38 cm Haubitze wurde auf 4 Transportwagen verladen: Den Lafettenwagen, den
Rohrwagen und zwei Bettungswagen für die linke und rechte Hälfte der
Bettung.
Die Geschützmontage wurde ähnlich wie beim 30,5 Mörser mit Winden
vorgenommen.
Jeweils ein Generatorwagen vor dem Lafettenwagen, dem Rohrwagen und den beiden
Bettungswagen.
Im Armeemuseum Bukarest stehen heute noch 2 Originalgeschütze:
Und zwar die 38 cm Haubitze M16 "Gudrun" (Haubitze Nr.2) und die 42 cm Haubitze M16. Beide teilzerlegt und auf den Transportwagen verladen.
Bilder davon sind auf der interessanten Homepage www.railwaygun.co.uk. zu sehen, die Eisenbahn-Freaks führen.
hier der Link direkt zum Artikel: Link
Wie die Bezeichnung sagt, beschäftigt sich diese Seite mit Eisenbahngeschützen
verschiedener Herkunft und Epochen.
Einem kleinen Irrtum verdanken wir wahrscheinlich, dass es auf der Homepage
auch Bilder der beiden k.u.k. Haubitzen gibt. Man geht auf der Seite nämlich
davon aus, das die beiden Eisenbahn-Geschütze bzw. hauptsächlich auf
der Schiene transportierte Geschütze waren.
Das stimmt nur sehr am Rande: Die Geschütze wurden über lange Strecken
zwar schon mit dem Zug, aber ausschließlich verladen mit den Generator-
und Transportwagen im Geschützzug transportiert. Dabei und bei den Verlegungsfahrten
wurden die Straßenräder verwendet. Nur kurze Verlegungen wurden manchmal
auf die Schienenstränge verlegt. Dafür mussten Teile der Straßenräder
abmontiert werden. Und genau in diesem Zustand stehen sie in Bukarest. Damit
ist das Missverständnis verständlich.
Auch die Beschriftungen im Museum sind nicht immer korrekt.
So wurden die beiden Geschütze nicht von der rumänischen Armee "erbeutet",
sondern aus dem k.u.k. Geschützdepot von Györ (heute in Ungarn) "entwendet".
Bei dem "ammunition wagon" handelt es sich um einen Teil der Bettung.
Und die 42 cm Haubitze wurde auch in 4 bzw. 6 Lasten zerlegt transportiert:
Die ersten Haubitzen hatten eine große Bettung. Der Transport erfolgte
mit 4 Bettungs-, 1 Rohr- und 1 Lafettenwagen. Spätere Baumuster erhielten
eine kleinere Bettung, die in 2 Lasten transportiert werden konnten - wie bei
der 38 cm Haubitze.
Übrigens: Nachdem deutsche Artillerieoffiziere im 1. Weltkrieg Wirkung und Mobilität der schweren k.u.k. Geschütze erlebten, setzt die Deutsche Wehrmacht diese auch im 2. Weltkrieg ein.
Mehr Informationen finden Sie bald in einem neuen Typenblatt, das derzeit in
Planung ist: "Die schweren mobilen Stücke der k.u.k. Artillerie -
24cm Kanone / 38 cm Haubitze / 42 cm Haubitze".
Auch Hinweise für bestehende und kommende Modelle wird es dazu geben.
In der Vergrößerung sieht man jetzt deutlich: Das ist doch ein 38 cm Mörser der k.u.k. Armee.