das Fliegerass Godwin Brumowski. Der Totenkopf zierte viele seiner Maschinen
- hier eine Albatros D.III im Dezember 1917.
© Air Aces of the AH. Empire
(siehe Literaturtipp)
Einleitung
Bei Tulln an der Donau liegt ein Flugplatz mit angeschlossenem Kasernengelände.
Errichtet wurde er ursprünglich von der Deutschen Wehrmacht in den Jahren
1938/39. Am 07. April 1945 sprengten Waffen-SS Einheiten die Einrichtungen des
Flugfeldes, welches noch am gleichen Tag von der Roten Armee eingenommen wurde.
Im Juli 1945 wurde der Fliegerhorst dann von der Roten Armee an die US-amerikanischen
Besatzungstruppen übergeben und bereits 1946 nahm die Pan American World
Airways den Linienverkehr zwischen New York und dem Platz, der die Bezeichnung
"U.S. Air Force Station Tulln-Vienna" trug, auf!
Nachdem Österreich seine vollständige Souveränität im Jahre
1955 wiedererlangt hatte, nahm die Fliegerdivision des neu gegründeten
Österreichischen Bundesheeres den Platz und die dazugehörigen Kasernenanlagen
in Besitz.
In einer feierlichen Zeremonie wurden am 30. September 1955 die amerikanische
Flagge eingeholt, die österreichische gehisst und die Anlagen der Obhut
der österreichischen Streitkräfte überantwortet.
Zwölf Jahre später, 1967 erhielten der Flugplatz und die dazugehörige
Kasernenanlage dann den Namen "Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn-Tulln".
Gegenwärtig sind dort folgende Verbände des Bundesheeres stationiert
- das Kommando Luftstreitkräfte, das Kommando Luftaufklärung, das
Fliegerregiment 1, das Fliegerfernmeldebataillon, das Fliegerabwehrregiment
1 sowie die Fliegerwerft 1.
Die Kurzform des Stützpunktes, "Fliegerhorst Brumowski", hat
sich seit damals bei der ortsansässigen Bevölkerung wie auch bei tausenden
Soldaten und Fliegern des Bundesheeres eingeprägt.
Weniger bekannt ist jedoch die Geschichte, der Lebenslauf, des Namenspatrons
der Kaserne und des Flugfeldes. Wer oder was war "Brumowski" überhaupt?
Der Verfasser dieses Berichtes hat sich für Sie auf Spurensuche begeben
der Flieger
Godwin Brumowski. Das Monokel war übrigens keine "Modemacke",
sondern notwendige Seehilfe. Godwin Brumowski erblickte am 26. Juli 1889 in
Wadowitz, im damals zur k.u.k. Monarchie gehörenden Galizien das Licht
der Welt. Der im heutigen Polen gelegene Ort ist übrigens auch die Geburtsstätte
von Papst Johannes Paul II.
Über seine Kinder- und Jugendzeit ist nur wenig bekannt. Er wurde in eine
Soldatenfamilie hineingeboren und absolvierte die technische Militärakademie
Mödling, wo er am 18. August 1910 graduierte. Als 1914 der Erste Weltkrieg
ausbrach, diente er gerade im Artillerieregiment 29 der k.u.k. Streitkräfte.
Hier erlebte er an der russischen Front die unerbittliche Härte und die
Grausamkeit des Bodenkampfes und wurde mit der bronzenen und der silbernen Tapferkeitsmedaille
ausgezeichnet
Im Juli 1915 wurde seinem Antrag stattgegeben und es erfolgte eine Versetzung
zu den Luftstreitkräften, zur Einheit "Flik 1"*) nach Czernowitz.
Dort flog er zunächst als Beobachter, hauptsächlich gemeinsam mit
dem im böhmischen Chlumnitz (heute Chlumetz, Tschechische Republik) geborenen
Hauptmann Otto Jindra, der im Laufe des Krieges insgesamt 9 Luftsiege erringen
sollte.
Als Beobachter / Bordschütze auf der Albatros B1 erzielte er seine ersten
3 Luftsiege. Zwei russische Maschinen vom Typ "Morane P" schoss er
dabei an einem Tag, dem 12. April 1916, ab. Ihren dritten Gegner, ebenfalls
eine "Morane P", besiegten Brumowski und sein Flugzeugführer
am 02. Mai 1916.
Luftkämpfe der damaligen Zeit genießen bis heute den Ruf einer "ritterlichen
Auseinandersetzung unter Gentlemen". Mag unter den einzelnen Fliegern auch
durchaus ritterliche Fairness im Kampf geherrscht haben - so ist über diese
Luftkämpfe bekannt, dass ein Flieger den anderen häufig verschonte,
wenn dieser beispielsweise Ladehemmung hatte -, so kann und darf dies nicht
darüber hinwegtäuschen, dass Krieg - gleich in welcher Form - in jedem
Fall grausam und tödlich ist.
Mit viel Glück überstand Brumowski seine Luftkämpfe und Unfälle.
Diese Albatros D.III (153.45) wurde 1918 von Feindflugzeugen getroffen und fing
Feuer, doch das Fliegerass konnte noch sicher landen.
© Archiv Tögel
Man muss sich auch vor Augen halten, dass die Besatzungen der Maschinen über
keinerlei Schutz verfügten. Sie saßen im kalten Luftstrom des Propellers
in einem filigranen Fluggerät, welches nur mit Leinwand bespannt war, die
mit Leichtigkeit selbst von kleinen Kalibern durchdrungen wurde. Panzerplatten
für die Besatzung im Cockpit, wie im Zweiten Weltkrieg bereits üblich,
gab es nicht. Und selbst, wenn Flieger den Beschuss an sich überlebten,
war das Flugzeug durch zerschossene Steuerseile und/oder weggeschossene Flächen,
Leitwerke und dergleichen oftmals nicht mehr steuerbar.
Die Flieger trugen keine Fallschirme, da diese einerseits zum damaligen Zeitpunkt
technisch noch nicht ausgereift und daher unzuverlässig waren, andererseits
lehnten viele Flugzeugführer sie auch deswegen ab, weil das Tragen von
Fallschirmen ihrem Ideal von Ritterlichkeit widersprach. Einzig die Besatzungen
von Beachtungsballonen trugen für gewöhnlich Fallschirme, da sie den
Angriffen der Flugzeuge schutzlos ausgeliefert waren. Und so traten viele Piloten
in ihren zusammengeschossenen Maschinen - ohne Aussicht auf Rettung durch einen
Fallschirmabsprung - den langen Weg in die Tiefe an, der nur ein schreckliches
Ende kannte
Brumowski in der Hansa-Brandenburg D.I (KD) 65.53 im Dezember 1916.
© Archiv Tögel
Obwohl Brumowski zwischenzeitlich - seit dem 03. Juli 1916 - selbst als Flugzeugführer
flog, sollte es noch etliche Monate, bis zum 03. Dezember 1916, dauern, ehe
er seinen nächsten Luftsieg, als Angehöriger der "Flik 12"
erringen konnte. An diesem Tag bezwang er am Steuer seiner einsitzigen Hansa-Brandenburg
D1 - dieser Typ war übrigens eine der frühen Konstruktionen von Ernst
Heinkel - einen italienischen Bomber Caproni CA1.
Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, welche Erfolge der ehrgeizige
Offizier noch erzielen würde.
Nachdem er ab März 1917 einige Zeit der der deutschen "Jasta 24"
zugebracht und deren Taktiken studiert hatte, übernahm Godwin Brumowski
das Kommando über die "Flik 41J", die erste wirkliche österreichisch-ungarische
Jagdstaffel.
Albatros D.III (Oef),
Nr. 153.06, Flik 41J, in Sesana, August 1917. Mit dieser Maschine erreichte
Brumowski den ersten Abschuss mit einem Albatros-Flugzeug.
© Air Aces of the AH. Empire
Bis zum 28. August 1917 schoss er 17 weitere Gegner bestätigt und 8 unbestätigt
ab. Bis auf zwei Feindmaschinen, die er auf dem neuen Muster Albatros D III
(dieser Typ wurde u.a. auch von Manfred von Richthofen, dem legendären
"Roten Baron" geflogen) bezwang, war Brumowski bei all diesen Einsätzen
die Brandenburg D1 bzw. C1 geflogen.
Im Oktober 1917 ließ er seine Albatros D III - mittlerweile flog er ausschließlich
auf dem neuen Muster - rot anstreichen und unterhalb des Cockpits einen weißen
Totenkopf auf schwarzem Grund anbringen. Manfred von Richthofen, den er während
seiner Zeit bei der "Jasta 24" kennen gelernt hatte, war sein großes
Vorbild. Wohl aus diesem Grund hatte er sich für die Farbe Rot bei der
Bemalung seiner Maschine entschieden.
Tatsache ist jedenfalls, dass Brumowski und seine Männer, ebenso wie das
Geschwader von Richthofen, fortan schon von weitem zu erkennen waren und bei
den gegnerischen Verbänden dadurch für Angst und Schrecken sorgten.
Albatros D.III (Oef),
Nr. 153.45, Flik 41J, in Torresella, November 1917. Mit dieser Maschine errang
Brumowski acht seiner Siege. Es war sein erstes rotes Flugzeug - und vermutlich
auch sein liebstes.
© Air Aces of the AH. Empire
Zwischen dem 09. Oktober 1917 und Juni 1918 schoss Hauptmann Brumowski mit seiner
Albatros D III insgesamt 14 gegnerische Luftfahrzeuge, darunter 5 (Beobachungs-)
Ballone, ab. Sein letzter Luftsieg war der Abschuss einer italienischen Ansaldo
SVA5 am 19. Juni 1918. Seinen letzten Feindflug, den 439., absolvierte er 4
Tage später, am 23. Juni.
Im bisherigen Verlauf des Krieges hatte sich Godwin Brumowski, der mit seinen
fast 30 Jahren um rund 10 Jahre älter als die meisten seiner Piloten war,
als außergewöhnlich fähig in der Menschenführung erwiesen
und so übertrug man ihm - zu einem Zeitpunkt als sich das Ende des Krieges
bereits abzeichnete - am 11. Oktober 1918 das Kommando über sämtliche
österreichisch-ungarischen Fliegerverbände an der Isonzofront. Knapp
1 Monat später, am 11. November 1918 war der Krieg offiziell vorbei.
Brumowskis letzte Einsatz-
maschine war diese Albatros D.III 153.209. Hier eine Aufnahme aus Juni 1918.
© Air Aces of the AH. Empire
Kriegsende & Nachkriegszeit
In den Zeiten der Wirtschaftskrise und der Hungersnot in Europa nach dem Ersten Weltkrieg zog Brumowski zunächst zu seiner Schwiegermutter nach Transsilvanien und versuchte sich dort in der Landwirtschaft. Doch er war Flieger, kein Bauer und sprach darüber hinaus kein Ungarisch - das Unterfangen scheiterte.
Er übersiedelte um 1930 herum zurück nach Wien und trat wieder in
die Dienste der Armee. Während des Bürgerkrieges 1934 hatte er die
zweifelhafte Ehre, den einzigen Luftangriff des Bundesheeres auf den Wiener
Goethe Hof fliegen zu müssen. Ein Jahr später, 1935, übernahm
er gemeinsam mit Hans Löw die Leitung der neu gegründeten Österreichischen
Fliegerschule in Wien Aspern.
Der bei den Kämpfen im Februar 1934 beschädigte Goethe Hof in Donaustadt
(Wien).
© Archiv Radosta
Doch das Schicksal war dem erfahrenen Flieger, der vier Kriegsjahre an vorderster
Front überlebt hatte, nicht mehr gewogen. Am 03. Juni 1936 stürzte
er im Alter von 46 Jahren bei einer Flugvorführung am Amsterdamer Flughafen
Schiphol ab und erlag noch am gleichen Tag seinen schweren Verletzungen.
Brumowskis Ehrengrab am
Wiener Zentralfriedhof.
© Patrick Radosta Die besondere Tragik an diesem Ereignis war jedoch, dass
Brumowski das Fluggerät nicht selbst gesteuert hatte. Er war an diesem
schicksalhaften Tag lediglich der Fluggast des Direktors der "Oest. Creditanstalt
- Wiener Bankverein", van Hegel, gewesen.
Sein Leichnam wurde nach Wien überführt und auf dem Wiener Zentralfriedhof
in einem Ehrengrab der Stadt Wien zur letzten Ruhe gebettet. Mit 35 bestätigten
und 8 unbestätigten Luftsiegen war Hauptmann Godwin Brumowski, Träger
des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse, des Ritterkreuzes des Leopoldordens,
der Tapferkeitsmedaille in Bronze, Silber und Gold, der Verdienstmedaille in
Bronze und Silber, sowie des Eisernen Kreuzes II. Klasse, der erfolgreichste
österreichische Jagdflieger der k.u.k. Armee.
die Grabsteininschrift. Ungeklärt bleibt, warum hier von 40 Luftsiegen
die Rede ist. Sämtliche vorliegenden Quellen sprechen von 35 bestätigten
und acht unbestätigten Luftsiegen.
© Patrick Radosta
Interessante Links:
Österreichisches Bundesheer Einheiten Langenlebarn
1. Hubschrauberstaffel / Fliegerregiment 1 in Langenlebarn
Kiowastaffel stationiert in Langenlebarn
Seite über den Flughafen Wien Aspern (Website des Autors)
Literatur: Sie interessieren sich für die Fliegerasse der k.u.k. Monarchie?
Dann kommen Sie an diesem Buch nicht vorbei:
Air Aces of the Austro-Hungarian Empire 1914-1918, Dr. Martin O'Connor, Flying
Machines Press, 1994, 337 Seiten
*) Flik - Fliegerkompanie