Das Fliegerass Godwin Brumowski
ein Gastbeitag von Patrick Radosta

das Fliegerass Godwin Brumowski. Der Totenkopf zierte viele seiner Maschinen - hier eine Albatros D.III im Dezember 1917.
© Air Aces of the AH. Empire
(siehe Literaturtipp)

Einleitung

Bei Tulln an der Donau liegt ein Flugplatz mit angeschlossenem Kasernengelände. Errichtet wurde er ursprünglich von der Deutschen Wehrmacht in den Jahren 1938/39. Am 07. April 1945 sprengten Waffen-SS Einheiten die Einrichtungen des Flugfeldes, welches noch am gleichen Tag von der Roten Armee eingenommen wurde.

Im Juli 1945 wurde der Fliegerhorst dann von der Roten Armee an die US-amerikanischen Besatzungstruppen übergeben und bereits 1946 nahm die Pan American World Airways den Linienverkehr zwischen New York und dem Platz, der die Bezeichnung "U.S. Air Force S

 

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tation Tulln-Vienna" trug, auf!
Nachdem Österreich seine vollständige Souveränität im Jahre 1955 wiedererlangt hatte, nahm die Fliegerdivision des neu gegründeten Österreichischen Bundesheeres den Platz und die dazugehörigen Kasernenanlagen in Besitz.

In einer feierlichen Zeremonie wurden am 30. September 1955 die amerikanische Flagge eingeholt, die österreichische gehisst und die Anlagen der Obhut der österreichischen Streitkräfte überantwortet.
Zwölf Jahre später, 1967 erhielten der Flugplatz und die dazugehörige Kasernenanlage dann den Namen "Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn-Tulln".
Gegenwärtig sind dort folgende Verbände des Bundesheeres stationiert - das Kommando Luftstreitkräfte, das Kommando Luftaufklärung, das Fliegerregiment 1, das Fliegerfernmeldebataillon, das Fliegerabwehrregiment 1 sowie die Fliegerwerft 1.
Die Kurzform des Stützpunktes, "Fliegerhorst Brumowski", hat sich seit damals bei der ortsansässigen Bevölkerung wie auch bei tausenden Soldaten und Fliegern des Bundesheeres eingeprägt.
Weniger bekannt ist jedoch die Geschichte, der Lebenslauf, des Namenspatrons der Kaserne und des Flugfeldes. Wer oder was war "Brumowski" überhaupt? Der Verfasser dieses Berichtes hat sich für Sie auf Spurensuche begeben …

  
der Flieger


Godwin Brumowski. Das
Monokel war übrigens keine
"Modemacke", sondern
notwendige Seehilfe.
Godwin Brumowski erblickte am 26. Juli 1889 in Wadowitz, im damals zur k.u.k. Monarchie gehörenden Galizien das Licht der Welt. Der im heutigen Polen gelegene Ort ist übrigens auch die Geburtsstätte von Papst Johannes Paul II.

Über seine Kinder- und Jugendzeit ist nur wenig bekannt. Er wurde in eine Soldatenfamilie hineingeboren und absolvierte die technische Militärakademie Mödling, wo er am 18. August 1910 graduierte. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, diente er gerade im Artillerieregiment 29 der k.u.k. Streitkräfte. Hier erlebte er an der russischen Front die unerbittliche Härte und die Grausamkeit des Bodenkampfes und wurde mit der bronzenen und der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet
 
Im Juli 1915 wurde seinem Antrag stattgegeben und es erfolgte eine Versetzung zu den Luftstreitkräften, zur Einheit "Flik 1"*) nach Czernowitz. Dort flog er zunächst als Beobachter, hauptsächlich gemeinsam mit dem im böhmischen Chlumnitz (heute Chlumetz, Tschechische Republik) geborenen Hauptmann Otto Jindra, der im Laufe des Krieges insgesamt 9 Luftsiege erringen sollte.
Als Beobachter / Bordschütze auf der Albatros B1 erzielte er seine ersten 3 Luftsiege. Zwei russische Maschinen vom Typ "Morane P" schoss er dabei an einem Tag, dem 12. April 1916, ab. Ihren dritten Gegner, ebenfalls eine "Morane P", besiegten Brumowski und sein Flugzeugführer am 02. Mai 1916.

Luftkämpfe der damaligen Zeit genießen bis heute den Ruf einer "ritterlichen Auseinandersetzung unter Gentlemen". Mag unter den einzelnen Fliegern auch durchaus ritterliche Fairness im Kampf geherrscht haben - so ist über diese Luftkämpfe bekannt, dass ein Flieger den anderen häufig verschonte, wenn dieser beispielsweise Ladehemmung hatte -, so kann und darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Krieg - gleich in welcher Form - in jedem Fall grausam und tödlich ist.
 

Mit viel Glück überstand Brumowski seine Luftkämpfe und Unfälle. Diese Albatros D.III (153.45) wurde 1918 von Feindflugzeugen getroffen und fing Feuer, doch das Fliegerass konnte noch sicher landen.
© Archiv Tögel

 
Man muss sich auch vor Augen halten, dass die Besatzungen der Maschinen über keinerlei Schutz verfügten. Sie saßen im kalten Luftstrom des Propellers in einem filigranen Fluggerät, welches nur mit Leinwand bespannt war, die mit Leichtigkeit selbst von kleinen Kalibern durchdrungen wurde. Panzerplatten für die Besatzung im Cockpit, wie im Zweiten Weltkrieg bereits üblich, gab es nicht. Und selbst, wenn Flieger den Beschuss an sich überlebten, war das Flugzeug durch zerschossene Steuerseile und/oder weggeschossene Flächen, Leitwerke und dergleichen oftmals nicht mehr steuerbar.

Die Flieger trugen keine Fallschirme, da diese einerseits zum damaligen Zeitpunkt technisch noch nicht ausgereift und daher unzuverlässig waren, andererseits lehnten viele Flugzeugführer sie auch deswegen ab, weil das Tragen von Fallschirmen ihrem Ideal von Ritterlichkeit widersprach. Einzig die Besatzungen von Beachtungsballonen trugen für gewöhnlich Fallschirme, da sie den Angriffen der Flugzeuge schutzlos ausgeliefert waren. Und so traten viele Piloten in ihren zusammengeschossenen Maschinen - ohne Aussicht auf Rettung durch einen Fallschirmabsprung - den langen Weg in die Tiefe an, der nur ein schreckliches Ende kannte …
 

Brumowski in der Hansa-Brandenburg D.I (KD) 65.53 im Dezember 1916.
© Archiv Tögel

 
Obwohl Brumowski zwischenzeitlich - seit dem 03. Juli 1916 - selbst als Flugzeugführer flog, sollte es noch etliche Monate, bis zum 03. Dezember 1916, dauern, ehe er seinen nächsten Luftsieg, als Angehöriger der "Flik 12" erringen konnte. An diesem Tag bezwang er am Steuer seiner einsitzigen Hansa-Brandenburg D1 - dieser Typ war übrigens eine der frühen Konstruktionen von Ernst Heinkel - einen italienischen Bomber Caproni CA1.
Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, welche Erfolge der ehrgeizige Offizier noch erzielen würde.

Nachdem er ab März 1917 einige Zeit der der deutschen "Jasta 24" zugebracht und deren Taktiken studiert hatte, übernahm Godwin Brumowski das Kommando über die "Flik 41J", die erste wirkliche österreichisch-ungarische Jagdstaffel.
 


Albatros D.III (Oef),
Nr. 153.06, Flik 41J, in Sesana, August 1917. Mit dieser Maschine erreichte Brumowski den ersten Abschuss mit einem Albatros-Flugzeug.
© Air Aces of the AH. Empire

 
Bis zum 28. August 1917 schoss er 17 weitere Gegner bestätigt und 8 unbestätigt ab. Bis auf zwei Feindmaschinen, die er auf dem neuen Muster Albatros D III (dieser Typ wurde u.a. auch von Manfred von Richthofen, dem legendären "Roten Baron" geflogen) bezwang, war Brumowski bei all diesen Einsätzen die Brandenburg D1 bzw. C1 geflogen.
Im Oktober 1917 ließ er seine Albatros D III - mittlerweile flog er ausschließlich auf dem neuen Muster - rot anstreichen und unterhalb des Cockpits einen weißen Totenkopf auf schwarzem Grund anbringen. Manfred von Richthofen, den er während seiner Zeit bei der "Jasta 24" kennen gelernt hatte, war sein großes Vorbild. Wohl aus diesem Grund hatte er sich für die Farbe Rot bei der Bemalung seiner Maschine entschieden.
Tatsache ist jedenfalls, dass Brumowski und seine Männer, ebenso wie das Geschwader von Richthofen, fortan schon von weitem zu erkennen waren und bei den gegnerischen Verbänden dadurch für Angst und Schrecken sorgten.
 


Albatros D.III (Oef),
Nr. 153.45, Flik 41J, in Torresella, November 1917. Mit dieser Maschine errang Brumowski acht seiner Siege. Es war sein erstes rotes Flugzeug - und vermutlich auch sein liebstes.
© Air Aces of the AH. Empire

 
Zwischen dem 09. Oktober 1917 und Juni 1918 schoss Hauptmann Brumowski mit seiner Albatros D III insgesamt 14 gegnerische Luftfahrzeuge, darunter 5 (Beobachungs-) Ballone, ab. Sein letzter Luftsieg war der Abschuss einer italienischen Ansaldo SVA5 am 19. Juni 1918. Seinen letzten Feindflug, den 439., absolvierte er 4 Tage später, am 23. Juni.

Im bisherigen Verlauf des Krieges hatte sich Godwin Brumowski, der mit seinen fast 30 Jahren um rund 10 Jahre älter als die meisten seiner Piloten war, als außergewöhnlich fähig in der Menschenführung erwiesen und so übertrug man ihm - zu einem Zeitpunkt als sich das Ende des Krieges bereits abzeichnete - am 11. Oktober 1918 das Kommando über sämtliche österreichisch-ungarischen Fliegerverbände an der Isonzofront. Knapp 1 Monat später, am 11. November 1918 war der Krieg offiziell vorbei.
 


Brumowskis letzte Einsatz-
maschine war diese Albatros D.III 153.209. Hier eine Aufnahme aus Juni 1918.
© Air Aces of the AH. Empire

Kriegsende & Nachkriegszeit

In den Zeiten der Wirtschaftskrise und der Hungersnot in Europa nach dem Ersten Weltkrieg zog Brumowski zunächst zu seiner Schwiegermutter nach Transsilvanien und versuchte sich dort in der Landwirtschaft. Doch er war Flieger, kein Bauer und sprach darüber hinaus kein Ungarisch - das Unterfangen scheiterte.

Er übersiedelte um 1930 herum zurück nach Wien und trat wieder in die Dienste der Armee. Während des Bürgerkrieges 1934 hatte er die zweifelhafte Ehre, den einzigen Luftangriff des Bundesheeres auf den Wiener Goethe Hof fliegen zu müssen. Ein Jahr später, 1935, übernahm er gemeinsam mit Hans Löw die Leitung der neu gegründeten Österreichischen Fliegerschule in Wien Aspern.
 

Der bei den Kämpfen im Februar 1934 beschädigte Goethe Hof in Donaustadt (Wien).
© Archiv Radosta
 
Doch das Schicksal war dem erfahrenen Flieger, der vier Kriegsjahre an vorderster Front überlebt hatte, nicht mehr gewogen. Am 03. Juni 1936 stürzte er im Alter von 46 Jahren bei einer Flugvorführung am Amsterdamer Flughafen Schiphol ab und erlag noch am gleichen Tag seinen schweren Verletzungen.
 


Brumowskis Ehrengrab am
Wiener Zentralfriedhof.
© Patrick Radosta
Die besondere Tragik an diesem Ereignis war jedoch, dass Brumowski das Fluggerät nicht selbst gesteuert hatte. Er war an diesem schicksalhaften Tag lediglich der Fluggast des Direktors der "Oest. Creditanstalt - Wiener Bankverein", van Hegel, gewesen.

Sein Leichnam wurde nach Wien überführt und auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Wien zur letzten Ruhe gebettet. Mit 35 bestätigten und 8 unbestätigten Luftsiegen war Hauptmann Godwin Brumowski, Träger des Ordens der Eisernen Krone 3. Klasse, des Ritterkreuzes des Leopoldordens, der Tapferkeitsmedaille in Bronze, Silber und Gold, der Verdienstmedaille in Bronze und Silber, sowie des Eisernen Kreuzes II. Klasse, der erfolgreichste österreichische Jagdflieger der k.u.k. Armee.
 
die Grabsteininschrift. Ungeklärt bleibt, warum hier von 40 Luftsiegen die Rede ist. Sämtliche vorliegenden Quellen sprechen von 35 bestätigten und acht unbestätigten Luftsiegen.
© Patrick Radosta
 
Interessante Links:
Österreichisches Bundesheer Einheiten Langenlebarn 
1. Hubschrauberstaffel / Fliegerregiment 1 in Langenlebarn 
Kiowastaffel stationiert in Langenlebarn 
Seite über den Flughafen Wien Aspern (Website des Autors)

Literatur: Sie interessieren sich für die Fliegerasse der k.u.k. Monarchie? Dann kommen Sie an diesem Buch nicht vorbei:
Air Aces of the Austro-Hungarian Empire 1914-1918, Dr. Martin O'Connor, Flying Machines Press, 1994, 337 Seiten
 
*) Flik - Fliegerkompanie
 
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