die Flagge am Eingang der Dabsch-Kaserne.
Am 16. Juni 2004 hatten wir Gelegenheit, die ABC-Abwehrschule des Österreichischen
Bundesheeres in der Dabsch-Kaserne (Korneuburg, NÖ) zu besuchen. Die Schule
ist gleichzeitig das Kommando der ABC-Abwehrtruppe in Österreich.
Da diese Waffengattung weder durch Überschall-Flugzeuge noch durch schwere
Waffen beeindruckt, geht sie in der Berichterstattung über das Bundesheeres
oft ein wenig unter. Das wollen wir mit diesem Bericht ändern, denn es
gibt viel Beeindruckendes bei der ABC-Abwehrtruppe zu entdecken.
Brigadier Norbert Fürstenhofer, ABC-Abwehrchef und SKdt der ABC-Abwehrschule,
hat sich viel Zeit genommen, uns in die Welt der ABC-Abwehr einzuführen.
Unterstützt wurde er von seinem fachkundigen Team, das weitere Vorträge
hielt und uns durch die vier vorbereiteten Stationen auf dem Kasernengelände
führte.
Herzlichen Dank für den interessanten Einblick!
vorne: Logo der ABC-Abwehrschule / hinten: Abzeichen der AFDRU
Einführung
Unter ABC-Bedrohung versteht man die Bedrohung durch atomare (u. radiologische),
biologische und chemische Gefahren.
Und diese Bedrohung hat viele Gesichter: Waffengebrauch (z.B. Nuklearsprengköpfe),
Seuchen (z.B. Maul- und Klauenseuche), Terroranschläge (z.B. Anthrax-Briefe)
und Unfälle (z.B. Brand in Chemiefabrik) lösen Einsätze der ABC-Abwehrtruppe
aus.
Sie ist für das Aufspüren, Markieren, Melden und, wenn möglich,
Beseitigen einer Kontamination verantwortlich. Außerdem gehört die
Rettung und Bergung von Menschen, Tieren oder Sachgütern und die Trinkwasseraufbereitung
zu ihren Aufgaben.
Wussten Sie, dass seit 2001 etwa 450mal Anthrax-Alarm gegeben wurde?
Den letzten am Vortag unseres Besuches!
Die ABC-Abwehrtruppe hat sich im In- und Ausland bei Unfällen und Katastrophen
einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Beispiele hierfür sind der Hochwassereinsatz
2002, der Einsatz im Tauerntunnel 1999, der Erdbebeneinsatz in der Türkei
1999 oder der Einsatz zur Trinkwasseraufbereitung in Mosambik 2000.
Sicherlich sind Ihnen die mit Anthrax-Pulver verseuchten Briefe in Erinnerung,
die 2001 in Österreich Angst und Schrecken verbreiteten.
Anthrax-Alarmeinsätze gibt es noch heute. Bisher wurden 450 Einsätze
absolviert. Glücklicherweise handelte es sich seit dem Brief an die US
Botschaft ausschließlich um falschen Alarm. Damals mussten Teile der Botschaft
dekontaminiert werden.
Kaum verwunderlich, dass die ABC-Abwehrtruppe im Gegesatz zu anderen Truppengattungen
nicht umstritten ist und kürzlich sogar zur Blaulichtorganisation wurde.
die AFDRU.
Die ABC-Abwehrschule ist auch für die Aufstellung und Formierung der AFDRU
zuständig. Die "Austrian Forces Disaster Relief Unit" bildet
das Katastrophenhilfeelement der VOREIN. Dafür hält sie einen Pool
freiwilliger und hochqualifizierter Katastrophenhelfer des Bundes-heeres (auch
aus der Miliz) aufrecht, der schnell auf Katastrophen in der ganzen Welt reagieren
kann. Die AFDRU ist außerdem für den Einsatz vor Ort und die sichere
Heimkehr der Helfer verantwortlich.
Als Beispiel sei hier der Erdbebeneinsatz von Bam genannt: Innerhalb von 10
Stunden versammelten sich 120 Mann aus ganz Österreich in Korneuburg -
und dass am Abend des Stefanitags (26.12.2003).
Mit 45 Tonnen Material flogen sie kurz darauf in den Iran.
Im Rekordjahr 1999 gab es gleich fünf Einsätze der AFDRU.
"Call the Austrians!" - dieser in und um Europa oft zu vernehmende Ruf ist zu einer Art Gütesiegel der AFDRU geworden und steht für die Wertschätzung, die man der mittlerweile sehr erfahrenen Einheit entgegenbringt.
Wussten Sie, dass es in Österreich ein flächendeckendes Netzwerk mit
Sensoren gibt, die im Fall einer radiokativen Anomalie sofort ausschlagen?
eine ABC-Abwehrkompanie.
Die ABC-Abwehrtruppe ist im Frieden in drei ABC-Abwehrkompanien, sechs territoriale
ABC-Abwehrzüge in den jeweiligen Bundesländern und fünf Luftfahrzeugrettungszüge
(auf den Fliegerhorsten) gegliedert. Die ABC-Abwehrkompanie/Wien ist in die
ABC- Abwehrschule eingegliedert, welche auch die zentrale Ausbildungsstätte
für das ABC-Fachpersonal ist.
Im folgenden Abschnitt stellen wir Ihnen die Züge einer ABC-Abwehrkompanie
mit einen Teil Ihrer Ausrüstung vor. Auf diese Weise lässt sich gut
das Leistungsspektrum der Truppe darstellen.
Eine ABC-Abwehrkompanie besteht neben der Kommando und Versorgungsgruppe aus
vier Zügen.
I. ABCAbwZg: zuständig für das Spüren, Markieren, Melden und
Auswerten von Kontamination
II. ABCAbwZg: zuständig für das Entstrahlen, Entseuchen und Entgiften
von Personen, Geräten, Gebäuden und Geländeteilen.
(III. ABCAbwZg: nur im Falle einer Mobilmachung! - wie II. Zg)
IV. ABCAbwZg: zuständig für die Rettung und Bergung von Menschen,
Tieren und Sachgütern aus Vertrümmerungen und die Brandbe-kämpfung
V. ABCAbwZg: zuständig für die Trinkwasseraufbereitung
Derzeit besteht eine ABCAbw-Kompanie aus 150 Mann. Alle 2 bis 3 Monate steht
eine andere Kompanie für Einsätze im Inland bereit (inkl. der Grundwehrdiener!).
Im Falle einer Mobilmachung wächst die Einheit auf 300 Mann. In Zukunft
soll es mehr Kompanien mit weniger Personal pro Einheit geben.
der Spür-Zug - das Aufklärungselement.
der Puch G 300 ist das Einsatzfahrzeug der Spürtrupps. Er ist mit Geräten
zur Detektion, Meldung, zur Markierung von ABC-Gefahrenstoffen sowie zur Probenahme
und zur meterologischen Messung ausgerüstet.
Das Fahrzeug ist - wie bald alle Fahrzeuge der ABC-Abwehrtruppe - mit Blaulicht
und Folge-tonhorn ausgerüstet.
Gut zu erkennen auch die große Antenne des digitalen Kurzwellen-Funkgeräts.
die ABC Schutzausrüstung des Bundeheeres:
Links ist der Fluchtanzug mit der ABC-Schutzmaske zu sehen. Beides trägt jeder Soldat im Rahmen des Individualschutzes mit sich.
Rechts der schwere Schutzanzug 90 mit Schutzmaske und säurefesten Stiefeln.
Dieser Anzug ist der ABC-Abwehrtruppe vorbehalten und ermöglicht das längere
Verbleiben in einem kontaminierten Gebiet. Bei Bedarf können auch Atemluftflaschen
verwendet werden (kleines Bild weiter unten).
Der Individualschutz für alle Soldaten des Bundesheeres ist im internationalen
Vergleich umfangreich.
Unter der ABC-Schutzmaske liegt eingerollt der Fluchtanzug.
Links daneben die Tasche mit der ABC-Schutzausrüstung. Darin enthalten
sind z.B. Atropin-Injektoren, Trinkwasserauf-bereitungstabletten, Möglichkeiten
zur ABC-sicheren Wund-versorgung, Dekonta-minationmittel usw.
ein Teil der Ausrüstung eines Spürtrupps.
Links ein Strahlungs-detektor, der in großer Entfernung abgestellt werden kann und bei erhöter Strahlung Alarm schlägt.
Rechts daneben ein störungsresistentes und abhörsicheres digitales Kurzwellen-Funkgerät mit extrem großer Reichweite.
Außerdem ist ein kleiner Windsensor zu erkennen. Der Wind spielt bei
ABC-Abwehr-einsätzen fast immer eine wichtige Rolle.
die Spürtrupps haben für den Eigenbedarf bzw. als Sofortmaß-
nahme auch ein kleines Dekontaminationsgerät im Fahrzeug.
© ÖBH
mit dem E-CAM Spürgerät werden chemische Bedrohung-en "erschnüffelt"
Das Atomspürgerät 90 ist eine Eigen-entwicklung (mit dem Forschungszentrum
Seibersdorf).
Mit diesem leicht zu bedienenden Gerät kann bereits die allgegenwärtige
natürliche Strahlung gemessen werden.
Auf diesem Bild sind auch das Verbindungs-kabel und zwei verschiedene Sonden
zu sehen.
das "Bügeleisen" ist die Luftmesssonde für das Atomspürgerät.
Damit kann man auch aus Hubschraubern oder Flugzeugen Strahlung messen.
Mit dem Gerät in der Box im Hintergrund kann das Spürgerät zurückgestellt
werden.
das Atomspürgerät 90 im Übungseinsatz.
Das Spüren, Markieren und Melden von Kontaminationen muss von den Spürtrupps
perfekt beherrscht werden. Da diese Soldaten gerade vom Grenzeinsatz zurückge-kommen
sind, muss ihr Wissen wieder aufgefrischt werden.
die Grundwehrdiener der ABC-Abwehrtruppe sind top motiviert, denn sie werden
über 2 bis 3 Monate bei Bedarf für Einsätze im Inland herangezogen
- etwa im Fall eines Chemieunfalls oder eines Anthrax-Alarms.
nach dem 1. Irakkrieg halfen Österreicher im Rahmen der UN bei der Vernichtung
von chemischen Waffen.
Dabei kam es zu einem Unfall: Beim Aufbohren einer Granate wurde ein Spezialist
des Amts für Wehrtechnik mit dem Nervenkampfstoff Sarin bespritzt. Nach
einer kurzen Pause bohrte er munter weiter - dem Schutzanzug schwer sei Dank.
Wussten Sie, dass selbst die Rekruten der ABC-Abwehrschule einmal
im Jahr in Vyskov (CZ) mit echten Kampfstoffen trainieren?
Das schafft Vertrauen in die Ausrüstung!
der Deko-Zug
© ÖBH
So sieht ein Platz zur Dekontamination der Gerätschaft aus.
der geländegängige LKW von ÖAF transportiert die gesamte Ausrüstung
zur Dekontamination von Gerät - von der persönlichen Ausrüstung
und Waffen, über Fahrzeuge bis hin zu Flugzeugen.
4 Großfahrzeuge, 8 Kleinfahrzeuge oder 2000 m² befestigtes Gelände
können pro Stunde von einem Fahrzeug dekontaminiert werden.
2500 Liter Wasser und ein einsatzspezifischer Mix aus Dekonta-
minationsmitteln werden in einem solchen Fahrzeug mitgeführt.
Diese Dekomittel werden beim Versprühen mittels Injektorwirkung dem
Wasser beigemengt.
Die Dekomittel stammen noch von der Fa. Kärcher. Beispiele:
- RM ( Reinigungsmittel) 21 für Personen im ABC Fall
- RM 35 Desinfektionsmittel B Fall ( nicht gegen Viren und Sporen)
- RM 54 Enstrahlungsmittel mit Komplexbildner A Fall Waffen und Gerät
- RM 59 Saures Schaumreinigungsmittel zur Eigenreinigung nach der
Erzeugung der C- Emulsion
- DETOX 90 C- Emulsion Calciumhypochlorit ( C8 ) + Xylol +
Elektrolytsalzgemisch
Die Dekomittel werden vor der Verwendung vor Ort aus den diversen
Kärcher Modulen zusammengemischt.
die Dekontamination von Personen erfolgt in einem Parcours aus "Duschzelten".
42 Personen können pro Stunde und Fahrzeug dekontaminiert werden.
Wieder stellt ein glLKW, in diesem Fall das Personendekonta-minationsfahrzeug,
die gesamte, für den Deko-Vorgang benötigte Infrastruktur, zur Verfügung.
ein interessantes Übungsobjekt für die Deko-Ausbildung.
Ein Kanonenjagd-panzer 90mm der deutschen Bundes-wehr. Nach Ausbau des Geschützes
wurde er zum Beobachtungs-panzer.
1998 überlies die Bundeswehr Österreich 30 Stück als Ersatz-teillager
für den Jaguar und als Hartziel für Übungen.
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