Truppendienst, H 5 (1988), p. 542-544 hat geschrieben:Österreich:
Kampfschützenpanzer 90
Mehr als 20 Jahre nach der Entwicklung der Grundkonzeption der Schützenpanzer der 4K-Baureihe durch die Steyr-Daimler-Puch AG zeigt sich, daß nunmehr eine sinnvolle Weiterentwicklung nicht mehr zielführend ist. Die Anforderungen des Kriegsbildes der neunziger Jahre führen zwangsläufig zur Forderung nach erhöhtem Panzerschutz, verstärkter Bewaffnung und verbesserter Beweglichkeit.
Auf dieser Basis entwickelte die Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge Ges.m.b.H., unter Berücksichtigung des militärischen Pflichtenheftes des österreichischen Bundesheeres, den neuen Kampfschützenpanzer 90. Damit könnte ab dem kommenden Jahrzehnt den Panzergrenadieren ein Kampffahrzeug zur Verfügung stehen, das internationalen Standard hat und ausländischen Entwicklungen zumindest gleichwertig ist.
Fahrgestell
Gegenüber ausländischen Fabrikaten besticht vor allem die glatte Linie des Panzerkastens. Aus ballistischen Gründen wurde auf vertikale Flächen, Erker und sonstige Geschoßfangstellen verzichtet. In Verbindung mit einer Verstärkung der Platten der geschweißten Wanne konnte solcherart der Panzerschutz erheblich verstärkt werden. Der Frontbereich, 12° beiderseits der Längsachse und gegenüber einer Neigung der Flugbahn zwischen -8° und +8°, ist gegen Treibkäfiggeschosse bis zu einem Kaliber von 30 mm ab einer Entfernung von 1 000 m geschützt. der Rest der Wanne bietet gegenüber 7,62-mm-Geschossen ab einer Entfernung von 30 m und gegen Granatsplitter Schutz.
Die prinzipielle Raumaufteilung der 4K-Serie wurde hingegen beibehalten. Das Triebwerk samt Getriebe ist in der rechten vorderen Fahrzeughälfte angeordnet. Der Platz für den Fahrer befindet sich links vorne. Der Kampfraum bietet einer Schützengruppe von acht Mann Platz. Je zwei Kugellafetten mit Winkelspiegel in jeder Seitenwand ermöglichen den Einsatz von vier Handfeuerwaffen unter vollem Panzerschutz.
Das Auf- und Absitzen erfolgt über eine zweiflügelige Tür im Heck. Zusätzlich sind zwei Luken und eine Beobachtungskuppel über dem Kampfraum und eine Luke für den Fahrer vorhanden.
Bewaffnung
Exzentrisch zur Fahrzeugachse ist hinter dem Motorraum ein Zweimann-Turm aufgesetzt. Es handelt sich dabei um eine Steyr-Daimler-Puch-Eigenkonstruktion mit elektrohydraulischem Antrieb.
Vorgesehen ist der Einbau einer 30-mm-Maschinenkanone, wobei die Wahl des Modells dem jeweiligen Kunden offen steht. Vorzugsweise ist jedoch an den Einbau der 30-mm-Maschinenkanone Mauser Modell F gedacht. Sie verfeuert 30 mm x 173 - Munition mit einer maximalen Feuergeschwindigkeit von 800 Schuß in der Minute. Eine Doppelgurtzuführung ermöglicht die Wahl zwischen zwei Munitionsarten.
Die Treibspiegelmunition weist eine Anfangsgeschwindigkeit von 1 250 m/s auf und kann bei senkrechtem Auftreffen auf eine Entfernung von 1 000 m Panzerungen bis 58 mm Stärke durchschlagen.
Der Munitionsvorrat im Turm umfaßt 200 Schuß. Es sind Magazinefür 50 oder 150 Schuß vorgesehen, wobei sich die Verteilung der Munitionsarten nach dem jeweiligen Einsatz des Fahrzeuges richtet. Der bis zu +50° reichende Höhenrichtbereich ermöglicht auch den Einsatz gegen Luftziele, insbesondere gegen Hubschrauber.
Zusätzlich ist ein koaxiales Maschinengewehr vorgesehen. Für Österreich handelt es sich dabei um das Maschinengewehr 74, für Exportzwecke sind jedoch auch andere Modelle mit einem Kaliber von 7,5 oder 7,62 mm möglich.
Die Nebelwurfanlage besteht aus drei Werferrohren an jeder Turmseite. Beim Prototyp soll das System Urbach/Dynamit Nobel NG69 Verwendung finden, der Ersatz durch ähnliche andere Systeme ist aber möglich.
Antrieb und Laufwerk
Als Triebwerk ist der Steyr-Daimler-Puch Sechszylinder-Reihenmotor WD 618.79 vorgesehen. Es handelt sich dabei um einen Viertakt-Dieselmotor mit Direkteinspritzung, Aufladung und Ladeluftkühlung. Bei einem Hubraum von 11 596 cm³ leistet er maximal 330 kW (450 PS).
Der Motor, das Schalt-, Wende- und Lenkgetriebe sowie Kühler, Ladeluftkühler, Getriebeölwärmetauscher und Ausgleichsbehälter sind zu einem Triebwerksblock zusammengefaßt.
Vom Motor geht der Kraftfluß zum HSWL 106-Schalt-, Wende- und Lenkgetriebe. Es handelt sich dabei um ein Automatgetriebe mit Drehmomentwandler und Überbrückungskupplung. Es stehen sechs Vorwärtsgänge und drei Rückwärtsgänge zur Verfügung.
Das Lenkgetriebe ist ein hydrostatisches Überlagerungslenkgetriebe mit stufenlos regelbarer Axialkolbenpumpe und Axialkolbenmotor.
Die fünf Laufrollen jeder Fahrzeugseite sind an Schwingarmen gelagert, die ihrerseits eine Drehstabfederung aufweisen. Die erste und letzte Laufrolle besitzen zusätzlich Stoßdämpfer und hydraulische Anschlagpuffer, die drei mittleren Laufrollen nur mechanische Anschläge. Das Antriebsrad liegt im Bug, das Leitrad mit der Kettenspannvorrichtung und dem automatischen Ausgleich des Kettenzuges im Heck. Dazu kommen noch drei Stützrollen.
Die Kette ist als Verbinderkette mit in Gummi gelagerten Kettenbolzen und auswechselbaren Gummipolster ausgelegt. Im Winterbetrieb können die Gummiaufpolster gegen Schneegreifer ausgetauscht werden.
Fahrleistungen
Die Fahrleistungen entsprechen den üblichen internationalen Maßstäben. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 70,3 km/h vorwärts und 23,4 km/h rückwärts.
Der Treibstoffvorrat von 450 l ist in zwei Behältern unter dem Turmkorb untergebracht. Er ermöglicht einen Fahrbereich von 500 km auf ebener Straße bei einer mittleren Geschwindigkeit von 50 km/h.
Auf Tauchfähigkeit, Tiefwatfähigkeit oder amphibische Eigenschaften wurde bewußt verzichtet. Diese Möglichkeiten sind im allgemeinen nur bei stehenden Gewässern oder Flüssen mit geringer Strömungsgeschwindigkeit praktisch verwertbar. Eine Wattiefe von 1,2 m ist für österreichische Verhältnisse voll ausreichend.
Technische Daten
- Gefechtsmasse ... 18 800 kg
- Kettenauflage ... 3 500 mm
- Motorleistung ... 330 kW (450 PS)
- Leistungsverhältnis ... 17,6 kW/t (23,9 PS/t)
- Höchstgeschwindigkeit vorwärts ... 70,3 km/h
- Fahrbereich auf Straße ... 500 km
- Grabenüberschreitfähigkeit ... 2 300 mm
- Querneigungsvermögen ... 40%
- Kletterfähigkeit ... 800 mm
- Bewaffnung ... MK 30 mm Mauser Modell F
- Anfangsgeschwindigkeit
- Treibkäfiggeschoß ... 1 250 m/s
- Feuergeschwindigkeit ... 800 S/min
- Munitionsvorrat ... 200 Schuß
- Höhenrichtbereich ... -10° bis + 50°
koaxiales Maschinengewehr ... 7,62 mm MG 74
- Munitionsvorrat ... 600 Schuß
Nebelwurfanlage ...2 x 3 Rohre
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