Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: Mo 7. Feb 2022, 16:22MZP Rad L lässt sich aus dem Grundlagenbericht Zukunft der Bodentruppen ableiten (S. 107): Mehrzweckplattform Rad leicht (Geschütztes Radfahrzeug, Geschütztes Mannschaftstransportfahrzeug, Spezialfahrzeug). Die Beschaffung dieses Fahrzeugs wurde von 2024 auf 2026 verschoben und die Truppenversuche finden nun nicht 2022, sondern erst 2023 statt.
Für die "Mehrzweckplattform Rad leicht" ist vorerst die Beschaffung von zwei Tranchen in den Rüstungsprogrammen 2025 und 2026 geplant. Auch das neue Artilleriesystem wird auf die Rüstungsprogramme 2026 und 2027 aufgeteilt:

Einführungsplanung
25.08.2022

https://www.vtg.admin.ch/content/vtg-in ... -11_LF.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »



Und bei uns hat letztes Jahr ein vernichtender Rechnungshofbericht über die Einsatzfähigkeit eines der drei Pionierbataillone weder politisches, noch mediales Echo hervorgerufen. Für keines der Anfang 2021 für den Bereich der mechanisierten Truppen angekündigten Projekte scheint es eine Finanzierung zu geben - nicht einmal für magere vier Pionierpanzer.
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

Integriertes Artillerie Führungs- und Feuerleitsystem 97 (INTAFF 97)

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Mit der Technologieanpassung INTAFF 97 (INTAFF TA) wurde das etablierte INTAFF 97 modernisiert, wobei Bewährtes beibehalten und erkannte Schwachstellen konsequent ausgemerzt wurden. So bleibt sichergestellt, dass die Artillerie in den kommenden Jahren - unabhängig von einem bestimmten Geschütz - als Fachsystem im Bereich C4I weiter funktionieren kann.
Um die Effektivität des Gesamtsystems INTAFF 97 weiterhin sicherzustellen, wurde die Gesamtheit der INTAFF Hardwarekomponenten (Rechner, Netzwerkkomponenten und Kommunikation) an die heutige Technologie angepasst. Die Integration in die verschiedenen Typen von Fahrzeugen/Container, in das neue Führungsanlagensortiment, in der Referenzanlage Komp Zen FFS, in den Ausbildungsanlagen in Bière und Thun sowie in den Simulationsumgebungen (SAPH, ELSA Skdt und ELTAM), ist erfolgt.

Bei der Software wurde das Betriebssystem erneuert und Anpassungen aufgrund der neuen Hardwarekomponenten vorgenommen. Zudem wurden die durch die Weiterentwicklung der Armee notwendigen artillerietechnischen Veränderungen nachvollzogen und das «Maintenance-Tool» sowie das «Interaktive Diagnose Tool» zugunsten der Instandhaltung aktualisiert.

Das Projekt INTAFF TA startete im Jahr 2014. Die Einführung des modernisierten INTAFF begann im Jahr 2019 und dauerte bis Mitte 2021. Die erneuerte Hard- und Software sind heute bei allen Artillerie Abteilungen erfolgreich im Einsatz.
https://www.ar.admin.ch/de/dokumente-un ... ntaff.html


Rocky RK12

https://www.roda-computer.de/produkte/n ... ocky/rk12/
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

Militärübung mit 5000 Armeeangehörigen im Mittelland
Dabei trainiert sie mit der Mechanisierten Brigade 11 das Zusammenwirken der verschiedenen Truppenelemente im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Bodentruppen.

Rund 5000 Angehörige der Armee beziehen am 22. November 2022 einen Bereitschaftsraum, der sich über die Kantone Bern, Solothurn, Aargau, Luzern und Zürich erstreckt. Die Übungsanlage von «PILUM 22» sieht vor, dass die Verbände Standardverfahren einüben und Einsätze gegen bewaffnete Gruppen trainieren.

Beübt werden vier mechanisierte Bataillone, dazu ein Logistikbataillon sowie eine Gebirgsinfanteriekompanie. Zur Durchführung der Übung und der Darstellung des Gegners werden weitere Verbände an «PILUM 22» beteiligt sein, unter anderem eine auf die elektronische Kriegsführung spezialisierte Abteilung und ein Detachement des Kommandos Spezialkräfte.

Erste grosse Militärübung seit 1989

Die Planung für «PILUM 22» dauerte zwei Jahre. Die letzte vergleichbare Übung wurde im Jahre 1989 durchgeführt.

Mit der Verbandsübung «PILUM 22» wird die Armee das Zusammenwirken der verschiedenen Elemente einer mechanisierten Brigade überprüfen. Dabei geht es um die Fähigkeit, Land und Leute in einem bewaffneten Konflikt auch am Boden zu verteidigen. Die Übung «PILUM 22» wird Erkenntnisse liefern, wo die Bodentruppen heute stehen und wie sie sich in Zukunft weiterentwickeln sollen.

«PILUM 22» wurde auf der Grundlage des Berichts «Zukunft der Bodentruppen» konzipiert, den der Bundesrat im Mai 2019 verabschiedet hatte.
https://www.vbs.admin.ch/de/aktuell/med ... 91754.html
Zuletzt geändert von theoderich am Mi 4. Jan 2023, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.
m.ileduets
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von m.ileduets »

Das Pilum 22 Manöver hat mittlerweile begonnen.
Hier Links zu Medienbeiträgen, welche die Übung mehr im Detail erklären. Auch sind die Reaktionen der Leserbriefschreiber interessant. So überrascht es, dass sogar auf Watson, welches als eher "linkes" Portal gilt, die Reaktionen mehrheitlich postitiv ausfallen.

Obwohl an diesem Manöver bereits mehr als 2 Jahre geplant wird und es so nicht direkt durch den Ukrainekrieg initiiert wurde, hat es durch den Konflikt natürlich stark an Aktualität und Bedeutung gewonnen. Der Zeitpunkt ist also (zufällig oder in weiser Voraussicht) gut gewählt worden. Es stimmt aber wohl nicht, dass es wirklich das grösste Manöver seit 1989 war: In den Nullerjahren gab es offenbar Übungen mit mehr als 8'000 Beteiligten.
Auch bei den jährlichen WEFs kommen bis zu 5'000 Armeeangehörige (plus Polizei und andere zivilen Dienste) zum Einsatz.

Bericht mit Beiträgen des Schweizer Fernsehens:
https://www.srf.ch/news/schweiz/grosses ... en-muessen

Watson Artikel mit Leserbriefen:
https://www.watson.ch/schweiz/armee/675 ... -30-jahren
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

Die Armee rüstet die Bodentruppen für die Zukunft

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Für die Weiterentwicklung der Bodentruppen ist keine Sonderfinanzierung vorgesehen. Der Bundesrat hat entschieden, die nötigen Investitionen von 5,5 bis 6 Milliarden Franken über das Armeebudget zu decken. Zudem beabsichtigt der Bundesrat, die Bodentruppen in den kommenden Jahren gestaffelt zu erneuern. Doch hat das Heer bereits begonnen, die Weiterentwicklung der Bodentruppen umzusetzen. Es wird in den kommenden Jahren bestehende Lücken im Sensor-Nachrichten-Führung-Wirkungsverbund mit taktischen Drohnen, dem taktischen Aufklärungssystem TASYS und dem 12cm-Mörser schliessen. Zudem hat das Heer mit dem Radschützenpanzer «Piranha» bewusst eine auch für die Panzersappeure einheitliche und in der Armee bereits eingeführte Plattform gewählt, mit der sich Synergien vor allem bei der Instandhaltung nutzen lassen.
https://www.vtg.admin.ch/de/armee.detai ... uppen.html
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

Die Armee prüft auch Möglichkeiten, um ihr Einsatzspektrum zu erweitern – beispielsweise mit bewaffneten Drohnen, ferngesteuerter Präzisionsmunition (engl. loitering munition) oder Raketenartillerie. Damit werden Schlüsselziele bekämpft, Sensoren ausgeschaltet oder herannahende Verbände aufgehalten.
https://www.vbs.admin.ch/de/sicherheit/ ... nkte-armee
Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf (AEB)

[...]

Artilleriematerial

Der Einsatz von präzisem indirektem Feuer auf verschiedene Distanzen stellt hohe Anforderungen an die Aufklärung und die Feuerleitung – aber auch an den Wetterdienst. Denn die meteorologischen Bedingungen haben einen starken Einfluss auf die Flugbahnen von Artillerie- und Mörsergeschossen. Werden sie vom Wind abgetrieben, können sie ihr Ziel um mehrere hundert Meter verfehlen und Kollateralschäden verursachen. Um die aktuelle Windstärke und Temperatur im Höhenbereich der Flugbahnen zu messen und Abweichungen zu berechnen, verfügen Artillerieverbände über spezielle Wetterstellen. Ihr Hauptsystem ist ein Wetterpeiler, der seit über zwanzig Jahren im Einsatz steht und dessen Sensoren störungsanfällig geworden sind. Er soll durch ein neues Artillerie-Wettersondiersystem abgelöst werden. Dieses besteht hauptsächlich aus Ballonen, Sonden, Empfangsantennen und Messgeräten, die dank moderner Technologie das Wetterlagebild der Luftwaffe und der zivilen Wetterdienste verbessern. Gerade in der Schweiz, wo topografiebedingt viele unterschiedliche Wetterverhältnisse herrschen, ist ein zeitgemässes Wettersondiersystem unverzichtbar.
https://www.vbs.admin.ch/de/sicherheit/ ... chaffungen
Zuletzt geändert von theoderich am Fr 17. Feb 2023, 00:09, insgesamt 1-mal geändert.
muck
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von muck »

Raketenartillerie ist ein Muss für eine moderne Armee, und ich wage die Prophezeiung, dass dies zu den wenigen "Lehren" gehören wird, die aus dem Ukrainekrieg zu ziehen sind. Und ich kann es wagen, weil der Krieg in dieser Hinsicht nichts Neues gelehrt, sondern nur bestehendes Wissen bestätigt hat. Auf operativer Ebene ist sie wesentlich wichtiger als die Rohrartillerie. Sie bietet die Reichweite und den Munitionsmix, um sowohl Punktziele präzise als auch Flächenziele vernichtend zu bekämpfen, außerdem bietet sie mehr Aufwuchspotential für neue Systeme wie eben z.B. bodengestartete Loitering Munitions. Für Westeuropa ist zudem der geringere Personalaufwand interessant.
Albert
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von Albert »

Es ist bemerkenswert, dass die Schweizer Armee die Raketenartillerie prüft. Im Bericht über die Zukunft der Artillerie von 2016 hatte der Bundesrat (Regierung) Systeme für die Raketenartillerie noch ausgeschlossen.
theoderich
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Re: Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"

Beitrag von theoderich »

Bundesrat unterstützt Ausserdienststellung von 25 Kampfpanzern
Mit den aktuell betriebenen 134 Panzer 87 Leopard 2 A4 WE können die heutigen sechs Bataillone der Armee, die Kampfpanzer führen, nicht vollständig ausgerüstet werden. Um die Vollausrüstung zu erreichen, sind 168 Panzer erforderlich. Es wird daher geprüft, 34 der 96 stillgelegten Systeme für die Truppe zu reaktivieren und zu modernisieren. Zusätzlich ist vorgesehen, 12 Stück für die Ausbildung aufzubereiten und weitere rund 25 als Ersatzteil- und Baugruppenspender zu verwenden. Somit beträgt der Eigenbedarf insgesamt 71 stillgelegte Panzer 87 Leopard 2 A4.

Die Reaktivierung eines Teils dieser stillgelegten Panzer entspricht auch der Weiterentwicklung der Bodentruppen, die der Bundesrat am 15. Mai 2019 im Zusammenhang mit dem Grundlagenbericht Boden beschlossen hat. Es wurde anerkannt, dass Kampfpanzer auf absehbare Zeit weiterhin eine zentrale Rolle in der Verteidigung haben werden. Die Erkenntnisse aus dem Krieg in der Ukraine zeigen dies deutlich. Mit dem vorgesehenen Werterhaltungsprogramm ist es auch möglich, entsprechend dem Grundlagenbericht Boden und zusätzlich zwei mechanisierte Bataillone der Infanterie mit je einer mechanisierten Kompanie mit Kampfpanzern zu verstärken.
https://www.ar.admin.ch/de/home.detail. ... 95372.html

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